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reichen über-reichen um-reichen um-reichen
Rēīchen, intr. (haben) und tr.:
s. reich I, Anm.: 1) (vralt., mundartl.) tr., auch ohne Obj.: reich machen (vgl. reichern und armen II), z. B.: Schenken reicht nicht. (Sprchw.) Schottel 1125a; Gottes Segen allein reicht. Schweinichen 1, 398 etc.; Die Phäacenses haben Ulyssem mit so großen, köstlichen Gaben gereichet und ver- ehret. Schaidenreißer 55b, begabt, beschenkt etc., s. be-r. Auch intr.: reich werden. Stalder 2, 267 und: reich sein: Wem Darben ist wie R. IVAndreä (Wackern. 2, 257¹¹). 2) intr. (s. 3 und lángen 1b —d):
a) bis an eine Grenze sich erstrecken, zunächst räumlich, dann auch zeitlich und in Betreff der Wirkung oder Wirksamkeit: Das Wasser reicht ihm (bis) an, (bis) über die Schulter etc.; Lasset uns eine Stadt und Thurm bauen, deß Spitze bis an den Himmel reiche. 1. Mos. 11, 4; Sebulon[’s Gebiet] wird r. an Sidon. 49, 13; Die Dreschzeit soll r. bis zur Weinernte und die Weinernte soll r. bis zur Zeit der Saat. 3, 26, 5 [„ Eure Dreschzeit soll bis an die Weinlese und die Weinlese bis an die Aussaat r.“ Mendelssohn; Zunz]; Wenngleich seine Höhe in den Himmel reicht und sein Haupt an die Wolken rührt. Hiob 20, 6; Deine Güte reichet, soweit der Himmel ist. Ps. 36, 6; 108, 5; Seine Höhe reichet bis in [den] Himmel. Dan. 4, 8; Daß seine Höhe an den Himmel reichet. 17; 19; Off. 18, 5; Sein Gebet reicht bis in die Wolken. Sir. 35, 20; So doch das Schwert bis an die Seele reichet. Jer. 4, 10; Von den Theilen, so von Morgen bis gen Abend [von Osten nach Westen] r. Hes. 48, 8; Manchen gefällt ein Weg wohl, aber sein Letztes reicht [, endlich bringt er ihn“ 14, 12] zum Tode. Spr. 16, 25 (vgl. h) etc.; Den Garten, der weit bis an die Mauern des Städtchens | reichte. G. 5, 30; So hoch die Nase reicht, mag es wohl gehen; | was aber drüber ist, können sie nicht sehen. 3, 80; Sie langt aus, so weit und so hoch sie nur r. [e] kann. 19, 44; Nur ist unsere Stimme meist zu schwach, bis dahin- auf zu r. 9, 255; Der große Reichthum, der .. weiter reicht als Gold und Silber. Hebel 4, 15; Hölderlin H. 2, 27; R. die Hände doch nicht nur der Könige weit in die Ferne, | ist dem Poeten doch auch fern zu ergreifen vergönnt. Sanders Kutr. V; So weit das Zepter meines Vaters reicht. Sch. 245a; Zudem giebt es ja kein Gesetz darüber, wie kurz oder weit die Gleichheit in der Ungleichheit der Gegenstände r. müsse, die man vergleicht. Vischer (Schwegler 46) 534; Deß Ruhm durch Hellas reicht. V. Od. 1, 345.
b) (s. a) Weit-r–de Aussichten, Pläne, Hoffnungen, Unternehmungen, Werke (s. Haltaus 2069).
c) (s. a) An Etwas r., dem Genannten gleichkommen: Deren Kräfte nicht an unsere r. Geßner 1, 48; Zehnmal die Schamlosigkeit einer Hündin mit zehnfacher List des Fuchses gepaart r. noch an die ihrige nicht. HKleist 1, 279; Gesundheit, Fleiß und Redlichkeit machen das größte Kapital des menschlichen Geschlechts aus; alles Gold und Silber in der Welt reichet so wenig daran, als das bare Geld an den gesammten Kredit reichet. Möser Ph. 2, 133; Wer unter diesen reicht an unsern Friedland? Sch. 352b etc. Ungw.: Kurz, was weiß ist auf der Welt, kann nicht an deiner [st. deine] Weiße r. Brockes 9, 374.
d) (veralt., vgl. 3e): „Für herkommen, entspringen. Logau 13: Kinder werden dannen r. etc. Jtzt brauchen wir dieses Wort mehrentheils nur von dem r. an einen Ort hin und nicht mehr von dem r. von einem Ort her“ [ohne Beifügung des Wohin]. L. 5, 338, s. her-r. 2.
e) (s. a) zuw.: die Hand etc. nach Etwas ausstrecken, um es zu ergreifen etc.: Jch stand, als ich zum ersten Mal bemerkte: | die Füße stehen | und reichte, da ich | diese Hände r. [s. a] fühlte. G. 7, 231; Warum soll ich .. die Feder liegen lassen, nach der ich bisher so oft reichte? Stolb. 38, s. langen 2d.
f) (s. a) zuw. st. der gw. Zsstzg. aus-, hin-, zu-r.: für das Bedürfnis genügen: Das Zeug, Geld reicht nicht (dazu); O welche Stimme reichte zur Klage! G. 9, 239; Daß ich Gesang des Bacchus wähle, | reichst du wohl, mein kleines Glas? H. (IB Michaelis 250); Die träge Farbe [des Porträts] reicht nicht, den himmlischen Geist nachzuspiegeln. Sch. 114b; Das reicht jährlich nicht für den Kaufmann und Schneider. Weiße; Wem, was er hat, nicht reicht. W. HB. 1, 167 etc.
g) (s. f) Mit Etwas r., gw. aus-r., damit als r–d auskommen; Mit dem Zeug (Geld) werd’ ich nicht r.; Röse wiegt mir immer für die ganze Woche Zucker ab; damit muß ich r. G. 10, 138; Bei Jhnen | mit diesem plumpen Gaukelspiel zu r. Sch. 302a; W. 17, 103 etc.
h) (vralt.) Eine Sache reicht (Einem) zu Etwas, gw.: sie gereicht (s. d., vgl. dienen 1g), sie hat das mit „zu“ Genannte zur Folge oder Wirkung, schlägt so aus: Etwas gereicht Einem zu Ruhm (HSachs G. 2, 80), zu Nutz und Lust (Schaidenreißer IX), zu kleinen Ehren (Teuerdank 77) etc. 3) tr. (s. 2 und langen 3):
a) zuw.: Etwas r. = daran r. (s. 2a), es er-r. (s. d. und ab-r.), z. B.: Von Allen geschoben, glückt es dem Kahn .., das Ruder zu r. Baggesen 1, 73; [Der Ball] reicht sie kaum, er springt ihr .. vergebens nach. G. 34, 361; Dinge, die ich r. und von denen ich mir eine adäquate Jdee bilden kann. Ders. (Frese G. 2, 68); Der mit dem Kopf die Wolken reicht. Rollenhagen Fr. 358 etc., s. Brant N. 94, 24.
b) gw.: Einem Etwas r., es ihm durch Ausstrecken nähernd welcher Begriff zuw. zurücktritt hingeben, z. B.: Einem die Hand (s. d. 5) r., als Ausdruck freundlicher Beziehungen, zum Willkomm, Abschied (G. 9, 14), zur Ehe (Blumauer 2, 62) etc., stützend, helfend (Spr. 31, 20), so: Einem helfende (hilfreiche) Hand r., s. hand-r.; Ein Hund muß auf Befehl die Pfote r.; Mußte doch die wälsche Majestät gleich das Pfötchen r. und Friede machen. G. 9, 134 etc.; Einer Dame den Arm r.; Einem die Hand, die Wange, den Mund zum Kuß r.; Einem ein Almosen r., auch ohne Obj.: Reiche dem Armen nach deinem Vermögen. Sir. 14, 13 ꝛc (s. d); Einem Gaben, Geschenke r.; Den Becher in die Hand des Königs r. 1. Mos. 40, 21; Einem zu trinken, einen Becher Weins (G. 1, 139), den Krug (5, 68), die Schale (1, 192; Sch. 50b) etc., einen Labetrunk, eine Labung, Stärkung, einen Trost r.; Steffens las vom Blatte; was er im Augenblick geschöpft, reichte er frisch und hell. Börne 2, 15; Haltet fest .. an dieser Gesinnung. .. Im Unglück | reicht sie den schönsten Trost. G. 5, 11 etc.; Dem Tischnachbar die Schüssel r.; Dem Sieger den Kranz r. Steffens Erl. 6, 143; Dem Säugling die Brust r.; Die Drachen reichen die Brüste ihren Jungen. Klagel. 4, 3 etc.; (Dem Herrn) die Steuern, Gülten etc. r. (nam. obrd., s. Schm.); Fröhnet! Stroh soll man euch nicht geben, aber die Anzahl der Ziegel sollt ihr r. [,,liefern“. Mendels- sohn]. 2. Mos. 5, 18 etc.; Zum nächtlichen | Besuch die schwanke Leiter mir zu r. Sch. 531a; Wie den Knaben der schmeichelnde Lehrer ein Plätzlein | manchmal reicht. V. H. 2, 9 etc. und mit partit. Genit. st. des Obj.: Sie reichten des Lotos ihnen zu kosten. Od. 9, 93 etc.
c) (s. b) Einem (als dienende Person) das Handwasser (s. d., z. B. Freytag Bild. 2, 259), das Wasser r., auch übrtr., verneint: nicht den fernsten Vergleich (etwa im Verh. der Dienerin zur Herrin) damit aushalten, vgl.: Einem nicht die Schuhriemen (s. d.) auflösen etc., z. B.: Jst Eine .., die meiner trauten Gretel gleicht, | die meiner Schwester das Wasser reicht? G. 11, 159; [Dieses heilige Leben] reichet dem gemeinen christlichen Leben das Wasser nicht, ja es ist nicht werth, des Herrn Christi Fußtuch zu sein. Luther 6, 179a; Thümmel 6, 65; Daß diese Prinzessin .. der meinen . . | an Schönheit nicht das Wasser reicht. W. 10, 239 u. o.; (vralt.) in ähnl. Bed.: Sintemal Padilla der Blanca an Gestalt nicht den Schatten reichte. Lohenstein Ros. 13, wohl in einer Art Zusammenziehung: nicht ein Schatten (s. d.) davon war und ihr nicht das Wasser reichte.
d) (s. b) Hier wird Nichts gereicht! Abweiseformel für heischende Bettler etc. und dann ver- allgemeint; auch iron.: Ja, da wird ’was gereicht werden! etc.
e) vralt., mundartl., vgl. 2d) durch Ausstreckung nehmen, etwas Entferntes holen etc., s. Schm. 3, 11; Stalder 2, 268, auch reihen, dazu wahrscheinl.: der Kuh-Reihen, -Reigen (s. d.). 4) hierzu selten: Mit freundlicher Reichung der Händ hießen sie willkommen etc. Schaidenreißer 9b etc. u. obrd. wie Reichnis (s. d.), eine zu r–de Abgabe, Steuer etc., dagegen hochd. von Zstzgn., s. d.
Zsstzg. nam. zu 2 und 3, vgl. die von langen, geben, erstrecken etc., z. B.: Áb-:
1) [3a] Vom Schiff, es [das Riff] springend ab-zu-r. Sch. 540b; So [nah], daß sein Stab sie abreicht. Schlegel Haml. 1, 2; So nah, daß man ihn .. bequem mit den Augen a. kann. Tieck 6, 340; Weil wir es nicht mehr mit unsern Händen a. können. NKr. 4, 93; Selbst ein Kind konnte die Traube a. V. Ländl. 3, 297; Th. 24, 124 etc.
2) [3b] reichend verabfolgen, geben, abgeben: Einen Brief a. Adelung; Gegen solche Bemühung einige Ergetzlichkeiten ab-zu-r. G.; nam. Doppelzsstzg.: Einem Etwas ver-a., es ihm als das ihm Zukommende, Gebührende verabfolgen, reichen, z. B.: Ohrfeigen etc.; An der Thür wird [Bettlern] Richts verabreicht. König DFam. 1, 212; Während den andern Reisenden die . . Milch Altenglands verabreicht wird. Schmarda 1, 155; dafür mehr mundartl. auch: ver- u. er-r. Schm. 3, 11. Án-:
1) [2a u. e] Das hängt zu hoch, ich kann nicht a. etc.; auch [2b] Bis er an die Muster an-zu-r. hoffen durfte. Gruber (Wiel. 50, 393) etc. u. (vralt.) [2f]: Die Zeit, welche dazu nicht anreichet. Opitz Arg. 2, 256; Dreihundert Thaler, welches doch wenig anreichet. Schweinichen 2, 57, gw.: aus-r.
2) (s. 1) vralt.: A. ist anders Nichts als wann sich ein Pferd mit den hintern Füßen in die vordere tritt oder schlägt. Seuter Roßarzn. 313 (dazu: der Anreich. ebd., die durch das A. entstandne Beschädigung); So ein Roß sich angereicht hätt. Tabernaemont. 13 etc., auch: ein-r. Hohberg 2, 249a, vgl.: Wenn sich ein Pferd selber getreten hat, also daß es mit dem hintern Schenkel den vordern erreichet etc. Ryff Th. 47.
3) (vralt.) = an(be)langen, anbetreffen: Unsre Reise a–d. Lohenstein A. 1, 606; Was der künftigen Dinge Vorbewusst anreichet. 1352 etc. Āūf-: in die Höhe (empor-) r.:
1) [2a] Steht er .. auf der .. Erde, | reicht er nicht auf, | nur mit der Eiche | .. sich zu vergleichen. G. 2, 66 etc.
2) [2e u. 3b] Eine Reichgabel, um die Garben auf-zu-r., dem Auflader auf dem Wagen zu-zu-r.; Auf ihrem [der Elephanten] Rücken hohe, flammende Kandelaber. Schöne Jünglinge, leicht bewegt a–d, wohlriechendes Holz in die Flamme zu legen. G. 31, 97. Āūs-:
1) [2a; b] zuw.: sich ausdehnend erstrecken: Die weit-a–den Fluren. V. Th. 17, 102.
2) [2e] Das Zeug, Geld reicht aus, reicht dazu (dafür) nicht aus; A–de Mittel, Kräfte, Unterstützung; Die a–dste Erklärung. Volksz. 10, 74; Wo Männerkraft nicht ausreicht, um zu siegen. Körner; Das arme Thier .. | schien kaum belebt genug, bis Bagdad aus-zu-r. [zur Reise]. W. 20, 93 etc.
3) [2f] Mit Etwas a., auskommen, z. B. mit dem Geld für die Reise; mit dem Zeug zum Rock etc., auch: Meine Einrichtung ist gemacht . ., nur für dich allein zu leben; laß uns wenigstens eine Zeit lang versuchen, in wiefern wir auf diese Weise mit einander a. [ohne Andrer zu bedürfen]. G. 15. 9.
4) [s. 2a und e] Etwas a., in seiner ganzen Ausdehnung umspannend erfassen (vgl. er-r. 4): Zu kurzsichtig, mein Ganzes aus-zu-r.; zu kleingeistisch, mein Großes zu begreifen. Sch. 102b. Be-: vralt. etc.: 1) [1] st. bereichern (s. d.): Da muß Spanisch, Wälsch . . | das radgebrechte Deutsch .. b. Rompler 114; Ich [die deutsche Sprache] will dich recht b., | so du mich machest reich. Schottel 1011; Die .. durch ihre Lieb’ mich so bereichet. Weckherlin (WhMüler Bibl. 4, 22); Der Muskateller kann das Gold selbst mehrb. [köstlicher machen]. 49; Die plünderten, von dem Armuth sich bereichten. Weid- ner 358; 161; Zinkgräfl, 154; 165; 280 etc. 2) er-r. und noch schwzr. in der Form bereichen = treffen, z. B. Gotthelf G. 44; 64; 206; 288; Sch. 285 etc. Dār- [2b]: darbietend reichen: Dem König Geschenke d. 2. Kön. 17, 4; „Weiset mir die Zinsmünze“ und sie reichten ihm einen Groschen dar. Matth. 22, 19; Aus dem Vermögen, das Gott darreichet. 1. Petr. 4, 11; Reichet dar in eurem Glauben Tugend. 2, 1, 5; 11; Mit dargereichter Rechten. Cham. 4, 19; Die Spenden .. darzureichen | den fremden Armen. 121; Hebel 4, 47; Einen Ton ohne Kunst, so wie ihn die Fülle mir darreicht | Dessen, was mich umgiebt. H. R. 9, 420; Beide Hände und Füße und deinen ganzen Leib d. Luther 5, 355a; Der Verehrung Zeichen | ihm in Geschenken dar-zu-r. Rückert Morg. 1, 27; V. Od. 17, 407; Morgen wird ja der Gott, wem er will, d. die Siegskraft. 21, 280 etc.; Die Darreichung der Geschenke etc. Eīn-:
1) [2b] einliefernd übergeben u. dar-r.: Bittschriften, Gesuche, Berichte, Beschwerden etc. (bei einer Behörde) e.; Reicht er .. seine Rechnung klägerisch ein. Kürnberger Am. 336; L. 1, 529 etc.; Die Einreichung der Klage etc.
2) s. an-r. 2. Empōr-: auf-r. (1; 2): Wie wenig | reicht sie empor zu jenem Jdeale! Sch.; Die Garben e. Entgêgen-: z. B. [2b]: So reichtest du ein überfließend Maß | besorgter Mutterliebe mir entgegen. G. 13, 327 etc. Er-:
1) tr. [2e] an ein Ziel, an einen Punkt, wohin man strebt oder der mindestens erstrebenswerth erscheint, gelangen, vgl. erlangen (1 und 2), womit e. sich oft berührt, obgleich im Allgm. nach heutigem hochd. Gebrauch Jenes das Gelangen in den erstrebten Besitz, Dies das zum Ziele bez. (vgl.: Daß alles Erreichte und Erlangte auf ihr Herz nicht die Wirkung thut, welche die Begierde uns in der Ferne ahnen lässt. G. 16, 92 etc.):
a) räumlich: Er .. erreicht den Hof mit Müh und Noth. G. 1, 147; Ob ich mit eilenden Rossen das Dorf erreichte [ins Dorf hineinführe]. 5, 15; Des Freundes Hand . ., | die, sehnlich ausgereckt, dich nicht erreicht. 13, 218; Leichte Kränze . ., sie lassen sich | oft im Spazierengehn e. [statt im Wettlauf]. 143 etc.; Ich kann die Stadt nicht e. Sch. 62b; Ich kann’s e. mit den Augen, | hinüberdringen mit der Stimme Schall. 518a; Was sein Pfeil erreicht. 532a; Auf Wurfes Weite sah ich’s [das Thier] stets vor mir, | doch konnt’ ich’s nicht e. noch erzielen. 495b etc.; Dort leb’ ich unerreicht von Vorwitz und von Sorgen. Hagedorn 1, 39; G. 13, 75.
b) zeitl., wobei der Begriff des Strebens zurücktritt gegen den des wünschenswerthen Ziels (vgl. d): Ein hohes Alter, das 80ste Lebensjahr e.; Der erreicht 1335 Tage. Dan. 12, 12; Seine Tage e. [aus-, zu Ende leben]. Jes. 65, 20; Dies tolle Treiben wird hoffentlich bald sein Ende erreicht haben etc.
c) übrtr. zu a: Ein Ziel (des Strebens, Wünschens) etc. —, ein Muster, Vorbild, Jdeal (zum Nachstreben) etc. e.; Ich kann es von ihm nicht e. [ihn nicht dazu bringen], daß er etc.; Er übertrifft ihn in Leichtigkeit des Ausdrucks, aber er erreicht ihn nicht an Gedankentiefe oder: er erreicht seine Tiefe nicht; Er sieht die Vollkommenheit vor sich und erkennt deutlich die Unmöglichkeit, sie zu e. Heinse A. 2, 80; Große Genies e. das Ziel mit einem Schritt, wohin sich gemeine Geister durch eine lange Reihe von Schlüssen müssen leiten lassen. Mendelssohn 4, 1, 9; Ihr habt’s erreicht [was ihr gewollt]. | Ich bin nur noch der Schatten der Maria. Sch. 428a; Du hast’s erreicht, Oktavio etc. 380b; auch: Als das unerreichte und unerreichbare Vorvolk der Gegenwart. Stahr Jahr 1, 95.
d) zuw. sich dem erlangen (s. o.) nähernd: Jemand erreicht Etwas, es wird ihm zu Theil: Die erste Ausstellung der Preisbilder. .. Hartmann .. erreichte den Preis. G. 27, 72; [Wieland] erreichte die Auszeichnung eines vollständigen Abdrucks seiner sorgfältig durchgesehenen Werke etc. 440; Daß sie mit ihrem Haberechten . ., | was sie gesucht, im Wege Rechts erreicht. W. 12, 50.
e) (mundartl.) ergreifen, fassen: Daß Gott Anfangs . . mit uns ein Mitleid trage, aber, sobald wir .. halsstarrig verharren .., endlich die Geißel erreicht. SClara EfA. 1, 374 und übrtr. = begreifen, geistig fassen: Die Vernunft . ., | welche nicht e. kann, | wie etc. Abschatz (Wackern. 2, 515³³).
f) (s. e) = aus-r. 4: Wenn wir gleich viel sagen, so können wir’s doch nicht e. Sir. 43, 29; 34; [Das] werden wir nicht mit Worten e. Luther 4, 180b; Welches menschliche Auge kann ein so zusammengesetztes Ganze e.? Sch. 741a, wofür es Sch. M. 10, 214 heißt: um-r. (s. d. II, vgl. umfassen I).
g) (vralt.) s. abr. 2: Wer schadet, kann einmal auch wieder Hilf’e. [reichen]. Opitz. 2) intr.: vralt. statt des Grundw. (vgl. 1g) Daß wir zum Sinn Christi .. nimmermehr e. Franck Weltb. 161b. 3) dazu (s. 1): Die Erreichung des Ziels, Wunsches, eines hohen Alters etc.
Ge-:
1) [2h] Etwas gereicht Einem zu Lust und Ruhm (Ense Biogr. 3, 47), zum Ruhm (G. 3, 128), zu höherem Gewinne (4, 5), zur Schande etc., mundartl. auch ver-r. 2) (vralt.) = reichen, wohin gelangen: Laß mein Recht vor dich g. Opitz Ps. 43; Die Mähr gereichte gar vor die Königin. Schaidenreißer 74b etc. 3) tr.: (weidm.) den Beizvogel dem Wilde nachfliegen lassen. Hánd-: handlangen, hilfreiche Hand leisten: Etllche h. den Arbeitenden. Eppendorf 170, häufiger: Handreichung = Hilfe, Beistand, z. B. auch Almosen, oft in der Bibel; Ich hätte selbst | nach Christenpflicht Handreichung ihr gethan. Fouqué Dr. 1, 199; Stumpf 424a; Zu Handreichung an andre nothleidende Brüdergemeinen. W. 18, 319 etc. Hêr- etc.: z.B.:
1) tr. [3e]: Reich die Schüssel mir her, ihm hin, herauf, hin- auf etc.; Er reichte mir das Buch ins Fenster herein und ich reichte ihm dafür das Geld hinaus; Sie reichte das Wasser herum. G. 5, 72; Der reicht ein Schwert hin- ein. Herwegh 1, 134 etc.; Die Hand, den Hals (Agricola 497), den Pfennig (G. 4, 41), Einem ein Almosen (Heine Lut. 1, 256), ein Pack Wolle (Auerbach Dicht. 2, 207), einen Brief (Lewald W. 4, 219) hin-r. etc.
2) intr. [2]: Lieb’ und Freundschaft, so von unser Beider Vater[n] her- reichet [2d]. Schaidenreißer 64a; Er verbreitet sich mit Leichtigkeit in der literarischen und bürgerlichen Welt, denn histo- Fy 4V 4 rische Kenntnisse reichen überall hin [2a]. G. 22, 33 etc. und bes. oft [2f] = aus-r.: Nur aus jenem Prinzip erschöpfend und vollkommen hin-r–d zu erklären. Fichte 8, 8; Meistentheils nicht auslangend noch hin-r–d. G. 39, 231; Er fühlt .., daß er .. mit seinen Kräften nicht auslangt. Dann aber .. stößt er das Hilfreiche von sich und glaubt, für sich selbst und Andere hin-zu-r. 69; Ein großer Demant, | der ein Königreich zu kaufen hinreicht. Platen 4, 291; Würden alle Reichthümer meines Onkels dazu hin-r.? Sch. 741a etc.; Nicht hinab-, herab-, hinauf-, hin- aus-, hinein-r. etc. [2a u. e] können; Die unermeßliche Kette reicht vom Schöpf hinab bis zum Keim eines Sandkörnchens. H.; Nur die technisch höchstgebildeten Völker reichen an jene hinan [2c] und übertreffen sie in Vielem. G. 39, 9; Die zu weit unter oder zu hoch über ihm stehen, zu welchen er mit seinen Sinnen und Begriffen nicht hinablangen oder nicht hinauf-r. kann. Börne 2, 316; Fäden, die aus den Bauten der Indier herüber-r. in den Tempel Salomonis. Gutzkow R. 1, 90; Fühle, wie meine Seele zu dir hinüberreicht. G. 34, 288; Des Welttheils, in den es als eine Kolonie Europa’s hinüberreicht. Görres Ver. 92; Sintemal jetzt die Nacht herzureichet [veralt.: naht]. Schaidenreißer 12a etc. Nāch-:
1) [3b] nachträglich reichen, auch: Die Nachreichung [der Akten]. JWiggers Unt. 126.
2) [2a] sich erstreckend folgen, nachkommen: Eine Individualisierung bis ins Grenzenlose, wohin .. alle Sprachen der Welt zusammengenommen nicht n. G. 39, 98. Nīēder-: hernieder-r. (tr. und intr.). I. Über-: 1) [3b] Einem Etwas ü., es ihm zur Entgegennahme hinreichen und geben: Dem Sieger die Schlüssel der übergebnen Festung ü.; Einem ein Geschenk, einen Brief, eine Bittschrift ü.; Ich komme langsam, dir ein Werk zu bringen | und zaudre noch, es dir zu ü. G. 13, 107; Briefe auf silbernen Tellern zu ü. Gutzkow R. 6, 391 etc.; Bei Überreichung des Kranzes etc. 2) [2a] zuw.: Etwas ü., es nicht bloß er-r., sondern darüber hinausgehn: Das Ungeheure hört auf, erhaben zu sein, es überreicht [überragt, übersteigt etc.] unsre Fassungskraft. G. 18, 141; Daß auch ihre Stunde kommt, die sie nicht ü. [überleben etc.] werden. Zelter 4, 283 etc. II.
Über-: hinüber-r., nam. intr. (vgl. I 2):
Die Decke muß größer sein als der Tisch, an allen Seiten etwas ü. I.
Um-: herum-r. intr. und nam. tr.:
Während kalter Punsch und Gebackenes umgereicht wurde. König 15, 80; DFam. 1, 135 etc. II.
Um-, tr.:
Etwas in seinem ganzen Umfang umfassen, umspannen etc. (selten): Einen Jammer, den unser Mitleid nicht um-r. kann. IP., s. er-r. 1g. Ver-: mundartl. s. ab-r. 2 und ge-r. 1. Vōr-:
1) = hervor-r. tr. und intr. 2) tr.: mundartl. wie vorstrecken (s. d.), vorschießen (Geld), z. B.: Schweinichen 1, 374. Wēīter-:
1) [3b] reichend weiter geben.
2) [2a] sich weiter erstrecken. Wīder-: s. zurück-r. 1, versch.: wieder-r., noch einmal reichen. Zū-:
1) [2e] Ganze Bogen reichen nicht zu, um Ihnen einen Begriff zu geben von Dem, was etc. Forster Br. 1, 489; Entwürfe des Michel Angelo, wo einige Meißelhiebe dem Künstler zureichten, um seinen ganzen Gedanken auszudrücken. G. 33, 69; Beim Menschen dich zum Spott zu machen, | reicht schon ein Fehler zu. Ramler F. 2, 539; Wo Menschenkunst | nicht zureicht, hat der Himmel oft gerathen. Sch. 508b; W. 5, 22; Alles, was wirklich ist, muß einen z–den Grund haben, d. h. es muß sich begreiflich machen und vernünftig erklären lassen, warum es überall zur Wirklichkeit gekommen und warum es vielmehr so als auf eine andere Weise wirklich geworden ist. Mendelssohn Morg. 192 etc.; Un-z–de Entschuldigung etc.
2) [3b] Sie reichten uns einen grünen Pisangschoß zu. Forster R. 1, 193; G. 18, 82; Der, dem ich meine Gedanken einzeln zuzählen, meine Empfindung einzeln z. will. 15, 37; Thümmel 4, 169 etc. Zurück-:
1) [3b] Etwas Dem, der es Einem gereicht hat, zurückgeben, wider-r. 2) [2a] nach rückwärts hin sich erstrecken: Soweit unsere Kunde zurückreicht. Bodenstedt 2, 3 etc.