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regen
I. Rēgen: 1) tr.:
a) zur Bewegung rege machen; in Bewegung setzen, als erster Anfang der Bewegung; leise bewegen (s. d., vergl. rühren ûnd b): Wenn der Bau’r nicht muß, | regt er weder Hand noch Fuß. Sprchw.; 1. Mos. 41, 44; Da Niemand eine Feder reget. Jes. 10, 14 [„Keiner, der einen Flügel regte“. Zunz]; Es durfte Niemand vor den Kindern Jsrael seine Zunge r. Jos. 10, 21; Sie wollen dieselbigen mit keinem Finger r. Matth. 23, 4 [vgl.: Ihr rühret sie nicht mit einem Finger an. Luk. 11, 46]; „Kannst du deine Hand noch r.?“ | Ich kann sie gut bewegen. G. 8, 154; Die nicht wissen, wie sie ihre Hand r. H. R. 9, 379; Darum mögen .. wir keinen Finger r. Ph. 13, 71; Ehe der Setzer den ersten Buchstaben regt. Ders. Merck 1, 4; Dort will er das Wasser kaum r. und hier plumps! L. 10, 129; Keines Windes leises Weben | regte das krystallne Reich. Sch. 59b; [Der Bach] rollt durchsichtige Fluth durch das geregte Laub. V. 3, 56; „Schweigsam“ ei nun, ein Klotz! geregt zu Nichts. Sh. 1, 411; Ruhn ungeregt die bejahrten Ornen. H. 1, 32; Kein Fischchen regt den stillen Teich. W. 11, 29 etc.
b) in rege Bewegung setzen, körperl. und geistig, nicht immer genau von a zu scheiden und eben deßhalb gew. in nicht gehobner Rede theils durch andre Zeitw. (s. rühren, bewegen, schwingen etc.), theils durch Zsstzgn. (nam. er-r.) ersetzt, z. B. (körperl.): So wird er seine Hand r. gegen den Berg der Tochter Zion. Jes. 10, 32 [,schwingt seine Hand gegen etc.“ Zunz]; Daß ihr meine Freundin (Liebe) nicht aufwecket noch reget, bis daß es ihr selbst gefällt. Hohel. 2, 7; 8, 4, vgl.: Weckt sie nicht! | regt sie nicht! | bis sie selbst erweicht H. R. 7, 57; Daß ihr nicht wecket noch aufreget die Liebe etc. Zunz; Unsrer starkgeregten Arme Streben. WHumboldt Son. 29; Es rege das Wasser reges, beseeltes Thier! Mendelssohn 7, 4 (1. Mos. 1, 20); [Das Heer] rege, gleich dem Aar, | die Fittige, zum Siegesfluge fertig! Müllner 3, 92; Rege den Staub nicht [auf] im Feld | oder klage nicht, wenn er dir ins Auge fällt. Rückert Mak. 1, 46; Nachdem arbeitend mit schöngeglätteten Rudern | lange das Meer sie geregt. V. Il. 7, 6 etc. und (weidm.): Das Wild r., rege machen, ferner geistig (theilw. mit unmerkl. Übergang vom Körperlichen): Auf die Arbeit gesinnt, denn diese nur regte das Herz ihm. G. 5, 98; Also sprach sie und regte sein Herz. 113; Alles, was nur Freude regt. 6, 53; Ein Bild | .., das jeden Schmerz | aufs Neue regt. 8, 115; Welche Neigung, welch Verlangen | reget diese schöne Brust? 10, 239; Wenn mit Schätzen er uns zu kühnen Thaten regt. 11, 65; Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen. 12, 6,; O wie mir Das den Busen regt! 46! Worte, die in meiner Brust | halb schon entschlafne Sorgen mächtig r. 13, 133; Schnell regt sie Wog’ auf Woge, Sturm auf Sturm. 247; Der Sonne Glanz, die alles Leben regt. 327; Ein verirrtes Volk .. breitet | Parteigeist aus und reget innern Sturm. 35, 166; Was Europa regt. Haller 115; Den Un- endlichen außer der Welt begreife ich nicht, er reget mich auch nicht. H. R. 9, 381; 382; Was regte sie zur Lüge? Opitz; Er wird keine Eifersucht | r. seinen Stammgenossen. Rückert Morg. 1, 80; Mitleid regt’ ihr die Seele. V. Od. 4, 366; [Ton,] der des Gefühls geheimste Seiten regt. W. 20, Keine Adern noch Sehnen erhitzen und r. diesen Körper [den idealisierten des belvederischen Apoll]. Winckelmann M. 1, 471b etc.
c) ,,(obrd.) erwähnend berühren: Die oben geregte Sache“. Adelung, s. 3, an-r. 2; be-r. 2. 2) refl.: sehr häufig entsprechend 1a und b: Sich nicht, kaum r. (1a); sich geschäftig, thätig, lebhaft, wimmelnd r. (1b) etc.; in Verbind.: Der Kluge | rührte und regte sich nicht, als wär’ er gestorben. G. 5, 127; Wie ängstlich war mir, daß ich [Ohnmächtige] mich nicht rühren und r. konnte. 15, 278; Es rührte und regte sich weder Günstiges noch Ungünstiges. 25, 77; 3, 4; Nicht regt noch rührt sich das Keimchen. Hebel (Echtermeyer 368) etc.; Sich r. und bewegen, bei Ältern auch: Alles, was sich regt und wegt auf dem Lande. Luther 5, 5b (Hes. 38, 20); Darum .. sich so Alles reget und weget. 536a (vgl.: So rege und wege stehn. 278a); Sünde .. alle das Geschäft, das sich mit reget und weget zu dem äußerlichen Werk. SW. 63, 122 etc. und so noch: Sie wegt sich, sie regt sich | und ändert sich nicht. G. 8, 133 etc. In Jemand, in Jemandes Herzen, Gemüth, Seele, Brust regt sich Etwas, z. B. ein Affekt, Mitleid, Erbarmen, Liebe, Unwillen, Zorn, Wuth; ein Verdacht, Argwohn, Zweifel etc. Alles, was sich reget und lebet. 1. Mos. 9, 3; Reget euch auf Erden, daß eurer Viele werden. 7 etc.; Es reget sich schon bereit die Bosheit heimlich. 2. Thess. 2, 7; [Da] reget sich die ganze Stadt über ihnen und sprach: „Ist Das die Naemi?“ Ruth 1, 19, Alle wurden durch ihre Ankunft rege, vgl.: Da umbrauste sie die ganze Stadt und sie sprachen etc. Zunz]; Ohne sich zu r. Cham. 4, 92; 26; 35 etc.; Es regte sich weder Hand noch Fuß. Echtermeyer 70; Einem armen kleinen Kegel, | der sich nicht besonders regt. G. 1, 113; Fühlt’ ich was sich r. [das Kind im Leibe]. 162; 183; Ungern seh ich den Jüngling, der immer so thätig | mir im Hause sich regt, nach außen langsam und schüchtern. 5, 12; Im innersten Busen | regt sich Muth und Begier. 34, 81; Weil mir .. im Herzen die Neigung sich regte | gegen den Jüngling. 86; 220; Freilich regt sich dann auch das Gewissen. 224; Das Herz, es ist munter, es regt sich, es wacht. 10, 270; Wer theilt die fließend immer gleiche Reihe | belebend ab, daß sie sich rhythmisch regt. 11, 9; Überall regt sich Bildung und Streben. 40; Nicht, daß sie just so sehr sich einzuschränken hat, | wir könnten uns weit ehr als Andre r. 135, unsre Vermögens-Verhältnisse erlaubten uns eine minder eingeschränkte Bewegung etc.; 13, 127; Im Hafen regt sich emsig schon die Fahrt. 306; 328; In Straßburg regte sich bald mit der übrigen Lebenslust die Taktfähigkeit meiner Glieder. 21, 216 (vergl. fort-r.) etc.; Es regt sich deine Tugend. Haller 97; 96; Darum r. sich seine Eingeweide über seinem Jammer. H. Ph. 4, 176; Sie müssen sich verkriechen, | wenn sich die deutsche Muse regt. Leibnitz 1, 434; Nun .. regt sich in mir ein ander Gelust. Rückert Mak. 1, 61; Es regte sich geschäftig Jung und alt. Sch. 71b; Die Feder | auf seinen Lippen regt sich. 541b; Wie’s v. Salamandern und Molchen und Drachen sich regt. 64a; Sagt, woher sich Liebe regt. V. Sh. 2, 69 etc. Im adjekt. Partic. mit Steigr.: Das sich regendste Leben. Heinse A. 2, 213 etc. 3) selten intr.: Wozu dergl. wohlbekannte Sprüche hier? | Du willst erzählen, rege nicht an Verdrießliches. G. 12, 183, rühre nicht daran, laß es unberührt, wo dem Rhythmus nach auch die Auffassung eines tr. an-r. (s. d. 2) zulässig ist, vergl. Schm. 3, 65 u. s. 1c. 4) im subst. Infin. zu 1 u. 2: Das würde durchgreifen und Leben und R. aufthun. Ense Tag. 1, 338; Es ist das erste Flügel-R. | des Falters in der Puppe Schoß. Geibel J. 124; Mit wie leichtem Herzens-R. | horchet ihr. G. 1, 133 etc., s. 5. 5) (s. 4) Regung zu 1 und 2, körperl. und geistig, vgl. Bewegung, Gefühl, Wallung etc.: Sonder Regung . . kauern. Cham. 4, 59; Regung gegen die Censur. Ense Tag. 4, 244; Ohne Regung ruht das Meer. G. 1, 54; Lohenstein Ros. 105 etc., s. regungslos; Halt die Regung [des Herzens] | noch zurück. G. 8, 159; Doch ahndeten süße Regungen in meinem Herzen entzückende Dinge. Heinse A. 2, 231; 1, 303; Regung der Affekten. L. 6, 28; Aufs höchste hat mein Vater einige leichte Regungen des Bluts für mich gefühlt, einige von den geschwind überhingehenden Regungen etc. Samps. 3, 2; Meine Regungen [Rührung] durch kein [vor die Augen gehaltnes] Tuch zu verbergen. Rabner 1, 109; Die schönen freien Regungen der Gastlichkeit [Gefühle]. Sch. 386a; Deren Liebe kann Gelust nur heißen, | nicht Regung ihres Herzens. Schlegel Sh. 2, 216 s. u.: Herzensregung; Regungen, . . | die .. von vollen Herzen sich zuvor ergießen müssen. W. 12, 196; 240; 35, 95; 97; Daß Scham und Furcht unter die dem Menschen angeborenen Regungen gehören. Att. 3, 2, 330 etc.; Einzelne Adelsregungen .. für den unumschränkten König. Ense Tag. 4, 363; Finger- regungen eines Hindu’s. IP. Papierdr. 2, 195; Die Hegel’sche Philosophie und andere damit zusammenhängende neuere Geistesregungen. Ense Denkw. 5, 199; Deren Liebe heißt billig nur Geluste, | nicht Herzensregung. V. Sh. 2, 323, s. o.: Schlegel; Warum ein unerklärter Schmerz | dir alle Lebensregung hemmt. G. 11, 20; Ohne Liebesregung. W. 11, 125; Wo es eine Unterdrückung frischer Volks- regungen galt. Cnse Tag. 1, 344 etc. 6) Der Reger, gew. nur von Zsstzgn., s. d.
Anm. Mhd. regen, s. nam. Schm. 3, 65 und vergl. niederd. rögen, Brem. Wörterb. 3, 514; Schütze Holst. 3 299.
Zsstzg. z. B.: An-:
1) vralt., mundartl.: (körperlich) anrühren, anfassen, angreifen, s. Schm.; Brem. Wörterb. etc. und z. B.: Wer euch anreget, Der tastet meinen Augapfel an. Franck Arch. 53b [Zach. 2, 8]; Wer Pech anregt. 131b [Sir. 13, 1] etc.
2) (s. 1) Etwas erwähnend berühren, vergl. [3 und 1c]: Welche doch Tacitus obenhin anregt. Weltb. 22b etc., zumeist noch im Partic. (nam. Kanzleispr.): Bei den angeregten [gedachten, erwähnten] Umständen. Kant 8, 189; 191 etc., vgl. 4a und be-r.
3) (s. 1) selten: Etwas regt Einen an, tangiert sein Gemüth, kümmert, berührt ihn etc.: Memento mori! Aber Das regt mich nicht an. Sch. 119b.
4) zumeist aber: den Anstoß dazu geben, daß Etwas sich regt:
a) mit sachl. Obj.: Etwas a., das Interesse dafür wecken, rege machen, so daß man sich damit beschäftigt: Eine Unternehmung, Expedition, Untersuchung, einen Plan a.; Eine Sache bei Jemand, damit sie nicht in Vergessenheit, ins Stocken geräth, wieder a. [zur Sprache, in Erinnerung bringen]; Preußen verneint nun heftig jene von ihm [selbst] angeregte Besteurung. Ense Tag. 1, 294; In sich zu entwickeln, was Jener in ihm angeregt hatte. Lewald W. 1, 389 etc., s. c und g.
b) mit belebtem, aber unpersönl. Obj.: Wild a., rege (s. d. 1), los (s. d. III 4d) machen, auf- und forttreiben. Laube Br. 237 etc.; Sogleich regte [trieb, spornte etc.] Felix sein Pferd an, sprengte auf die Stelle los. G. 18, 82 etc.
c) mit persönl. Obj. etc.: animieren, sowohl von erhöhter Lebens- als Geistes-Thätigkeit, vgl. er-r. und auf-r., die nicht bloß den Anstoß zu regerer Wirksamkeit, sondern diese selbst bez., und zwar das Letztere ein lebhaftes, heftiges, gewaltiges oder gewaltsames Er-R., oft mit Überschreitung des Maßes, so daß das Obj. außer sich geräth, die Ruhe und Selbstbeherrschung verliert und sich in einer Art Aufruhr befindet: Der Wein, ein Stahlbad etc. regt Einen, seine Lebensgeister etc. an; Eine geistreiche Unterhaltung regt den Hörer, seinen Geist an, zu neuen Jdeen an; Jemand zu einem Unternehmen etc. a. (vgl. a); [Mahomet hat] Nationen angeregt. G. 6, 242; Der Eine, der sein Ohr mit vollen .. Tönen gefüllt, Geist und Seele dadurch angeregt wünscht, dankt er mir’s, wenn ich ihm das trefflichste Gemälde vor Augen stelle? Ein Gemäldefreund .. wird ablehnen, durch Gedicht oder Roman seine Einbildungskraft er-r. zu lassen. 18, 98; Unsere Einbildungskraft angeregt. 20, 19; 21, 65; Insofern er wirkt und genießt und Andre zu wirken und zu genießen anregt. 75; Sie regte den Gehilfen auf eine leise, doch wirksame Art klüglich an, daß er .. seinen Wünschen... sich ungesäumt nähern solle. 15, 217; Den geliebten Jünger a–d, er solle fragen. 31, 57; Du hast mich angeregt, nicht aufgeregt. Gutzkow R. 5, 131; Sie regt mich an, ohne mich aufzu-r. Lewald Hel. 2, 197 etc., s. das Folg.
d) o. Obj., nam. zu c, z. B.: Staatsklug erscheint sie nicht; sie regt [den Geist etc.] mehr an áls daß sie stillt. Ense Tag. 1, 225; Ein Stückwerk, das gefällt und anregt, aber nicht befriedigt. G. 15, 27 etc. und nam. im adjekt. Partic.: Die a–dste Unterhaltung; Ein sehr a–der Unterricht etc.; Nach einer so hochentzündlichen Krankheit mich abermals im Brownischen Sinne einem so entschieden a–den Bade zuzuschicken. G. 27, 92 etc., vgl. mit dem Obj. verschmelzend. Geist-, gemüth-, herz-a–d etc.
e) im adjekt. Partic. Pass., z. B.: Die angeregte (a) Sache geräth ins Stocken etc. und nam. zu c: Er wurde gesprächiger, angeregter. Gutzkow R. 9, 417; Ein wenig angeregt vom Wein etc. und dazu: Der Dichter hatte Mühe, sich inmitten so vieler Angeregtheit zu fassen. Ense Biogr. 4, 378; Die lebendige Angeregtheit, die mit leichtem Griff das rechte Wort trifft. TUlrich (Nat.-Zeit. 13, 211) etc.
f) Zu c: Anreger genug, aber wenig Arbeiter. Sprchw.: Schleiermacher gehört zu unsern größten Geistern und Anregern. Ense Tag. 2, 277; Die Polizeibehörde trat mit den Anregern [der Versammlung] in vertrauliche Verhandlung. 4, 219; Ein Anreger, der da reizt und anhält zum Guten. Luther.
g) zu a und c: Etwas in Anregung bringen; Einer Sache Anregung [Erwähnung] thun; Aus oder auf Jemandes Anregung Etwas unternehmen etc.; Daß er [Napoleon] dem Weltgange eine frische Anregung gegeben. G. 3, 205; Es geschahen einige Anregungen, ob man sich nicht wechselseitig besuchen wollte. 20, 191; Daß ich in der Pflanzenkunde zwei schöne Anregungen erlebte. 27, 215; Thaten, die er . . auf zufällige Anregung unternahm. 30, 447; Überhaupt scheint die Anregung der Lieblingsjünger [zu der an den Heiland zu richtenden Frage] von dieser Seite auszugehen. 31, 58; In seiner Anregung [Angeregtheit, angeregtem Zustand]. Gutzkow R. 5, 74 etc., so auch: Die Anrege.
Aūf-:
1) Etwas a., etwas Vorhandnes, das aber nicht hervortritt, etwas Ruhendes, Schlummerndes etc. oder so Gedachtes in reges oder (s. 2) in regeres Dasein hervor- oder emportreten machen, aufrufen, erwecken, vergl. er-r., das sich auch auf das Ins-Leben-Rufen von etwas Nichtvorhandnem und an-r. 4, das sich zunächst auf den Anstoß zum regen Hervortreten bezieht: Die jetzt bekannt gewordnen Umstände mußten den Verdacht, den sein Betragen schon früher erregt, den er aber geschickt auf einen Andern zu lenken gewusst hatte, bei mir a., daß etc.; Alte, vergeßne Geschichten, einen alten Zwist wieder a. etc.; Zweifel, Bedenken, Hoffnung, Furcht, ein Verlangen, einen Wunsch, eine Leidenschaft (in Jemand), Jemandes Neugier etc. er-r. oder a., mit der angegebnen (oft leisen) Nüance, dagegen z. B. nur: Aufsehn er-r., weil das Aufsehen nicht ruhend gedacht werden kann etc.; Die glimmende Kohle zur Flamme, die schlummernde Neigung zur feurigsten Leidenschaft a. etc.; Staub a., vgl. aufwirbeln, empor-r.; Jemandes Galle a. etc.; Seh ich Rosen .. | aufgeregt [vom Frühling erweckt etc.] zum Schmuck der Erde. G. 4, 79; Es reget der Wein dann jegliche Kraft auf | seines heftigen Wollens. 5, 40; Ihr erblicktet . . | manches Treffliche, das verborgen bleibt in dem Herzen, | regt die Gefahr es nicht auf. 56; Vereitelt Hoffen bitterlich beklagt | und immer neu die Hoffnung aufgereget. 6, 278; Zündet er schon die Gluth | auf hohlem Herdraum werk-a–d an. 10, 270; 11, 10; Regest du auf aller Vergangenheit | Bösestes. 12, 178; Die Wonne .., | die du dem Herzen schaffend aufgeregt. 13, 244; In deinem Sinne .., | dem sie das Anschaun herrlicher Natur | lebendig aufgeregt. 13, 301; Sie wußte bei Eduard die Lust zu einer musikalischen Unterhaltung auf-zu-r. 15, 22; Durch seine Heirath wurde ein solcher Verdacht be- schwichtigt, aber durch heimliche Gegner .. gelegentlich wieder aufgeregt. 19, 109; Daß .. eine Lektüre bei versch. Personen verschiedene Gedankenfolgen aufregt. 22, 276; Wodurch ein Talent aufgeregt wird, das er sich selbst kaum zutraute. 23, 270; 32, 179; Gefährlich immer ist’s, | das schon Entschiedne wieder auf-zu-r. 35, 253; Als sie Asch’ und Kohlen aufgeregt, | facht .. sie den ganzen Stoß zu Flammen. Hagedorn 2, 173; Deiner Form wollüstige Reize könnten | heißern Wunsch a. Platen 2, 176; Rege mir nicht den Gram auf! V. Od. 17, 46; 23, 145 etc.
2) (s. 1) Jemand, Jemandes Geist, Seele, Gemüth, Herz etc. oder etwas Personif. a., lebhaft oder auch gewaltsam, aufreizend etc. er-r. (s. d. und nam. an-r. 4c):
a) ohne abhäng. Vhe (s. 4): Der Wein regt ihn auf; Wenn den Krieger wild Getöse, | Tromm’l und Pauken aufgeregt. G. 6, 4; Diese herrliche Gegenwart regt mein Jnnerstes auf, fordert mich zur Thätigkeit auf. 14, 157; Wirklich hatte .. die Vergegenwärtigung ihres beiderseitigen Zustandes, ihrer Vorsätze sein lebhaftes Gemüth angenehm aufgeregt. 15, 11; 17, 6; Bei der Ausmessung sollte der Schulmeister an die Hand gehen, welchen auf-zu-r. er denn auch sogleich forteilte. 22, 10; So hatten wir ihm .. deh Kopf so warm gemacht, daß er . ., hierdurch aufgeregt etc. 378; Er mag nun unsre Erinnerung wieder beleben oder unsere Phantasie a. 26, 120; Ein Muster, das mich aufregte. 39, 439 etc.
b) mit abhäng. Präpos.: Jemand gegen Einen, das Volk gegen die Regierung a.; Einen zur Thätigkeit, zum Widerstand etc. a.; [Alles] wird von frischen Würzedüften | zum Verlangen aufgeregt. B. 1a; Das Volk stimmte ein, zum größten Enthusiasmus aufgeregt. G. 20, 233; Zu geistigem Denken und Thun aufgeregt. 32, 351; Wie uns irgend ein Mangel oder Hindernis zu Thätigkeiten aufregt. 22, 8; Alle Völker | zur Wuth a. wider ihren Sohn. Sch. 450b etc.
c) mit abhäng. Satz: Daß ich meine Verbindungen .. aufrege, ihm eine Stelle zu verschaffen. G. 15, 21; Wenn man aus traurigster Lage .. einen hoffnungsvollen Blick in die .. Heimath zu thun aufgeregt wird. 25, 132; Seine Stücke, die .. die talentvollsten Künstler a., ihnen durch frische Lebendigung genug zu thun. 33, 107 etc.
3) refl.:
a) zuw. zu 1: Den starken Appetit, der sich eben bei mir plötzlich aufregt. ETAHoffmann Ausgw. 7, 104 etc.
b) gw. zu 2: Der Kranke darf sich nicht a.; Ich will mich durch die Erinnrung nicht a. etc.
4) intr., oder vielmehr ohne Obj. zu 2: Reizmittel, die nicht sowohl an-r. als a. etc., im Partic. Präs.: Den .. zu neuen Tagewerken aufrufenden, a–den, verheißenden Theil (s. 2b). G. 39, 117 und nam. (ohne abhäng. Vhe) adjektiv.: Wie belehrend und a–d mußten mir solche Unterhaltungen werden [vergl. decken, Anm.]. G. 22, 373; Wenn sie Geist und Verstand, Einbildung und Erinnerungskraft a–d beschäftigen. 33, 294; A–de Worte. V. Od. 2, 290; Die a–dsten Gerüchte etc.
5) im pass. Partic., z. B. (zu 1): Die aufgeregte Hoffnung, Befürchtung etc. und nam. zu 2: Wahrhafter Ausdruck eines aufgeregten erhöhten Geistes. G. 4, 236; Die aufgeregte Menge; In aufgeregter Stimmung etc.
a) zuw. verneint durch „un“: Bald belebt und blühend, bald unaufgeregt [zu 1]. G. 39, 121; Wer kann bei allgemeiner Aufregung ruhig und unaufgeregt [zu 2] bleiben?
b) häufig zu 2: Daß wir in unsern Mannesjahren uns in so jünglinghafter Aufgeregtheit wiedersehen. Auerbach Ab. 5; 70; Die unseligste Frucht solcher Aufgeregtheiten [aufgeregter Stimmungen, Zustände] ist oft die Verdächtigung. Tag. 114; Benedir 10, 82; Devrient 3, 210; Seine bis zum Äußersten gesteigerte Aufgeregtheit. Droysen Y. 1, 190; Gartenl. 9, 301b; Gutzkow G. 140; Keller gH. 3, 304; König 15, 204; Kühne Char. 16 etc.
6) Aufregung: das A.; die Aufgeregtheit und: etwas A–des: In fieberhafter Aufregung; In täglichen Reibungen und Aufregungen leben. Eckermann G. 2, 359; Gervinus Lit. 5, 324; Eine fortwährende Aufregung in glücklicher Liebeszeit. G. 22, 391; Welche Aufregungen, welche Niedergeschlagenheit! welche Ebbe und Fluth. Hartmann BB. 143; Ich preßte gewaltsam meine Aufregung nieder. Höfer Hausbl. (56) 1, 118; Oüler Bürg. 394; Das Publikum will sich auch einmal ausruhen von seinen ästhetischen Aufregungen. Prutz GschTh. 375; Fieber-, Gemüths-, Gewissens- (G. 32, 216), Puls- (Wunderlich Path. 2, 161), Volks-Auf- regung etc.
7) (selten) Aufreger des Volks etc. Be-:
1) (veralt.) refl.: sich rühren, bewegen: Die mit den Piken konnten sich kaum b. Opitz Arg. 1, 579.
2) [1c] Die Bem. des früher beregten Don Ovanes. Fallmerayer Or. 1, 195, nam. Kanzleispr. und so auch: An-b. Durch-: mit Regsamkeit, mit regem Leben durchdringend erfüllen: Schöpfungen, die der ewige Schöpfer durchregt und durchhaucht. Lavater; Er befiehlt, dem Nord und Süd aufzustehen und seinen Garten zu d. H. R. 7, 33; Geister . ., die alle Lande d. 237; Den .. sein Geist durchreget. Lit. 13, 297 etc.; Das Belebte, wo jede Durchregung des Hauches der Seele uns Glieder und Unterschiede darstellt. 11, 347. Empōr-: s. auf-r.: Langsam regt empor ein Knabe | dort das Haupt. Ense Denkw. 2, 516; Staub e. G. 19, 96. Entgêgen-: z. B. [2]: sich entgegenbewegen: Regte sie sich hehr | dem Staunenden entgegen. 10, 272, vgl.: Der Philosophie entgegen regte sich der Pietismus. H. R. 9, 366, trat von ihr aufgeregt gegen sie hervor etc. Er-:
1) Etwas e., s. auf-r. 1 und die Bsp. dort, auch: Gefühle, Empfindungen, Affekte, Begierden, Neigungen etc. (Un-)Lust, (Miß-)Behagen, Freude, Schmerz, Thränen, Lachen, Staunen, Bewunderung, Verwundrung, Neid, Mitleid, Verachtung, Angst, Furcht, Sorge, Besorgnis, Schrecken, Antheil, Theilnahme, Interesse, Aufmerksamkeit, Zweifel, Hoffnung, Ungeduld, Entrüstung, Zorn, Unmuth, Unwillen, Groll, Feindschaft, Hader, Zwist, Krieg e. etc.; Mit seiner neuen Lehre Aufsehen e. W. 35, 131; Dies erregte zugleich Liebe, Bewunderung und Bedauern. 98; Lachen- (Boas SchJ. 1, 191), neid- (Riemer G. 1, 472), qual- (Platen 1, 157) e–d ꝛc:; Ihre noch so überhangenden Felsen werden auch nicht einen Schatten von dem Schrecken und dem Schwindel e., den sie in der Natur e. L. 11, 158; Kopfweh, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen e. etc.; Elektricität, Magnetismus etc., einen Sturmwind, den Südwind etc., ein Unwetter, Gewitter e.; Ein Gefühl von Kälte e.; Kälte, Frost, Hitze, Wärme, einen branstigen Geruch (G. 2, 357) e. etc.; Der Erde Fruchtbarkeit e. 6, 360 etc.; Das Tamburin e. [erklingen machen]. Platen 2, 212; Staub e., aufwirbelnd; Wenn heftiger Wind die gedörrete Spreu auf der Tenne | plötzlich erregt. V. Od. 5, 369; Jemandes Galle e. L. 2, 222 etc., auch (s. 2): Gott sprach: es errege sich [s. 4a] das Wasser mit .. lebendigen Thieren .. und Gott schuf .. allerlei Thier, das da .. vom Wasser erregt ward. 1. Mos. 1, 20 ff., vgl.: Gott sprach: es rege das Wasser reges, beseeltes Thier. .. Gott erschuf alles beseelte Thier, welches die Wasser auf geregt haben. Mendels- sohn 7, 4 etc.
2) Personen oder Personificiertes e., s. an-r. 4c und vgl. auf-r. 2; Jemand, Jemandes Herz, Gemüth, Geist etc. e. zu Etwas, was auch oft fortbleibt, z. B.: zum Widerstand, zum Aufruhr, zum Kampf, zur Freude, zu erhöheter Wirksamkeit (Thätigkeit, Kraft), zu rascherem Leben etc.; Einen wider Jemand e. Matth. 10, 35; Ap. 16, 22; Sie erregten das ganze Volk. 21, 27; Wie ich bei der Linde | das junge Völkchen finde, | sogleich erreg’ ich sie [zum Tanz]. G. 1, ..; [Dies] zu betrachten | erreget Geist und Herz zu der Natur. 10, 221, hebt sie anr–d dazu empor; Ich erregte [freudig] und ergetzte die Jugend. 25, 365; Errege | der tiefgebeugten Herzen eigne Kraft [1]. 13, 346; Das Gewissen soll erregt, soll beschwichtigt werden, erregt, wenn es stumpf etc. ..; beschwichtigt, wenn es etc. 18, 97; Jugendliche Gluth erregt nicht mehr | mein traurig Herz. 35, 168: Vielleicht erregt er gegen uns die Macht der Griechen. 250; Ich selbst erregte Syrakus. 269; Ich würde .. e. die Söhne der Griechen [zum Kampf]. Stolberg Jl. 19, 205; Er erregte die schon verlangende Göttin. V. Il. 19, 349; Wie wenn brausend der West unermeßliche Saaten erreget, | . . so war rings die Versammlung in Aufruhr. 2, 147 etc.
3) (zu 2) zuw. ohne Obj., nam. bei abhäng. „zu“: Die Furcht .. erregt .. leicht zu Ausschreitungen. Auerbach SchV. 269.
4) refl.:
a) (zu 1) heute gw.: sich regen etc.: 1. Mos. 1, 20 (s. 1 am Schluß); Ein Geräusch (Opit W. 1, 69), Zwietracht und Zank (Olearius Ros.), ein Streit (Logau 1, 131), Flammen aus der Asche (3, 28), eine Frage (Zinkgräf 2, 25) erregt sich etc.
b) (zu 2) heute gw.: sich erheben, empören etc.: Ein großes Volk wird sich e. hart an unserm Lande. Ier. 6, 22; Da die Bauerschaft .. sich erregt. Luther 3, 28 [im Bauernkrieg] und personif.: Das Gras erregt sich, alle Bäume schelten. Tieck 2, 204.
5) im pass. Partic., adjekt. nam. zu 2: Die erregte Menge; Dieses Volk .. lässt sich leicht in eine erregte Stimmung versetzen. Auerbach Tag. 139; Tief in erregtester Seele. Denis (Kurz 2, 541a); Die erregteste Leidenschaft. Ense Denkw. 2, 314 etc.
a) Zsstzg. z. B.: Des sturmerregten Meeres Tosen. Cham. 4, 42; G. 12, 268 etc., vom Sturm erregt.
b) Dazu: Erregtheit. Büchner Leb. 207; In schöner und einnehmender Erregtheit. Keller gH. 4, 11; Steigerte er sich oft zu jenem Grade der Erregtheit. Kolatschek StdZ. (1860) 171; Kompert Pfl. 2, 136; Lewald Ferd. 1, 76; Es zitterte keine Erxegtheit in der Stimme. Polko Mus. 132; In ihrer leidenschaftlichen Erregtheit. GRaimund 6, 75; HSmidt Devr. 96 etc.
6) Die Erregung eines Gefühls, eines Affekts, der Elektricität (zu 1), einer Person (zu 2, vgl. 5b); Herzens-Erregungen. Gartenl. 10, 116a; Lust- oder Unlust-Erregungen. Oppenheim Jahrb. 2, 104 etc.
7) Doppelzssgg.: Der Jüngling fallend erregt unendliche Sehnsucht | allen Künftigen auf (s. 1). G. 5, 115; Mecca’s auferregten Kreis (s. 2). 35, 166 etc. Fórt-: z. B. [2]: Nach dem Takte reget | und nach dem Maß beweget | sich Alles an mir fort. G. 1, 18 (vgl. 21, 216) und ähnlich: Sich hin-, her-r. etc.