Faksimile 0582 | Seite 580
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Praktici prakticieren Praktik Praktika praktkabel Praktikant Praktike Praktiker praktisch praktisieren
Prákt~ici (gr.-lat.):
s. Praktikus.
~icīēren, tr. u. ivtr. (haben):
1) Etwas ausübend betreiben, nam. (o. Obj.) von der Kunst des Arztes u. des Anwalts (s. Praxis) u. mit Obj., nam. von etwas mit Schlauheit u. List Betriebenem (s. 2): Wie langê hat er diesen Unfug, Betrug, diese Gaunerei schon prakticiert?; Wenn man das [Diebs-] Handwerk ins Große prakticiert. Sch. 108a; Merkurius ist unser Mann, | der’s P. trefflich kann. 133a etc. 2) (s. 1) Etwas mit Gewandtheit, schnell u. unmerklich ins Werk setzen, an eine Stelle, von einer Stelle weg bringen: Einem Etwas in die Tasche, aus der Tasche p.; Sich in ein Amt [hinein-] p.; Husch ist ihm denn ein Ringelchen an den Finger prakticiert. L. 1, 552; Daß er die Tochter seines Herrn .. heimlich aus dem Lande prakt e cieren sollte. Musäus M. 5, 79 etc., auch (nam. bei Altern): Praktiken (s. d.) treiben, ränkevoll sinnen etc., z. B.: P. die Werber, wie sie Telemachum .. erlegen und austilgen wollen. Schaidenreißer 13b etc. 3) s. Praktik 1c. 4) Zsstzg., nam. zu2, z.B.: Durch die Fallthür der Thür mich ein-zu-p. Musäus Ph. 4, 182; Daß er nicht die Nachrede haben dürfte, als hätte er’s heimlicher und verrätherischer Weis erprakticiert [durch Praktiken erlangt]. Zink- gräf 1, 291; Der Arzt hat sich ein hübsches Vermögen erprakticiert [1]; Hat also mit diesem Scherz noch ein Armband herausprakticiert [als Geschenk]. Zinkgräf 1, 321; Zweitausend Mann sind glücklich hineinprakticiert. Sch. 163b; Harlekin prakticiert ihm den Beutel weg. L. 4, 419; CFBahrdt 1, 199; W. Luc. 4, 276 etc.
~ik, f.; –en:
1) (trochäisch nach lat. practica):
a) die Ausübung einer Kunst (s. das gewöhnlichere Praxis), z. B.: Durch Nachdenken von Dem überzeugt, was man machen soll; durch P. unterrichtet, was man machen kann. G. 32, 202.
b) Rechenk.: Wälsche P.: ein Verfahren (Kunstgriff), sich durch Zerlegen einer größern Zahl in kleinere, bequemere das Rechnen (nam. im Kopf) zu erleichtern.
c) veraltende Bez. des Kalenders, nam. des hundertjährigen, als des für das praktische Leben besonders wichtigen Buchs, s. BrantN. 65, 63 und dazu Zarncke 406b u. nam.: Aller „Practik“ Großmutter, eine dick gebrockte, neue und treue, laurhafte und immer daurhafte „Procdick“ etc. Fischart (s. Wackern. 3, 459) u. danach in Bezug auf die Wetterpropheceiungen, z. B.: Bauern-P., die bei den Landleuten geltenden Wetterregeln etc. und verallgemeinert: P–en-Schreiber = Astrolog; prakticieren, Astrologie treiben etc., s. Frisch. 2, 68a.
2) (jambisch nach frz. pratique, doch bei Altern auch troch.): List; Kunstgriff; schlaue Ränke zur Erreichung seiner Zwecke, z. B.: in Ez.: Viel böser P. (– ⏑) sie erdichten, | selb’ über einander anrichten. HSachs 1, 350c; Laß dich nur der Werber P. und Meuterei nichts anfechten. Schaidenreißer 7b; Von des Rechts P. und spitzen Kniffen. Schlegel Sh. 7, 247; Wie Pipinus mit Rath und „Pratick“ des Papsts Hildericum des Reichs verschupfet. Stumpf 223b; Unterstund Graf Friedrich .. mit „Practick“ Konstanz einzunehmen. 399b; Richteten sie mancherlei „Practick“ und Unraths wider die Stadt an. 404b; Es war aber die „Practik“, dem König von Frankreich das Mailand unversehenlich abzujagen. 670b; Weidner 19 etc. u. bes. oft in M., vergl.: Nur daß man statt des Worts Praxis, welches eine offene und ehrliche Behandlung einer Aufgabe bedeutet, das der P–en (mit langgezogner Penultima) braucht. Kant Buchm. 19, so 3. Macc. 6, 22; Fischart B. 45a; Ränk und P–en, heimliche Tücke und Stücke. Luther 8, 240b; Sch. 325a; Stumpf 392b; Diese Hunde von Advokaten! .. mit ihren Klauseln und P–en. Tieck A. 2, 263 etc., s. P–en- Meister etc.
~ika, f.; -iken:
ältre (od. ganz lat.) Form st. Praktik (s. d.) u., wie dies, in versch. Bed., auf der ersten od. zweiten Silbe betont, z. B. (2): Mißgönner mit Butz, Neid und P. G. 35, 67 etc., s. auch Pratika.
~kābel, a.:
1) ausführbar.
2) zweckdienlich, brauchbar.
3) von Wegen, Landstraßen: gangbar, wegsam. G. 14, 202; 227; 239; Sch. 320b.
4) Bühnenspr.: von Fenstern, Thüren etc., im Ggstz. der bloß gemalten, die wirklich zu öffnenden: Im Hintergrund eine zum Übersteigen p–e Mauer. Müllner 6, 101; Immermann M. 3, 206 etc.
~ikánt, m., –en:
ein Prakticierender, z. B.: Bei den Ärzten und gemeinen P–en. Ryff Sp. IX etc., heute gew.: Jemand, der in einer Stelle thätig ist, um sich für die Praris vorzubereiten, z. B. von Handlungslehrlingen; unbesoldet an einem Gerichtshof arbeitenden Juristen; Forst- P–en etc.
~īke, f.; –n:
Praktik 2.
~iker, m., –s; uv:
im Ggstz. zum Theoretiker: ein sein Fach thätig Ausübender u. ein Mann von praktischer Erfahrung, dafür auch in lat. Form: Ein alter Praktikus; Du bist ein ausgelernter Praktikus. Sch. 118a u. Mz.: Alte Praktici. 589a etc.
~isch, a.:
(vgl. Ggstz. theoretisch) den Zwecken des thätigen Lebens (im Ggstz. der bloßen Spekulation) gewidmet; dazu brauchbar und geschickt; in dem dazu Dienenden erfahren und gewandt etc.
~isīēren, intr., tr.:
st. prakticieren (s. d.), z. B.: Gutzkow 3, 130 etc.