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Muschel
Múschel, f.; –n; –chen, Müschelchen, Müschlein; -:
1) ein Weichthier in zwei- (oder mehr-)schaligen, durch ein Schloß verbundnem Gehäuse, bald Thier und Schale, bald Eins oder das Andre: Dann fressen sie das Müschlein, so in solchem Müschlein liegt. Ryff Th. 230 etc.; Eßbare oder Küchen-M., darunter nam.: Die gew. Mies-M., Mytilus edulis etc.; Farben in der M. reiben; Ob du den Pinsel in diese oder jene Farben- M. tauchen sollest. W. 23, 86, vgl.: Maler-M., Mya pictorum etc.; Die Pilger schmückten Hut oder Stab mit M–n, nam. bei der Heimkehr von S. Jakob die Kompostella (s. M.-Hut), daher: Jakob- oder Pilger-M–n (G. 13, 216; 23, 290), Ostrea jacoba und sprchw.: Hie sind die M–n, sagte der Jakobsbruder, fiel ihm der Hut in die Brunzscherben. Fischart B. 42b; Daß er nicht wohl gesehen hat, wo die M–n lagen [sich geirrt]. 80a etc.; Perlen (s. d.) in einer M.; Perl- od. Perlmutter-M., Mytilus margaritiferus (vergl. Auster); In einer Perlen-M. W. 2, 98 etc., übertragen: O du der Welten- M. Perle! | die Schalen sind mir Überdrüsse. Rückert 2, 443 etc.; Versteinerte M–n, darunter nam.: Leit-M–n, insofern ihr Vorkommen, als bestimmten Gebirgsformationen eignend, für die Best. derselben als Leitfaden und Richtschnur dient. Burmeister Gsch. 264; Humboldt K. 1, 285 etc. Sehr viele Zsstzg., z. B. nach dem Fundort: Bach-M. (Schlegel Sh. 3, 38), Fluß-M., Vnio; Meer-M. (Ryff Th. 207); See-M. (G. 30, 103); Teich-M., Mytilus cygneus etc., u. sonst zur Best. der (theilweise schwankenden) Gattungen und Arten, s. z. B. in alphab. Reihe: Oken Reg.271 ff. 2) Bez. mancher Dinge, die eine den gew. M.-Schalen ähnl. Form haben, z. B.:
a) ein Gefäß, z.B.: Die Wasser- M–n [mit Weihwasser]. JKohl Par. 2, 279; auch = Trinkschale: Der Geist in den M–n ging herum. Jacobi Ir. 8, 813; 812.
b) Schlitten: Zum Glück ist just die schönste Schlittenbahn, | sie darf sich nur in meine M. setzen, | ich hintenauf. Göckingk 2, 193.
c) der Korb (s. d. 2g) an Hirschfänger und Pallaschen.
d) der am Kopf frei hervorragende äußre Theil des Ohrs: Die kleine M. des Ohres braust von der Huldigung. König Kl. 1, 320; Ohr-M. Keller gH. 4, 5.
e) Obre, mitlere, untre M., Knochenplatten in der Nähe des Siebbeins.
f) die weibliche Scham.
g) (vgl. Musche 2) Hochrother Kattun mit weißen M–n. G. 37, 51. 3) M., Holz- M., s. Grasmücke.
Anm. Ahd. muscula, mhd. muschel, aus lat. musculus, wie katalon. musclo, frz. moule, s. Diez 692. Vrkl. M–chen. Droysen A. 2, 52; V. Ar. 1, 358; Rückert BE. 120; Müschelchen. Gd. 2, 195; Seemüschelchen. Kinkel E. 84; Müschlein etc. Niederd.: Mussel, vgl.: Muß es lassen durchgehen, sonst wär Mossel kein Fisch. Fischart B. 159a. Mundartl. Bedd. Schm. 2, 642.