Faksimile 0733 | Seite 731
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Reiter reitern
II. Rēīter, f.; –n:
Sieb, nam. ein gröbres, s. Schm. 3, 162, auch in Ez.: die R–n; bei Adelung dagegen (wie I), m., –s; uv. —, z. B.: Schlag ihn durch ein „Reuter“ und was in der Reuter bleibt etc. Büchsenm. 9; Drei Dutzend Siebe oder „Räuteren“. SClara EfA. 1, 506 etc.; Die Sand-R–n, zum Ausscheiden des feinern Sands. Schm.; Gott riegelt die Wasser-R–n auf, lässt es regnen, ebd.; Durch die R(–n) fallen (vergl. durchfallen I), übrtr.: einen Abschlag erfahren, das Gewünschte nicht erhalten. ebd., so z. B. von Mädchen: keinen Mann bekommen. Spindler Vog. 1, 256; 326 etc. Nbnf.: Durch des Teufels Sieb und Reder fallen. Mathesius Rechtf. 113; Da S. Peter, der arme Mann, in’s Teufels Reder gepolworft und gerüttelt ward. Pr. 108; 58; 77; Mein Vater hat dich dir zu Gut vom Teufel in sein Sieb schleppen und drin sichten .. lassen. . . Nachdem du Solches Alles in deinem Reder gelernt. 91; 181 etc.; Vorrichtung zum Verwaschen des Grubenkleins . ., die Rätterwäsche. . . Durch eine über dem obern Siebe befindliche Rinne wird das Erz zugleich mit einem Wasserstrom auf den obern Rätter gelassen. Karmarsch 2, 642 etc.
~n, tr.:
sieben: Dennoch nimmt sie es so genau nicht, man muß es den Bauern durch ein Wildgarn „reutern“ und grob durch lassen laufen. Fischart B. 194b; Nun müssen wir die alten Väter auch reutern und beuteln. 33b; Kleinstoßen und r. wie Mehl. Garzoni 542b; Zuletzt reiterte man ihn [den Haber] noch durch ein Sieb. Hebel 3, 295; Wollen beim Dreschen schon schwingen und reutern, daß der Staub in die Lüfte fliegt. FMüller F. 23; R. muß der Bauersmann das Korn. Rückert Mak. 2, 185 etc. und Zsstzg.: Wir . . | sind lauter echte aus gereiterte | Athener, ganz von fremden Spreuern rein. W. 34, 292; Ausreutern. Berthold (Wackern. 3, 279 ¹); Sichten und ausredern. Mathesius Pr. 81; Reden, raden. Schm. 3, 53 (z. B.: So er gereden wird. Büchsenm. 25), rädeln etc., s. auch rollen 6.
Anm. S. Schm. 3, 162 ff. und 53 ff. und Graff 2, 474 ff., wo zusammengestellt sind redjan (rëdan), rütteln, sieben; ritra, Sieb; ritarón, sieben; rîdo, das Zittern; rîdôn, zittern; rito, das Fieber; ridan, fiebern, vergl. rädeln 1; Wackern. Gl. 438 und Virchow (über d. Fieber). Nat.-Zeit. 15, 23 und z. B.: Für das Herzbeben oder Zittern, so man den Herzritten nennt. Ryff Th. 23; Die Mutter hat den Kindern gefluchet: Daß dich der Ritt schütte! Da sind die Kinder zittern worden. Luther Tischr. 61b; Den Ritten auf deutsch, Fieber ist latinisch. SW. 64, 190 und bes.: Der „iah ritten“ gehe dich an! Dies Wort ist am Rheinstrom fast gemein und ist meines Dünkens der „ritt“ das Feber, das Kalte oder Frörer, der „iah ritten“ aber das Feber, das die Ärzte nennen das pestilenzische Feber, das bald Ende giebt und todtet. Denn der iah oder schnell ritten etc. Agricola 478 (s. jäh, Anm.) und umdeutend: Nun muß euer der Jahr-Ritt walten! HSachs G. 2, 124; 126 etc.; Uhland V. 461; Schwäb. Wörterb. 432 etc.; ferner fem.: Gott geb dem Brauch die Ritt! Waldis Es. 4, 43 etc. (ver- allgemeinert, wie ähnl. Flüche).