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Nutz
II. Nútz, m., –es (uv.); (Nütze); -:
das Gute, das Einem aus Etwas erwächst (od. erwachsen kann); der Gewinn, Vortheil, den man daraus zieht; der Einem zu Gute kommende Ertrag von Etwas; die von Etwas zu machende vortheilhafte Anwendung (vgl. als Ggstz.: Schaden): Das Fett .. macht euch zu allerlei N.! 3. Mos. 7, 27; Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu N. den Menschen. Ps. 114, 4; Wer sein Gut mehret mit Wucher . ., Der sammelt es zu N. der Armen. Spr. 28, 8; Wer Reichthum liebt, wird keinen N. davon haben. Pred. 5, 9; Das ist der N. davon. Jes. 27, 9; Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein und der Gerechtigkeit N. wird ewige Stille und Sicherheit sein. 32, 17; Trägt’s [das Vieh] dir N. Sir. 7, 24; Was N. hätte der Mensch, wenn etc. Luk. 9, 25; Zum gemeinen N. 1. Kor. 12, 7; Volk, das ihnen nicht nütze sein kann weder zu Hilfe noch sonst zu N. 7, 3; Hebr. 12, 10; 13, 9; Achten das Ansehn der Person um’s N. willen. Judä 16 etc.; Dieser N. ist groß genug. Brockes 9, 11; Der N. der Lungen. 203 etc.; N. und Nießlichkeit .. Daß gar kein N. nicht sei . . Daß Privatgesuch und Geld | dem gemeinen N. muß weichen. IDoman (Wackern. 2, 247; Der N. und Genieß der heil. röm. Kirchen. Fischart B. 50b; Uns Dessen zu N. und Schutz unsrer Klienten bedienen. G. 25, 180; Kein N. sei groß genug, der den des Staates mindert. Haller 116; 152; Zu gemeinem N. Hutten (Wackern. 3, 215 Z. 17); N. geht Vergnügung vor. L. 1, 174; Der N. [s. Eigen-N.] sitzt auf dem Thron. 5, 242 (Logau); 251; Daß wir nicht unsern N.suchen sollen. Luther 1, 283a; 6, 280a etc.; Männiglich behilft sich der grünen Weid und des N–es [Ertrags], der aus der Milch von dem Vieh erobert wird. Stumpf 607a; Gefühl kämpft gegen und Sitte, | selber der N., der von Recht und Billigkeit Vater beinah ist. V. H. 2, 38; Th. 13, 18 etc. In ugw. Mz.: Wie, der ein Haus baut, alle Getnach und Winkel verordnet zu besondern Bräuchen und Nützen [zu besonderm Gebrauch und Anwendung etc.]. Zwingli 2, 205. Die, wie die Bsp. zeigen, bei Altern, nam. bei Luther gw. Form gilt heute gw. nur in der Verbind.: Zu N. und Frommen (s. d.) u.: Sich Etwas zu N–e machen, zu seinem Vortheil es verwenden, sich desselben so bedienen: Sich die Schwäche seiner Richter zu N–e machen. Kant Kr. d. rein. Vern. 817; Mach auch ein Unglück dir zu N. Ramler F. 1, 29; Sch. 727b; W. 5, 237 etc. u. zuw. (obrd.) mit Genit.: Er machte sich ihrer Noth zu N–e. Forster R. 1, 30 etc., ferner in Zsstzg.: Eigen-N., s. auch I2c. Sonst aber gilt allgm.: Nútzen, m., –s; uv., wie denn in den meisten angeführten Bibelstellen neuernde Ausg. dies haben, u. z. B.: N–en von Etwas haben, aus Etwas ziehn; Etwas gewährt, leistet Einem N–en, gereicht oder dient ihm zum N–en, schafft ihm N–en; Jemandes oder den gemeinen N–en (be-)fördern; Etwas zu Jemandes N–en, in seinen eignen N–en verwenden; Jedes Ding hat seinen N–en; Ich habe keinen N–en davon gehabt, gesehn, gemerkt, verspürt; Bei diesem Geschäft ist (oder bleibt) kein N–en [Gewinn, Profit]; Etwas mit N–en verkaufen; Er begnügt sich mit einem mäßigen N–en; Es fällt dabei mancher N–en für ihn ab etc.; Der N. [Ertrag] eines Landguts; Nur den N–en [od. die (Nieß-)Nutzung] von Etwas haben etc.; Was für N–en ihnen aus der ungestörten Vermehrung dieser nützlichen Thiere zuwachsen könnte. Forster R. 1, 167; Wenn sie fremdes Eigenthum in ihren eignen N–en verwenden. Garve Pfl. 1, 29; G. 5, 158; Zwar ist es schon mein Vortheil, daß ich nicht | den N–en grad und unbedingt erwarte. 13, 207; Nur vom N–en [Rücksicht auf den N–en, Eigen- N.] wird die Welt regiert. Sch. 365a; Ich will es glauben, nicht der eigne N–en | regiert euch, euch regiert allein der Vortheil | des Souverains, des Landes. Eben darum mißtraut euch, edler Lord, daß nicht der N–en | des Staats euch als Gerechtigkeit erscheine. 413a; Diesen N–en leistet .. nur der ästhetische Sinn. 702b; Wodurch .. der vierte Theil des .. Grund und Bodens wieder gewonnen werden und den Einwohnern zu N–en gehen würde. W. 14, 178 etc. Mz. selten (vgl. Nutzbarkeit) doch z. B.: Wie aus dem ersten Zweck noch andre N–en fließen. Haller 162; Wenn die übrigen N–en und Wohlgereimtheiten daraus nothwendigerweise fließen. Kant SW. 1, 202; Diese N–en, die als Nebenfolgen anzusehen sind. 247 etc. Vereinzelt auch die Form: Der Nutze. JvMüller 13, 37 etc. u. als neutr.: Nichts denk’ ich als ihr Nutzen und ihr Frommen. Streckfuß Rol. 4, 64 etc. Landwirthsch.: N–en nennt der Landmann das Füllengift, indem er es dem Thiere nach der Geburt eingiebt und davon Beleibtheit desselben erwartet. Falke 2, 167b.
Zsstzg. vielfach, s. die von Nutzung, Ertrag, leicht zu mehren nach den folg., bes. die mit * bez. in der Form Nutzen, s. nam. Spate 1355: Ab-: Abnießung (s. d.); der Ertrag: Bei großen Heiden und starken Dickungen, die jedoch noch einigen A. zur Weide geben können. Erbvgl. Beil. 48; Die Entbehrung des A–es der Schäferei. Strelitz. Gesetzsamml. 2, 346. (Abnutzung ebd.); Seiner Witwe den A–en des ganzen Vermögens auf Lebenslang vermachen. Höpfner Kommentar (1818) 276, vergl. abnutzen 2b und s. Haltaus und Frommann 3, 137.
Aūs-: der aus Etwas gewonnene Nutzen oder Ertrag: Mit bedeutend höherm A. für den Besitzer. Landw. Zeit. (55) 1021b.
Eīgen-: eig. eine bloße Zusammenstellung = der eigne Nutzen oder Vortheil (vergl. als Ggstz.: der gemeine Nutzen, bei Frisch auch: Der Gemein-N.), u. dann auch nach heutigem Gebrauch: das egoistische Streben danach, bei Altern getrennt (vgl.: arge List u. Arglist etc.), z. B.: Ein jeglichen Ratgeber will rathen, aber etliche rathen auf ihren „eigen nutz“ [eignen Nutzen]. Sir. 37, 8; Daß sie etliche Gesetz allein zu ihrem Gewinn und „eigen nutz“ beschrieben. Hutten (Wackern. 3, 226 Z. 10) etc. ferner: Tief im Herzen | nur E. Cham. 4, 23; E. ist der Butz, Commodus heißt der Heilige etc. Fischart B. 50b; L. 11, 180; Eine Sorge der Liebe, die da göttlich und christlich ist, nicht „des eigen nutzes“ oder Mammons. Luther 5, 421a; Eigen dem E. Rückert W. 4, 133; „Sie ist tugendhaft.“ Sie ist’s | aus E. der Liebe. Sch. 269b; Die Fürsten [haben] .. | durch „eignen nutz“ ihr Leut und Land | mehrmals beschwert mit großem Last. Stumpf 211a; Wegen seines „eignen nutzen“ sehr verhasst. Weidner 21; Soll man sich hüten vor E., der sei eine Pest etc. Zinkgräf 1, 201; „Eigennütz“, 329 etc., vergl. das seltnere Eigennützigkeit u. für dessen Ggstz. das minder gew.: Vor ihr hatte man niemals soviel Un-E., Bescheidenheit und Berühmtheit vereinigt. G. 31, 228; Edlen Un-E. 33, 246 etc. (vgl. auch Selbstlosigk. etc.).
Gemēīn-: s. Eigen-N.
*Hāūpt-: hauptsächlicher Nutzen, im Ggstz. zum Neben-N–en, z. B.: Den H–en gewährt das kalt ausgepreste Öl. Oken 3, 1750.
Níchts-: s. I 2d.
*Schēīn-: ein nur scheinbarer Nutzen, im Ggstz. des wahren: Will man aber auch die sinnliche Lust zu dem Sch–en rechnen. Garve Pfl. 1, 249.
*Sómmer-: das Gute, der Ertrag, den der Sommer bringt: Kommt dann, nachdem er hat den S. empfangen, | der Obst- und Traubenmann, der reiche Herbst, gegangen. Opitz 1, 125 etc.
Über-: (vralt.) Zins, Wucher. Brant Narr. 93, 15 u. Frisch etc.