Faksimile 0622 | Seite 620
Faksimile 0622 | Seite 620
Faksimile 0622 | Seite 620
bequem
Bequēm, a.:
(mit Ggstz.: un-b. zu 1 und 2):
1) (veraltet) so wie es einem Ggstd. zukommt, angemessen, anpassend: So Einer Gott zumisst, das Gott mit b. ist. Carolina § 106; Der Sachen b. und gemäß. Luther 1, 120b; Darum er [Adam] einem jeden Thier seinen eignen und b–en Namen gab. Mathesius Sar. 8a etc.; Weil ich .. der Grönländer gedacht .., achte ich’s nicht gar un-b. zu sein, allhier eine Digression .. zu nehmen und die grönländischen Völker zu betrachten. Olearius Reis. 83a etc.
2) (s. 1) zu einem Zwecke passend, dazu geeignet und sich schickend (s. nam. Mendelssohn 4, 1, 116):
a) (vralt.) geeignet, Etwas zu thun, zu verrichten (aktiv), fähig, z. B.: Wenn ein Hahn sollte ein Ei legen, so wäre er dazu b–er in der Jugend als im Alter. Laurenberg Ac. 225; Wie soll ein verständiger Mann glauben, daß ein hoffährtiger Mensch b. sei, eine große Stelle zu bekleiden? Olearius Baumg. 50a; Ich befinde nur fünferlei Art Leute, welche zum Reisen tüchtig und b. sind. Ros. 53b; 100b etc.
b) an a schließt sich (veraltend) b., auch ohne Angabe des Wozu? = in seinen Leistungen tüchtig, geschickt etc., z. B.: Lasst | ein schwarzes Schiff uns in das Weltmeer ziehn, | b–e Ruderer versammeln. B. 143b, vgl.: Wählen tüchtige Schiffer. 187 v. 142; Charlotte spielte sehr gut Klavier, Eduard nicht ebenso b. die Flöte. G. 15, 22; Gebildet durch die alten Sprachen, sich b. [gewandt] und anmuthig darin ausdrückend. 39, 126; Ein geschickter und b–er Mensch. Olearius Reis. 85a; Ros. 41b etc.
c) zur Benutzung (pass.) geeignet und passend, z. B. (veraltend): Auf b–e [günstige] Winde (zu segeln) warten. Zinkgräf 1, 76; Gryphius Fr. 257 etc.; Da sie einen b–en Tag bestimmt hatten, auf sie zu lauren. Susanna 15 etc., nam. aber: so beschaffen, daß Einem (bei der Benutzung) dadurch keine oder doch die möglichst geringe Belästigung, Beschwerde (Gêne, Inkommodität) entsteht, daß man sich dabei behaglich, leicht (a son aise) fühlt: Das Land ist b. zum Ackerbau, zur Viehzucht, (zum Vieh. 4. Mos. 32, 4), zum Weinbau, (zum Wein. Franck Weltb. 211b) etc.; Der Hafen ist (un-)b. zum Landen, das Buch zum Nachschlagen etc.; Zum Gipfel führt ein (un-)b–er Fußpfad; Den unb–en Galla-Anzug mit dem b–en Hausrock vertauschen; „Auf der Bank können b. Drei sitzen.“ Aber Vier auch nur höchst un-b.; B–e Sitze, Wagen, Wohnung, Einrichtung, Ausflucht, Ausreden etc.; Der Rock sitzt sehr b.; Ist es Ihnen b. [passend, genehm, recht] oder nicht un-b. —, wenn ich morgen komme? Mach dir’s b.! [ohne Gêne, so wie dir’s behaglich ist]. Gutzkow Lenz 101; Sch. 354a etc. (ugw.: Mach dich b. Sealssield Leg. 2, 160); Du machst es dir b–er [leichter], wenn du mir zehn [der Kamele] noch schenkst. Cham. 3, 316; Wie b. macht sich’s nicht Luther durch seinen Teufel, den er überall bei der Hand hat, die wichtigsten Phänomene .. zu erklären. G. 39, 81 etc. Auch von Pers., vgl.: Der Wagen, der Kutscher, der Leibdiener ist (mir) sehr b. auf der Reise; Ein b–er Diener, eine b–e Pers. [versch. 3], mit der man leicht verkehren kann, die sich in Einen schickt und fügt etc., wobei zuw. ein tadelhafter Nebensinn des allzu Willfährigen, Gefälligen und Nachgiebigen hervortritt, Ggstz. z. B.: Ein un-b–er [lästiger, beschwerlicher] Gast, Besuch etc.; Ein b–er Beichtvater, der Einen leicht (allzuleicht) absolviert etc.; Ansehn gebt mir im Volk, verschafft bei Mächtigen Einfluß | oder, was sonst noch b. [angenehm, erwünscht] unter den Menschen erscheint. G. 1, 281; Wir dachten es uns so b., so artig, so gemüthlich und heimlich. 15, 9; Auch dieses Paar zeigte sich höchst b. in der Gegenwart. 84; 16, 253; 20, 82; Von b. gefälligem Betragen. 136; 238; Dienstfertig ohne Demuth . ., der b–ste allen Sterblichen. 22, 395; So war ich . . | behilflich, wach, zu Rath und That b. 13, 298; Den ich ganz wohlgemuth auf seinem Sopha ausgestreckt fand, nicht völlig b., weil ihn die Wunde am Liegen eigentlich hinderte. 25, 265; Außerordentliche Menschen üben eine solche Gewalt aus, daß sie ganz b. [mühlos, wie von selbst] ihre Irrthümer fortpflanzen. 39, 213; Ich fühlte hiezu, wozu ich eigentlich keine Anlage hatte, einen weit größern Trieb als zu Demjenigen, was mir von Natur leicht und b. [gemäß] war. 440 etc.; Warum er durch viele Leiden beugsam und b. [willfährig] gemacht worden, allen Menschen zu dienen. Stilling 3, 98; Entsagte dem grünlichen Himmelspferdchen, | das .. ihm bequem [zum mühlosen Fang] dasaß. V. 1, 11; Jst die Unschuld Nichts als Kunst und schlauer Tand, | weil Jthyphall b–e [sich ihm willfährig hingebende] Nymphen fand? W. 12, 185 etc. Er kommt, die Männer aufzureizen, | sie sind schon un-b. genug. G. 12, 44; Daß die Gesellschaften mich drücken, daß die Höflichkeit mir un-b. ist. 14, 160; Die Natur spricht Nichts aus, was ihr selbst un-b. wäre; desto schlimmer, wenn sie einem Theoretiker un-b. wird. 40, 297; Wo jeder Hauch des Windes un-b. [lästig] | und schädlich etc. 13, 313 etc.
3) von Pers. oder Personif. (s. bequemlich3) gemächlich, sich nicht anstrengend, ohne Eifer etc.: Sie wehrt sich ganz b., b. wie eine Braut. Gellert etc. und nam. (vrsch. 2c): nur das B–e (2c) und Leichte liebend, das Un-B–e, Lästige, Anstrengende scheuend: Wer aber recht b. ist und faul. G. 3, 14; [Er] war jung und, wie es schien, verwöhnt b. Gutzkow R. 1, 17 etc. Hier ist un-b. als Ggstz. unüblich.
Anm. Ahd. biquâmi, mhd. bequsme, s. kommen, Anm., kommlich, quemlich. Schwäb. Wörterb. 418 etc. und niederd.: [Das Vieh ist] verkommen und vermißquemt. Kosegarten Rh. 1, 57, mit Anm.: was die Schweizer „serben“ und die Engländer starve nennen etc. S. d. Folg.