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Rinde
Rinde, f.; –n; Rindchen, lein; –n-:
1) die äußere Bedeckung holziger Pflanzenstämme (Bäume, Sträuche), nam. insofern sie den Bast umschließt, s. Oken 2, 19, vgl. Borke: Die R. von einem Baum abschälen; Was der Holzschneider an R. und Spint davon abhaut. Krünitz 6, 637; Ich habe nie verlangt, | daß allen Bäumen eine R. wachse. L. Nath. 4, 4; V. Ov. 1, 44 etc. So z. B.: Das Knabbern von Baum-R. Immermann M. 2, 139; Als gärbesäurehaltendes Material werden vorzugsweise R–n, unter diesen ganz besonders Eichen-R. angewandt, ferner Weiden-, Birken-, Ellern-, Tannen-, Fichten- und Lärchen-R. Karmarsch 2, 562; Die R. junger Eichen (Spiegel-R., Spiegelborke). 1, 563 etc., Zimmt- R. (V. 1, 200), ferner z. B.: Fieber-R., die als Mittel gegen das kalte Fieber dienende China-R. (s. China); Hand-R. Schm. 3, 107, das aus R. gemachte Behältnis in der Hand des Harzscharrers, s. Harzmeste; Loh-R., Eichen-R. zur Lohbereitung etc. 2) (s. 1) verallgemeint: die an der Oberfläche von Etwas durch Erhartung sich bildende und es einschließende äußre Decke (vgl. versch. davon Schale etc.), z. B.: Beim Brotbacken wird durch Austrocknung und anfangende Röstung der Oberfläche die R. gebildet. Karmarsch 1, 370; Jm .. Brote trennte sich Krume von R. G. 25, 75 etc. (vergl. Kruste); Der Käse hat eine harte R. Ade- lung. In heißen Sommertagen bekommt der Gassenkoth eine feste R. Ders.; Die Wunde bekömmt eine R. etc., Ders., s. Schorf; Die auf der erstarrenden Lava sich bildende R.; Eine dünne R. von Eis auf dem Wasser; Des Eises R. springt. Sch. 54a etc. und bildl. z. B.: Er löset die R. von der verhärteten Brust und zeigt den weichen Bast darunter (s. 1). Börne 2, 203; Bis dieses Zweifels felsenfeste R. | von diesem Herzen niederfällt. Sch. 255a; Der, trotz der R., womit ihn seine landwirthliche Erziehung überzogen hat, Nichts weniger als ohne Sinn und Empfänglichkeit für die .. Talente ist. W. 21, 211 etc. Auch hier Zsstzg., z. B.: Knispere an einer . . Brot-R. Eichendotf Ph. 37 etc.; Die Eis-R. des Herzens begann zu schmelzen etc.; Aus den obern Schichten der Erd-R. Burmeister Gsch. 122; 7; Humboldt K. 1, 318 etc.; Die Töpfe mit einer Glas-R. [Glasur] überziehn, ähnlich: Schmelz-R.; Käse-R.; Knospen-R. [die die Knospe umhüllt]. Platen 1, 328. Koth- oder Schmutz-R.; Des unterird’schen Feuers schreckliche | Geburt ist Alles, eine Lava-R. | liegt aufgeschichtet über dem Gesunden. Sch. 492b etc. 3) Zoolog.: in Zsstzg. Name einiger Korallen, z.B.: Die See-R–n (Flustra). Oken 5, 89 u. dazu z. B.: Die gemeine Blätter-R. (F. foliacea) etc., ferner: Korall(en)-R. (Nem- nich) oder -Kruste (Oken) = Eschara etc.
Anm. Ahd. rinta, mhd. rinde,nach Wackern. vrwdt. mit Rand, vgl. auch Ranft. Ugw. als Bstw. uv.: R.-Milch. Humboldt K. 2, 401.
Zsstzg. s. 1; 2; 3.