Faksimile 0324 | Seite 322
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mögend Mögenheit
Mȫg~end, a. (~enheit, f.; –en):
Partic. des Zeitw. mögen (s. d. I 3 und II 1), als Ew., nam. im Kurialstil = mächtig: M–de Herren, Titel der Stände der vereinigten niederländischen Provinzen; groß-m–de, der Provinz Holland; hoch-m–de, der Generalstaaten; und dazu (s. bedeutend, Anm. und ver-m. 5): Eure Hochmögenheit! etc., auch z. B.: Edle, ehrenfeste und weise, groß-m–de Vierhundertmänner [in Abdera]. W. 14, 91; 103 etc. [s. auch Magen, Anm.]; Hoch-m–de Genossenschaft [Landtag in Ungarn]. Cham. 4, 76; Des hoch-m–den Demos. V. Ar. 1, 163 etc., ferner: Durch der Gestirne all-m–de Influenzen. W. 15, 148 etc. Namentl. aber: Ver-: das Partic. von vermögen (s. d.), wor- auf sich die Hinweise in [] beziehn, nam.: 1) [1] V–d sein, mit Infin. und „zu“ = vermögen, im Stande sein, z. B.: Ob ich v–d sein werde, es zu erfüllen. CFBahrdt 3, 23; Wessen Muse ist v–d, mit dem Könige .. Schritt zu halten? L. (Danzel 540); Daß nur eine heroische Tugend v–d sein kann, einem Sterblichen zur Annehmung einer Krone zu bewegen. W. 7, 114; Daß ich der Wahrheit ein solches Opfer zu bringen v–d wäre. 32, 101 etc. 2) [3] auch ohne Infin., z. B.: Ich bin, ob sündenhaft, zu rein, | um irgend in Rom v–d zu sein [Etwas zu vermögen]. Cham. 3, 235 etc., nam. mit allgm. Fw. als Obj., z. B.: Das Geld ist freilich Alles v–d. G. 5, 226; Eure Sache führ’ ich hinaus und bin es v–d. 231; [Graf Egmont] ist allein ’was v–d. 9, 198; Der Eigennutz ist bei ihm Mehr v–d als die Ehre etc. und so auch als Attrib. etc.: Allesv–der Herr der Schöpfung. W. 8, 133; Der älteste Sohn der Alles-v–den [allmächtigen] Livia. W. HB. 1, 159 etc., auch: All-v–der Gott! G. 28, 297; Den Feldherrn hatten wir noch nicht gesehn, | den all-v–den in seinem Lager. Sch. 334a; Den sein Ansehn unter diesem Volk all-v–d machte. W. 9, 188 etc.; Seine nichts-v–de Bosheit etc.; Ich habe hohe Patrone .. Solcher viel-v–der Herren. CFBahrdt 3, 120; Die Großen und Viel-V–den. W. Luc. 4, 170 etc., seltner so attributiv allein (wegen naheliegender Mißdeutung, s. 3), doch z. B.: In v–der [schöpfungskräftiger] Jugendzeit das nächst Vergangne festzuhalten, zu schildern. G. 22, 114 etc. Veralt.: Einem ist Etwas v–d [möglich], z. B.: Thaten, die allein dem allmächtigen Gott v–d und eigen. Lindner (1743), s. D Museum 1, 2, 274. 3) [4] ein namhaftes Vermögen (s. d. 2) besitzend, wohlhabend, reich (s. d.), s. vermöglich: Ein sehr v–der Mann; Ein v–des Mädchen heirathen etc. Seltner: Sollte der reiche v–de Schöpfer mit einer Seele geizen? Sch. 202a etc. 4) Als Ggstz.: Un-v–d, z. B.: a) (s. 1) Fand sich ebenso un-v–d als zuvor dem Staate wirkliche Dienste zu leisten. Garve Pfl. 1, XXVII; Lag er da, un-v–d, ein einziges Glied loszuwickeln. Geßner 3, 110; Haller 95; Un-v–d, die Last ihrer Schande zu ertragen. W. 9, 113; 10, 96; 29, 171 etc. b) (s. 2) Er giebt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden [Kraftlosen, Ohnmächtigen etc.]. Jes. 40, 29; Wie unv–d ist doch der gutwilligste Fleiß der Menschen gegen die Allmacht der ungetheilten Begeisterung! Hölderlin H. 1, 20; Auch Dieses half ihr nichts! Gleich unv–d war | die schmeichelnde und die ergrimmte Miene. W. 12, 269 etc. und nam. auch in Bezug auf die Zeugungs-, Schöpfungskraft: Das Verschönern ist oft eine so große Kunst nicht als unv–de prosaīsche Schwächlinge sich einbilden möchten. B. 183a; Die unv–den Unmänner. Jahn V. 358 etc. c) (s. 3) Bei den Weiberzechen, wie gern brüstete sich in Seide .. auch die unv–de! JvMüller 24, 404 etc. 5) Dazu (s. bedeutend, Anm. und vergl. mundartl.: Ein vermögener (3) Mann. Olearius Reis. 180a; Größer als der Vermögenste (2). Baumg. 14a; Brem. Wörterb. 3, 179 etc.):
a) V–heit, das V–d-sein, das Vermögen, die Kraft (veralt., mundartl. Mögenheit, s. Brem. Wörterb. 3, 179), z. B.: Wie mit jeder Unmacht nach gewissen Seiten hin eine V–heit verknüpft ist. Goltz 1, 358; Die übertriebenen Tugenden und V–heiten seiner überkräftigen Natur. 2, 5; Die höchste Macht ist nicht, wie die V–heit | des Weisen von Stagir, zum Wirken nur bereit, | die schlummernd warten kann. W. 25, 24; Wenn ich dich nur einmal habe, denk’ ich an meiner | V–heit noch drei tapfere Proben abzulegen. 34, 327 etc.
b) All-V–heit der Natur. Kant 2, 361; Weil das Kammermädchen Alles über die Tänzerin vermochte etc. .. Ihre All-V–heit. W. 14, 17 etc.
c) Un-V–heit, z. B. (s. 4a): Die Un-V–heit, unser . . Wohl nach Wunsch zu befördern. Forster Br. 2, 652; Un-V–heit, sich selbst zu ertragen. Hamann 1, 177 etc.; ferner (s. 4b): Die Un- V–heiten [Schwächen] des Leibes hielt er für ansteckend in Absicht der Seele. Hippel Leb. 1, 61; W. Luc. 5, 116; Weder die Un-V–heit [das Unvermögen] des Künstlers, noch die Un-V–heit der Kunst. L. 6, 386 etc. und (s. 4c): Wenn ich sie, wegen Un-V–heit [wie ich’s aus Mangel an Mitteln nicht vermochte], nicht so belohnen konnte. CFBahrdt 3, 138 etc.