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mlenschlich
Mlénschlich, a.:
dem Wesen eines Menschen entsprechend oder angemessen, darin begründet, ihm angehörig etc., mit ebenso versch. Nüancen der Auffassung, wie das Wort „Mensch“ (s. d. 1 und vgl. Menschheit 1), vgl. z. B.: Ein m–er Mensch (s. d. 1). W. 9, 127 und Luc. 3, 183, in der ersten Stelle im Ggstz. höherer Wesen, in der zweiten im Ggstz. zum Vieh, ferner z. B.: „Wenn ein wackrer Mann | .. in ersehntem Schatten | zu neuer Mühe auszuruhen denkt | und findet dann von einem Müßiggänger | den Schatten breit besessen, soll er nicht | auch etwas M–s [2b] in dem Busen fühlen?“ | Wenn er recht m. [3] ist, so wird er auch | den Schatten gern mit einem Manne theilen, | der ihm die Ruhe süß, die Arbeit leicht | durch ein Gespräch, durch holde Töne macht. G. 13, 170, wo der Fragende das Aufwallen des Zorns als etwas M–es, d. h. in der Unvollkommenheit und Schwäche des Menschen Begründetes und damit Entschuldbares bez., die antwortende Pers. aber das rechte Wesen des Menschen in der Überwindung solcher Schwächen und in der billigen und gerechten Anerkennung auch fremden Verdienstes erblickt; In dem Hause eines großen und, auch m. betrachtet, fürtrefflichen Staatsmanns. G. 21, 228, nicht bloß als Staatsmann groß, sondern auch als Mensch vortrefflich etc. Nachdem Dies voraufgeschickt, sondern wkr die oft in einander übergreifenden Bedd.: 1) ohne lobenden oder tadelnden Nbnsinn, oft dem Genit.-Vh.: „des oder eines Menschen, der Menschen“ entsprechend (ohne Steigrung): Die m–e Gestalt; Der m–e Leib, Körper, Geist; Das m–e Leben; M–e Exkremente etc.; Seid unterthan aller m–en Ordnung. 1. Petr. 2, 13; 1. Kor. 4, 3; Zeus ist Obmann m–er Kriege. B. 213b; Diese Wilden hatten eine mehr als [oder über-] m–e Statur. W. 2, 164 etc. 2) mit Rücksicht auf die Unvollkommenheit, Schwäche, Gebrechlichkeit des Menschen, im Ggstz. zu der Vollkommenheit höherer Wesen etc. (gw. ohne Steigrung), z. B.: Irren ist m. Sprchw.; Ich muß m. davon reden [den beschränkten Begriffen der Menschen gemäß] um der Schwachheit willen eures Fleisches. Röm. 6, 19; Gal. 3, 15 etc.; Es hat euch noch keine denn m–e Versuchung betreten [die nicht auch der schwache Mensch überwinden könnte]. 1. Kor. 10, 13: Ich ließ sie ein m. Joch ziehn [das für den schwachen Menschen nicht zu schwer]. Hos. 11, 4; Du meinest nicht, was göttlich, sondern was m. ist. Matth. 16, 23; Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern irdisch, m., teuflisch ist. Jak. 3, 5; Gal. 1, 11; 2. Petr. 1, 21 etc.; Soll er [der Gott] strafen oder schonen, | muß er Menschen m. [als Mensch, nicht als Gott] sehn. G. 1, 195; Daß er auch m. [gw. sterblich] war und daß er sterben mußte. Rachel 6, 515; Ich ha.. i., jugendlich gefehlt. Sch. 428b, wie es nach der Schäche des Menschen und bei meiner Jugend natürlich und entschuldbar war; Sie schwebt zwischen der englischen und m–en Natur in der Mitte. W. 29, 19; So viel sich nach m–en Begriffen, nach m–er Berechnung darüber bestimmen lässt; Gegen alle m–e Erwartung etc. Dazu:
a) (veralt.) Soviel ihm aber m. und möglich war. Matthesius Lthr. 29b; Schweinichen 3, 127 etc., so viel ihm, nach der Beschränktheit des Menschen, ihm als einem schwachen Menschen nur möglich war, heute gw.: menschenmöglich.
b) substantivisch: Etwas M–es, in der Schwäche etc. des Menschen Begründetes, z. B. G. 13, 170 (s. o.); Die ihn dann und wann des M–en [an die m–e Schwäche] mahnt. König Mar. 1, 82; Gesetzt, sie fühlt bei dem Gemälde schon | was M–es [Regung der Sinnlichkeit]. W. 12, 159; Wer sollte dieser Spröden | .. ’was M–es anzusinnen, sich nur im Traum entblöden? 15, 214 etc. und namentl. oft: Einem begegnet etwas M–es, z. B.: -Der Schauspieler muß da, wo dem Dichter etwas M–es begegnet ist [er gefehlt hat], für ihn denken. L. 7, ...; Den Dichtern auch | begegnet jezuweilen etwas M–es [es kommt ihnen ein Bedürfnis an, die Nothdurft zu verrichten, vgl. M–keit 4]. Platen 4, 101; Tröstet ihr | mein Weib, wenn mir’was M–es begegnet [ich sterbe]. Sch. 518b; W. Luc. 3, 375; 4, 29; Nun begegnete dem guten Jüngling wider Verhoffen etwas M–es: er wurde in die schöne Panthea verliebt und seine Leidenschaft etc. W. 29, 133 u. o. 3) mit Bezug auf das edlere Menschengefühl, das die einzelnen Menschen als Brüder verbindet und sie nach der höchsten dem Menschen erreichbaren Vollkommenheit streben heißt, also nam.: von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den Mitmenschen beseelt; dem Adel, der Würde, der Hoheit des Menschengeistes gemäß; edel, mild, gesittet, human etc., vgl. als Ggstz.: wild, roh, grausam, ungesittet, thierisch, viehisch, teuflisch und nam. un-m., ferner: Menschlichkeit und vermenschlichen, z. B.: Die Gefangnen m. behandeln; Die neue Religion bekannte einen obersten Gott, nicht so königlich gedacht wie Zeus, aber m–er; denn er ist Vater eines geheimnisvollen Sohnes, der die sittlichen Eigenschaften der Gottheit auf Erden darstellen sollte. G. 26, 317; Die durch den Ostertag besiegelte ewige Dauer erhöheter m–er Zustände. 2, 363; Die Griechen, dies wahrhaft m–ste Volk. Prutz GschTh. 14; Der fühlt ein m–es Rühren. Sch. 63a; Kein m–es Mittel ließ ich unversucht, ich muß zu einem teuflischen schreiten. 194b; Nicht Menschen nur, auch m. sein. V. 3, 192; Seine Philosophie begnügt sich, m–e Thiere [Thiere, die der Kultur fähig sind] zu Menschen zu bilden . ., die ihrige vermisst sich, Menschen zu Göttern umzuschaffen. W. 24, 259 etc. Dazu auch: dem Wesen eines gesitteten Menschen gemäß, für einen solchen passend, manierlich, ordentlich, erträglich, leidlich etc.: Heute referier’ ich schier | aus Geschmiere bunt und kraus | etwas M–es heraus. Göckingk Lieb. 24; Es fing schon an, wohnlicher und m–er auszusehen. G. 19, 45; Bei m–em Wetter. Goltz 1, 28 etc.
Zsstzg. theils mit adverb. Bstw. etc., z. B.: Aus dem Allgemein-M–en gegriffen. G. 21, 69, nicht aus einer besondern Nationalität und individualisiert; In vaterländischem und allgemein-m–em Sinn. 22, 325; Dieses göttlich-m–e Wesen. 26, 317, Christus, vgl. Gottmensch; Welche Umstände ihn auf Pfade geführt, die Natur natürlich anzuschauen, sich ihr zu ergeben, ihre Gesetze zu erkennen und ihr solche natur-m. wieder vorzuschreiben. 40, 342, nach der Weise eines von der Natur nicht getrennten Menschen; Daß Sie bei aller gebührenden Achtung für gewisse äußere, positive Formen, sobald es auf Rein-M–es ankommt, Geburt und Stand in ihre völlige Nullität zurückweisen. Sch. G. 2, 104 etc., ferner mit Vorsilbe und Präpos., z. B.: Áb-: (veralt.) dem Menschenthum widerstrebend und unnatürlich, s. Grimm.
Āūßer-: außer dem Menschen oder dem Menschenthum liegend: Zu Erfassung der mannigfaltigen, a–en Gegenstände. G. 30, 12; Müde von a–en Gegenständen kehre ich zurück und suche den Menschen. Knebel 3, 127; Welche das Göttliche nur durch entstellte und verdrehte menschliche Züge darzustellen, nicht es offen zu zeigen, sondern durch etwas ihnen mitgetheiltes A–es oder Nicht menschliches, durch etwas Fremdes, noch zu verhüllen .. suchten. Scheling 2, 2, 658 etc.
Über-: mehr als menschlich; das Wesen, die Kräfte etc. eines Menschen übertreffend oder übersteigend; einem Ubermenschen oder höherm Wesen als dem Menschen gemäß, angehörig etc., s. un-m.: Ü–e Kräfte, Anstrengungen; Ü–es leisten; Statue in ü–er [kolossaler] Größe; Wie Stolz und Sorge, Vaterglück und Angst | zu ü–em Gefühl sich mischen. G. 13, 234; Weil hierin wirklich etwas Ü–es liegt, so werden solche Personen gw. für Unmenschen [s. un-m.] gehalten. 22, 276; Befreunden wir uns mit etwas Höherem, U–em [der Darstellung von Geistern, Najaden, Sylphiden etc.], das uns desto erfreulicher aufnimmt, als wir an der sinnigen Behandlung des Unter-M–en [der Thiere], dem Künstler dankend, Freude genossen. 31, 165; Das Feuer einer ü–en Sinnlichkeit, Gluth aus der Hölle durchströmte ihr Innerstes. ETAHoffmann Ausgw. 7, 95; Von der ü–en Standhaftigkeit und Seelengröße, die er in seinem Leiden .. bewiesen. W. 18, 261.
Un-:
1) als Ggstz. von menschlich [3], nach der Weise eines Unmenschen, ohne Menschengefühl, grausam etc.: U–e Härte, Strenge, Tyrannei; Einen un-m. plagen, quälen, peinigen; Der u–e Vater; Daß selbst Männer, welche .. als Menschenfreunde verehrt werden, das Unvernünftige und ganz eigentlich U–e dieses Verfahrens nicht einsehen. CFBahrdt 1, 157; Und dieser Töchter eine | willst du jetzt so un-m. mir entreißen! Sch. 229a; Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß in der Sprache aller Völker Grausamkeit und U–keit gleiche Begriffe sind: Un-m. aber ist nicht nur, was in der Wirklichkeit unter der menschlichen Natur steht, sondern auch Das, was der Menschengeist sich über diese menschliche Natur hinaus in phantastischer Abstraktion zu bilden versucht. Darin liegt das Geheimnis aller göttlichen Grausamkeit und U–keit. Der Menschengeist, der es unternimmt, in einem menschlich vorgestellten zur Übermenschlichkeit gesteigerten persönlichen Wesen die Schranken der menschlichen Natur und ihrer Eigenschaften zu vernichten, wird nothwendig zu einem Widerspruch getrieben. Stahr Weim. 121, vgl. 2.
2) (s. 1, Stahr) über-m., ungemein (auch verallgemeinert als Bez. eines sehr hohen Grades, vgl. grausam 2): Da der Kyklop uns | mit u–er Kraft einschloß. V. Od. 12, 210 etc.; Ein un-m. elendig Essen. Claudius 6, 81; Muß ein un-m. vornehmer Herr sein. Scherr Pr. 53 etc. Unter-: vgl. den Ggstz. über-m. (G. 31, 165): Die u–e Größe. Burmeister gB. 1, 81, geringer als sie beim Menschen gw.; U–e Wesen, z. B. Thiere etc.