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Mönch
Mönch, m., –(e)s, (–en); –e, (–en); –lein; -, –s- (veralt., mundartl. Münch):
1) Kloster-, Ordensgeistlicher (vgl. weibl. Nonne): Die strengen Ordensregeln der M–e; Die M–e (im Kloster) gelobten Armuth, Keuschheit und Gehorsam; Daß des Ritters Vortheil | Gefahr nicht laufe, spielen sie den M., | den albern M. L. Nath. 2, 1; Soll mit dieser Stuart | der alte Aberglaube wiederkehren? | der M. aufs Neu hier herrschen? Sch. 437b [das Papstthum etc.]; M–lein. G. 31, 63 etc.; Eines M–en. Hamann Sib. 256; Nicolai 1, 142; Werner Lthr. 48 etc.; Unter aller stinkenden, lausigen Pfaffen und München und Bettler Füßen. Luther 6, 8b (vgl.: Etliche Münche. 8, 22b u. o.).
a) Sprchw.: Das Kleid macht nicht den M.; Verzweifeln macht einen Münch. Luther 5, 354b, Verzweiflung treibt ins Kloster; Den Münch im Bad ergreifen. 1, 367b, Einen überweisend attrappieren etc. und nam.: Einem einen M. (L. 1, 271), M–e (Willkomm Sag. 1, 185; 285) stechen, = den Gecken (s. d. 1c) stechen, den Esel (s. d. 1) bohren (s. d. 1f) oder zeigen (HSachs G. 1, 205), die Feige (s. d. 5) zeigen etc., durch eine Geste verhöhnen und dann verallgemeinert, z. B.: Sie wollen erhorchen, auf welche Art sie euch wieder den M. stechen [Euch höhnisch Eins versetzen] können. VWeber etc.
b) Zsstzg. z. B. nach den versch. Orden: Barfüßer- oder Franziskaner-, auch Klotz-; Bettel-; Dominikaner-; Kapuciner-; Karthäuser-M. etc., ferner z. B.: Frevel, | davon kein Beicht-M. [Beichte hörender M.] absolvieren kann. Sch. 397b; Berg-M., ein Berggeist in Mönchstracht. Mühlpforth Hochz. 132, auch: ein aufeinem Berg lebender M., vgl. Bergpfaffe. Luther SW. 28, 130; Halb-M’. und Barbarn. V. 3, 58, halbe M–e, mönchs- ähnliche Personen; Der kronentragendeOber-M. [Papst]| mit allen seinen purpurbemäntelten | M–lein [Kardinälen]. Kl. Od. 2, 52; Das verdroß mich von dem Teufels-M–e [verteufelten, verdammten etc.]. G. 28, 240; Diesen thierisch lebenden Wald-M–en. Fallmerayer Or. 2, 28 etc. Aus dieser Bed. sind die folgenden hervorgegangen, theils etwas einem M. im Aussehn Ahnliches bez., theils mit Anspielung auf die gelobte Keuschheit einerseits, andrerseits auf die den M–en vorgeworfne Unkeuschheit, vgl. Pfaffe 2, Nonne, Matrize und Patrize, Balgliese, Schwanzmetze, Mutter 2etc. u. z. B.: Diese Becher [womit man die Gesundheit „Hänschen im Keller!“ ausbrachte] waren Scherzgefäße .., Stiefel, Nonnen und M–e und eine Anspielung auf Lage und Beschaffenheit der Ungebornen. Jahn (Herrig 24, 438) etc.
2) ein Wallach: Zwei tüchtige Stuten hinten, zwei lustige junge M–e vornen. Gotthelf G. 331; Die Hengst, so man zum Krieg braucht, die sollen nicht Münch sein; denn wo ihnen ausgeworfen ist, verlieren sie allen Muth. Ryff Th. 29 etc. und wortspielend mit 1: So sei Gott gelobt, daß sie nur Münche: wie sollten sie erst thun, wenn sie Hengste wären? Zinkgräf 2, 74. Im Zillerthal auch: ein durch Unterbindung der Hoden kastrierter Ziegenbock. Schm. 2, 594 und bei Spate = Eunuch, Kastrat, z. B. auch: An Worten ist er M. [keusch], an Thaten ist er Hahn [geil]. Logau (L. 5, 220), vgl.: Die Nunn [Nonne], eine Stute, welcher man die Bärmutter ausgeschnitten oder durch einen angebrachten Draht die Beschälung unmöglich gemacht hat. Schm. 2, 699; ferner: mönchen, tr.: kastrieren, z. B. Gemönchte [Kastraten]. V. H. 2, 28 v. 121, nam. Pferde (wallachen), ferner: Säu nunnen [nonnen] . .. Man schneidet den Säuen aus. Eppendorf 86.
3) Bauk.:
a) (s. mäkeln4c) die aufrechtstehnde Spindel an einer Wendeltreppe; ferner die den Knopf tragende im Giebel eines Gebäudes, s. 9.
b) M. und Nonne: Dachziegel, die abwechselnd mit der konvexen und mit der konkaven Seite gelegt sind. Ote Arch. 349.
4) Botan.:
a) eine Pflanze oder ein Halm, der blüht, aber nicht Frucht trägt. Spate.
b) Die gepflegten, platten Saflor-Stöcke nennt man Nonnen, die ausgearteten stachligen aber M–e. Nemnich 483.
c) Leontodon taraxacum, Löwenzahn: So wird der Papst zur Puppen[-] und Tostblumen, d. i. zu einer solchen Blumen, die Morgens mit der Sonnen aufgeht, mit ihr wieder untergehet, wie dieselbige gelbe Blume, daraus auf den Abend ein stiebender kahler M. wird. Luther SW. 60, 182, vergl. bei Nemnich: Pfaffen-, Papen-, Popenblume, Mönchskopf etc.
d) Hasel-M., Asarum europaeum, Haselwurz. Schm.
5) Buchdr.: der Fehler, der durch einen sog. M–s-Schlag entsteht, wenn auf die Form nicht genug Farbe aufgetragen wird, wodurch dann Stellen nicht oder zu blaß abgedruckt werden, mit Bezug auf die Glatze der M–e (s. 10).
6) Büchsenmach.: der Nußring, d. i. der massive eiserne Ring, der, wenn der Hahn und die Studel auf die Zapfen der Nuß getrieben werden sollen, auf den schwächern Zapfen gesteckt wird, wie auf den stärkern eine eiserne Hülse (die Nonne), worauf das Ganze in den Schraubstock gespannt wird. 7) Glashütt.: M–e, die gw. Arzneigläser, länglich, mit kurzem Hals, Ggstz.: Nonnen, Nönnchen, mit rundlichem Bauch u. langem Hals. 8) Hüttenw.: der Stempel, womit die Kapellen in die Ringe (oder „Nonnen“) festgestoßen werden. Mitscherlich 2, 2, 325, so z. B. auch bei der Bereitung der Schmelztiegel für Gußstahl etc.: Nonne, die Form, deren Höhlung der Außenseite des Tiegels entspricht und: M., der der innern Seite entsprechende, der in die Nonne hineingedrückt und darin umgedreht wird. 59; Karmarsch 3, 346 etc. Ferner: die beim Schweißen des Stahls sich ansetzende (hervorragende) Schlacke. 9) Wasserb.: M., Wasser-M., der aufrechtstehnde Spund oder Zapfen im Ablaß eines Teichs und dann auch: der ganze Ablaß. 10) Weinb.: eine kahle Stelle im Weinberg, Blöße (s. 5). 11) weidm.: die noch jungen Enden des Hirschgeweihs. 12) Zoolog.:
a) Name von Vögeln, z. B.: Ein M.- oder Grasmückenpaar. vHorn Maje 3, 463; Der Schwarzkopf oder Platt- M., Silvia atricapilla. Oken 7, 34, vgl.: Der Blatt- M., der da drinnen [in den Ranken] nistet. Auerbach Gv. 32; eine Art Meise, Parus palustris, Asch-, Grau-, Mönch-, Nonnen-Meise; der Geierkönig, Vultur papa, Kutten-, Mönchsgeier; Geier-M. Droysen A. 1, 345, ferner: Machetes pugnax, Braushahn; die Ringelgans, Anser monachus etc. Vgl. im Wortspiel mit 1: Gegen Dompfaff, Kreuzschnabel, M., Kardinal und sonstiges Kirchengevögel. Demokr. Stud. 343.
b) Art Haifische, Squalus squatina, vgl.: Ein Meermönch . ., ein seltsam Meerwunder. Ryff Th. 228.
c) mehrere Schmetterlinge (Eulen, Motten), auch deren Raupen: Brauner M., Noctua verbasci. Über dem Kopf ragt ein Haarschopf wie eine Kapuze hervor. Oken 5, 1289; Grauer M., N. umbratica; Silber-M., N. artemisiae etc.
d) mehrere Schnecken, z. B. eine Kegelschnecke, Conus monachus; Der braungefleckte M., eine Walzenschnecke, Voluta pertusa etc. 13) ein Brummkreisel, entsprechend: Nonne, der mit einer Handhabe versehne Holzring, in den die umwundne Spitze (der Fuß) des Kreisels hineingesteckt und dann mit einem Ruck her- αm ausgezogen wird. Andrerseits heißt auch der Hohl- kreisel selbst Nonne (oder Nickel), vgl.: Das Nonnen-, Kreisel- oder Teufels-Geräusch [bei der Auskultation]. Bock Diagn. 408; 98. 14) ein Bettwärmer (Warmflasche etc.), frz. moine.
Anm. Aus’griech. μο, ahd. munich, mhd. münich, münch.
Zsstzg. s. 1b und: Blatt- [12a]; Geier- [12a]; Hasel- [4d]; Meer- [12b]; Platt- [12a]; Silber-[12c]; Wasser-M. [9].