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mäulig
Mǟūlig (māūlig), a.:
selten außer Zsstzg., z.B.: An dem Fels, wo das Gras aus den mauligen Löchern wächst. Möricke N. 171 (ob etwa: maulförmig?), dagegen gw. in Zsstzg.: ein so oder so beschaffnes Maul habend, eig. und übertr., vgl. maulen 2, lippig, züngig, mündig etc., z. B.: Bleich-m. und zahnlos. Kirchhof Wend. 363b. In Lappland sind schmutzige Leute, | plattköpfig, breit-m. und klein. Heine Reis. 1, 13; Wenn er so recht etwas Unverschämtes und Breit-m–es herausgebracht hat. Prutz Mus. 2, 253 [wobei er das Maul recht vollgenommen, vgl. groß-, hoch-, weit-m.] etc.; Mit ihren stumpfen breitmauligen Gesichtern. Tschudi Th. 55. Dick-m. HKleist E. 1, 14. Mit beschämter gerührter Miene eines gescholtenen Knaben .. flenn-m. die Augen niederschlagend. König Fam. 1, 72. Glatt-m–e Schmeichler. Groß-m–e Prahler (s. breit-m.); scherzh.: Schlägt meine groß-m–e [lauttönende] Stubenuhr. Zelter 2, 105 etc., auch: Großm–e Seidenraupen, die schon abgehäutet haben. Hart-m–e Pferde, wenig empfindlich für den Zaum des Reiters, Ggstz. weich-m., vgl.: Das Maul (s. d. 1a) verlieren z. B. Göckingk 1, 102; Zinkgräf 1, 94; Stätig und hart-m. wie ein närrischer Gaul. Auerbach Dicht. 2, 125; Man fährt mit hartmäuligt gemachten Pferden schlechter wie mit muthigen und empfindlichen. Möser Ph. 3, 120; Der Regent, der nicht den Zaum locker hält, den er der Freiheit anlegt und nicht immer fürchtet, das arme Geschöpf, das unter ihm seufzet, hart-m., stätisch .. zu hinterlassen. Thümmel 3, 5 etc., auch: Wie könnte Einer, ohne ganz hartm. zu sein und Zähne ohne alles Gefühl zu haben, einen Stein für ein Kind aufessen? W. Luc. 3, 10 etc. Mit dem hoch-m–en Trotz. Droysen Ar. 3, 472, s. breit-m. Der Ärmel meines Hemds, kalb-m. [weit geschlitzt] flattert breit. Hartmann Pet. 106. Klatschmauligte Petze. JGMüller Lind. 1, 89; Klatschmäulig. 3, 99. Laut- m–e Renommisten; Ganz in der Still, damit Solches nicht lautm aulig [lautbar, ruchbar] werde. SClara. Seine heuchlerischen sanft-m–en Redensarten. Höfer Hausbl. (56) 1, 120. Keine schief-m–e Frommthuerei [die das Maul verzerrt]. Heine Lut. 2, 3. Schwarz-m–er Satan. Jhr ein taschen-m–e und maultäschige, ein faustpäuderige und pauderfäustige Produkt abkehren. Fischart Garg. 70b, mit Maultaschen (s. d.) oder Ohrfeigen. Weich-m., s. den Ggstz. hart-m. Der weit-m–e Tiger. Rückert Nal 112; Einen weitmauligen Silen. W. 15, 109 etc., auch (s. breit-m.): Weit-m–e Kritiker. Zelter 2, 10.