Raub
Rāūb, m., –(e)s; (–e); (Räubchen); -:
das Rauben (s. d.) und: der Ggstd. desselben, das Geraubte, die Beute (s. d.), mit versch., in einander spielenden Nüancen: 1) mit dem hervortretenden Begriff der — mehr oder minder — offnen Gewalt, womit eine Pers. oder ein Thier sich eines (belebten oder sachl.) Obj. bemächtigt, z.B.: Der R. der Sabinerinnen [objekt. Genit.] durch die Römer, — der R. der Römer [subjekt. Genit.] an den Sabinerinnen; Um den R. der schönsten Frau [Helena] zu rächen. 13, 19; Den R. der Proserpina. 11, 247 etc.; Jemand (ein Räuber) begeht einen R. — auf offner Straße, — durch Einbruch, z. B. in einer Kirche etc., lebt vom R.; Ein Thier (R.-Thier), z. B. ein Löwe, Wolf etc. lebt, nährt sich vom R.; Die Hirten, ergrimmt über den R. des Wolfs in der Herde etc., auch (vgl. 3): Dem Wolf, den Räubern, den Soldaten ihren R. [Beute] wieder abjagen, abnehmen; Den R. mit, unter einander theilen etc.; Bienen, die ihren Stock vom R–e füllen, s. R.-Biene, versch. 2; Ihr habt den R. eurer Güter [objekt. Genit.] mit Freuden erduldet. 9, 7 etc.; Wenn er [der Löwe] einmal auf vollbeleibten R., | entweder einen hochgekrönten Hirsch | o’r eine Gemse, trifft und gierig ihn erpackt. 151a; Ich mästete dich mit der Kirche R. 3, 239, objekt. Genit.: mit Dem, was ich der Kirche geraubt, ihr gewaltsam und unrechtmäßig entzogen; In wilder Thiere R. nothdürftig eingehüllt. 2, 266, objekt. Genit.: in die den Thieren gewaltsam entrißnen Felle (s. Anm.); Die Ritter ließen sich aus ihrem R–e nicht verdrängen. R. 1, 96; Auch .. setzte sich die katholische Kirche lieber aus, Alles durch Gewalt zu verlieren, als einen kleinen Vortheil freiwillig und rechtlich aufzugeben; denn einen R. zurückzunehmen, war noch Hoffnung. 883a etc. — 2) nam. in gehobner Rede, mit zurücktretendem Begriff des Gewaltsamen:
a) in Bezug auf Das, dem Etwas entzogen, genommen wird, z. B. insofern Diesem dadurch ein Unrecht geschieht etc.: Alle Zeit, die er diesen letztern [Studien] widmete, würde er seinem künftigen Berufe zu entziehen glauben und sich diesen R. nie vergeben. 1002b; Wenn ich das Herz an seinem Anblick labe, | ist’s nicht ein R. an dir? 492a etc., aber auch ohne diesen Begriff des Unrechts, z. B.: Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken | mit grünen Mai’n, dem letzten R. der Felder. 336b (s. u.); Hier kocht der zweite R. der Milch dem armen Volke. 35, das für die Käsebereitung aus der Milch gewonnene zweite Produkt, s. Nachmolke, Zieger etc.; Bienen .., | die ohne Rast der Blumen süßen R. | für Andere ihre Zellen sammeln. Luc. 6, 452; 2, 287¹⁷) etc. = Honig etc. (versch. 1), s. 3, 4: R., das von einem Feld zu Erntende etc., auch: Den Erben eines verstorbenen Landpfarrers gebührt der Nach-R. [die zweitjährige Benutzung] eines Feldes, das dieser erst im vorigen Jahre gedüngt. ebd. —
b) mit Rücksicht auf Den, dem Etwas als Beute, Gewinn zu Theil wird: Laß es [unser Liebesglück], wie einen heil’gen R. | in unsres Herzens Innerstem bewahren. 348b. — 3) (s. 1) mit bes. hervortretender Rücksicht auf das Obj., insofern dieses sich in der Gewalt eines (mehr oder minder personif.) Subj., diesem als Beute willen- und widerstandlos preisgegeben findet: Etwas (oder Jemand) ist, wird Jemandes R., ihm zum R., seltner: In R. [in die Rapuse] geben. 9, 7 etc. (vgl.: Daß sie ein R. und Reißen werden aller ihrer Feinde. 2. 21, 14 etc.) und: Etwas geht zu R. [in dem allgm. Drunter und Drüber zu Grunde]. 12, 11 etc.; Daß die Wittwen ihr R. und die Weisen ihre Beute sein müssen. 10, 42; 42, 22; Daß er uns nicht giebt zum R–e in ihre Zähne. 124, 6 etc.; Die schöne Gestalt, ein gräßlicher R., | liegt blutig, zerrissen, entstellt in dem Staub. 3, 254; [Der Mensch,] | der Zeiten Spiel, des Zufalls R. 1, 81; Diesen Körper, den wir lange in dem See einen R. der Fische glaubten. 17, 364; Der Vater des Volks sieht in dem Volke nur R. 1, 23; Es ward den Winden nicht zum R–e. A. 218; Er liegt .., | ein R. der Schmerzen und des Todes da. Nath. 1, 2; Wird der R., | den unsre Tapferkeit vor Zeiten weggetragen, | uns .. abgeschlagen? 8, 295; [Der] wird ein gewisser R. der Reue. 5, 149; Nicht ein R. zu sein dem Grame, jenem frechen Diebe. 2, 83; Was sitzest du im Staub, | dem Kummer unterthan und deines Leides R.? Rost. 114a; Bis .. | ihren R. die Grüfte wiederkäun. 6b; 47b; Der Mensch ist, der lebendig fühlende, | der leichte R. des mächt’gen Augenblicks. 469a; Einem grausamen Geschick | zum R. dahingegeben. 613b; Sie selbst .., | ein R. jedwedes äußersten Gefühls ... | Ich selbst, ganz einer Leidenschaft zum R–e etc. 619a; 1127a; Sie wird ein R. des Lüstlings. A. 1, 362; Th. 22, 137; Der obere Theil der Säule ist ein R. der Zeit geworden. Luc. 4, 307 etc. — 4) In der adverb. Fügung: (Wie) auf den R. = in raffender Hast, z. B. Bergb.: Auf den R. bauen, s. Raubbau. 40, 284; etc.; ferner: Das Interessanteste ..nahm man auf den R. so mit. 18, 107; Glücklicherweise hatte ich .. in mich die Denkweise eines außerordentlichen Mannes aufgenommen, zwar nur unvollständig und wie auf den R. 22, 219; Schon vorher hatte ich sie einigemal in Kirchen auf den R. abgezeichnet. A. 1, 68; 160; 2, 35; Hild. 1, 310 etc., vgl.: Die wenigen im R. gepflückten Blätter. 4, 45 etc., s. R.-Pfahl.
Anm. Ahd. (h)roup, ahd., mhd. roup in der Bed. des lat. spolium, dazu: rauben, ahd. roupón, mhd. rouben; berauben, goth. biraubón, ahd. piroupōn, mhd. be– rouben etc. (lat. spoliare), — urspr. wohl zunächst (wie noch oft) von der dem Feinde abgenommenen Kriegsbeute und so insonderheit von der dem Erschlagnen abgezognen Rüstung oder Bekleidung (s. ahd. hrêoraup, mhd. rêroup, Beraubung eines Erschlagnen etc., s. 3, 1; Br. 367a etc. und Reff, Anm.), vgl. in 1: 2, 266, s. im Roman., z. B. it. roba, frz. robe etc., in ältrer Bed. = Kriegsbeute, R., — jetzt: Kleid, — dazu it. rubare, altfrz. rober (nfrz. dérober), rauben etc., s. 292 ff. S. ags. reäf, Kleid, bereáfjan, entkleiden (berauben) und z. B. goth.: biraubodêdûn ina = [die Mörder] zogen ihn aus. 10, 30. — Für die Grundbed. vgl. lat. rapio (s. raffen). — Mz. und Verkl. selten, z.B.: Ich bin von ihren Blicken | ein Räubchen [3] nur. 2, 46.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach den folg. Bsp. (s. Spate 1527), vergl. die von Diebstahl, Beute, Räuber etc.: Wie sich die Bienlein nähren | von zartem Blumen-R. [2] etc.; Kein Ziel für Ehren-R. [Verleumdung etc.] und Mord, | darf er sich froh durchs Leben trillern. Tiedge Ep. 1, 80, s. Ehrenräuber etc.; Fallen soll | die schuld’ge Burg, die Frauen-R. beschützte. Colin, gewaltsame Frauenentführung, ähnlich: Jungfer- oder Jungfrauen-, Kinder-, Menschen-R. etc.; Daß mir Jemand Etwas von meinen [schriftstellerischen] Vorsätzen wegschnappte. .. Dgl. Gedanken-R. und Vorwegnahmen. G. 22, 190, vgl. Plagiat etc.; Ein Husaren-R. [subjekt. Genit.], geschwind erhascht, genossen und vergessen. Heinse Hild. 1, 212 etc.; Kirchen-R., der an einer Kirche, an einem Heiligthum verübte R.: Er hat .. einen Kirchen-R. an den Schätzen der frommen Stiftung begangen. Thümmel 3, 21 etc., auch übertr., z. B.: Dein Herz gehört deinem Stande. Mein Anspruch war Kirchen-R. Sch. 198a etc., ähnlich: Heiligthums-, Tempel-R. etc.; Mund-R., Entwendung von Eßwaaren, zum Verzehren, nam. seemännisch, s. Bobrik 502; Nach-R. [2]; Den Namen-R. JP. Fat. 2, 237, die widerrechtliche Annahme eines fremden Namens; Unerhört in der Blutgeschichte des See-R–s. Baggesen 2, 334; Wann einst wir Danaer theilen den Siegs-R. V. Il. 9, 138 etc.; Wegen Straßen-R–s [auf offner Landstraße begangnen Raubs] zum Tode verurtheilt etc.; Jst Sehen Stunden-R.? [Zeitverschwendung, vgl. Tagedieb etc.]. KMayer 47; Da er aufs Neue Weiber-R. verübt. Sch. 613a; Wir [Bastarde], die im Wollust-R–e der Natur | empfahn mehr Derbheit. V. Sh. 3, 160, von der eilig gepflückten Blüthe etc.
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