Faksimile 0669 | Seite 667
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Rebe Reben
Rêb~e, f.; –n; -chen, lein; –n-, Reb- (~en, m.,
–s; uv.; -): Ranke, Rankengewächs: 1) allgm. z. B.
von den Hopfenranken: Die Dolden gut von den R–n ab-
pflücken. Auerbach Leb. 1, 210; Unſre R–n, | die . . | uns
den Hopfen geben. G. 32, 300 (Fürnſtein) ꝛc., vgl.: Wie
er dieſe R–n den Wein-R–n anzunähern verſteht. 295 ꝛc.,
ferner z. B.: Wie feſt verſtrickt mit duftig zarten R–n | der
Epheuzweig den ſchlanken Baum umſtrickt. ESchulze 3,
136; Mit Brombeer-R–n feſt umwunden. Talvj 2, 234
ꝛc., ſ. 2 und als Pflanzenname z. B.: Jndianiſche R.,
Periploca graeca (gemeine Schlinge); Wilde (oder
Wald-) R., Clematis ꝛc., ſ. Zſſtzg. 2) (ſ. 1) am
häufigſten aber = Wein-R., Vitis vinifera und zwar
ſowohl eine Ranke (Schoß) davon, als auch das Wein-
trauben tragende Rankengewächs (der Weinſtock) ſelbſt:
Die R–n ſind die unmittelbar am Weinſtock grenzenden vor-
jährigen Zweige desſelben .. Sie wurden im vergangenen
Herbſte aus grünen Zweigen (Ruthen) durch die Verholzung
zu R–n und bilden im Frühjahr durch den Aufbruch ihrer
Augen die Fruchtruthen. Kecht 13, ſ. Rebling; Die R–n
(oder Reblinge) leſen, auch „rähmen“ (ſ. Rahm, Anm.
wenn dies Wort hier nicht nur mundartl. Ausſpr.
für „reben“ iſt): Die R–n anbinden; Junge R–n pflanzen,
einſenken ꝛc., ſ. Schoß-, Senk-R. ꝛc.; Saft (ſeltner:
Mark. Uz 2, 49) der R–n, Wein ꝛc.; Schnitten daſelbſt
eine R–n ab mit einer Weintrauben. 4. Moſ. 13, 24; Er
wird ſein Füllen an den Weinſtock binden und ſeiner Eſelin
Sohn an den edeln R–n [Acc. der Ez.]. 1, 49, 11, vgl.
H. R. 9, 61; Iſt nicht ein R. [Drckf. Rede] Ephraimls]
beſſer denn die ganze Weinernte Abieſer[s]? Richt. 8, 2 ꝛc.:
Wie um ihren Stab die R., | brünſtig ihre Ranke ſtrickt, |
wie der Epheu ꝛc. B. 38a; Selbſt den Fels umflicht die ſüße
R. | mit grünem Netz. Geibel Rod. 82; Wie die R. am
Ulmenbaum, wie Epheu an der Mauer, rankt er ſich hinauf.
G. 4, 194; Der Wein iſt ſaftig, Holz die R–n. 11, 94;
Wenn dein Haupt mit Röthe färbet | dieſer R. heißer Saft.
Kinkel 439; 440; Da ward dein R–n, Orleans, | gepflanzt
in rheiniſch Land. 446; Sind nicht unſer dieſe Saaten? |
dieſe Ulmen, mit R–n umſponnen, | ſind ſie nicht Kinder
unſrer Sonnen? Sch. 491a; Klagen ertränkt er im Golde
der R–n. 1b; Auch die R. weint, die blühende, | draus der
Wein, der purpurglühende, | in des Herbſtes Tagen rinnt.
Uhland VII; Trauben an lang ausrankenden R–n. V. Ov.
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2, 322; Ländl. 3, 3 ꝛc. Auch übertr. und bildl.,
z.B.: a) (ſ. 1 und oben z. B. B. 38a; G. 4, 194 ꝛc.)
Jetzt ſinkt mir die letzte Stütze nieder, | die meines Glückes
R. aufrecht hielt. HKleiſt Hint. 39 ꝛc. b) (ſ. Baum 3;
Schößling ꝛc.) nam. oft bibl.: Mein Lieber hatte einen
Weinberg .. und edle R–n drein geſenkt ꝛc. [als Bild
des jüd. Volks]. Jeſ. 5, 2; Der Weinſtock zu Sibma iſt
verderbet. die Herren unter den Heiden haben ſeine edeln R–n
zerſchlagen .., ihre Feſer ſind zerſtreuet. 16, 8; Daß die
Hitze den R–n der Tyrannen [ihre wuchernde, ausbreitende
Macht ꝛc.] verderbe. 25, 5; Führet ihre R–n weg [,,ſchnei-
det ihre Schößlinge ab“ Zunz], denn ſie ſind nicht des Herrn.
Jer. 5, 10; 48, 32; Deine Mutter war, wie ein Wein-
ſtock . .. und ihre Frucht und R–n wuchſen . ., daß ſeine
R–n ſo ſtark wurden, daß ſie zu Herrenzepter gut waren. ..
Daß in ihr kein ſtarker R–n mehr iſt zu eines Herrn Zepter.
Heſ. 19, 10—14; Ich bin ein rechter Weinſtock und mein
Vater ein Weingärtner. Einen jeglichen R–n an mir, der
nicht Frucht bringet, wird er wegnehmen ꝛc. Joh. 15, 1 ff.
3) (ſ. 2) oberd. für Weinberg: Wegen einem Stück
R–n im untern Berg. Hebel 3, 249; Geht in mein R–n!
Keiſersberg Poſt. 32b (Matth. 20, 7) ꝛc. 4) bei Oken ꝛc.
verallgemeint die Zunft der „Holzbeerer“ dazu als
Gattung (ſ. 2) Wein-R–n, Vitis, ferner: Dolden-
R–n, Aralia; Schwamm-R–n, Gastonia; Waſſer-
R–n, Aquilicia.
Anm. Ahd. rëpa, rëba, mhd. rëbe (f., m.), vgl.
Reif, Anm. Das masc.: Der Reb oder Reben findet ſich
faſt nur noch mundartl., ſ. Schm. und außer den Bibelſtellen
2 und 2b nam. in 2 auch Kinkel, vergl. als Bſtw.: Reb-
Gewinde, -Hügel. G. 23, 20; Grün Sch. 180; -Laub.
Geßner 3, 17 ꝛc. (neben Reben- ꝛc.), ſelten dagegen:
Rebe ſtock. G. 31, 293 ꝛc.
Zſſtzg. ſ. zu [1] die gewöhnlichern von Ranke, ferner
ohne Bem. zu [2], vgl. hiezu die von Wein, Traube
zur Bez. der Sorten ꝛc., z. B.: Burgunder-, Cham-
pagner-, Gutedel-R–n; Großbeerige Trauben von Purpur-
R–n. V. Ländl. 3, 298 ꝛc., ferner z. B.: Bāūm-: an
Bäumen gezogen: Durchſchwirrt B–n Geſang ſchwermüthi-
ger Grillen. V. Georg. 3, 328 ꝛc., ſ. Koner GR. 2, 304 ꝛc.
Blind-: blinde (ſ. d. 1d) Rebe („,Blindholz“)
als Setz-R. Brómbeer- [1]. Dólden- [4].
Dónner-: Grund-R. Epheu- [1]: 1)
Epheuranke. 2) Ampelopsis hederacea, auch Ro-
ſeli-, Zaun-R., ſ. Roſine 2. Gúnd(el)-, Grúnd-
[1]: Glecoma hederacea, „Erdepheu, Gundermann“
ꝛc. Hāūpt-: Hauptſchoß, Ggſtz. Neben-R. Spate.
Hópfen- [1]. Jóch-: ſ. Joch 6e. Kórb-:
durch einen Korb hindurch gezogner und dann mit die-
ſem verpflanzter Rebling. Mútter-: der Wein-
ſtock im Ggſtz. der davon genommenen Schoß- oder
Senk-R–n: Riß er einen zarten Senker | von der M. ab.
Kinkel 438, vgl.:Senk-R–n, Einleger, Schleif-
R–n, Büchlinge [richtiger: Büglinge], Söhne:
R–n, welche von einem Stock in die Erde gebogen und ge-
legt und, wenn ſie nach ein oder zwei Jahren Wurzeln ge-
zogen haben, vom Hauptſtamm oder Mutterſtock abge-
ſchnitten und wie Fächſer (ſ. d., vgl. Laub II 6) anders-
wohin verſetzt werden. Nemnich 540. Nêben-: ſ.
Haupt-R. Rōſeli-: Epheu-R. 2. Sāū-
[1]: Solanum dulcamara, Zaun-R. Schlēīf-:
Senk-R. Schóß-: Rebſchoß. Schwámm-
[4]. Sénk-: ſ. Mutter-R. und Senker. Sétz-:
Rebſchoß zum Einſetzen, vgl. Blind-Holz und -R.
Wáld-: ſ. [1] Clematis; dann auch: Lonicera peri-
clymenum (Geißblatt); Celastrus scandens ꝛc.
Wáſſer-: 1) [2] Waſſerſchoß (ſ. d.) des Weinſtocks:
Das Beſchneiden, d. h. Entfernen der geilen Triebe und W–n.
Maje 1, 439 (Grube). 2) [4]. Wēīn- [2]: zum
Unterſch. von [1] z. B. G. 28, 217 ꝛc. Mundartl.
auch: Weiße W., Bryonia alba, Zaun-R. oder -Rübe.
Zāūn-: ſ. Epheu-, Sau-, Wein-R. Zūg-:
ſ. Kunkel 2a.