Mond
Mōnd, m., –(e)s, (–en, –ens); –e, (–en); Möndchen, lein (el); -, –es-, –en-:
1) statt des veralt. Mon (s. d.): der Nebenplanet oder Satellit (Trabant) der Erde, der für diese nach der Sonne als das größte Himmelslicht erscheint, die Nächte in wechselnder Gestalt erleuchtend etc.: Der M. geht auf, geht unter, ist unter(-gegangen), scheint, leuchtet, glänzt hell, schimmert silbern; Der Schein (s. u.), das Licht, der (Silber-) Glanz, (Silber-) Schimmer des M–es; Der M. leuchtet mit fremdem, — mit einem von der Sonne erborgtem Licht; Der M. ist klar, hell, bewölkt, hat einen Hof (s. d. 2a) um sich; Der M. behielt immer einen Schein (s. o.) um sich. 23, 37; Der M. ist verfinstert; Eine Finsternis oder Eklipse des M–es; Das Alter des M–es, s. M–es-Alter; Die Phasen (s. d.) des M–s; Der M. im Neulicht (s. d.), im Voll- Licht; Der neue, der volle M.; Der halbe M.; Das erste, das letzte Viertel des M–s; Der abnehmende, der zunehmende oder wachsende M., auch (vgl. 4): Bei ab-, zunehmendem oder im ab-, zunehmenden M. etc., zur Zeit, wo der M. ab-, zunimmt etc.; Die Flecken des M–s oder in dem Gesicht des M–en. 3, 60, die dunkeln Stellen, die von den Bergen und Thälern im M. herrühren und etwa ein Gesicht vorstellen, im Volksglauben auch auf einen „ Mann im M.“ (s. f) gedeutet; Die Scheibe, die Sichel, die Hörner (s. d. 6a) des M–es, z.B. Mosch. 2, 88 etc.; Diana, die Göttin des M–es. — Der M. in aller Welt muß scheinen zu seiner Zeit und die Monat unterscheiden und das Jahr austheilen; nach dem M. rechnet man die Feste; es ist ein Licht, das abnimmt und wieder zunimmt, er machet den M., er wächst und verändert sich wunderbarlich. 43, 6 ff. etc.; Sah man . . zwei M–e am Himmel. Dor. 1, Kap. 11; Ihre Neigung zu dem werthen Manne | ist ihren andern Leidenschaften gleich. | Sie leuchten, wie der stille Schein des M–s | dem Wandrer spärlich auf dem Pfad zu Nacht, | sie wärmen nicht etc. 13, 169; Mir ist es, denk’ ich nur an dich, | wie in den M. zu sehn; | ein stiller Friede kommt auf mich. 1, 79; Der M., das blasse Auge der Nacht, schaut mit Wehmuth darauf hinab. Reis. 3, 202; Nach dem Neu-M–e sehen wir den M. immer länger in den Abendstunden am westlichen Himmel, nach dem Voll-M–e aber sehen wir ihn immer länger in den nächtlichen Morgenstunden auf der Ostseite des Himmels. 206 (s. Abend- M.); Selbst wie ein Traum der Sonne lag der M. über der in sich gekehrten Traumwelt. 1, 71; Unter gewissen Umständen, in einem gewissen Zeichen des M–es. 1, 171; Bevor der M. zweimal sein Gesicht verändert hat. 19, 171, in weniger als zwei Monaten; Daß sich der M. nicht zweimal ändern sollte, ehe etc. 16, 82 etc. — Auch sprchw. und in stehnden Ra., z. B.:
a) bibl.: So lange die Sonne und der M. währet. 72, 5, so lange die Welt steht, vgl.: Wie der M. soll er ewiglich erhalten sein. 89, 38; Bis daß der M. nimmer sei. 72, 7, bis ans Ende der Welt etc. —
b) Hier unterm M., in dieser irdischen Welt, vgl.: Aristoteles theilte die Welt ein in die Welt unter und über dem M–e. In dieser ist Alles unveränderlich und unvergänglich, in jener entsteht Alles aus den vier Elementen und kehrt wieder in sie zurück etc. 25, 382; Nichts .. unter der Sonne, wie man von Alters her sagt — oder unter dem M–e, wie heutiges Tages die schönen Geister zu sagen pflegen. Lind. 1, 3; aber auch: Alles wechselt unter dem M–e. 4, 243; Es kann ja nicht immer so bleiben | hier unter dem wechselnden (s. c) M. Unterm M. ist leider Nichts vollkommen. 12, 182; 183; Jupiter: Weil doch unter dem M. und über dem M. Nichts ganz vollkommen ist. 31, 469; 34, 106; Oder es giebt gar Nichts, das diesen Namen verdient, diesseits des M–es. 17, 84; 8, 248 etc., s. untermondlich, vgl.: Der würde für einen aus dem M. herabgefallenen Menschen angesehen worden sein. 18, 47, für einen nicht dieser irdischen Welt angehörigen, in ihr Bescheid wissenden etc.; 15, 137etc.; Diesseits des großen Hundssterns [in dieser Welt]. 34, 44. —
c) Veränderlich, wechselnd, unbeständig etc. wie der M., vgl.: Ist’s nur so ein Einfall, wie er ihr mit dem M. zu kommen pflegt? V. 197, s. Laune, Anm.; ferner: Wie hätte es ihm einkommen können, mit einem alten Sprichworte zu reden, dem [stets wechselnden] M–e ein Kleid zu -machen? 2, 116) etc., das Unmögliche zu versuchen (s. d). —
d) Nach dem M. greifen, das Un- erreichbare wollen, in seinem Wünschen und Begehren kein Maß kennen. Sh. 8, 80; Den M. mit den Zähnen packen, das Unmögliche [s. c] wollen. —
e) Gegen den M. bellen, von ohnmächtigen Schimpfern etc., vgl.: Daß ihr des Hauses Schaffnerin | entgegenheulet wie dem M. der Hunde Schar. 12, 173. —
f) Der Mann im M., etwas uns Fremdes, uns nichts Angehndes; An Einen nicht mehr denken als an den Mann im M. 12, 35, gar nicht; Ihr war der Mann im M. kein unbekannter [Drckf.: unbekanntes] Wesen. 11, 247 etc.; ferner: Der Kaiser im M. als Bez. einer Pers. vom höchsten überirdischen Glück. 15, 249. —
g) Dies Mittel so weitläuftig, als müßte man zwei M–en anspannen, um zur Sonne zu fahren. 22. —
h) Ein Loch in den M. bohren (frz. faire un trou a la lune), seinen Gläubigern durchgehn, durchbrennen. 5, 59. —
i) (veralt.) Ob denn alle andern Religionen .. gegen dem Mon gepisst [sich versündigt] hätten oder nicht redlich geboren wären. B. 193b etc. — k) Der M. ist ein Lügner, insofern seine Gestalt als lat. c(C) oder d (D), — gedeutet crescens (wachsend), decrescens (abnehmend) grade das Umgekehrte des Wahren aussagt. —
2) (s. 1) verallgemeinert: der Satellit eines Planeten, ein Nebenplanet: Die M–en des Jupiter. 1, 249; Sterne versanken und M–en im Blut. 10, 251; In immer engern Kreisen | in immer brünstigern, reisen | die Sonnen, M–en, Erden | um ein unnennbar Wo. Po. 1, 10; Der im Glas entfernte M–en sieht. 1, 177; Du [o Weisheit] halfst dem Ewigen den Teig der M–en runden. 184 etc., in der heutigen Prosa gw.: Jupiter, wegen der vier M–e, die ihn umgeben, sehr wichtig. 111; Den Saturn umgeben sieben M–e. 220; 2, 99 ꝛ. —
3) (s. 1) etwas dem M. Ähnliches, z. B.:
a) Einen M. (oder M.-Schein) auf dem Kopf haben, eine Glatze, nach der runden Form oder dem hellen Schimmer (wenn das Haar „sich lichtet“). —
b) nam. aber von der Gestalt des halben M–s oder einer Sichel, eines Halbkreises, eines lat. C, so auch: m.-förmig etc., z. B.: Hinter dem halben M–e stehend, welchen das schöne Bataillon gegen mich formiert hatte. 1, 142; Erblickt man einen halben M. von zehn bis zwölf Stühlen. 3, 279; Ein M., dessen Spitzen im Wappen unterwärts gerichtet sind, heißt gestürzt. Wapp. 2, 231; Die Wolken .. machten von einem Berge zum andern einen großen halben M. über das Thal. 14, 219; Eine Verkettung un- übersehbarer Bastionen, Redouten, halber M–e [zur Befestigung]. 25, 118; Die kauernde Figur mit dem halben M–e auf dem Kopfe. 11, 202; Wir standen in einem halben M. um ihn herum. 721a; Der Fluß .. schneidet mir von meinem besten Lande | ein Stück aus, einen großen halben M. Heinr. IV. 1, 3, 1; Die Mohren weichen | der Christen Streichen, | ich seh die M–e ziehn. 2, 52, die Halb-M–e in den Fahnen der Muhamedaner (wie das Kreuz der Christen) etc., s. Halb-M., ferner: Der halbe M. oder Halb-M., ein Werkzeug der Schlosser, erhabne Figuren ins Eisen zu bringen; M., Monden, ein sichelförmiges Messer der Gärber, s. Schlicht- und Streich-M. —
c) (s. b) eine Art mondförmiger Seesterne, Asterias luna. —
d) Möndchen, eine Art Nachtfalter, Phalaena noctua lunula. —
e) Math.: eine von zwei Kreisbogen eingeschloßne FigUr: Die Möndchen des Hippokrates etc., s. 213. —
f) Möndchen, ein mondförmiges Gebäck, Hörnchen etc. —
4) statt Monat (s. d. und Zsstzg.) in gehobner Rede: Verbarg sie ihn drei M–en. 2. 2, 2; Am zehnten Tag dieses M–en. 12, 2; Eines M–en alt. 4, 3, 15; Der erste Tag des siebenten „M–en“. 29, 1, mit der Randgl.: Fest des 7. „M–ens“; Einen M–en nach dem andern. 66, 23 etc.; März ist ein lieber M. 51; Drei M–e war es alt. Arm. 247; Drei M–en von nun an bestimm’ ich zur Zeit. 66a; Dreizehn M–en lag er gefesselt. 225b [vgl.: Dreizehn lag er der M.’ umschränkt vom ehernen Kerker. Il. 5, 387]; Den nächsten M. E. 1, 35; Sechs M–e, Tag und Nacht. . .. Sechs M–en sind vorbei. 4, 265; Nach M–s Verlauf. F. 3, 107; Wochen und M–e. 68; Tag und M–en. 82; An ewig gleicher Spindel winden | sich von selbst die M–e auf und ab. 22b; Acht M–e schon. 243a; Fünf M–e sind’s, es herrschte noch .. des Vaters Macht. 495a; Den ganzen M. herbergt’ er mich. Od. 10, 14; Nachdem die M–en und Tage sich ganz vollendet. 11, 294; Eh zwei M.’ um sind. Sh. 2, 27; Wo die reifenden M.’ es erfüllet. Ov. 1, 167; Im Lauf der M–en. 168; Viel M–en. ThEp. 21, 8; Mosch. 4, 84; Fast sieben M–e sind verflossen. 20, 58 (ältre Lesart: Sechs M–en sind nunmehr bereits verflossen. 79); Fünf M–en. 206 und so Mz.: M–en. 10, 97; 12, 13; 27, 246 etc. —
5) (s. 4) zuw. statt Menstruation, s. Monat 2: Er [der unverheirathete Arzt] kriegt vom M–e Nichts, auch nicht vom Kindel-Sode etc. 392.
Anm. S. Monat, Anm. — In Bed. 1 gilt heute hochd. allgem. die Abwandlung: des M–es etc.; die M–e etc.; doch findet sich hier z. B. Nom.: Der Monde. 1, 21; 33; 34 etc.; des Mondens (zu: der M–en. 54; 320; Hochz. 148; Des Monden. Bibl. 6, 163); 3, 60; 195; Ros. 63; Zur Zeit des neuen M–en. Reis. 32b; Lyr. 74 etc.; dem Monden, z. B.: Ob die Zeichen an der Sonnen, M–en und Sternen geschehen sind. 5, 530a [vgl. 21, 25: An der Sonnen und M. etc.]; Gl. 9 etc.; Accus.: Den Monden. 8, 22a; 2, 111; So betet Der ein Holz und Der den M–en an. 25, 21 etc.; Mz.: Die Weiber sind die Monden, die Männer sind die Sonne. 5, 141); Zwei Sonnen sah ich da und zweene M–en stehen. 1, 152, s. 2 auch: Drei Mönde. 6, 94. — In der Bed. 4 ist die Mz. Monden (s. o.) fast das Gewöhnlichere, z. B. auch D. 201; 73a; 303a; R. 4, 456; Rh. 3, 383; 1, 39; 2, 254; 8; 2, 230 etc. In der Ez. aber heute gw.: Während des ganzen M–s; In einem M.; Einen M. hindurch etc., vgl. dagegen bei In einem M–en. 6, 121a; Einen M–en oder zween. 133b etc. und die Bsp. aus der Bibel. — Als Bstw. z. B. M.-, M–es-, M–en-Glanz; Mond(en)-Schein, -Licht etc. Ugw. Mondeschein. 1, 37. — Mundartl. Verkl.: Wenn’s Möndel in Körbel scheint. 1, 132 etc.
Zsstzg. s. zu [4] die von Monat, ferner z. B. (ohne Bez. zu 1): Abend-: der am Abend leuchtende: Beim Silberschein | des A–s. Matthisson 181, ähnl.: Morgen- M. etc. —
Ält-: der alte Mond (selten, vgl. Neu- M.): Dann sprach sie mit ihrer schönen Enkelin heimlich wie der A. mit der Morgensonne, wie eine abgeblühte Rose mit einer Knospe. LSchefer Rom. 5, 222. —
Gêgen-: Sah man Nachts darauf zwei Monde am Himmel und stand der G. an der Stelle, wo etc. Alexis Dor. 1, Kap. 11 etc., s. Neben-M. und Sonne. —
Hálb-:
1) das erste oder letzte Viertel des Monds, wo er als eine kreisförmige Scheibe erscheint: Bis wir den Silberkahn | des H–s in der Ferne | so friedlich durch die Sterne | herüberschiffen sahn. 2, 121 etc. —
2) [3b] In einem E, 141) oder im 4, 282) H. etc.; Des lemanischen H–s grüne Fluthen. 185, des h.-förmigen Sees; Der H., das Zeichen und Symbol des Islams (vgl. Kreuz 2b), z. B.: Den H. bekriegen etc. — Mórgen-: s. Abend-M. — Nāgel- [3b]: der halbmondförmige vordre Theil der unter der Hautfalte hervortretenden Nagelwurzel. — Nêben-: Gegen-M., z. B. 6, 94 etc., übertragen: Mit leiser aber wankender Stimme, die immer N–e des Gedankens anzeigt. Fat. 1, 191. — Nēū-: der neue Mond, der Mond zur Zeit, wo er uns unsichtbar ist, und diese Zeit: An N–en und Voll-M–en. 1, 390, s. Neulicht. — Schlícht- [3b]: Es folgt hierauf das Schlichten [des Leders] mit dem Sch., einem in Gestalt eines sehr flachen Kegels geformten kreisrunden Messers. 2, 565 ff.; Techn. 2, 588 etc., ähnlich bei den Weißgärbern der Streich-M. — Síchel-: der sichelförmige Mond. 4, 81. — Sílber-: der silbernglänzende. M. 1, 10; Sh. 2, 475; 12, 325 etc. — Strēīch-: s. Schlicht- M. — Vóll-: der volle Mond; der Mond, wann er uns als volle runde Scheibe erscheint, und die Zeit dieses Erscheinens, s. Neu-M.: Im V. säen; Die Königin süß und milde, als blickte V. drein. 444; Der V. kuckt so grell | aus den krausen Wolken. 3, 103 etc. Nam. auch als Bild eines apfelrunden Gesichts (V.- Gesicht), z. B.: Wie V. glänzte sein feistes Gesicht. 66a; Meinen Bauch | .. und diesen V. auch | bin ich dem Speisewirth noch schuldig. 63b etc.
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