Faksimile 0760 | Seite 758
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Rind
Rínd, n., –(e)s; –er; –chen, lein, Mz.:
–erchen, lein; -, –s-, –er-: die Gattung des zu den gehörnten Wiederkäuern gehörenden Hausthiers, Bos domesticus, im Allgem. ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht (s. R.-Vieh); im engern Sinn aber (landschaftl. versch.) theils das männl. und weibl. Thier nach dem ersten Jahr wo die Bez. Kalb (s. d.) aufhört bis dahin, wo es zur Begattung oder zur Arbeit reif ist, best. Jung-R. Schm. (s. Kuh, Ochs, Stier etc.), theils auch = Zuchtstier, s. nam. Nemnich 1, 645 ff.; Frommann 2, 509 etc.: Eine junge Kuh von den R–ern, damit man nicht gearbeitet noch am Joch gezogen hat. 5. Mos. 21, 3; Er pflügete mit zwölf Jochen. . . Er ließ die R–er. 1. Kön. 19, 20 etc.; Bis zum ersten Jahre heißt es ohne Unterschied des Geschlechtes Kalb; von da an wird das weibliche Thier Kalbin, Kalbel, R., Färse und Starkin genannt. Diese Namen behält es so lange, bis es nach dem ersten Kalben zu den Kühen gehört. Körner Sch. 4, 540 (vgl. schwzr.: R.: Kalb, das zum Trächtigwerden empfänglich ist. Stalder); Dieweil ein heimgezogen Kind | unverständig blieb als ein R. Rollenhagen Fr. 94; Die R–er und Schafe, | Helios’ Trift. V. Od. 12, 322; 301; Die Begattung der R–er. Ländl. 3, 386; Ich hab oft . . ein bös R. von einem bösen Ochsen gesehen; wir begehren weder des Vaters noch des Sohns. Zinkgräf 1, 97 etc.
Anm. Ahd. hrind, mhd. rint, nach Wackern. Gl. 440 zu Horn (vgl. Anm. zu Harke, Harst und Roß), s. nam. als gleichbed. Hornvieh und Rindvieh. Als Bestw. theils in Ez., theils in Mz., vergl. R.-Fleisch und R–er-Braten, ferner z. B. dem Genit. entsprechend: R–s-Auge und R–er- Augen; R–(s)-Leder und R–er-Häute.
Zsstzg., vgl. die von Ochs, Kuh, Stier etc., z. B.: Bárren-: das an der Krippe steht (Stall-, Mast- R.). Fischart Garg. 79b.
Brāūt-: s. Brautpferd. Dórf-, Gemēīn(de)-: Gemeinde-Ochs.
Júng-: s. o.
Lō(r)-: schwzr. = Rohrdommel (s. d.), nach dem weitschallenden Gebrüll, s. Stalder 2, 178 und Oken 7, 541, vgl.: I. Bolle, Anm. und für das Bstw.: lören oder wahrscheinlicher I. Loh 2, vergl. bei Spate die Bez.: Meer-R. [wohl = Moor-R.] und Ur-R.
Mást-: sich in der Mast befindend, vergl. Weide-R.
Mêêr-: s. Lor-R.
Sāmen-: s. Samenochs.
Stáll-: s. Barren-R., ferner: St–lein, nach Schm., ein Rind, das nicht mehr Kalb und noch nicht Jung-R. ist.
Stámm-: Herd-Ochs. Nemnich, s. auch Ur-R. 2.
über-: (schwzr.) weibl. Kalb, das über die gew. Zeit (über 3 Jahr) alt wird, eh es koncipiert, vergl. Zeit-R.
Ūr-:
1) s. Lor-R.
2) eine Rinderart, insofern unser jetziges- Hausthier davon abstammt: Das U. (oder Stamm-R.) ist nicht ausgemacht. Wēīde-: auf der Weide befindliches Rind: Zehn gemästete Rinder und 20 W–er. 1. Kön. 4, 23 etc. Zēīt-: Zeitkuh (s. d., vgl. Über-R.).