Maul
II. Māūl, n., –(e)s; Mäuler; Mäulchen; -:
1) die breite Offnung im Kopf zur Aufnahme von Nahrung, zunächst von Thieren, insofern er da nicht in eine spitze Verlängrung ausgeht (s. Schnabel, Rüssel und vgl. Rachen), dann aber auch von Menschen, st. Mund (s. d.) in verächtl. Sinn oder auch nur in derberer unedlerer Bez., z. B. in Bezug auf Gier oder Genußsucht beim Essen und Trinken oder nam. auf das Laute — theils Offne, theils Rücksichtslose — in den Außerungen der Rede, z. B.: Das M. des Pferds, Rinds, Löwen, der Amphibien 4, 336); Dem Hasen.., der die feindlichen Mäuler | stöbernder Hund’ anschaut. Ov. 1, 306; Auch Cerberus’ drei hingaffende Mäuler | schwiegen. Ge. 4, 484 etc., ferner: Nur gebt nicht gar zu kleine Proben [vom Wein], | denn, wenn ich judicieren soll, | verlang’ ich auch das M. recht voll. 11, 92 etc., ferner: Ihr Mund (weil wir uns doch nicht gern eines weniger anständigen, wiewohl eigentlichern Wortes bedienen möchten) spielte ein wenig aufs Meergrün etc. 1, 66; Die Narren haben ihr Herz im M. [schwatzen unbedacht], aber die Weisen haben ihren Mund im Herzen. 21, 28; Wer seinen Mund bewahret ..; wer aber mit seinem M. herausfährt. 13, 3; Wo kommt denn solcher Unterscheid her, daß unser lieber tröstlicher Schatz in des Priesters Hand und M. ein Opfer wird und in unsern Händen und Munde nicht kann ein Opfer sein? 5, 195b; Man dehnt mir zum M–e den Mund. verwandelt meinen zarten Ausdruck in plumpen etc.; und in Bezug auf das laute Großsprechen, die Ruhmredigkeit etc.: Wo ist nun hier dein M., das da sagte: „Wer ist Abimelech?“ .. Ziehe nun aus und streite mit ihm. 9, 38; Du hast gewonnen, | wenn du die Mäuler (s. 2) zählest, | allein .. die Arme sind bei mir. 8, 29; s. a nam.: „haben“, ferner in Bezug auf offnes, muthvolles Sich-Aussprechen: Es scheint, Ihr seid dazu bestellt, Wahrheiten zu sagen. „Weil ich’s Herz dazu hab, so fehlt mir’s nicht am M. 9, 32, s. „haben“. — Bsp. der Vrkl.: Steckte .. Zuckerwerk in das Mäulchen und knupperte. Wehm. 131; 5, 259; Mit magerem Gesicht und spitzigem Mäulchen. 4, 164 etc., s. 3; auch (mundartl.): Was eur silbern und golden Mäulichen gepredigt. 6, 500a; Ihr rosenroth Mäulichen. SW¼ 56, 34; Da sperrt ein | Hering vor dir in dem Meer wüthend sein Mäulechen auf. Xen. 87 etc. — Von den gw. Verbind. — die auch zuw. auf Personif. ausgedehnt werden — erwähnen wir (vgl. durch
* die bezeichnend, wo auch Mund (s. d.) üblich: a) M. unabhäng. von Präpos., z. B. mit Ew. — in Bezug auf das laute Reden etc.: Unsere bürgerliche Unmündigkeit und unser großes M. am Schreibtische. 1, XIX; Dein ungewaschnes M. 1, 107; 457 etc., s. u. „haben“ etc., ferner von der Verzerrung des Gesichts, Fratze (s. u. „ziehen“ und „machen“): Der Kellner, den ich durch ein paar schiefe Mäuler zum Vertrauten gemacht. 16, 114 etc., nam. in Verbind. mit Zeitw. (alphab. nach dem Grundw.) als Subj. oder Obj.: Einem das M.* verbieten. 6, 167, ihn schweigen heißen. — Das band ihnen Allen die Mäuler* [den Mund]. F. 100, sie wagten nicht zu sprechen; Du sollst dem Ochsen, der da drischet, nicht das M. verbinden. 5. 25, 4, auch sprchw.: der das Brot verdient, soll nicht darben etc. — Einem das M.“ aufbrechen, ihn zum Reden von Etwas reizen, das man lieber nicht erwähnt hörte; Sich das M. verbrennen (s. d. 2c), sich durch Hitze und Unbesonnenheit im Reden schaden; Die oftermals an dir das freche M. verbrannten. 538. — Wo in aller Welt bringst [oder kriegst] du das M. her? 187a, woher nimmst du diese so unerschöpflichen frechen Ausdrücke; Sein M. hinbringen, seinen nothdürftigen Unterhalt von einer Zeit zur andern erwerben, vgl.: Von der Hand in den Mund leben. — Ich will das M.“ schon finden. 6, 318, zum Essen, nam. oft beim Essen im Dunkeln. — Das M.“ in Falten zusammenfitzen (s. d. 2). 2, 279. — Einem das M. [Wort] gönnen (s. d. 3), ihn um Etwas anreden, begrüßen. — Ein Pferd hat ein hartes, weiches M., ist hart-, weichmäulig; Jemand hat ein breites, schiefes, großes M.“, rein körperlich; Haushalten hat gar ein weites M. U. 1, 379, frisst, kostet Viel etc., und nam. mit Bezug auf das Sich-laut-Aussprechen etc.: Ein großes M.’ haben, das große Wort führen, schreien etc.; Ein loses, leichtfertiges, unnützes, schändliches, gottloses, niederträchtiges, lästerliches M. (od. Maulwerk) haben, lose etc. Reden führen (s. 2); Das M. auf dem rechten Fleck haben, wo es drauf ankommt, zu reden wissen; nicht um eine Antwort verlegen sein etc.; Jmmer das M. [das Wort] allein haben wollen etc.; ferner: Das M.“ auf 6, 147a) oder offen 137) haben, mit offnem Munde dastehn und gaffen, s. Maulaffen und: Stand, von Neugier hergebannt, | das Volk .. mit offnen Mäulern. 2, 90; Das Maul offen [zuzumachen] vergessen . . vor lauter Verwundern. U. 2, 351. — Das M.“ halten 17, 28; 5, 14; 23, 7 etc.), seltner: zuhalten 18, 19), schweigen; Das gehöret auch zu einem Prediger, daß er nicht das M. zuhalte .., sondern auch das M. frisch und getrost aufthue, d. i. die Wahrheit und was ihm befohlen ist, zu predigen nicht schweige noch mummele (s. d. 1) etc. 5, 347. — Das M.* hängen (s. d. 1e) oder hängen lassen, maulen, s. Hänge-M. — Das M. verhüllen (selten). 3, 7, verlegen schweigen. — Wo kriegst du das M. [oder Maulwerk] her?, s. o. herbringen. — Das M.’ (über Etwas) krümmen (s. d. 1). EfA. 2, 771; 114a etc., das M.* rümpfen oder schief ziehn, seine Unzufriedenheit durch Gebärden kund geben. — Das Pferd hat das M. verloren, hat durch zu straffes Halten der Zügel das Gefühl im M. verloren, dies ist ihm abgestorben, so daß es für das Lenken unempfindlich ist, s. hartmäulig. — Ein schiefes M. [oder Gesicht] machen oder ziehn etc., z. B.: Nur muß man nicht gleich beim ersten schiefen M., das Madame Fortuna Einem macht [wenn sie sich nicht geneigt zeigt], verzagen. Br. 1, 508 etc.; In dieser Karrikatur macht gleichwohl Einer dem Andern ein schief M. [verhöhnt ihn]. SchE. 17, vgl.: Jetzt freut der Feind nun sich, | pfeift höhnisch, macht ein M., bleckt alle Zähn’ auf dich 2, 51 etc.; Einem das M. wässrig 448 etc.), wässern (s. u.) machen, Lüstern, heftiges Verlangen nach Etwas in Einem erwecken, vgl. schwzr.: Einem das M.“ süß G. 175) oder ihm ein süßes M.* (334) machen, ihm das M. schmieren (s. u.), mit Honig etc., ihm trüglich und um ihn zu berücken süße Hoffnung erregen etc.; Das M. gehörig aufmachen, aufthun; Er macht das M.“ nicht einen Augenblick zu, schweigt nicht, plaudert immerzu etc. — Das M. [oder die Backen, s. d. 1] voll nehmen. 6, 224; 12, 196; Ge. 201 etc., im Ausdruck überschwenglich sein. — Das M. öffnen; Denen das starre Entsetzen die weiten Mäuler geöffnet. 7, 144; Funfzig Mäuler öffneten sich zugleich zu der nämlichen Frage. 13, 155. — Das M.“ weit aufreißen, z. B. gähnend, freßgierig etc.; Die Hölle riß sperrangelweit | das M. hier auf und gähnte. 2, 121 etc., auch (s. u. aufthun) sich unerschrocken und laut aussprechen, z. B.: Gegen die großen und kleinen Sultane reißt die Mäuler auf, wenn ja deklamiert sein muß. 9, 84 etc.; Einem das M.’ aufreißen, s. aufbrechen und aufspreizen; Sich das M. über Etwas zerreißen (od. zerschlagen), darüber gewaltig skandalieren, Lärm schlagen etc. — Sein M.’ ruht nicht, steht nicht still. — Das M.“ rümpfen, s. o. krümmen und Rücke-M. — Sich das M. zerschlagen, s. o. zerreißen. — Das M.“ schließen, zumachen. — Einem das M. schmieren 1373a; 5, 299b; 8, 2a; SW. 60, 362), voll schmieren 12, 393) etc., s. o. ein süßes M. machen und g. — Da waren alle Mäuler voll davon. 315, es bildete das Stadtgespräch. — Das M. aufsperren, z. B. gaffend, verwundert etc., auch: M.* und Augen, M.* und Nase aufsperren; ferner: freßgierig, lüstern etc., so auch: Einem das M.’ aufsperren, es ihn aufsperren machen, wie z. B. den zu ätzenden jungen Vögeln u. danach übrtr. (vgl.: das M. wässern machen, schmieren etc.): Er sperr ihr auf das M., geb’ ihr aber Wenig drein. 2, 7, 8; ferner auch (vgl.: das M. rümpfen, krümmen ꝛe als Gebärde des Hohns, nam. verbunden mit dem Herausrecken der Zunge, zumeist bibl.: Das M. aufsperren 261 22, 8), wider Einen (35, 21; 2, 16; 3, 46); Über wen wollt ihr nu das M. aufsperren und die Zunge herausrecken? 57, 4. — Das M.’ spitzen, z. B.: Wer weiß, wieviel .. schon auf deinen Kuß die lüstern Mäuler spitzen. 764; Manchen, der in Hoffnung auf ein saftiges Pfand sein Mäulchen spitzte. 14, 29 etc.; Hier hilft kein M.-Spitzen, es muß gepfiffen sein! sprichw., da hilft kein Zieren und sprödes Umgehnwollen der Sache, nur dreist mit der Sprache heraus etc.; Das hätte die Frau Professorin immer ohne M.-Spitzen [Ziererei] nachsagen können. 7, 59. — Einem das M. aufspreizen, aufreißen, z. B. ihn laut lachen machen. G. 1, 160. — Das M.* steht bei ihm nicht einen Augenblick still, er lässt es nicht stillstehn, ruhn, plaudert immerfort. — Einem das M.* (mit Etwas) stopfen, nam.: ihn zum Schweigen bringen, z. B. 107, 42; 22, 34; 1, 11; 6, 458a etc.; Es müßte Einer viel Brei haben, um aller Leute Mäuler zu stopfen. Sprchw. — Das M.“ aufthun, aufmachen, nam. zum Reden: sich offen und entschieden aussprechen. 29, 31, — wider Jemand. 109, 2, gegen Etwas. Sch. 241 etc., s. o. aufreißen, auch zum Verschlingen etc.: Die Erde, die ihr M. hat aufgethan und deines Bruders Blut von deinen Händen hat empfangen. 1. 4, 11. — Sprechen, wie Einem das M. (oder der Schnabel) gewachsen ist, seiner Natur gemäß, ohne Ziererei. — Sein M. bewahren, sich mit seinen Reden in Acht nehmen. — Das M.“ wässert Einem (od.: das Wasser im M. läuft Einem zusammen), vor Lüsternheit, z. B.: Daß dir nun nach seinem Dank s M. doch so wässert. 1, 136; Dem von der Erinnrung noch das M. wässert. 34, 22; Einem das M. wässern (oder wässerig) machen. — Das M.* — gegen Einen 5, 51a) oder wider Etwas (6, 321b) — aufwerfen, höhnische Verachtung (dagegen) äußern. — Sich das M. wischen, nach dem Essen. M. 1, 305, und übrtr.: nach gehabtem Genuß. 30, 20; 8, 130a etc., auch sprchw.: Das M. wischen und davon gehn, ohne Dank, — aber auch: Das [wässernde] M. wischen, weil das Erwartete Einem entgangen, z. B.: Muß sich Rieke in Stuttgart das M. wischen [leer ausgehn]. M. 3, 306; Wenn ihr Das thut, dann mag sich das Gesetz nur das M. wischen [kann euch Nichts anhaben]. Winterm. 4, 3. — Wir drängten und schossen und hieben, daß sie die Mäuler verzerrten und ihre Linien zuckten. 9, 142. — Ein oder das M. (oder Gesicht) ziehn, s. o. machen, z. B.: Margretlein zog ein schiefes M. [aus Unzufriedenheit]. 11, 121; Ich dachte, zieht ihr die Mäuler, daß sie verrenken. E. 1, 24; Man zog spöttisch das M. 1. 577; Zieht Mäuler ihr? kratzt ihr die Köpfe? [als Solche, die gern sprechen möchten, aber es nicht wagen]. Osts. 1, 31; Ihr Mündchen [war] nie so küsserlich, | als wenn sie Mäuler zog und schimpfte. 10, 170; Was für ein großes M. der Schäcker ziehen wird! [mich schadenfroh verhöhnend]. 34, 342; Das M. verzieht sich zum Grinsen etc. — Ferner abhäng. von Präpos. (b—o), alphab.:
b) Sich Etwas am M. abbrechen, abdarben, abknapsen, absparen etc., s. m. —
c) Die Hand (s. d. 5) aufs M.* legen 21, 5; 30, 23 etc.), ein Siegel aufs M.* drücken 22, 23); Einem ein Pechpflaster aufs M.* legen etc., den Mund verschließend; Befahl, daß sie ihn aufs M. schlügen. 23, 2 [ihm auf den Mund zu schlagen. Wer ihn auf einen Diebstahl anspreche, Dem schlage er aufs M. Ph. 4, 125 und oft übrtr. = Lügen strafen: Dem es gleich leicht wird, eine Lüge zu besiegeln und sich der nämlichen Lüge wegen fast zu gleicher Zeit vor der ganzen Welt auf das M. zu schlagen. 10, 223; Daß Gott also die Lügener und Neider gar redlich aufs M. geschlagen. 5, 281a; Daß ich alle Die sollte aufs M. schlahen und Lügen strafen, die etc. 6, 326a; Wir könnten die vier Evangelisten aufs M. schlagen. 109b; E. 1, 48; Ich werde mich wohl mehr als einmal müssen aufs M. schlagen, wenn etc. Kom. Op. 3, 342 etc.; Heißt Das nicht fein dem Kaiser und Ständen des Reichs auf dem M. getrumpelt [getrommelt] und gespottet? 8, 213a; Und der rechte Gott sollt’ ihm so lassen auf dem M. trumpeln von dem Teufel? SW. 26, 82 etc.; Einen aufs M. legen, zu Boden werfen; Jene Esse, welche alle Zainhämmer .. überflügelte oder, wie man sich ausdrückte, aufs M. legte. E. 261 etc.; Aufs M.“ gefallen sein, nicht sprechen können. —
d) Jch will meine Schafe erretten aus ihrem M.*, daß sie forthin nicht mehr fressen sollen. 34, 10 etc. —
e) Bis ans M.“ [die Zähne] verschanzt etc. —
f) Eine Begebenheit, die, indem sie nach und nach durch tausend ungewaschne Mäuler lief, endlich die Gestalt der schändlichen Lüge bekommen konnte, welche etc. 27, 306 (s. g). —
g) In der Leute Mäuler [ins Gerede, vgl. f] kommen, gerathen; Einen oder sich 1, 555) bringen etc., seltner: Den Leuten ins M. kommen. 36, 3 etc.; Einem Etwas ins M. kauen (s. vorkauen), schmieren, legen, z. B. eine Antwort, suppeditieren; Einem Brei (s. d. 1a) oder Honig ins (oder ums) M. streichen, schmieren, vgl. a: schmieren; Einem Etwas ins M.’ [zu fressen] geben. 3, 5; Einem Pferde etc., dann auch: einer Person ein Gebiß (2. 19, 28; 37, 29), einen Zaum 38, 4; 20, 31) ins M.* legen etc.; Im Schlaraffenland, wo Einem die gebratnen Tauben ins M. fliegen; Wie Feigenbäume mit reifen Feigen, wenn man sie schüttelt, daß sie Dem ins M. fallen, der sie essen will. 3, 12 etc.; Einem die Bissen ins M. zählen, ihm das Essen nicht gönnen; Einem ins M.* sehen müssen, von seiner Gnade leben; Er antwortet, was (od. wie es) ihm ins (oder vors, s. n) M.“ kommt, ohne Bedacht, das Erste Beste; Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins M. [nach den Zähnen, zur Beurtheilung des Alters]. Sprchw. etc. — Die Zunge, die Zähne im M.“ etc.; Das Wasser läuft Einem im M.“ zusammen, das M. wässert ihm (s. a); Das Herz im M. [auf der Zunge] haben, unbedacht Alles sagen, was man denkt; Brei (s. d. 1a), einen heißen Brei im M.* haben; Brei oder Mehl SW. 61, 14; Lthr. 69b), Quark 28, 166) im M. haben, behalten, mummeln, nicht frei mit der Sprache herausgehn, vgl.: Ihr Brei-M. 5, 297a. —
h) Daß sie Jsrael fressen mit vollem M.’ 9, 12 etc.; Mit seinem M. [Wort, seiner Rede] herausfahren. 13, 3; Fix mit dem M. sein. rhD. 2, 246 etc. —
i) Einem nach dem M.’ [zu Mund] reden, schwatzen. 60 etc., wie er es gern hört. — k) Einem (mit dem Theerquast) übers M.* fahren, ihn derb abfertigen, ihn achtungs- oder rücksichtslos behandeln; Jemandes Ehre über sein M. [über die Zunge, vgl. Klinge] springen lassen. 165b, sie mit Worten tödten oder vernichten etc. —
1) Einem ums M.“ [vgl. um den Bart] gehn, ihm schmeichelnd liebkosen. 536 etc.; Einem Brei (s. d. 1a) oder Honig ums (oder ins, s. g) M. schmieren, streichen etc. — m) Sich selbst den Bissen vom M.* abdarben. Woch. 140, s. b etc.; So glatt 10, 147), flink etc. geht’s euch vom M–e’, von der Zunge, das Wort macht euch keinen Anstoß etc. — n) Einem Etwas vor dem M. [vgl. vor der Nase] wegnehmen 1, 5), wegschnappen Kom. Op. 3, 299; 34, 27), wegfischen etc., Das was er schon fast sicher zu besitzen glaubte; Ihr hießt mich Wechselbalg und Kauz und Murmelthier | und was vors [oder ins, s. g] M. euch kam. 12, 22; Die Truppe spielt . . Alles vor dem M–e’ [ohne Unterschied] weg. 1, 449 etc.; Kein Blatt (s. d. 4a) vors M.’ nehmen. — o) Und steckt die Hand im Topfe schon, der Faule, | mit Mühe nur bringt er sie hin zum M–e“, vgl. 26, 15. — p) verbunden mit voll (s. d.) als Maßbest.: Wenn auch ein M. voll Gras verlatscht wird. Ph. 1, 10 etc., auch in Mz. uv. (vgl. Hand 1): Einen Hasen, der unmittelbar zwei M. voll in die Pfanne bringt. Südr. 2, 57 etc. —
2) oft eine Pers. oder allgm. ein Wesen in Bezug aufs M. (1), z. B.: Sechs Kinder und überhaupt vierzehn Mäuler zu ernähren haben. Merck 2, 149 etc., nam. nach der Beschaffenheit des M–s, z.B. in vielen Zsstzg.: Ein Breit-, Schief-M. etc., eine Pers., die — oder ein Thier, das ein breites, schiefes etc. M. hat, aber auch unzgstzt. von Pers. mit Ew. nach der Beschaffenheit der Rede etc., z. B.: Die Ohrenbläser und falsche, böse Mäuler. 28, 15 ff.; Bettelei schmeckt wohl dem unverschämten M. 40, 32; Viel von losen Mäulern erdulden und falschen Verklägern. 5, 240; Kein loses M. .. ist verfolgt worden. Kl. 1, 333; „Noch nicht!“ schrien die verlognen Mäuler. 138; Was böse, giftige Mäuler zurichten können .., daß sie recht mögen heißen Teufelsmäuler oder Teufelein, wie der Teufel, Diabolus, Nichts anders heißt denn ein bitter, giftig, bös M. 5, 361a; Vertilge, Herr, die glatten Lippen alle, | die Mäuler, die so stolze Worte führen. Ps. 12, 3; Schafft doch das lose M. von Weibe weg! Sh. 8, 341 etc. —
3) gw. nur vrkl.: leichter, tändelnder, zärtlicher Liebeskuß, Schmatz (s. d.), schwzr. „Mündschi“, z. B. U. 2, 27 etc., s. 2, 219; Traurig wird in dieser [Abschieds-] Stunde | selbst der Liebe süßes Pfand, kalt der Kuss von deinem Munde, | matt der Druck von deiner Hand. | Sonst ein leicht gestohlnes Mäulchen, o wie hat es mich entzückt! 1, 37; 15; Weiber . ., die ihrem Schatz ein fettes Mäulchen drehn (s. d. 1g). 385; Die Weste . . raubten jungen Veilchen | . . auf jeder Wiese Mäulchen. Po. 3, 170; Kom. Op. 3, 177. —
4) auch in einzelnen Fällen von unpersonif. Sachen: Zieht die Pistole heraus, richtet ihr M.“ [ihre Mündung] auf des Herrn Brust. 3, 110; M. des Hobels (s. d. 1), einer Zange 1, 546; 2, 151; 3, 347), einer Schere (2, 426), eines Schraubstocks etc., die Offnung vorn zwischen den Schenkeln, Armen, Kneipen etc.; Das M. [des Gewehrhahns] muß den Stein festhalten etc. 3, 370; Der Hahn, dessen bewegliches Ober-M., vermittelst einer auch durch das Unter-M. gehenden Schraube, den Stein festhält. 354.
Anm. Ahd. mūla, f., mhd. mül, n., vgl. goth. faúrmuljan, das M. verbinden und maulen, Anm. Vralt. Mz. Mauler. 189.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach den versch. Thieren etc., z. B. Affen-, Bracken- oder Hunde-, Fisch-, Kuh-, Löwen-M. etc., oft auch: etwas dem Genannten Ahnliches: Dieses Pferd hat fast ein Kuh-M.; Im Kopfe kratzend .., im dicksten Kopf, den je der weite Sund | von einem Ochsen-M. in zwei Halbkugeln trennte. W. 12, 6 etc.; so auch: Warum grade mir dieses Mohren-M., diese Hottentottenaugen? Sch. 105b etc., ferner s. nam. 2, leicht zu mehren nach den folgenden, s. Spate 1255: An-: s. Nag-M. — Brēī- [1i]. — Brēīt- [2]: z. B. bei Oken die Sippschaft der Froschfische (Lophius); bei Nemnich eine Art Walfisch, Balaena musculus. —
Dónner-: (s. Donner 2), ein verdammt fires Maulwerk und [2] eine Pers. mit solchem, als Schimpfw. Sch. 192a; Spate, der ebenso aufführt: Hagel-, Blut- M., s. Wetter-M. — Dóppel- [2]: Gattung Nagethiere, Diplostoma, Taschenratte. — Drǟūsch- [2]: Wasch-M. —
Físch-: s. o., Art versteinerter Schnecken, Nerititae. —
Flénn-: Erst zog der Engel [von Kind] über seinen Fall ein Flennmäulchen. König Kl. 1, 149, auch [2], vgl. Flenn-Els, -Lise etc. —
Flūch-: fluchendes Maul und [2]: Daß sie solche Fluchmäuler sind gewesen. Sch. 324b. — Fréch- [2]: Dame F. Schlegel Winterm. 2, 3. — Gǟhn-, Gīēn- (HSachs G. 2, 126 etc.): [2] Gähn-, Maulaffe. — Grínd- [1; 2]: mit Grind oder Ausschlag, Schorf-M. — Grōß- [2]: Pers., die — oder ein Wesen, das ein großes Maul hat, eig.: Kupple Sultan mit dem G. [Hund]. V. Sh. 3, 324; Art Harfenschnecke, Buccinum persicum; Bartkuckuck, Bucco etc., übrtr. = Prahler etc. — Hāār- [1; 2]: nam. eine Art Mollusken, Thetys, Seehase. —
Hāgel-: s. Donnermaul. —
Häng(e)-: hängendes Maul (s. 1a), Flabbe: Macht er nicht ein Häng-M. wie ein Schulknabe? G. 34, 261 etc., auch [2]: Einer mit einer Flabbe. —
Hāsen-: s. o.: Ein Knabemit einer Hasenscharte [s. d.], sogenannten H. Auerbach Leb. 2, 14 etc., auch [2] z. B. eine Art Plattfisch, Pleuronectes dentatus. —
Hínter-: euphemist. für Arsch (s. Mund 2b). Luther 8, 283b. — Hōbel-[4]. —
Hōch-: Art Lachs, Salmo anostomus. —
Hōnig-: s. Süß-M. —
Hūren-: unfläthige, unzüchtige Reden liebend etc., s. Sau-M. — Kláff-, Klápper- (V. Ar. 1, 217): Plapper-M. (s. d.), Kläffer. —
Kūh-: s. o.; auch (Forstw.) ein durch Abbeißen des weidenden Viehs verkrüppelter Baum, Krüppelbusch. — Láffen-, Láppen- [1; 2]: Knaben, die unter die größten Lappenmäuler [Laffen, vgl. Milch-M.] der Nation gehören. Lichtenberg 4, 257. —
Lä́ster-: Schand-, Schmäh-M., z. B. lästerndes Maul: Stopft ihm Niemand sein L.? Sch. 325b; Scherr Sch. 1, 55; W. 15, 230 etc., und [2] Lästerer: Spr. 4, 24; Luther 1, 361a; 5, 303b; 8, 174a; W. Luc. 1, 401 etc. —
Léck-: Lecker-M. König (DMus. 1, 1, 124). — Lécker- [1; 2]: leckeres Maul und leckere Pers., Leck-, Nasch-, Schlecker-M.: Ei, wie schlürfte das großherrliche L.! [der leckre Großherr, Sultan]. Münch- hausen 98; Erwünscht dem L. des Näschers. W. 34, 319; Erz-L. Luc. 1, 385. —
Lȫwen-: s. o., auch eine Pflanzengattung, Antirrhinum: Blumen, die man Löwenmäuler nennt. G. 28, 63 etc.; z. B. Acker-L., A. arvense; Feld-L., A. orontium etc., L. auch Art Erdrauch, Fumaria bulbosa etc. — Lügen- [1; 2]: lügendes und — Lügner: Die Leute sind Lügenmäuler, Schandzungen. G. 34, 275; Luther 5, 300a; 8, 221a; Mendelssohn Ps. 31, 19; 120, 2 etc. — Mílch- [1; 2]:
1) Milchbart (s. d.): Ich bin kein Kind nicht mehr, darf wohl ein M. sagen. 6, 1. —
2) ein Pferd mit dunklem Haar, aber weißen Lippen, „Milchtrinker“. — Nāg(e)- [1; 2]: Der Sander, Schill oder Aln]maul und Nag-M., Perca lucioperca. 6, 270. — Nárren- [1; 2]: Ein N. haben 10, 8) oder sein. — Násch-: Lecker-M. — Öber-: nam. [4]. — Plápper-: plapperndes Maul: Ein Pferd, das den Koller bekömmt, ist leichter aufzuhalten als das P. eines solchen Nickels. 1, 355; O das Plappermäulchen, das! trage Sie’s künftig im Futterale! Sch. 244 etc. und [2]: Mache, daß du fortkommst, altes P.! 3, 284, ebenso in beiden Bedd.: Klaff-, Klapper-, Plauder-, Schnack-, Schnapper-, Schnepper-, Schwatz-, Wasch-, Dräusch- M. — Plāūder-: Plapper-M., Plaudertasche. 3, 231; Card. 40; 1, 45 etc. — Rücke-: (selten) Einer, der das Maul rückt od. rümpfend zieht: Von manchem R. so schimpflich wird verlachet. 8, 17. — Sāū-: s. o., auch: Unflätiges S. 8, 21b etc. [1; 2]. — Schánd-: Läster-M. 5, 3, 88; Beitr. 3, 1, 11 etc. — Schêren- [4]. — Schīēf- [1; 2]. — Schlécker-: Lecker-M. — Schnáck-, Schnápper-, Schnépper- Jud. 1, 71): Plapper-M. — Schórf-: Grind-M. — Schwátz-: Plapper-M. — Sūß- [1; 2]: Einer, der Süßigkeiten liebt, z. B. auch Honig-, Zucker-M. (vgl. Lecker-M.), ferner: ein süß Küssender, Sprechender, vgl. vrkl. [3]: Einem ein Honig-, ein Zuckermäulchen geben. — Tēīg-: ein teigähnlich aussehnder Ausschlag bei Thieren. — Tēūfels- [2]. — Tritōnen-: s. o.: Nischen .. gaben aus Tritonenmäulern reichliches Wasser. 20, 61. — Trótz- [1; 2]. — Unter-: nam. [4]. — Wásch-: Plapper-M. G. 2, 131; Sh. 1, 119 etc. — Wétter-: s. Donner-M.: Kurz und lang hat mich das W. geheißen! 5, 160; Willst du Arm und Beine entzwei haben, altes W.? 183a etc. — Zángen- [4]. 3, 406! — Zánk- [1; 2]. — Zúcker-: s. Süß-M.
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