Faksimile 0582 | Seite 580
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prahlen
Prāhlen, intr. (haben), zuw. tr. (1c, 2g) u. refl. (2h):
vergl. prangen, prunken:
1) mit sachl. Subj. (vgl. 2): Etwas prahlt, zieht, gleichsam herausfordernd, die Aufmerksamk. auf sich, z. B. durch lautes Schallen od. häufiger durch in die Augen fallenden Glanz etc.: Der Ring war 4 500 Gulden werth und prahlte außer- ordentlich. CFBahrdt 3, 217; Der Fackelzug, sehr dürftig, muß dennoch in den Zeitungen p., als wäre es eine große Herrlichkeit gewesen. Ense Tag. 2, 41; Alle die Epochen, wenn sie auch einen Augenblick mit einem Scheinglanze p. sollten, verschwinden vor der Nachwelt. G. 4, 264; Strahlen, | die heller als Rubin’ u. Diamanten p. Mühlpforth Hochz. 4; Daß du [Päonie] so prahlst und doch nur stinkest. Ramler F. 1, 41; Wo Mond und Sonne selbst im Glanzvereine strahlen, | was wollen Sterne da mit ihrem Schimmer p. (s. 2)? Rückert Rost. 12b; Auf der Tribüne prahlet (s. 2) das Recht, in der Hütte die Eintracht. Sch. 76b; Tieck Makb. 2, 2 etc.
a) ungw.: Empöret steigt das Meer, Gestad’ und Damm zum Hohne, | der Blitz prahlt mit der Nacht und Pol und Himmel krachen. Sch. 17b, etwa: er kämpft mit der Nacht, durch den Kontrast in blendenderem Glanz erscheinend?
b) im adjekt. Partic.: Stoßt .. .. in p–de Trompeten! Haller 83; Deklamation. Einige verstehen darunter eine gewisse schwülstige und p–de Recitation. L. 4, 197; Kenntnis, die um so weniger nützt, je p–der sie ist. 11, 28; Ihre p–den Magazine. Thümmel 7, 110 etc.
c) mit Obj.: Etwas p–d zeigen: Im weißen Strumpfe prahlt die dicke Wade Kraft. Zachariä 1, 141 etc.
2) mit persönl. (od. personif.) Subj. (vergl. 1): großthun, nam. mit Etwas, das man nicht oder doch nicht in dem vorgegebnen Grad (Umfang) besitzt etc. o. abhäng. Verh. (a—d):
a) Wie lange sollen die Gottlosen „pralen“ und so trötzlich reden und alle Übelthäter sich so rühmen? Ps. 94, 3 mit Randgl.: Einherfahren mit Worten als ein Herr oder Tyrann, den man fürchten müsse, was er sagt oder will [s. Anm.]; O des Großsprechers! P. die Teufel auch? Klinger F. 68; Der Strotzer, der dort prahlet | und einher mit Stolz des Pfauen tritt. Langbein 1, 75; Ein p–der Zahnarzt. Thümmel 7, 261 etc.
b) mit Adv.: Der Schröter schnurrt mit summendem Getön | leer-p–d in die Luft. Zachariä 1, 152; Da er eitel „gepralet“. V. Od. 22, 249; Groß-p–der! 18, 79; O, daß der Mann .. mich zwingen muß groß zu p. und meine stille Tugend am Licht der Bewunderung zu versengen. Sch. 191a; Prahlst du groß? | Ich kann’s so gut wie du. Schlegel Haml. 5, 1 etc. (s. e).
c) im subst. Infin.: Endlich kam das herrliche Modell und ward mit großem P. und Prangen aufgesetzt. G. 28, 309; Sein P. vernahm .. Poseidaon. V. Od. 4, 505 etc., auch (s. S.): Ich möchte nicht gern Prahlens machen. Zelter 5, 343; So viel Aufhebens (s. d. 2) und P–s davon machen W. 9, 65 etc.
d) im verneinten Partic., als Einschiebung = ohne Prahlerei gesprochen! etc.: Doch wüsst’ ich Niemand, ungeprahlt, | der seine Zeche besser bezahlt. G. 3, 91.
e) mit abhäng. Präp., gw.: Mit Etwas p. Fichte 8, 52; Gellert 1, 119; Man prahlt oft mit Dem, was man gar nicht hat, damit man es wenigstens zu haben scheine. L. 6, 25; Ich möchte gern gegen die ganze Welt mit Ihnen p. Samps. 3, 2; Tieck N. 3, 22; Was prunkt und prahlt Ihr da mit pausbackigen Lorbeer-Oden? Voigts H. 89; Der mit seiner Schande prahlt. W. 34, 50 etc., auch (s. b): Du schämst dich nicht, damit groß zu p.? Sch. 107b, seltner: Er prahlet immer auf Verstand. Roberthin (WhMüller Bibl. 5, 191); Von erlogenen Thaten und erheuchelten Schmerzen zu p. Vogt Köhl. 12 etc.
f) mit abhäng. Satz, als dem Inhalt der p–den Worte etc.: Nicht Einer, der nicht prahlt, | er habe dir zum Hohn die Hände roth | mit deinem, deiner Brüder Blut bemalt! Cham. 4, 133; Hätte der Freveler nicht hochmüthig „gepralt“ und gelästert, | trotz den Göttern entflöh er. V. Od. 4, 504; Der Gecken blödes Volk .. prahlt, weil Laīs wich, euch Alle zu gewinnen. W. 12, 186; Dann prahlten sie, als ob sie uns zu Boden geworfen. Luc. 5, 44 etc.; Zum [gw.: gegen] Zeuxis prahlt einst A. . .: „So schnell, wie ich, malt .. nicht Einer.“ B. 64a.
g) mit Obj.: Etwas p–d behaupten, verkünden: Keineswegs prahlt sie es bloß. Fichte 7, 375; Lichtenberg 4, 392; Mein Herz hörte nicht, was meine Zunge prahlte. Sch. 107b; Alle deine geprahlten Einflüsse. Ders. (Wackern. 4, 966¹7); Alle prahlten nun Schandthaten, nicht gethan. Zachariä 1, 14.
h) refl., zuw. st. intr.: Prahlt dann in diesem Aufputz sich. Blumauer 2, 210; Also pflegen sich schuldbewußte Weltlinge eben mit ihrer Schuld zu p. Cham. 5, 42 etc., aber auch mit Angabe der Wirkung: Ein Arzt, der sich zum Doktor prahlt [sich p–d dazu macht]. Hagedorn 3, 156 etc.
i) Prahler, s. u.
Anm. S. brallen, vgl. Stalder 1, 215 (auch pralatzgen = plappern. 214 und Gotthelf U. 1, 233), das erste Bsp. in 2a, wie auch: [in Worten] her-, daher-, einher-pral(l)en etc. und frz. braire, schreien, von einem auch mlat. bragire, dem engl. brag, kymr. bragal, p., viell. vrwdt. ist (Diez 578), vergl.: prangen, mhd. prangen, prangnieren (Wackern. Gl. 428 etc.), das Grimm freilich zu „bringen“ zieht, wie auch „Pracht“, s. d., Anm. und vgl. ferner in Bezug auf die Bed. von 1, nam.: schreiende (kreischende) Farben und: Prahlgelb, prahlgrün, prahlroth. Jahn M. 202 (wie: knallgelb etc.).
Zsstzg. gw. zu 2, z. B.: Āūs-:
1) intr. zu Ende prahlen.
2) [2g]: prahlend auskramen etc.: Niemals ja hab ich’s eitel ausgeprahlt. Immermann Card. 164. Be- [2g]: prahlend besprechen, rühmen. Schottel 1012. Dahêr- [s. Anm.]: Der die bitterlaunige Stelle .. so pathetisch daherprahlt [2g]. Engel 7, 370; Also prahlet er in seinem Dekret einher. Luther SW. 60, 253; Ein Anderer pralet und prallet daher. Simplicissimus 1, 461; Der sehr mit hohen, weitgesuchten und ungewöhnlichen Worten „daherprallete“. Zinkgräf 1, 188. Einhêr [s. Anm]: Daß sie selbst nicht wissen, was der freie Wille sei ... „prallen“ [brallen] gleich wohl einher und verdammen plumps hinein die Lehre vom freien Willen. Luther 5, 297a; Wenn die Rottengeister und Ketzer einher „prallen“: hie Schrift, hie Gottes Wort! 6, 480betc. Hêr- [s. Anm.]: Da prahlet Einer her mit großen weiten Schritten. Opitz 1, 98; Der hatte Jtalien, der Gallien durchzogen, | Der „prallet“ [brallet, plappert] Spanisch her. 190. Vōr-: vor Jemand, so daß und damit er es hört, prahlen: CFBahrdt 1, 217; Vernunft, du prahlest immer | mir deine weisen Lehren vor. Göckingk Lieb. 18; Ihr prahltet .. | ihm von Schätzen was vor. G. 5, 281; 7, 222; Der ihnen vorprahlte, wie das Tanzen eine so gar schwere Kunst sei. Heine Reis. 2, 47; Klinger F. 116; W. 3, 31 etc.