Minne
minn-n
minnesam
minnig
minniglich
Minn~e, f.; –n; -:
als alterthüml Ausdruck der Ritterzeit und in gehobner Rede = zarte holde Liebe, gw. in geschlechtlicher Beziehung: Der Wein, der in dem Becher schäumt, | ist die Romantik, ist die M. Garb. 41; Der Kuß, der letzte, grausam süß, zerschneidend | ein herrliches Geschlecht verschlungner M–n. 2, 95; Ludwig Uhland, der die Lieder der M. und des Glaubens so hold und lieblich hervorgesungen aus den Trümmern alter Burgen und Klosterhallen. Reis. 2, VI; Sie strahlte hell vom Glanz der Fackeln und der M–n. Rost. 7a; Daß Lied und M. wiederkehre | in unser grünes Eichenzelt. 2, 1497); Die alten Zeiten .., | wo zarte M. herrschte, wo die Liebe | der Ritter große Heldenherzen hob etc. 453a; Drum dachte sein in M. manches weidliche Weib. N. 23; Stäte M. sich zum Ziel ersehn. 49; 134; Als Siegfried der Degen bei Kriemhilden lag| und er der Jungfrauen so minniglich pflag | mit seiner edeln M. 582a; 628a; Was sagt ihr mir vom Manne? .. Ohne Recken-M. will ich immer sein. 15; Rechte M. hat | so hohe, wundersame Kraft etc. 11, 141; Dem ein edles Weib | den Sold der M. nicht versagen könnte. 126; 12, 72 etc. — Selten nur noch von nichtgeschlechtlicher Liebe, z. B.: Aus dieser Berge Schoß, | aus unsrer treuen M. wuchs Kaiser Rudolf groß. 95 etc.; Die alte Bibel . ., | das Buch der Treu, das Buch der Gottes-M. Fahr. Po. 4, 2 etc. und vralt., mundartl.: Lasst uns den Span in M. [friedlich, gütlich] beilegen. Jud. 1, 47 und so noch: Als die Lösung des Knotens, die auf dem Wege der M. nicht erzielt werden konnte, .. durch Gewalt erfolgen sollte. schweizer. an das v. 3. 1857. —
~N, tr. und intr. (haben): Minne hegen und äußern, der Minne pflegen, um Jemandes Minne werben etc., vgl. lieben: Rittern . ., die sie zu m. kamen. A. 9, 73); Es muß geminnt und geschnäbelt sein. Gd. 16; Wo Keiner zecht, wo Keiner minnt. SW. 4, 63; Seh ich . . seinen Blick als Adler m. | mit dem schönsten Lorbeerwald. Gd. 200; Minn’ und küsse fort getrost. 337; Wacker war’s geminnet [gemeinet, ging aus treuer Liebe und Anhänglichkeit hervor]. 2, 193); Habe auch wohl zu Zeiten geliebt oder geminnet, wie jetzt [1778] unser rothwälscher Witz spricht. Ph. 2, 139; 2, 18; Mein Hirtenkind | will der Welt beweisen, | was es denkt und minnt. nagel 2, 1495); Schwalben, die im Lenze m., | fliehen, wenn der Nordwind weht. 9b; Die Eine, | die ich minne, die ich meine [s. d. 4]. 3, 183; Um deine Huld zu m. 97; Da ich von Herzen minne. N. 135; Sie hatte nicht gefunden, den m. [in Liebe erfreun] mocht’ ihr Leib. 18; 495; 1160; So zwing ich euch das Weib, | daß ihr sie heunte minnet [ihre Liebe genießt]. 603; 599; „Wir wollen werben reiten“ . . Lasst mich erst erfahren, wer die Frauen sind, | die ihr gedenkt zu m. 346; Er dachte nicht zu m. ein Weib zu rechter Eh. Gudr. 6; 346 etc.; Im hohen Lied des viel-m–den Salomo. Ant. 2, 302; Kann, traun! um kleinern Sold nicht m. 10, 144; Ihr seid es, die ich minne, so wie baß | kein Ritter seine Dame m. mag. 11, 143 etc. —
~esam, a.: minnig 1, vgl. wonnesam etc. —
~ig, a.: 1) lieblich, hold, Minne erregend etc.: Ein Leib so m., | wie Gott ihn schafft in rechter Gnadenstunde. Jun. 291; Leis’ eröffnet er [Gott] die Hüfte [Adam’s] | und den m–sten Gedanken | nahm er draus, um den in Schranken | schönster Leiblichkeit zu hüllen. Morg. 1, 4; Die m–e Freundin. 3, 109; 4; Im wonnigen Mai, | im m–en Mai. Sh. 3, 130 etc. — 2) liebend, von Minne erfüllt etc.: In trautem | m–em Gekose. H. 2, 51; Der trug gar froh und m. | ein Röslein angesteckt. Am. XV. —
~iglich, a.: minnig:
1) Wie blühet heran die Jungfrau | .. so m. 3, 48; Viel m–e Fraue! 4, 264; Gd. 1, 105; Die M–e lieben. N. 3; Eine m–e Maid. 131; Wohl stand er dann so m. 134; Jhren m–en Leib. 583a; Wenn dir ein Sänger m. (2) | zu küssen naht. 4, 82; Zu Ehren aller m–en Frauen | und holden Jungfraun. 11, 112 etc. —
2) „Schön Gäthchen wär’ ein Weib für mich,“ | so dachte Jeder m. F. 3, 109; Als Siegfried der Degen bei Kriemhilden lag | und er der Jungfrauen so m. (s. 1) pflag | mit seiner edeln Minne. N. 582b; Den Junker Topas, schmuck und schier, | fand er im Lustwald einst mit ihr | gar herzens-m. vereinet. A. 8, 124) etc.
Anm. Wohl stammvrwdt. mit meinen (s. d. 4 u. Anm. und vergl. Anmerk. zu mahnen und Mann) Minne, ahd. minja, minna, mhd. minne, von der Bed. des liebevollen Gedenkens etc. allmählich in die der Geschlechtsliebe übergegangen und gegen das Ende des 15. Jahrhunderts als unanständig gemieden und so im Allgem. veralt., bis durch Herausgabe der „Sammlung von Minnesingern“ (1758 ff.) das Wort in edlerm Sinne wieder in Umlauf kam, s. 2, 177 ff.; 2, 592 ff., auch in der vralt. Bed. des Gedächtnistrunkes (vgl. Johannissegen und N. 1897), ferner zur kosenden Anrede einer geliebten Pers., so auch: Ein Sohn und eine Tochter sprechen: Wo ist mein Ett? [s. Ätti] wo ist mein Minn? Post. 2, 64. Vgl. auch das vralt. Ew. anminn, anmuthig, lieblich. 51b.
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