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Ringen
Ringen: (s. Ring, Anm.):
I. (schwachformig), tr., ref. und im Partic. = ringeln, s. d. 1; 2 und 5 (wie auch Ring Anm.), ferner z. B.: An der Kette, die sie sinnlos ihr ringten [aus Ringen bildend um sie wanden und schlossen]. Kl. Od. 2, 165; Enge Fessel, geringt | in lemnischer Esse. 66 [geschmiedet]; Die Nebel stiegen schwer aus der Tiefe auf, sie ringten und wiegten sich um die nackten Steinhäupter. Mügge Norw. 1, 155 [sie legten sich im Kreise etc.]; Und es ringte sich da ein Häuflein winziger Inseln | all um die Mutterinsel. Sonnenberg, besonders in Zsstzg., s. be-, ein-, zusammen-r., namentl. um-r. Il. tr., refl. und intr. (haben): rang (rung), ränge (rünge); gerungen:
1) tr. (vgl. I): windend drehen (niederd. wringen), z. B.: Die nasse Wäsche r., aus-r. und mit Angabe der Wirkung: Das Wasser aus der Wäsche r., heraus-r., vgl.: Wringet den Saft durch ein Tuch. Olearius Reis. 304a etc.; Jemanden die Pistole aus der Hand r. Adelung, s. aus-r. 3; Die Hände r., in Verzweiflung, z. B.: Mit gerungenen Händen. G. 15, 309; L. Samps. 2, 7; W. 9, 233; 20, 64; Hände-r–d. Cham. 4, 65; 131 etc. (vgl.: Der händer ängenden Herrin. Scherr Nem. 2, 200); Ich verstehe nun ihr ängstliches Hände-R. L. Samps. 5, 10 etc.; Er rang die bebenden Hände. Kl. M. 6, 114 etc. und in vralt. Form: Er rung mit Thränen beide Hände. Gellert 1, 184; Rung die Hände überm Kopf. Stilling 1, 146; 4, 207 etc. und mit Angabe der Wirkung (s. 2q): Er ringt die Hände wund. Cham. 3, 336; Kosegarten Rh. 1, 129; Den Bast (s. d. 7) von den Händen r. etc. Seltner (s. 2 und entgegen-r. 2): Indem er seine gerungenen Arme, wie nach ihrem Bilde ausstreckte. W. 4, 232. Ferner: Ringt nicht die Hände so! | lasst euer Herz mich r. Schlegel Haml. 3, 4 [Leave wringing of your hands . ., and let me wring your heart] etc. Selten so intr.: Die Hände, sie r.; die Arme, sie bangen. G. 10, 289, gleichsam: sie r. sich; die Gebieterin ringt sie [unwillkürlich und von selbst]. Ferner refl.: Sich wie ein Wurm r., krümmen und winden. Adelung; Vor wem ringt der Wurm sich hier im Staube? FHJacobi 5, 371.
2) (s. 1) sich gegenseitig mit| den Armen umwindend und umschlingend, den Gegner niederzuwerfen streben niederd. (w)rangen, s. Range 2, vgl. Ring- und Faustkampf und dann verallgemeint: strebend und sich mühend zur Beseitigung des Entgegenstehnden alle Kräfte anstrengen. Die Belege ordnen wir nach grammat. Beziehungen, intr. (a—o), tr. (p, g) und refl. (r, s):
a) ohne abhäng. Verhältnisse, z. B.: Umsonst umschlangen sie, umsonst umflochten sie |vergebens rangen sie, vergebens fochten sie. Rückert Rost. 100b; V. Il. 23, 733 etc.; Du hast . . | gerungen und gestrebt an deinem Morgen [in deiner Jugend]. Cham. 3, 367; Er [der neue Geist] strebt, er ringt, so strebte vor ihm Keiner. Freiligrath 2, 30; Und wie sehr die Kröte runge | und den Leib zu schwimmen zwunge. Lichtwer 150 (auch Ramler Lichtw. 131); Daß ich gerungen habe, | gerungen, wie kein Sterblicher noch rang. Sch. 250b; Als beklemmt sein muthiges Herz rang. V. Il. 18, 33; Die Seele .. sträubte sich und rung. Zachariä 2, 369 etc., s. n und o.
b) mit Angabe des Wo: In der Ringschule, auf dem Kampfplatz r.; Ein Entschluß schien in ihrer Seele zu r. Lewald W. 2, 443; Wie reizend Lieb’ und Scham auf ihren Wangen r. W. 11, 220; Es war als rängen mit gleicher Kraft und Gewandtheit [s. g] zwei verschiedene Seelen in mir. Zschokke 1, 136.
c) (selten) An Etwas r., z. B.: Daran ich auch arbeite (s. d. 1a) und ringe. Kol. 1, 29 (vergl.: Darauf arbeite ich auch hin, kämpfend. Eß); Lasset uns doch nicht an Unverständlichkeit r. Cham. 5, 126 (aus der Zeit, wo er noch mit der Sprache rang) vergeblich an-r–d daran laborierel.
d) Der allezeit ringet für euch mit Gebeten [s. g, unablässig und angestrengt betet]. Kol. 4, 12; Für das ich litt und rung. Werner Lthr. 212 etc., s. h.
e) Weicheres rang mit Hartem [s. g] und Lastendes gegen das Leichte. V. Ov. 1, 2.
f) Wie hat in unaussprechlicher Arbeit | seine Seele gerungen! Kl. M. 13, 244; Himmel und Erd’, im furchtbaren Wuthkampf r–d. Pyrker 121; Wie sehr ihr rängt in der Arbeit. Il. 8, 21.
g) Mit, zunächst zur Angabe des (persönl. od. einigermaßen personif.) Gegners, dessen Bewältigung es gilt (s. e): Da rang ein Mann mit ihm etc. 1. Mos. 32, 24; Daß auch mit Wahngebilden er gerungen. Cham. 4, 174; Er ringt fast immer mit der Sprache. Ense Denkw. 5, 250; Welch ein Lied! wenn Seufzer mit den Worten r. Haller 177; Drei Tage rungen sie mit einander. IGJacobi Jr. 8, 824; Die Herzogin ringt mit dem Tode. Sch. 404a (s. Todeskampf); Mit den Griechen auf ihrem eignen Felde, nämlich im Felde naīver Dichtung [s. b]zu r. 1207b; Die Angst ..,| mit der die Mutter rang, indem sie ihn gebar. IESchlegel 1, 432; Seine Seele rung mit Gott. Stilling 4, 35 (vgl.: 1. Mos. 32, 24 ff. und H. 9, 58, s. er-r.); Lange vielleicht noch | räng’ ich dort mit Qualen im gräßlichen Leichengewimmel [s. b]. V. Il. 5, 886; Der mit dem Tode runge. Weichmann 1, 11 etc. Ferner zur Angabe des Mittels etc.: Mit hofmännischer Kunst danach (s. h) zu r. Sch. 1046b; Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt. Uhland 381 etc., s. b-und d.
h) Nach Etwas r., mit allen Kräften streben, vergl. k: Nach Gewalt r. (Sir. 7, 4); Nach dem Verderben (Weish. 1, 12), nach Unglück (Spr. 11, 27; 17, 19), nach Schlägen (18, 6) r., iron.: das Genannte durch sein Streben erzielen; Du ringst nach Freiheit. Cham. 4, 165; Für mich [s. d] rang er nach Namen, Stand, Gütern. G. 9, 253; Hilf mir er-r., nach was ich ringe. Grillparzer Sapph. 26; Nach der Palme r. Guhrauer Less. 1, 59; Wenn sehnsuchtsvoll nach Etwas wird gerungen. WHumboldt Son. 269; Rollenhagen Fr. 140; Sch. 1191b; Nach seiner Frauen Minne all sein Denken ihm rang. Simrock N. 608; Voll Sehnsucht | rangen sie Beide nach Sieg [im Ringkampf]. V. Il. 23, 718 etc.
i) Um Etwas r., als den Preis des R–s (s. h und wett-r.): Es rangen zwei Weltalter um die Herrschaft. Cham. 4, 183; Zwo gewalt’ge Nationen r. | um der Welt alleinigen Besitz. Sch. 101b; Wo die bedrängte Menschheit um ihre edelsten Rechte ringt. 775a etc. k) Als tiefer Drang einer im Innern zur That r–den Heldenkraft. Ense Biogr. 3, 138; Sie .. rang zur Geburt. H. R. 7, 288, s. arbeiten 1a; Also ringet wahrscheinlich auch hier die größeste Mannigfaltigkeit zur Einheit. Ders., vergl. h, wo mehr der Wille, wie hier das Ziel des R–den hervortritt. l) Zwischen zwei Gegenständen r., r–d unentschieden schweben: Lenorens Herz mit Beben | rang zwischen Tod und Leben. B. 15b; Noch immerfort ringt er zwischen Gelehrsamkeit und Staatsgeschäften. Ense Denkw. 5, 237 etc. m) mit abhängigen Infinit.: Ich rang, mich solchem Schlafe zu entziehen. ⏑Cham. 4, 157; Ringet auf in Lieb’, o ringet aufzugehn in Feuer. Rückert [wo das „auf“ nicht sowohl zu ringen, als zu gehn gehört] etc., s. n. n) im substant. Infin., z. B.: Preise des Kampfes, . . des mühsamstrebenden R–s. V. Il. 23, 701 etc.; Uns wehret der Arbeit R. [Mühseligkeit], | . . zu singen. KMayer Lied. 279 u. (s. m): Mein Wachen, Sorgen, ruheloses R., | das Christenthum zu halten etc. Lenau A. 60. o) im adjekt. Partic.: Die Felsenklippe, die der Strandende | vergeblich r–d zu erfassen strebt. Sch. 427b; Abgequält von Arbeit und Schweiß hart-r–der Mühsal. V. Jl. 17, 745 etc. und mit (Präpositionen entsprechenden) Bstw., z. B.: Der dauernde Kampf der himmel-r–den Seele. Kl. M. 10, 954, zum oder gen Himmel r–d; So stand er todes-r–d [mit dem Tod r–d] da. Platen 1, 81 etc. p) Einen Kampf r., z. B.: Dem ird’schen Scheine soll ich noch gehören? | Es war der [Todes-]Kampf ein eitler, den ich rang? Cham. 6, 281; Mit den Feuermächten rang ich scharfen | und mörderischen Kampf. Mosen Ah. 93; [Sie haben] umsonst | den harten Kampf mit der Natur gerungen. Sch. 279a etc. g) tr.: mit Angabe der Wirkung, z. B.: Wenn du den Stolzen, sammt des Panzers Last | hin auf den Boden nun gerungen hast. Freiligrath SW. 1, 50; Rückert 1, 363; Welche [Kunst] die andre zu Boden r. könne. W. 23, 306; Schütze Hamb. 61; [Mein Talisman hat] | Rom’s Wollüstlinge, Mann für Mann, | auf deutschen Sand gerungen. Sch. M. 1, 49 etc. (s. nieder-r.); Jch habe die Brust mir | wund gerungen. Hölderlin (Wackern. 2, 1263 ²³); Die uralt verschlungenen Wurzeln zerren sich wundgerungen aus dem dichten Geflecht. MvWeber (Gartenl. 10, 154a) etc., s. 1 und r. r) (s. q) refl.: mit Angabe der Wirkung: Bittre Thränen rangen sich aus Olivier’s fieberheißen Augen. Gartenl. 10, 335b; Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen, | .. Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Noth. Sch. 532a; Das Geständnis, das sich oft zur Lippe rang. Werner Febr. 137 etc. Seltner so ohne „sich“, s. hervor-, auf-r. s) Sich mit Jemand r. (oder wrangen), im Ringkampf messen.
3) tr.: (ver- einzelt) läuten: Es haben Engel einzuläuten | dies Fest, die Glocken selbst gerungen. Arndt 325; [Das Glöcklein] klinget, es ringet zum Himmel hinein. 333; Wie durch die Luft der helle Glockenton [hallt], nachdem die metallenen Klöpfel längst a usgerungen. Alexis Dor. 1, Kap. 8, s. engl. ring, wie auf Helgoland: „Ringeln“: mit der Schelle —; r.: mit der Glocke läuten. Frommann 3, 28 und bellen, Anm., wie auch allgm. = tönen, schallen: Es singen und klingen und r. | feldschlürfende Pfeifen. Birken (Wackern. 2, 416¹³).
4) zu 2:
a) Der Kampf der beiden Ringer; Wie er sich sträuben mag, umschlingt sie ihn. | Und will er fort, der weiberscheue Ringer, | verschränkt sie heftig ihre Lilienfinger. Freiligrath Ven. 19; Den mächtigen Ringer und den Wächter des Steins. H. R. 9, 72; Höh’re Preise stärkten da den Ringer. Sch. 22a etc.
b) Ringung, gw. nur v. Zsstzg., vgl.: Nach allem Rang und Drang R. und Dringen hieße es in der rechten, mir jetzt gar nicht rechten Sprache. Rahel 2, 534.
Zsstzg. ohne beigefügtes [I] zu II gehörig (vergl. die von winden, streben etc.) u. also starkformig, z. B.: Áb-:
1) Einem Etwas a., ringend abnehmen oder abgewinnen, ent-r.: Hat der Raub ihm abgerungen. Cham. 3, 125; Was erlaubt wird, ist mühsam durch Zäheit und Geschäftseigensinn dem König abgerungen, abgebettelt. Ense Tag. 1, 170; 3, 218; Eine in erschütternden Kämpfen einer ehrfurchtsvollen Seele abgerungene Lehre. Freytag Bild. 1, 146; HKleist Hint. 102; Was ihr der Erde abgerungen. König Kl. 3, 26; Es lasse sich dem Herkules eher eine Keule als ihm ein Vers a. L. 7, ..; Freude über eine sich [dem Herzen] abgerungene gute That. IP. 2, 132; Sch. 33a; So sauer ringt die kargen Lose | der Mensch dem harten Himmel ab. Sch. 47a; Nicht der Masse qualvoll abgerungen, | schlank und leicht, wie aus dem Nichts gesprungen | steht das Bild vor dem entzückten Blick. 72b; 450a; Thümmel 5, 147; Tieck A. 2, 54 etc.
2) Sich a., sich ringend abmühn; Sich abquälen und a. IP. 26, 10; Wie das Reh zu entfliehn mit den Füßen sich abrang. V. Od. 19, 231 etc. Án-: ringend anstreben, ankämpfen (s. gegen-r.): Ring an, den Himmel mit der Erde auszugleichen. Rückert W. 1, 28; Er, sich selber getreu, ob auch Verkennende | dort a. und dort. V. 3, 56; Od. 18, 135; H. 2, 188 etc., auch: Von dem meer-a–den Greise. Th. 1, 45; gegen das Meer a–d. Āūf-:
1) ringend emporstreben, empor-r., z. B.:
a) reft.: Aus ihrem meerestiefen Schmerz rang sie sich auf zur Tageshelle. Echtermeyer 597; [Der reuige Schächer] rang aus seinem Elend sich auf. Kl. M. 8, 310; Wie .. kaum noch unter der Flockenlast | der Wald sich aufringt. V. H. 1, 32.
b) intr.: Alles a–d zur Geburt. H.; Wenn, kühn erhöhend die Leitern, | sie aufrangen zum Wall aus der Tiefe. Pyrker 131 etc.
2) tr. (selten): Die rangen die Händlein auf. Grün Gd. 308, hoben sie ringend. Āūs-: z. B.:
1) [1] Seine [nassen] Kleider .. ausgerungen und in die Sonne zum Trocknen gelegt. Gerstäcker Flatb. 76; Karmarsch 1, 240; 2, 571; 747 etc.; So ergiebige Thränen, daß sie das Vortuch a. konnte. Musäus M. 3, 198 etc.
2) [1] Einem die Hand a. Freiligrath Ven. 30, aus dem Gelenk drehn, ausrenken.
3) [2] Einem Etwas a., gw. ent-r.: Soll’n uns Weiberarme(n) | die Beute ringen aus? Lohenstein Ibr S. 16 v. 297, aus den Händen winden (vergl. 2).
4) Etwas a., zuw. allgem.: ringend hindurchstreben bis ans Ende (s. durch-r. II): Es ringet Höh und Thal | sein [des Gedankens] Fittig aus. Daumer H. 1, 40; Stähle, Rößlein, deinen Sinn! | alle Wogen aus-zu-r. | alle Bogen auszuspringen. 236 etc., gw.: [2p] Einen Kampf, Streit etc. a., ringend enden: Ausgestritten, ausgerungen | ist der lange schwere Streit. Sch. 53a; Ausgelitten hast du, ausgerungen | armer Junge, deinen Todesstreit. Lenz etc., s. auch intr.: Endlich hat sie ausgerungen, die Erlösungsstunde naht. Tiedge Ur. III und refl.: Jedem Schmerz, der sich nicht ausgeweint und ausgerungen hat. Gutzkow Diak. 168; Daß sich auf seinem [des kathol. Priesters] Zimmer Seelenkämpfe . . a. Z. 4, 349.
5) dichter.: Zwillinge . ., die auf harter Klippe sie ausrang. V. Ländl. 1, 5, ringend (mit Wehen) gebar.
6) Seine Glieder oder sich a., durch Ringen (Ringkämpfe) schmeidigen und gelenk machen.
7) [3].
8) [I] Eingeringtes aus dem Ring lösen etc. Be-: [I]:
1) mit einem Ring (oder mit Ringeln) versehn, s. beringeln, z. B.: Der goldberingten ehrnen Spitze. B. 173a etc.; Beringte Finger, Hände. Droysen A. 3, 353; Gutzkow 11, 26; 208 etc. und nam. (s. Ring 1a): Ist der Finger beringet, | so ist die Jungfrau bedinget. Sprchw. (Schottel 624b etc.); Das Mägdlein sei Niemands Schatz, | bis es beringt vom Priester wird. Kosegarten Rh. 3, 358; Matthisson A. 9, 197; Sich bald verloben und b. JP. 20, 139 etc. Ferner z. B. (s. Ring 3a): Die schneeweiße schwarzberingte Schoßnatter. Linck Schl. 35; [Gott,] der den Hals der Ringeltaube beringt. Rückert Mak. 2, 119 etc.; Wie ein Fürst sich mit den . . Ordensbändern einfasset und beringt. IP. 7, 102.
2) vralt. statt um-r. Logau 47; Rollen- hagen Fr. 595. Da(r)nīēder-: zu Boden, nieder-r.: Die Ficht’ im Wald, | die der Sturm daniederringt. Daumer 1, 265; Sch. 788b etc. I. Dúrch-: refl.: sich hindurch-r.: Ohne fremde Hilfe durch die Anfangsgründe sich n 4V0 durch-zu-r. Ense Denkw. 2, 74; D–d sich zum Landungsort. Freiligrath SW. 4, 137. II. Durch: tr.: Etwas d. r (s. I) sich ringend hindurcharbeiten und damit zu Ende kommen, es überwinden (vgl. aus-r. 4): Haben wir Das All durchlebt, | durchwunden und durchrungen? Arndt 380; Allen Engen entschwungen, | jede Klemme durchrungen. Kosegarten Po. 2, 174; Nach durchbüßten Strafen, | nach durchrungenen Beschwerden. Platen 1, 133; Zehn sauere Monden durchrang ich, | eh ich zuletzt ihn sah, der unter dem Herzen mir aufwuchs. V. Mosch. 4, 84. Eīn- [I]: in einen Ring schließen: Macht alsdann Ringe von der Dohne und die Schleifen werden mit eingeringet. Döbel 2, 222a; Rahel 2, 303 etc. Empōr-: auf-r. 1, z. B.: refl.: Es rang der Edlen Heer | siegreich sich empor nach oben. Schwab 540; Wenn aus sturmbewegter Zeit | .. Freiheit sich und Recht | emporgerungen. Uhland 134 etc. und intr.: Thätigkeiten, durch welche zu wahrhafter freier Bildung der Geist emporringt. Ense Denkw. 2, 361; Tag. 3, 333; 4, 81 etc. Ent-:
1) ringend entziehn (s. ab-r. 1; aus-r. 3):
a) tr.: Einem Etwas e., entwinden etc., z. B.: Der Erzherzog Karl zuerst entrang dem gewaltigsten Schlachtengewinner .. einen solchen Sieg. Ense Denkw. 2, 180; Ich will ihn dir [den Todesbecher, o Romeo] e. Göckingk Lieb. 71; Dies oceangrenzende Blachfeld, | welches der Fleiß mühsam brausenden Wogen entrang. V. 3, 23 etc., auch: Das meerentrungne Land. G. 6, 369 etc.
b) refl. (s. a): [Der Todte] entrang sich seinem Sarg. Cham. 4, 62; Nichts als Kampf entringt sich diesen Tagen. Freiligrath Pol. 1, 76; Wenn sich die Liebe | dem Schmerz entringt. WhMüller 1, 51; Der .. sich .. verjährter Pflicht entrang. Reithard 80 etc.; selten in Doppelzsstzg.: Nimmermehr, so sehr du dich | entlebest und entleibst, | entringst du dich, entschwingst du dich | aus seinem [des Leibes] Bau hinaus. Daumer 1, 64.
2) [I] der Ringe entkleiden, s. Ggstz.: be-r. Entgêgen-:
1) intr.: entgegenkämpfen: B. 105b; Sinam’s Riesenkraft rang dort den Stürmern entgegen. Pyrker 130 etc.
2) tr.: ringend entgegenstrecken: Als nun der Baum .. empor zum Lichte drang | und seine Arme ihm entgegen rang. Lenau (Kurz 3, 261a). Er-: Etwas ringend erwerben, sich zu Eigen machen, z. B.: Wusst’ ich nicht .. | für dich die Palme zu e.? G. 12, 42; Was man erringt, behauptet man hartnäckiger als Das, was man ererbt hat. 19, 376; Den durch ein rechtmäßiges Gewerbe errungenen Reichthum. 29, 217; Sie lässt sich die gehofften Freunde mehr von Schicksal und Zufall entgegenbringen als daß sie solche durch Bemühung und Thätigkeit erreichte und erränge. 32, 183; Der mit Gott selbst rang und errang seinen Segen. H. R. 9, 58; Verzeihung e. Klinger Th. 2, 212; Wer mehr auf das Erleiden als auf das E. angelegt ist. Lewald Hel. 2, 162; Ohne Leitern wirst du nicht das Schloß e. Rückert Rost. 35a; Sch. 19a; 20a; Bis dein geduld’ger Muth Hesperien erringt. 37a; Zu dem Ziele, | das sie still, doch gewisser erringt. 81b; Erringe mir den Thron! 614b; 973a; Tieck 16, 90 etc.
a) im Partic., z. B.: Voll von Vorgefühlen kampferrungener Unsterblichkeit; Der schwer- errungne Preis. Cham. 4, 188; Selbsterrungen. Herwegh 1, 143 etc.; Daß kein ausgesetzter Preis von ihm un errungen blieb. Matthisson E. 1, 279 etc.
b) (s. a) Errungenschaft, f.; –en: etwas Errungenes, z. B.: (Rechtsspr.) das von Eheleuten während der Ehe erworbne Vermögen, ferner allgm. und nam. in der Neuzeit (nach 1848) von politisch Erkämpftem etc.: Eine Errungenschaft unserer Kunststudien. Alexis H. 1, 1, VII; Sittliche Errungenschaften. Auerbach Volksk. (61) 143; Was man hier [in Wien 1849] weitbauschig die Errungenschaften nennt. Tag. 19; 29; 157; Burmeister gB. 1, 34; Daumer 1, II; Die Errungenschaften der Schauspielkunst. Devrient 3, 422; Die Errungenschaft der Revolution. Ense Denkw. 6, 93; Frese G. 2, 188; Was nun für uns Errungenschaft ist, ist für Die, die zur Reaktion halten, Verlorenschaft. Gutzkow R. 3, 171; 165; 8, 305; Hartmann Unst. 1, 117; Erz. 111; Heine Lut. 1, 1; „Errungenschaften, mit welchem Worte in diesen Tagen der politische Sprachschatz der Deutschen bereichert worden“. Sie meinen die liberalen Versprochenschaften? Scherr Gr. 2, 47, vgl. außer dem polit. Gebrauch viele Stellen vor 1848 u. z. B.: Die geistige Errungenschaft, welche wir durch Jahrhunderte herab erworben. Pr. (1843) S. 123 etc.; Das einzige süße Gefühl war die Errungenschaft seiner holden Mutter. Spiel- 96 *