Mist
Míst, m., –(e)s; –e (selten); -:
1) Exkremente von Menschen und Thieren, vgl. Dreck, Koth: Jhren eigenen M. fressen und ihren Harn saufen. 36, 12; Daß der M. von ihm ging. 3, 22; Das Fell des Farren . ., das Eingeweide und den M. 3. 4, 11; 8, 17; 16, 27 etc.; Menschen-M. 4, 12; Wie der Pferd- M. unter den Äpfeln. 6, 351a (s. Pferdeapfel); Der Mäuse-M. .. will sich doch immer mit unter den Pfeffer mengen etc. SW. 56, 298; Lthr. 105a etc.; Hühner-, Kuh-, Rinder-, Schaf-, Schwalben-, Tauben-, Ziegen-M. etc. —
2) (s. 1) zur verächtl. Bez. von Etwas als Unrath, Ekel erregend, scheußlich etc.: Je mehr man den M. aufrührt, je mehr stinkt er. Sprchw., vgl. Dreck; Ha, puh! wie stank der alte M.! 48b; Die wähnen, sie sein voll Tiefe, sobald sie den M. aufwühlen, den tiefsten, | aufstöbern den Koth und dem Schändlichsten stets nachjagen etc. 4, 246. —
3) (s. 1) die Erkremente als Dünger (s. d.), nam. insofern sie mit Stroh, Moos, Laub etc. gemischt, auf der Dungstätte (die selbst auch M. heißt, s. a) zusammengehäuft werden: [Das dumme oder dumpfe Salz] ist weder auf das Land noch in den M. nütze. 14, 35; Ein Fuder M. auf den Acker fahren; Ich stand an seinem Sterbebette, | es war ’was besser als von M., | von halbverfaultem Stroh. 11, 127; Daß man ihn [den Hund] lässt also in dem M. verderben. 73a etc.; Stroh-M., mit Stroh bereiteter; Holz-, Wald-M., Waldstreu zur M.-Bereitung in den Viehställen etc. und der damit bereitete M.; Stuben-M., Kehricht, Müll, dafür schwzr.: Einen ziemlichen Haufen sog. G’hüder-M. Sch. 41, vgl. 2, 60 etc. Dazu sprchw., z. B.: Kein besser M. den Acker zu düngen, als der von des Herrn Schuhen fällt. 6, 134b; Des Herrn Auge ist der beste M. auf dem Acker. 1144b; M. geht über List. (55) 54b, gut düngen ist besser als alle Klügeleien im Ackerbau etc.; Geld haben wie M. (vergl.: wie Heu, Stroh, Laub etc.), in Fülle; Etwas nicht aufnehmen, wenn man es im M. findet, von etwas Werthlosem; Wenn du wüßtest, was für Elend darunter stecken thäte, du würdest ihn [den Königsrock] im M. nicht aufheben. RH. 399 etc.; Wie Pilze (s. d.) aus (dem) M. aufschießen. Luc. 3, 271 etc.; Das ist nicht auf deinem M. gewachsen, kommt nicht aus deinem Kopf; Einfälle, die auf seinem M–e nicht gewachsen sind. 1, 231; Ich glaube, daß ein seltner Pfifferling [s. d.] ganz allein auf meines Nachbars M–e gewachsen ist. 10, 87 etc.; Stolz, kühn wie ein Hahn auf seinem M.; Sich Niemand auf seinen M. [in sein Gebiet etc.] kommen lassen; Ein ganzer Hahn | war stets der Dän’ auf seinem M–e. Mekl. (48) 29; Sie dünken sich einmal in der ganzen Welt groß und ansehnlich, denn sie sind groß und ansehnlich auf ihrem M–e. Nat. 36, s. a und vgl. M.-Beller. —
a) In der Bed. Dungstätte auch: (veralt., mundartl.) Die Mist e. Dem Hahn ist nicht besser als auf seiner M–e etc. ebd.; Ein Hahn scharret auf der M–en. 5, 270b; Da ist er auf seiner M–en, bellt und donnert einher. SW. 60, 375 etc.; Die M–en, Mistung. —
4) Nebel: Wodurch der Wolken Dunst und schwarze M. vergehet. etc., so gew. noch niederd. (s. 2, 167) und seemännisch. M. hat den Ost in der Kist, auf Nebel folgt gw. Ostwind und klares Wetter etc., s. mistig.
Anm. Goth. maíhstus, ahd., mhd. mist, wozu man (s. 2, 190b) als Stamm skr. mih, harnen, ansieht (gr. αμαázα, lat. mejo, mingo, ags. migan, niederd. migen, — vgl. auch hebr. א, majim, Wasser). Für Bed. 4 vgl. gr. αμéη, Nebel etc. Bei M. 199 „Mist, mit langem î“ (s. auch 1274 Miest, doch vergl. engl. mist mit kurzem i etc.). Dazu: Der im Nebel der Weltbürgerlichkeit mîstete. 13; Ein Mister und Mîsteler. 59 etc. — Über das Geschlecht s. 3a und vgl.: Daß man nicht „ein e mist und Sawpful“ draus mach. 1, 171a.
Zsstzg. s. 1 und 2, ferner: Bócks- [1] und: Fúchs- [1] und (Hüttenw.): die eingerißne Vorwand des Stichofens und die Kinnbacke desselben.
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