Faksimile 0712 | Seite 710
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Reif
III. Rēīf, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
1) gefrorner Thau (s. Pouillet 2, 548): Es fällt ein R., ein wenig R. (G. 26, 157); Es fallen R–e; Die R–e des Herbsts. Hölderlin H. 1, 135; Der R. bethaut das Feld. Opitz 2, 229; Duftiger R. V. Od. 14, 477; Der R. verduftet (Ländl. 4, 604), vergeht (Cham. 4, 24) etc.; Eine Blume, in ihrer Entwicklung vom R. versengt. W. 33, 204 etc.; R. im Haar, Bart etc. (Freiligrath Garb. 44; V. 3, 3) etc. Unterschieden: Wasser-R., der, als Wasser niederschlagend, erst sich ansetzend gefriert, und: Rauh-R., der schon in der (nebligen) Luft gefroren ist (Rauchfrost, s. d.), z. B.: Des Rauh-R–s Silber umzittert | weithin die Bäum’ am Weg. Boas (DMus. 1, 2, 730); Ringwaldt (Wackern. 2, 188¹⁰); V. 3, 59 etc.; Früh-R., früh am Tage fallend, z. B.: Wie schimmernder Früh-R. | schmilzt im sonnigen Strahl. Pyrker 72 etc., seltner: früh im Jahr fallend, s. Ggstz. Spät-R. (HKöster Ld. 72; 130) etc. 2) (s. 1) zuw.: die Jahreszeit, wo es gw. reift: Dann beginn und dehne die Saat in die Mitte des R–es. V. Ländl. 3, 21 v. 230. 3) übertr. zu 1, z. B.: Der Alters-R. (s. 4) schien geschmolzen und beweglich nur als Morgenthau in Fibel’s Spätflor zu schimmern. IP. (Wackern. 4, 913³⁰). 4) ein r.-ähnlicher Anflug, z. B. (vgl. 3 und bereifen): die Farbe des greisen Haars etc. und nam. (Bot.): Den R. auf den Früchten, besonders den Zwetschen, auf den Kohlblättern. Oken 2, 127 etc., s. Duft 1.
Anm. Ahd. (h)rîfo, mhd. rîfe, nach Schm. 3, 62 viell. vrwdt mit dem gleichbed. Reim (ags. hrim etc.). 86, vgl.: R. (Oraum im Gebirgsdialekt). Grube 3, 121. So noch der Nomin.: Reife. 2. Mos. 16, 4; Weish. 5, 15; 16, 29 etc.; Luther 5, 468b etc., daneben: Reifen. Geb. d. drei Männer 72; Stumpf 117a etc.; als Dat. Hiob 6, 16; Accus. 38, 29; Ps. 147, 16; Sir. 43, 21 etc. und Mz. Reichart Gart. 3, 3; Stumpf 496a etc., vgl. noch: Ein Lied vom R–en. .. Angethan mit R–en. Claudius 4, 4; Kein R–en.. Einer .., der ihn gestreuet hat. 6 etc., vgl.: R–en- Duft. Salis 60 etc.