Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
Faksimile 0674 | Seite 672
recht
I. Récht, a.:
1) Ggstz. zu link, s. d. 1—5c (während in der Bed. 5d für link = linkisch r. als Ggstz. nicht üblich ist), auch in Bezug auf die Bem. dort und die Bsp., wonach wir hier nur Wenig hinzuzufügen haben:
a) Die Frau hat gar keine linke Hand, die ist hüben und drüben rechts [s. link 1d]. . . Sie hat zwei r–e Hände. Auerbach Ed. 206; Welches ist denn die r–e [wahre, eigentliche, s. 3b] r–e Hand? L. 1, 269 etc.; Jemandes r–er Arm (s. d. 3, am Schluß), häufiger r–e Hand sein; Daß er die r–e Hand, ja, im eig. Verstande des Wortes, das Faktotum des hochwürdigen Kerinthus war. W. 17, 14; Forster Br. 1, 435; G. 9, 5; Tieck NKr. 2, 330 etc.
b) als Adv. gilt in den link (1—4) entsprechende Anwendungen gw. rechts (s. d.), wie links, doch findet sich wenn auch seltner —: Die nicht wissen Unterscheid, was r. oder link ist. Jon. 4, 11 (vgl. über die Bed. link 5b); Tanzte .. bald r., bald link. SClara EfA. 1, 136; 70; Das ist der Kunst Bestreben, | Jeden aus sich selbst zu heben, | ihn dem Boden zu entführen; | link und r. muß er verlieren | ohne zauderndes Entsagen; | aufwärts fühlt er sich getragen. G. 6, 434 [das Links und Rechts].
c) substant.: Die R–e [r–e Hand, Seite]; Der Herr ist mir zur R–en. Ps. 16, 8 etc.; Ich lasse keinem Narrn die R–e [r–e Seite, als die ehrenvollre]. Ramler F. 3, 23 etc. Für die Flexion gilt heute gw. (mit Artik.): Zur Rechten Gottes sitzen, vgl.: zur rechten Hand Gottes (ohne Artik.): Zu Gottes Rechte vergl.: zu Gottes rechter Hand und demgemäß mit Ew.: Der Druck der kräftigen Rechten; Mit dargereichter Rechte, doch findet sich Schwanken; so gilt bei Kl. vorwiegend Nichtflexion, z. B. neben: Pilatus | stellete sich zu der Rechten den Gottversöhner. .. Stand zu der R–en. . . Wies zu der Linken. M. 7, 669ff; Zu der R–en und Linken. 794; Einer der Mörder | hing zu der Rechten ihm und zu der Linken der andre. 8, 305; nicht bloß: Von Gottes Rechte begraben. 11, 175; Zu des Vaters R–e. 55, 13, 844; 19, 485 etc., sondern auch: Einen Becher der Freuden hat in der Rechte, der Linken | einen wüthenden Dolch die Einsamkeit. 14, 861; Zur Rechte des Vaters etc. 4, 948; 5, 162; 6, 464; 11, 79; 12, 498; 13, 32; 445; 618; 783; 15, 1045; 16, 14; 18, 579; 19, 299; 653 etc.; Mit der Rechte etc. 7, 824; 8, 459; 14, 338; 20, 29 etc.; Zu deiner R–e. 4, 1277; 6, 506; 19, 821 etc. und mit beigefügtem Ew.: In der schreckenden Rechte .., in der Linken. 2, 492; In der furchtbaren Rechte . ., in der Linken. 7, 238; (so: Linken. 8, 14; 10, 658 etc.); 9, 669; In der hochgehobenen R–e. 5, 144; Den Schwung der strafenden R–e. 8, 88; Auf der gedankenstützenden R–e. 15, 491; 1000 etc., vgl. auch bei V., der aufgestellten Regel gemäß: Mit angelegeter Rechte | fühlet er. Ov. 1, 44; Mit nervichter R–e. Il. 7, 264; 10, 31 etc., doch daneben: In der nervichten Recht e. 14, 385, vgl.: Wie unserm Verf.: „mit erhobener Rechte“ statt „Rechten“ entfuhr. Ders. (Jen. Lit. Zeit. 1804) 1, 190, in welcher Fügung die Form auf en allerdings nicht selten ist, z. B.: Mit dargereichter Rechten. Cham. 4, 19; Mit aufgehobner R–en. Heinse A. 1, 269; Dir wuchs aus flacher R–en ein Paradies. Platen 2, 18 etc.
d) vralt. auch: Schlug Ulyssem auf seine gerechte Schulter. 74b [17, 462]; 77a [18, 95]; Bot ihr sein Gerechte (c) 2a [1, 121]; Sitzt zu der gerechten Hand Gottes. Stumpf 172b; Zwingli 2, 203; Keisersberg Post. 39; Mit dem gerechten Füßlein. Teuerdank 63 etc.
2) Ggstz. zu krumm (vralt. statt des jetzt gw. grade, z. B.: Daß sie den Krüppel in Lystren r. gemacht. Zwingli 2, 24, (s. aufrichtig. Ap. 14, 10) und zu schief, doch gw. (s. auch rekta) nur in der Verbind.: Ein r–er Winkel, der einen gleichen Nebenwinkel (s. d.) hat, wie der schiefe einen ungleichen, vralt.: ge-r. (s. d.), vgl. die Zsstzg.: auf-, blei-, faden-, loth-, scheitel-, schnur-, senk(el)-, steil-, stengel-, wage-, wasser-r.
3) Dem, was als Richtschnur (Maßstab der Beurtheilung) dient, gemäß, entsprechend, damit übereinstimmend; Das seind, was od.: so seind, wie es sein soll, man es haben will etc. (s. 2 u. vgl. II, ferner 1, nam.: Daß noch die Frage ist, ob er den Unterschied zwischen Link und R. deutlich genug einsieht, um zu wissen, ober eine Ungerechtigkeit begeht. W. 13, 128 etc.). Natürlich richtet sich dabei die Bed. nach dem jedesmaligen Maßstab, der in der Beurtheilung für den Vergleich Dessen, was ist, mit Dem, was sein soll oder sollte etc., angelegt wird, vgl. z. B.: Der Schüler hat dem Lehrer r. [richtig] geantwortet, der Jnhalt der Antwort stimmt mit Dem, wie das in Frage Gestellte sich wirklich verhält oder, wie der Lehrer geantwortet wissen wollte, überein; Du hast dem vorwitzigen Frager r. [gebührend] geantwortet, die Art deiner Antwort stimmt mit Dem überein, wie sie mit Rücksicht auf den Vorwitz des Fragers sein soll und muß; So ist’s ihr endlich r. gegangen [ihrem Treiben gemäß, nach Verdienst]. G. 11, 155; Es geschah dem portugiesischen Juden r. [oder R., s. II]. 14, 249 etc.; Unter andern Umständen wäre es nicht r. gewesen; nach der jetzigen Sachlage aber hast du r. gethan, den Vergleich anzunehmen; Er hat vielleicht juristisch, gewiß aber nicht moralisch r. gehandelt, seine Handlung widerstreitet nicht Dem, was nach Best. der bestehnden staatlichen Gesetze, wohl aber Dem, was nach den Vorschriften des Sittengesetzes sein soll und darf, vergl.: Fragend, was sie von der That hielte. Sie antwortete: Sohn, es ist wohl gethan, so es r. gethan ist. Weidner 323; Habt ihr nu r. und redlich gehandelt? Richt. 9, 16; Du bist ge-r. und dein Wort ist r. Ps. 119, 137 (s. II) etc.; Habe ich den Brief so r. geschrieben? entw.: Dem, was und wie ich es schreiben sollte, entsprechend, oder: den Vorschriften der Grammatik gemäß etc.; Du meinst das R–e, aber du drückst dich nicht ganz r. aus, dein Ausdruck ist nicht ganz der r–e, deine Meinung entspricht dem Sachverhalt, der Wirklichkeit, Wahrheit, aber dein Ausdruck nicht ganz deiner Meinung etc.; Geh ich hier r.? oder: ist das hier der r–e Weg nach der Friedrichsstraße?; Das ist nicht der r–e Weg (die r–e Art und Weise), ans Ziel zu kommen, entw.: er entspricht dem Ziel nicht, führt nicht dahin, oder: (s. o.) er entspricht nicht der Moral etc.; Ich wollte zu Herrn N.; komme (bin) ich r. hier? ist der Ort, wo ich bin, übereinstimmend (identisch) mit dem, wohin ich wollte?; Er versicherte, daß ich r. sei. G. 23, 247 etc.; Komme ich (Ihnen) r., jetzt r. [gelegen]? passt Ihnen mein Kommen oder die Zeit meines Kommens? stimmt es mit Dem, was und wie Sie es wollen (wünschen)?; Sie kommen eben (grade) r., zur r–en Stunde (Zeit); Sie redete ihm nie r. [nach Wunsch]: gab sie ihm Recht [II], so war es ihm nicht r.; widerredete sie ihm, so ward er erst böse. Gotthelf G. 261 etc.; Ottilie (zeigt auf die Stirn): Bist du nicht r. hier? [steht es in deinem Gehirn nicht so, wie es sein sollte?] „O, ich bin nur zu sehr bei Sinnen.“ Benedix 8, 194 etc.; Mir ist nicht r. (zu Muthe, zu Sinne), nicht so, wie mir sein sollte, ich fühle mich unmustern etc.; Wenn (Gutzkow R. 2, 299; L. 12, 325 etc.) oder wo (V. 1, 42 etc.) mir r. ist, wenn ich nicht irre, wenn meine Ansicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt, vgl.: R. sehn, hören, fühlen etc., so daß die Sinneswahrnehmung mit dem Obj. derselben übereinstimmt; Jemand r. (Ggstz. miß-)verstehn, so daß die Auffassung mit dem Gemeinten übereinstimmt etc.; Jetzt müßte .. er hier sein, wenn Alles r. stünde [so wie es sollte]. Kinkel E. 275 etc.; Das ist nicht der r–e Schlüssel, der, der es sein soll, den ich haben will, brauche, suche; der zu dem zu öffnenden Schloß passt etc.; Der r–e Ring | besitzt die Wunderkraft. .. Die falschen Ringe werden | doch Das nicht können. .. Der echte Ring | vermuthlich ging verloren. L. Nath. 3, 7; Die r–e Seite des Tuchs (s. link 4); R–e Wage, r–e Pfunde, r–e Scheffel, r–e Kannen sollen bei euch sein. 3. Mos. 19, 36, so daß das dadurch best. Maß mit der Wirklichkeit übereinstimmt; Die r–e Auflösung, die dem Aufzulösenden entspricht; Etwas r. (auf)lösen, rathen, rechnen etc.; „Möchte gern ’was R–s (s. e) hieraußen lernen.“ | Da seid ihr eben r. am Ort. G. 11, 76 = an dem r–en Ort, an dem eurem Verlangen entsprechenden; „Ich wünschte r. (s. c) gelehrt zu werden“. . . Da seid ihr auf der r–en Spur. 77, die dem gewünschten Ziel entspricht, dahin führt; Sich Sanders, deutsches Wörterb. II. gleich an den R–en wenden, vor die r–e Schmiede (s. d.) gehn etc.; Den r–en Augenblick (Moment) ergreifen; die r–e Zeit, den r–en Zeitpunkt wahrnehmen; den r–en Fleck treffen, auf den es eig. und wesentlich ankommt; Den Mund auf dem r–en Fleck, das Herz auf der r–en Stelle haben, auf der gehörigen, wo es sein soll; Thu nur das R–e in deinen Sachen etc.; Schlecht (s. d. und schlicht) und r. etc. Wir erwähnen nun noch bes.:
a) Das ist (oder so ist es) r. od. bloß: R.!; r. so! oder: so r.!; ganz r.! etc. als Ausdruck der Billigung des Gesagten; um auszudrücken, daß es sich so verhält; daß das Gesagte mit der Wirklichkeit übereinstimmt etc. = so ists!: „Ihr denkt, ich sei der Herr Abt von Sankt Gallen“. | Ganz r. B. 67b etc., vgl.: R. gesagt, Schlosser! Man liebt, was man hat; man begehrt, was man nicht hat. Sch. 93b etc.
b) in der That Das seind, was es genannt wird; den Namen durch das Wesen und vor den bloß „so genannten“ ganz eig. und im prägnanten Sinn verdienend, vgl. wahr, wirklich, eigentlich etc.: Der Herr ist der r–e Kriegsmann. 2. Mos. 15, 3; Ehre die Wittwen, welche r–e Wittwen sind. . . Das ist aber eine r–e Wittwe, welche einsam ist etc. 1. Tim. 5, 3 ff; Mein r–en Jünger. Joh. 8, 31; Klugheit ist das r–e graue Haar. Weish. 4, 9, worin sich das wahre Wesen eines Greises zeigt; Er ist ’ne r–e Schlang’ in meinem Weg. Schlegel Joh. 3, 3; Zu minnen ein Weib zu r–er Eh. Simrock Gudr. 6; Kinder r–er Ehen. Tieck 2, 82 (s. link 5a) und so prägn. verbunden mit ,,r.“ etc.: Welches ist denn die r–e r–e Hand? [s. 1b]; Er wolle ihr doch das r–e Recht [s. II] widerfahren lassen. . . Ob sie zweierlei R. hätten etc. Hammer RH. 209; Zinkgräf 1, 272 u. o.
c) (s. b) auch in mehr oder minder abgeschliffnem Sinn: Das ist ein r–er Jammer, ein r–es Elend, eig.: ein Jammer, Elend, das in der That diesen Namen verdient, dann aber auch gleichsam nur als pleonast. Verstärkung: Das ist (in der That) ein Elend und so auch adverb.: Das sieht r. jämmerlich aus, bald = sehr jämmerlich, bald schwächer, etwa = allerdings, wirklich etc., vgl. in Bezug auf Ew. und Adv.: R. Weiberart ist’s. WHumboldt 3, 53 und: Es ist r–e Weiberart; Es ist r. weibisch; Du bist eines r–en frommen Mannes Sohn. Tob. 7, 7, der in der That als „frommer Mann“ bez. werden kann, häufiger: eines r. frommen Mannes, eines Mannes, der als r. [wirklich, in der That]fromm bez. werden kann; Wir sind doch r–e Dummköpfe; Ohne Zweifel | sind wir doch r–e dumme Teufel. Förster (Echtermeyer 70); R–e gute Leute. G. 6, 58 etc.; R. dumme Teufel; R. gute Leute; Das war r. dumm; Er spricht r. gut Englisch; Das weißt du r. gut; Das war r. unrecht von dir; Das thut mir r. leid; Das ist ja r. Schade. B. 67b; Wenn ich judicieren soll, | verlang’ ich auch das Maul r. voll. G. 11, 92; R. moussierend. 94; Das ist Alles r. schön und gut. 151; Wollte gar nicht r. mit der Farbe hervor. Gutzkow R. 6, 108; R. ein sprechender Beweis. 7, 260, vgl.: Ein r. sprechender Beweis und: ganz 4d; gar 2b; Nimm nur die Königin! | Ich war mit diesem Steine nie r. glücklich. L. Nath. 2, 1; Ich will ein guter, | r. guter Vater sein. 5, 7; Daß du ja | vor ihm r. sehr erröthest! ebd.; Warum man ihn r. [= sehr; inständig] bittet | und er für gut erkennt, | Das muß ein Derwisch. 1, 3; Musst dich nur r. erbärmlich stellen. Sch. 319b; Groß möchst du sein, | bist ohne Ehrgeiz nicht, doch fehlt die Bosheit, | die ihn begleiten muß. Was r. du möchtest [wonach du inständig begehrst], | Das möchtst du rechtlich. Tieck Makb. 1, 5; Es war nicht r. richtig in seinem Kopf. W. 13, 120; Ich weiß eigentlich nicht, was er r. will [was in der That seine Absicht ist], vgl.: Ich weiß nicht r., was er eigentlich will etc.
d) (s. b und c) verbunden mit erst (s. d. 3e): Still, jetzt erfahren Sie es erst r. nicht. Benedir 8, 116, noch viel weniger; Ich habe geliebet, nun lieb’ ich erst r. G. 1, 100, noch viel mehr; mein frühes Lieben ist Nichts gegen das jetzige, erst dies verdient in der That den Namen; Es giebt auch verschlossene Früchte, die erst die r–en, kernhaften sind. 15, 31; Jetzt erst r. nicht. .. Jetzt grade nicht. Gutzkow R. 7, 151; Jetzt hab ich erst r. Lust, die Schöne wegzufischen. Körner 231a.
e) (s. b) (Et)was R–(e)s, Etwas, was des Namens werth ist, etwas Tüchtiges, Gehöriges, Bedeutendes, Viel etc.: Lerne ’was R–es. G. 1, 312; Wenn Das auch nicht so wäre, könnte nichts R–s werden. 10, 168; Ich bilde mir nicht ein, ’was R–s zu wissen. 11, 19; Die haben schon ’was R–s gesprungen. 180; Möricke N. 347; Platen 1, 312; V. 3, 94; W. HB. 2, 219 etc.
f) (s. b und e) häufig iron. oder im Gegensinn: Das war ja r. freundschaftlich von dir, ein r–es Freundschaftsstück!; Das ist ein r–es Glück! G. 8, 68; Das ist die r–e Höhe! Sch. 181b; Tieck (Wackern. 2, 1346²); Frese Beda 1, 75; Die Gallofranken sind auch die r–en Leute [auch gerade, just die Leute], lange auf Etwas zu warten, was etc. W. 31, 479 etc.; Du kommst mir r.! lieber geh ich zu Fuß. Grimm M. 52 etc. und substantivisch (persönl.): Aber da kam er an den R–en! Benedir 5, 243; Du bist grade der R–e, ihnen heimzuleuchten! Gerstäcker Flatb. 142; Vor euch kann man Etwas verbergen! ihr seid die R–en! Hebel 3, 163; Du bist mir der R–e! Kinkel E. 86; Da fragst du den R–en! was weiß ein Klosterer vom Balle? Wagner Kind. 16 u. o. und sachl. (s. e): Pah, Das half ihm auch ’was Rechts [so gut wie Nichts]. Brachvogel Narc. 75; G. 29, 215; Das ist ’was R–s! da ist mir mit geholfen! Fouqué Dr. 1, 23; Sprang | ein rothes Mäuschen ihr aus dem Munde „Das ist ’was R–s! Das nimmt man nicht genau!“ G. 11, 182; Was hat | er denn für dich gethan? ein wenig sich | beräuchern lassen! ist ’was R–s! L. Nath. 5, 8 etc.
g) R., eig.: so beschaffen, daß es die Billigung des Urtheilenden erhält, dann auch in abgeschliffnerem Sinn: so beschaffen, daß man damit zufrieden ist, sich zufrieden geben kann: Mir ist’s r., ich bin damit zufrieden, habe Nichts dagegen etc.; Wenn du’s willst, mir kann’s (soll’s) r. sein; Wenn du dein Schwesterkind ins Haus nehmen willst, mir ist’s rechtschaffen r. Auerbach D. 4, 272; Mir wär’s r. . ., ich nennte die gute Frau mit Vergnügen Schwester. Engel 12, 148; Jst auf der Erde ewig dir Nichts r.? G. 11, 15; Wer fertig ist, Dem ist Nichts r. zu machen, | ein Werdender wird immer dankbar sein. 10; Der es weder nach oben noch unten r. machen kann. 18, 131; Ihr Herrn, nur so weiter! Mir schon r.! L. Nath. 2, 1; Mach es Wenigen r., Vielen gefallen ist schlimm. Sch. 92a etc. Ferner in bestimmten, einzelnen Verbindungen und Fügungen, so:
h) Ein r–er Mann etc. (s. b): Einer, der den Namen eines Mannes mit Recht verdient, aber auch Einer, der etwas R–es (s. e) vorstellt, ein Vornehmer etc., z. B.: Nur schlecht Gesindel lässt sich sehn ..; | was r–e Leute sind etc. Sch. 534b etc., vgl. mundartl.: Jemand (s. d. 2 am Schluß) R–er. Pestalozzi 4, 11; Niemand R–er. ebd.
i) Nicht mit r–en Dingen (s. d. 3c) zugehn etc.; Nicht mit r–en Dingen | wird es hier gelingen; | zauberische Mächte etc. Daumer 243 etc. k) R–e [echte, s. d. 1; eheliche] Kinder; ferner bei Verwandtschaftsbez. im Ggstz. zu stief (s. d. und vgl. halb 1): Mein r–er Vater; R–e Geschwister etc.
1) Ich fürchte, daß ihr r. seid. Alexis H. 2, 1, 102, vereinzelt, (wie engl.: you are right, s. richtig 2b) = daß eure Ansicht (Meinung) die richtige (wahre) ist, gw.: ihr habt Recht (s. II 1a), wo „R.“ Obj. und also Hw. ist, obgleich sich (vgl. Angst, Bange I und II und Anm.) vereinzelt mit Steigrung (s. Anm.) findet: Uli hatte r., Vreneli aber noch rechter. Gotthelf U. 2, 14, neben: Habe mehr „r.“ [R.] als ich! G. 3, 66. m) (veraltend): Ein Obj. r. sprechen, durch den (Urtheils-)Spruch es für r. erklären, vgl. rechtfertigen, gutheißen etc.: Wenn die Zärtlichkeit, welche sie begleitet, die verliebten Räubereien recht spricht. L. 3, 234; Er ist nahe, der mich r. spricht [„ mein Vertreter“. Zunz]: wer will mit mir hadern? Jes. 50, 8, wo neuernde Ausgaben sinnentstellend ändern: der mir R. spricht (s. II 4d). 5, 23; So soll man sie vor Gericht bringen und sie richten und den Gerechten r. sprechen und den Gottlosen verdammen. 5. Mos. 25, 1, falsch ge- ändert in: dem Gerechten Recht sprechen (Recht oder das Urtheil wird Beiden, dem Gerechten wie dem Ungerechten gesprochen). Spr. 17, 15 etc. n) Alles, was r. oder (s. II) R. ist! ellipt. Einschiebsel, zu bez., daß man, der Wahrheit die Ehre gebend, Etwas nicht in Abrede nehmen kann = Ja, Das ist wahr; Das muß ich sagen etc.: Mein Bruder! Alles, was „R.“ ist! | der Götter Vorschlag | war diesmal billig. G. 7, 232; Das muß man sagen! Alles, was „R.“ ist! Das thut er. Iffland 3, 1, 43 etc. o) Zum (Freytag Soll 2, 274; DW. 395; Willkomm Pom. 1, 5 etc.) oder nach dem R–en sehn, dar- auf sehn und achten, daß Alles in gehöriger Ordnung, und so wie es sein muß, vor sich gehe. p) In alle 85 O4 4 Sättel (s. d.) r. oder gew.: ge-r. (s. d.) sein, passen, vgl.: alle Pferde reiten können etc.; ferner: R. in keinen Schuh. Gotthelf U. 2, 156 (schwzr.), gar Nichts taugend.
Anm. Goth. raihts, ahd., mhd. rëht, skr. ridschu, lat. rectus, Partic. von regere (vgl, recken, s. Wackern. Gl. 434 und 436; Graff 2, 399 und 363; Schm. 3, 20 und 15). Dazu: richten, goth. (ga)raithjan, ahd. rihtan, mhd. rihten; die Richte, ahd. rihtî, mhd. rihte; richtig, ahd. rihtig, mhd. rihtec. In der Bed. grenzen oft r. und richtig sehr nahe an einander, doch hebt r. entschiedner die eine unwandelbare Norm hervor, von der keine Abweichung statthat (vgl. II), weßhalb nach hochd. Gebrauch auch von r. die Steigrung fehlt: Glaube, das Richtigste ist: immer das R–e zu thun etc., doch vgl. 3k und z. B.: Urtheilen, wer die Bibel rechter [richtiger] verstanden. Eck (Luther 1, 156a) etc.; mundartl.: r–er = wohlfeiler, billiger. Schm. 3, 21; Schwäb. W. 428; Stalder 2, 265 etc. Veralt. Bed. z. B.: Kein Holz wachst da von r–er [großer] Höhe und Wilde. Stumpf 547a etc.
Zsstzg. vgl. die von richtig und von gerecht, z. B.: Āūf- [2]:
1) grade in die Höhe gerichtet, so stehnd, eig. und übertr. im Ggstz. des Umgestürzten, am Boden Liegenden etc.: Da er andere Thier zur Erd herniederneigend gemacht hat, schuf er dich in die Höhe a. gegen den Himmel. Fischart B. 36a; Rabner 1, 76 etc.; War ihm [als Menschen] ja der a–e Gang anerschaffen. G. 21, 236 etc.; A. [stehnd] sterben, d. h. in der Ausübung seines Amts. Klinger 12, 126; Ein kniender König predigt besser als ein a–er. IP. Wahrh. 8, 249; A. und lang steht einem Fürsten wohl an. Weidner 57, grader, hoher Wuchs etc.; Ein a. stehender Kasten. G. 24, 14; Solche noch a. stehende Mauern und Trümmer von niedergerissenen Kerkern. Börne 5, 74; Wecke den Geist in mir, der a. stehe dem Leben. Knebel 1, 11 etc.; [Die Feinde] haben kein Gebäu[de] a. gelassen. Stumpf 71b; Den Kopf a. halten, tragen; übertr.: Lamartine, der damals den Kopf am a–esten trug. Menzel Neueste Gsch. 2, 161 etc.; Jemand, sich, eine Behauptung, die Anklage, einen Beschluß, seinen Ruf, Kredit, seine (kaufmännische) Ehre a. (er)halten; Die Anklage, der Verdacht bleibt a. [bei Bestand]; Damals führte mein Geist den eurigen, jetzt hältst du mich a. G. 9, 136; 22, 115; O bleibe stark! erhalte du uns a. Sch. 399a; Die gegen die strengste Kritik sich a. erhielt. Thümmel 3, 38; Einen armen haltlosen Teufel, nicht aber einem a–en . . Mann gegenüber. Keller LvS. 234 und substant.: Wenn sie ihre hochgewachsene Figur in das stolzeste A. zu schwingen meinte. Kürnberger Am. 72 etc. Veralt. als Adv.: Aufrechts gekehrt. W. Att. Mus. 1, 353, vgl.: Aufrichts stehen. Schaidenreißer 88b; Aufrechtig. Eppendorf 119 .etc.; Konnte aufrichtig gehen. Anderson 24a; Fleming J. 208b; Ap. 14, 10 etc. (s. 2 und nam. Wurm 715b) und (selten): Geht wieder richt und strack. Raumer Päd. 3, 1, 231 (Jahn).
2) veralt. sehr häufig statt aufrichtig (s. d.): Eine a–e und christliche Ehe. Mathesius Lthr. 46a; Wackern. 3, 254³⁰ etc.; Entschuldigt er sich a–lich. 477⁶ (Fischart) etc. Blēī- [2]: in der Richtung des Bleiloths, loth-, senk-, seigerr. (s. seiger), perpendikulär: Indem .. ihre Strahlen .. b. fallen. Brockes 9, 365; IP. 17, 153; Tournefort 1, 385 etc. Dách-: gehörig abgedacht: Einen Deich d. unterhalten, vgl, Böschung. Dénk- [3]: der Denkkunst gemäß, logisch, schluß-r.: Die Widersprüched. aufzulösen. Walesrode (Demokr. Stud. 447). Eben-: (schwzr.) genau abgepasst, richtig: Bis die Stange aufgerichtet war in e–er Höhe, bis das Ziel ausgesteckt war in e–er Weite und Breite. Gotthelf U. 1, 52, vgl.: Das E., die Ebenwag = Gleichgewicht. Erz- [3b]: (veralt.) s. erz II: Es ist eine e–e Abgötterei. Luther 3, 205a. Fāden- [2]: genau nach dem Faden, schnur-r., grade etc.: Eine f–e Naht; Sie können’s nicht allzeit also schnurgleich treffen und f. machen. Luther SW. 61, 311; Nun kämmte er sein f–es braunes Haar. Stilling 2, 189 etc. Veralt. auch neutr.: Sein F. treiben (Fischart Garg. 240b), thun (Paracelsus 2, 470a), das Einem Gemäße, was ihm gerecht ist etc. Fólge- [3]:
1) konsequent (s. 2), vergl. folgegemäß, folgemäßig, als Verdeutschung von Campe eingeführt: In einem Labyrinth f–er Ungereimtheiten. Forster Voln. 156; Das f–e und folgelose Handeln. G. 33, 81; Zwar verfuhren die Überwinder f. genug, um allmählich auch die Geister wehrlos zu machen. 325; Eine f–e Reihe von Thaten. 4, 223; 6, 24; 15, 91; 19, 19; 22, 1; 25, 129; 171; Welcher die ersten Entwürfe .. vorlegte und bis an sein Ende der f–en Ausführung vorstand. 26, 273; Den Menschen in einem f–en Gleise weiterschieben. 32, 347; „Man handelt nicht f.“ heißt: die Folge von Handlungen hat keine feste Richtung auf ihren Zweck hin, sondern sie schwankt hin und her und weicht von ihrem Ziele ab. Moritz Stil. Dazu: Sich durch Folgerechtheit in Lehre und Leben eine feste Burg bauen. Pröhle J. 197, häufiger: Folgerichtigkeit (s. d.), Ggstz.: Un-f.; Unf–heit, vgl. folge-los, -widrig. 2) (selten) Wen ihr beschützt, ist nicht verloren; | denn euer Recht ist f. G. 12, 252, es ist recht, ihn zu befolgen; der Erfolg bewährt ihn als recht. Ge-:
1) veralt., mundartl., s. [1d].
2) veralt., mundartl. [2]: grade, s. Schm. 3, 29 und 15 und Graff 2, 410 ff., z.B. noch: Wie . . | ein krummgeflochtner Zug g. [ältre Lesart: gerad] zu messen sei. Haller 87 = wie eine Kurve zu rektificieren, vergl. = eben (nach Jes. 40, 4): Die Krümme [wird] gleich | und die Steile g. H. 16, 267, ferner nach Adelung (Forstw.): Ein g–er Baum, grade und gradspaltig und [s. 2]: Ein g–er [rechtwinkliger] Triangel. Egenolph Abm. 5. Vgl. (veralt., mundartl.): Richt, adv.: grade, in grader Linie; gerichts, entrichts (sc. Wegs): graden Wegs etc. Schm. 3, 31; Gerichts [grade] auf über der Spitze eine Kugel. Luther SW. 63, 263 etc.
3) [3] passend, so daß es Dem, wofür es best. ist, in genauem Anschluß sich anschmiegt (zumeist als prädik. Ew.):
a) mit abhäng. Dat. (s. 4): Das Kleid, der Stiefel, der Handschuh ist mir g. (oder paß-r., seltner: recht); Der Rock meines ältern Bruders wurde mir g. gemacht; Hierauf barg er die Brust in seines Bruders Lykaon | Panzerrock, der ihm g. war. B. 210b (vgl.: Mit dem ehernen Harnisch | seines Bruders . ., der ihm g. war. V. Il. 3, 333); Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein | ihm paßlich und g. nach Kraft und Maß. Cham. 4, 33; Nur wünsch’ ich, daß das Kleid .| ihm so g. als mir [dem Buckligen] an Brust und Rücken sei. Hagedorn 2, 267; Der gar keine Fähigkeit hat, Umstände zu benutzen und selbst das ihm G–este durchzusetzen. Tieck DBl. 2, 78; Wo der Mensch und die ihm g–e warmeNatur keine Heimath mehr findet. Tschudi Th. 448; Nahm dann die mächtige Lanze, die ihm in den Händen (s. b) g. war. V. Od. 17, 4, vgl.: hand-g.; Ich wünsche, daß sich Das, was er nun hat und weiß, auswirke, ausweite und ihm g. werde. Zelter 1, 368; Obschon ein Schuh wohlgemacht und gutes Leders sei, sei er doch nicht gleich Jedermanns Fuß g. Zinkgräf 1, 163 etc.
b) mit abhäng. Präpos., z. B.: Der Stöpsel ist für die Flasche, für die Öffnung der Flasche g.; Diese [Gesangweisen] möchten grade für unsern Schnabel g. sein. G. Zelt. 1, 281 etc.; Weil er zu dieser Kunst so gar g. ist schier | als eine Säu zur Leir, der Esel zum Klavier. Rachel 8, 39 etc.; Er ist in alle Fächer g. G. 9, 283, weiß, sich in alle zu schicken, versteht sie etc., vergl.: In alle Sättel (s. d.) g. sein, z. B. Pfeffel Pr. 8, 77; V. Sh. 2, 379 u. v., daneben: Ich bin g. in vielen Sättel n. Freiligrath 2, 225; Darum sind die Bergsöhne in allen Sätteln g. Spindler Vog. 2, 218 etc., vgl.: darein und darin passen (s. d. 4 und s. 5).
c) selten ohne abhäng. Vh. als attribut. Ew. (gw. recht): Ich bitt’ euch um Urlaub, es ist die g–e [passende] | Stunde gekommen. G. 5, 194; 6, 243; Wir wollen uns, | wie sonst, vergnüglich unterhalten, ist ja doch | g–e [genügende] Zeit für diesmal uns gegeben. 366 etc.
4) An 3a schließt sich: Was euch genehm ist, Das ist mir g. [gw.: recht, s. d. 3g], | ihr seid der Herrscher und ich bin der Knecht. Sch. 493a etc. und so nam. (weidm.): Es (Döbel 1, 88a) oder: die Spur, Fährte (Laube Br. 257) ist dem Hunde g. oder nicht g. [genehm etc.], je nachdem er eifrig oder unlustig dar- auf sucht.
5) An 3b schließt sich, nam. weidm.: In einem Fach g. sein, wohlbewandert und geübt, alles dahin Gehörige wohl verstehnd, nam. in Zsstzg., s. 9 und vgl. Laube Br. 257.
6) so beschaffen, daß der nach dem Recht Urtheilende es „recht (s. d. I 3m) sprechen“ muß (Ggstz. un-g.) oft ganz nah an 7 (s. d.) grenzend:
a) von Sachen: rechtmäßig, im Recht begründet etc. (s. 7b): Wenn die un-g–e Sache über die g–e siegt; (Un-)g–er Kampf, Krieg; Als Anwalt das Un- G–este gegen das G–este vertheidigen; Was wahrhaftig, was ehrbar, was g. ist. Phil. 4, 8; Können Unbilden durch die Jahrhunderte jemals g. werden? Gutzkow R. 6, 241; Der g–sten Rache. H. Cid 2; Darfst du der Ehrsucht blut’ge Schuld vermengen | mit der g–en Nothwehr? Sch. 551a etc.
b) Ferner von Pers. (vgl. die negative Best.: unschuldig, schuldlos etc.) in Bezug auf einen best., zum Urtheil vorliegenden Fall: So soll man sie vor Gericht führen und sie richten und den G–en rechtsprechen, und den Gottlosen verdammen. 5. Mos. 25, 1; Zu beugen den G–en im Gerichte. Spr. 18, 5 etc., häufiger:
c) allgm., in Bezug auf das Thun und Handeln der Pers. überh., wo denn in prägn. Sinn (vgl. gut I 1) g. nur von Gott gilt, wobei dann oft der Begriff der Güte, Milde, Huld etc. bes. hervortritt (vgl. verstärkt all-g.): Herr, du bist g. und alle dein Thun ist recht und eitel Güte und Treue. Tob. 3, 2; Der Herr ist allein g. Sir. 18, 2; Wie mag ein Mensch g. vor Gott sein? Hiob 25, 4; Finde ich 50 G–e zu Sodom. 1. Mos. 18, 26; Er lässet regnen über G–e und Un-G–c. Matth. 5, 45; Werden ohne Verdienst g. aus seiner Gnade. Röm. 3, 24 etc. Unkorrekt in schwacher Form des Hw. ohne Artikel: Auf G–en [statt G–e] merken die Augen des Herrn. Mendelssohn Ps. 34, 16.
7) das nach dem Recht Gebührende zuerkennend, zuertheilend und —: solchen Best. gemäß, oft nahe an 6 (s. d.) grenzend:
a) (Un-)g–e Richter, Urtheile, Urtheilssprüche, Vertheilung etc.; (Un-)g. richten etc.; Sei nicht allzu-g. Pred. 7, 17 (vgl. billig 1); Er, der einzige G–e, | will für Jedermann das Rechte. G. 4, 4; Sie harren vergebens, | im Finstern gebunden, | g–en Gerichtes. 13, 71; So sind Sie billiger (s. d. 1), ja ich darf wohl sagen g–er gegen diese schöne Natur. 17 292 (s. b); 14, 120; Wo mir [Atropos] g–e Ernten reifen, | in offner Feldschlacht etc. 6, 373, die mir nach dem Recht gebühren; Der sonst immer so g. und richtig urtheilende Klopstock. Matthisson E. 1, 109; G. ist Der, der Jedem Das gewährt, | was ihm gebührt. Schefer Laienbr. 124; Mit dem g–en Stab | misst sie [Themis] Jedem seine Rechte. Sch. 56a; An dem frevelnden Geschlecht | rächet Zeus das Gastesrecht, | wägend mit g–en Händen. 53b; Die Natur, sie ist ewig g.: | uns verlieh sie das Mark und die Fülle | . . . Jenen ward der gewaltige Wille etc. 491b; Auch gegen Feindes Tugenden g. 613b; 412b etc.
b) (vgl. 6a) den Vhen etc. angemessen und dadurch gerechtfertigt, darin rechtmäßig begründet: Das ist die g–e [verdiente, dich mit Recht treffende] Strafe für deine Neugier; Deine Anklage, Klage, Trauer, dein Unmuth, Unwille, Verdruß, Zorn etc. ist (un-)g.; Dein Unmuth ist g., doch indem du ihn gegen einen Unschuldigen auslässt, wird er un-g.; Jch hege g–en Verdacht, daß etc.; Du machst mir (un-)g–e Vorwürfe; Nicht der laute, | nur der g–e [verdiente] Tadel kann verletzen.
c) Einem g. werden, seine rechtmäßigen Ansprüche (Fordrungen) befriedigen, z. B.: Seinen Gläubigern g. werden; Daß, wofern ich dir bis dahin nicht g. werden könnte, ich mein Einlager .. hier halten will, bis du befriedigt bist. Spindler Jud. 1, 33 etc., auch: Hier wurden die Romantiker wiederum einem Zuge des Volksgeistes g. Auerbach SchV. 287 etc., vgl. in Zsstzg.: bühnen-, kampf-, kriegs-, kunst-, licht-, mund-, schul-, theater-, zunft-g. etc., die Anfordrungen der Bühne etc. befriedigend, ihnen gemäß (vgl. 3).
8) Mundartl., veralt. Bedd., s. 1; 2 und Schm. 3, 28, so nam.:
a) = bereit, fertig: Muß allzeit Sklave sein, muß allzeit stehn g., | der Frauen Haderwisch etc. Rachel 7, 299; Sich zur Reise g. macht. Teuerdank.
b) G. machen, als Schneiderin im Haus arbeiten. Hausbl. (56) 1, 324 etc.
c) (schwzr.) Z’ g’rechtem [zu g–em], stracks, sofort. Gotthelf Sch. 112; 177; 342 etc.
9) Doppel- Zsstzg., die mit *bez. auch entsprechend von dem Grundw. recht: All-g–er Gott (s. 6c). L. 2, 159; Sch. 523a etc.; Deine [Gottes] all-g–en Sprüche. Mendelssohn Ps. 119, 62; Der all-g–e Lenker unsrer Tage. Sch. 515b etc.; Birsch-g–e (5) Jäger, s. jagd-g.; Bock-g–e (3) Triller zu schlagen. Gutzkow Z. 4, 189 = kunst-g–e Bocktriller (s. d.); Durch theatermäßige Bearbeitung . . sie [die Schauspiele] bühnen-g. (7c) zu machen. G. 27, 301, vgl. bühnen-haft, -mäßig; Fährten-, hirsch-g. (5): wer jede Fährte richtig anzusprechen weiß. Laube Br. 250; Die Blume der faust- und kolben-g–en (5) Ritterschaft. Musäus M. 2, 113, in Faust- und Kolbenkampf bewandert etc.; Feld- oder reise-g–er (5) Jäger, der Reisjagd (s. d.) kundig, vgl. Feldjäger. Heppe 179; Wenn ein Jäger forst- und holz-g. (5) heißen will. Döbel 3, 44a; 4, 29a etc.; Gewehr-g–e (5) Jäger; Werke des grund- g–en (6c; 7) Menschen. Luther 1, 28a; Dieser Stock ist mir grade hand-g. (3); Hirsch-g. (s. fährten-g.). Döbel 1, 84a; 3, 44a etc.; Holz-g. (5) und forstverständig. 94b, s. forst-g.; Hunde-g–e (5) Jäger; Ist nun ein Weidmann zwar hirsch- und jagd-g. Döbel 1, 84a; Schiffe zimmern kampf-g. (7c). Droysen A. 1, 299, doch s. auch faust-g.; Kolben-g., s. ebd.; Kopf-g–er Dachdecker, der nicht schwindlig (im Kopf) wird, s. Schm.; Wir hatten keine kriegs-g–e (s. c) Waffen, | die Sense nur schwang jeder Ackersmann. Holtei (Ausw. d. Lied. 43); Welches anmuthiger und eindringlicher wirkt als das *Kunst-g–e (7c), sobald dieses die Naīvität entbehrt. G. 26, 333; Die Stoffe zu dem Buchbinder zu bringen, damit er sie kunst-g. einklebe. Hackländer Hdl. 2, 31; „Schwimmsand“ ist der kunst-g–e Ausdruck. DViertelj. 1, 1, 54 etc. (s. schul-g.); Als der Schreibtisch *licht-g. (7c; 3) stand. Schröer Hauschr. 79, so wie es das Licht verlangte, damit es recht auffalle; Einem das Essen ’maul-g. (7c) schneiden; Das Volkmacht sich fremde Wörter gern ( maul- oder) ’mund-g. (7c); Eine pfennig-g–e (3) Waare, dem Geldpreise entsprechende. Schm.; Reise-g., s. feld-g.; Ein sattel- g–er (5) Reiter; *Schlacht-g–e Waffen, s. kriegs-g., auch: *Schlacht-g–es [7c; 8b] Vieh, zur Schlachtbank passend etc. (vgl. spinn-g.); Schrift-g., der heiligen Schrift (Bibel) gemäß; Meine heitere Gemüthsverfassung frommen, aber ganz schul-g–en (7c) Leuten nicht zu verbergen. G. 17, 132; Ein schul-g–er Zögling der Sittenregel. Sch. 1119a; Wenig geübt im Gebrauch schul-g–er Formen. 1151a; Schul-g–e Definitionen etc. (s. kunst-g.); Eben stand das Thier schuß-g. (3; 7c). Forster Sak. 3; vHorn Gemsj. 65, in passender Entfernung für den Schuß; Karden .., mit welchen sie die klargezupfte Baumwolle spinn-g. [7c; 8a] in lange Streifen rollte. Gerstäcker Wald- und Stromb. 2, 51, so weit vorbereitet, wie nöthig, um ans Spinnen zu gehn, vergl.: Spinnrechte Seidenwürmer, die im Begriff sind, sich einzuspinnen; Un-g. (s. 6; 7), z. B.: Dessen Besitz sich auf un-g–e Rechte gründet. Fichte 6, 54; Furcht | vor größerm Übel nöthiget Regenten | die nützlich un-g–en Thaten ab. G. 13, 305 etc.; Weid-g–e (5) Jäger, vgl.: jagd-g–e Weidmänner; Wetter-g–e Pfarrer (veralt.): fähig, (Un-)Wetter zu bannen, s. Schm.; Dem Schützen ziel-g. (3; 7c) stehn, vgl. schuß-g.; Zunft-g–e (7c) Ärzte. Kant SW. 1, 651; Möser Ph. 1, 33 etc., s. zunftmäßig, u. ä. m. Hánd- (3): s. ge-r. 9 und handlich: Alle praktische Menschen suchen die Welt h. zu machen, alle Denker wollen sie kopf-r. haben. G. 3, 254, jene suchen, sie der praktischen Handhabung, diese den Jdeen anzupassen und danach zu gestalten. Kámpf-, Krīēgs-, Kúnst-: s. ge-r. 9. Lêb- (3): den Anfordrungen des Lebens gemäß: Der Mensch soll stimm-r., geistig entwickelt; wirk-r., sittlich gebildet, voll Einsicht seiner Bestimmung; walte-r., anstellig und ausrichtig, überhaupt l. werden. Jahn M. 29. Lōth-: s. blei-, senk-r.: L. traf sie der Strahl. Kosegarten D. 2, 123; An einem l–en Kalkfelsen. Matthisson E. 1, 35; Steffens Malk. 1, 5; 2, 384 etc. Māūl-: s. ge-r. 9c und z. B.: Die für ihren Appetit mund-r–en Geträtsche. Ense Denkw. 2, 142. Páß- [3]: vgl. ge-r. 3: Den Rock p. machen; Das einzuklebende Blatt p. schneiden etc. Pfāhl- [2]: auf-r. wie ein Pfahl. Rêb(en)- [3]: R–er Wein, unverfälschter, wie er von den Reben kommt, Ggstz. be-, verschnittner, geschmierter. Rêgel- [3]: der Regel entsprechend (vgl. regelmäßig): R–e Verse; Haut den Fels zu r–er Quader. Rückert 2, 159. Schēītel- [2]: vertikal, vgl. loth-r.: Verbrannt von sch–er Sonne Gluthen. Cham. 4, 152; Pyrker 308; Sch. 246b; Sch. in die Höhe stehend. Waldau (DMus. 1, 1, 129). Schlácht-: s. ge-r. (9), z. B.: Daß zu dieser Zeit das Vieh in einem sch–en Zustande ist. Landw. Zeit. (55) 129a. Schlúß-: denk-r., eine rechte Schlußfolge bildend. Schnūr- [2]: s. faden-r., schnurgrade: Ist die Geschichte .. genau umgrenzt und eingetheilt, ist sie sch. und übersichtig wie ein Feld. Börne 3, 246; Könnte sie es doch nimmer so sch. treffen, wie etliche Klüglinge meinten. Zinkgräf 1, 172. Schríft-, Schūl-: s. ge-r. 9. Schúß-: s. ger. 9 und z. B.: Die ihm zum Glücke blick-sch. saß. IP. 27, 46. Sēīger- [2]: s. blei-r. Sénk- [2]: blei-r., verallgemeint: einen rechten Winkel bildend (perpendikulär), so auch loth-r.: Die Schenkel eines rechten Winkels stehn s. auf einander; Eine S–e [ein Perpendikel, s. d.] etc.; Anfangs mehr s. als wage-r. gestellt. Burmeister gB. 2, 200; Steile Felsen, welche s. etc. G. 15, 25; Diesen Grundstein, der mit seiner Ecke die r–e Ecke des Gebäudes, mit seiner Rechtwinkligkeit die Regelmäßigkeit desselben, mit seiner wasser- und s–en Lage Loth und Wage aller Mauern und Wände bez. 75; S–e Sprünge. Kohl A. 1, 55; Dieser s–e Hang der Arme. L. 11, 149; Man kann sie [die Kracken] in söhlige und s–e eintheilen. Oken 5, 512; Mit s. oder schräger Strahlung. Sch. 360b, daneben: Senkel-r–e Felsen. Heinse A. 2, 253; 196; 237 etc.; Reithard 35; Zimmermann Eins. 12 etc. Sprāch-: sprachrichtig. Stēīl- [2]: loth-r., steil: Auch den bloß großen Menschen von Genie mein’ ich nicht unter dem hohen und schon die Metapher deutet dort wag-r–e und hier st–e Ausdehnung an. IP. 2, 58; 1, 87; Fat. 2, 62; Der zu Pferde einen Berg st. hinanrennt. Schlegel Heinr. 4, 1, 2, 4; Wasserfälle, hohe, st–e. Tieck NKr. 2, 34 etc., ähnlich: Stengel-r. Baggesen 4, 184. Stímm-: s. lebe-r. Tūgend-: der Tugend gemäß. IGrob Dicht. Vers. 1, 109. Über-: mehr als recht, s. auch Zsstzg. von II. Un-: als Ggstz. zu [3], doch nicht in allen Anwendungen: Moralisch, juristisch un-r. handeln; „Was du sagst, ist nicht falsch (s. d., ist wahr), aber daß du es ihm sagst, ist un-r.“ [verdient Tadel etc.]. Ich sehe nichts U–es darin und es ist jedenfalls noch weit u–er [oder gw.: weit mehr un-r.], daß du es mir vorwirfst; Man kann auch darin un-r. handeln, daß man das Richtige am u–en [ungehörigen] Ort oder zur u–en Zeit sagt etc.; Am u–esten Ort. H. R. 9, 374; Wird er [der Himmel], wie er scheint, in meiner Zeichnung strahlen, | so werd’ ich ihn nicht falsch und gleichwohl un-r. malen [in Bezug auf die wahre Bewegung der Himmelskörper im Ggstz. der scheinbaren]. L. 1, ..; Das ist ein u–er Schlüssel, nicht der rechte; nicht der, der es sein soll; Ich komme hier wohl un-r., entw.: nicht zur gelegnen Zeit etc. oder: der Ort, wo ich bin, ist wohl nicht der, wo ich hinwollte, auch: bei Jemand un-r. oder mit Etwas bei dem U–en ankommen, einen dem gehofften entgegengesetzten Erfolg haben, übel anlaufen etc.; Die u–e [oder linke, s. d. 4] Seite des Tuchs, der rechten (nach außen zu kommen und gesehn zu werden bestimmten) entgegengesetzt; Etwas un-r., am u–en Ende anfassen, anfangen etc., verkehrt, nicht da, wo (oder: so, wie) man sollte; Er hatte den Kasten un-r. gefasst und wollte ihn .. absetzen. G. 19, 292 etc.; Einen un-r. verstehn, nicht der Meinung gemäß, (miß-)verstehn, falsch auffassen: Ich muß .. mich .. entsetzlich links ausgedrückt haben, weil ich sehe, daß Herr R. mich so un-r. verstanden. Mendelssohn 4, 2, 399 etc., auch z. B.: Er verstand das Ding (FSchlegel Fl. 158), den Spaß (W. 33, 95) un-r., nicht scherzhaft, wie es gemeint war etc.; In u–e Hände kommen, wofür Etwas nicht bestimmt ist, nicht passt; Einem Etwas U–es vorwerfen, etwas von ihm Begangnes, das er nicht hätte thun sollen; Einem Etwas un-r. [nicht mit Recht, unverdient] vorwerfen. H. 13, 64; Einem u–e [ungerechte] Vorwürfe machen; Etwas un-r. [häufiger: unrichtig, s. d.] schreiben, rechnen, zeichnen etc.; Eine u–e [ungerechte] Handlung, That etc., seltner: Wer im Geringsten treu ist, Der ist auch im Großen treu und wer im Geringsten un-r. [„ungerecht“ Eß] ist, Der ist auch im Großen un-r. [, ungerecht“]. Luk. 16, 10; Hilf mir aus der Hand des Gottlosen, aus der Hand des U–en. Ps. 71, 4 [„aus des Ungerechten Faust.“ Mendelssohn] etc. Wir erwähnen bes.:
a) Einem kommt Etwas in die u–e Gurgel (König Jer. 2, 165), Kehle (Gelert 3, 325), in die Luftröhre, man verschluckt sich, vgl. [3b].
b) [3l] In- Einem warst du doch un-r. Alexis H. 2, 3, 197, gw.: hattest du Unrecht (engl. you were wrong); Wer widerschlägt, Der ist un-r. Luther 6, 3a; 8, 178a; 5, 270b; Soll ich darum un-r. sein? Opitz (Wackern. 2, 330¹) etc.
c) Mag ehedem in seinen Wissenschaften nicht un-r. [un- eben, übel] gewesen sein. Rabner 3, 23 etc.
d) Sie [die Fledermaus im Haar] that doch nichts U–es dort? Platen 4, 117, nichts Unanständiges (vergl. aufführen 3 am Schluß) etc. denk-r., vernunftgemäß. Wāge- [2]: horizontal, söhlig, vgl. wasserr. und Wasserwage: Zahlreiche .. Knochen verbinden sich .. zu einer w. gestellten Säule. Burmeister Gsch. 331; Wenn die Schalen vorher w. [gleich, im Gleichgewicht] standen. Fichte 6, 94; Dort ist Alles senk- und w. und regelhaft. G. 12, 184; Schräg oder w. aufliegend. Jahn M. 71; Nach seiner Philosophie setzt ein weiser Mann sich zuerst in seinem Mittelpunkt so wag-r. [sicher etc.] als nur immer möglich fest. W. 9, 8, insofern die w–e Lage den Schwerpunkt am sichersten stützt; Gelehrte, welche die Höhe beider Meere aufgenommen, hatten sie nicht w. gefunden. Luc. 6, 237, wasser-r., im Niveau. Einen Baum w. behauen = ibn (be)waldrechten, ihn im Wald vorläufig baumkantig behauen. s. lebe-r. Wásser- [2]: s. wage-, senk-r., wasserpaß: In w–en Schichten. Kosegarten Rh. 2, 114. s. lebe-r. etc. rechtwinklig etc. an den Zaum gewöhnt, zugeritten (von Pferden) etc.
Vernúnft-: Wáld-: Wált-: Wérk-: Wínkel-: Zāūm-: