Faksimile 0264 | Seite 262
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maulen
Māūlen: 1) intr. (haben):
a) das Maul hängen lassen, eine Flabbe ziehn, durch unfreundliches Aussehn und verdrießliches Gebaren, schweigend oder murrend gegen die gute Lebensart seine Verletztheit und Unzufriedenheit zu erkennen geben (vgl. auch mauen): Du schmollst [s. d.], du maulst? Benedix 10, 6; 32; Im Lobe faul, | ist er mit Nichts zufrieden. | Der Edle mault nur, um das Maul | den Andern zu verbieten. G. 6, 167; Wir haben zuviel Lebensart, | um hier mit euch zu m. 11, 189; Wenn ich, zu schwer verletzt, maulte und schwieg. Holtei Jahr. 1, 392; Von jener stummen Jnsichselbstverschlossenheit, die bei sanften Seelen die Stelle des M–s vertritt. Kosegarten Rh. 1, 196; L. 7, 147; Wo Achill um Briseīs maulte. Musäus M. 5, 15; [Du] maulst nicht mit dem Ernst der Liebe [gegen ihn]. CRudolphi NGd. 122; Ich war den ganzen Tag verdrießlich, ich maulte mit Jedermann. Tieck 16, 51; Nimm an, sie mault: ich sag’, ihr Blick sei klar. V. Sh. 3, 371; Die Herren runzelten die Stirne, trotzten, maulten, fanden Nichts recht, was die Weiber thaten . ., brummten etc. W. 9, 116; Zu m., weil sie nicht tanzen wollen, wie du pfeifst. Zelter 2, 396; 3, 419 etc. Auch von personif. Ggstdn: sich unfreundlich zeigen: Wenn auch der Tag [die Gegenwart] ihm mault. G. 3, 99. Zsstzg. z. B.: Hast du ausgemault?, bist du mit dem M. zu Ende, und tr.: Einen an-m.; Einem Etwas abm., es von ihm er-m. etc. und refl.: Darüber jedoch zu murren oder mich zu vermäulen, wäre ich wohl der Letzte gewesen. Holtei Lammf. 1, 282 (vgl. auch Makel, Anm.).
b) mauen, miaulen (von Katzen).
c) Etwas mault Einem, mundet (s. d.) ihm.
d) s. 2a. 2) tr.:
a) im Partic.: mit einem (so oder so beschaffnen) Maul versehen, s. mäulig: Der weitgemaulte Schurk! Schlegel Sh. 3, 11 (vgl. Großmaul), nam. bair. auch ohne „,Ge“ (s. Schm. 2, 566), z. B.: Große weitmaulete Schuhe, wie die Pantoffeln. Aventinus Chr. 578 etc., vgl.: Des kohlschwarz m–den Teufels. V. 2, 137. Auch Zsstzg.: Wohl be mault [groß-, weitmäulig]. Fischart 250a; Glatt bemäult [bartlos]. Abschatz (WMüler Bibl. 6, 146) etc., vgl. auch: [Die Flaschen] sind eng geseckelmäulet am Mundport. Fischart Garg. 100a etc.
b) in Zsstzg., s. 1a und z. B.: Meint Er, Er könne mich mit seinem gottlosen Lästermaul nieder-m.? [zu Boden schmettern durch das Maulwerk oder Reden]. Scherr Sch. 1, 55 etc.
Anm. Mundartl.: Mäu(e)len: langsam und ohne Appetit essen. Gotthelf G. 289; Stalder, der auch aufführt: mau(w)en, mäuen: käuen; Mauwi, n.: das wiedergekäute Futter, im Munde des Viehs; Mäuel, Mühel, m.: Sauermaul, Sauertopf und dazu (s. 1a): mühelen, einen Mühel machen: sauersehn, was Alles auf Zusammenhang von „Maul“ mit „mahlen“ (s. d., Anm.) deutet, etwa als das Organ zum Zermalmen der Speisen, wie Maul denn auch zumeist von dem wiederkäuenden Vieh gilt. Ferner: So „meulen“ und rüsseln sie sich dagegen. Luther 8, 120b, sie eifern redend (mit ihrem Maul), aber auch: starr, unbeweglich sein (?), vgl. 1a: Wenn du [Alter] zu Bett dich stet thust „meuln“ | gleich Xenokrati, ener Säul’n. HSachs G. 1, 111. Ferner in Zsstzg.: Brotz- m. [1a]: sehr m., s. Schm. 1, 274 und 2, 566; Du frisst und säufst | und lässt mich armes Weib „dormauln“, daß ich möcht Hungers halb verfaul’n. HSachs G. 2, 137; Keller Fastn. 54, 6 = mit dürrem Maul sitzen; Gähn-, gien-m., gähnemäulen (Luther 5, 212a): gähnend (s. d., Anm.) oder gaffend das Maul aufsperren; Leck-m., leckmäulen nach Etwas: gierig danach die Lippen lecken (s. Brem. Wörterb. 3, 72), vergl.: Wie leckmäulerig wurde .. die aromatische Rinde abgeschält! Immermann M. 2, 136; Schmutz-m.: schmunzeln. Schm. etc.
Zsstzg. s. 1a; 2a und b und Anm.