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Mauer
Māūer, f.; –n, Mauren; (–chen, lein), Mäuerchen, lein; -, (–n-):
1) eine aus Steinen aufgeführte Wand, zum Schutz, zur Befestigung, oft in Bezug auf das Umschloßne und zuw. gradezu dafür: Eine M. (um Etwas) ziehn, führen, aufführen; Etwas mit einer M. umgeben, einschließen; Einen Graben mit einer M. füttern; Außerhalb der M. (oder Stadt-M.) wohnen; Die große chinesische M.; Mit dem Kopf gegen die M. [gegen die Wand] rennen, z. B. G. 28, 381 etc., etwas nicht Durchzusetzendes zu seinem Nachtheil versuchen, vgl. Sturmbock, M.-Brecher etc.; Wer ein Wohnhaus verkauft in der „Stadtmauren.“ .. Jst’s aber ein Haus auf dem Dorfe, da keine „maur“ um ist. 3. Mos. 25, 31; Wenn der Verdruß mich aus den M–n [aus dem Hause] jagte. G. 6, 61; Ein Schwert, das tüchtiger beschützt | als Fels und hohe M–n. 4, 6; Der Geselle .. fleugt bei dem geringsten Ungewitter über die M. Möser Ph. 1, 289, geht aus der Stadt, macht sich aus dem Staub etc.; Geflügelt diesen M–n [dieser Stadt mit ihren Bewohnern] | seh ich das Verderben nahn. Sch. 61a; Drinnen sowohl wird gefehlt in Jlios’ Mauren wie auswärts. V. H. 2, 220; Inn- und außerhalb | der M–n Ilion’s. W. HB. 1, 62 etc.
a) Oft in Vergleichen (s. 2b): Stehen wie (die) M–n, unbeweglich, fest, sich nicht von der Stelle rührend, z. B. von Kämpfenden. Sch. 142a etc., von Pferden. L. 1, 546 etc.; ferner in Bezug auf den festen Schutz etc.: Er stellet das Wasser wie eine „Maur“. Ps. 78, 13; Das Wasser waren ihnen für „Mauren“ zur Rechten und zur Linken. 2. Mos. 14, 22; Das Gut des Reichen ist ihm eine feste Stadt und wie eine hohe „maure“ um ihn her. Spr. 18, 11; Eure Panzer sind wie M–n, euer Busen ist ein Wall. Platen 4, 236 etc.
2) übertr. (s. 1), etwas M.-ähnliches, z. B.:
a) Ein Gezelt von Myrthe und Akanth, | durch dessen dichtverwebte M. | die Sonne selbst zu sehn nicht möglich fand. W. 12, 238 etc., ähnlich auch Berg-, Felsen-, Teufels-M. etc.
b) (s. 1a) in Bezug auf die unerschütterliche Festigkeit, den dadurch gewährten Schutz etc.: Ich will dich heute zur festen Stadt, zur eisern Säule, zur ehernen „Mauren“ machen im ganzen Lande wider die Könige Juda. Jer. 1, 18; 15, 20 etc.; Sie [die Zinnen des Gebirgs] sind der Völkerfreiheit feste M–n. Cham. 4, 20; Die Schicklichkeit umgiebt mit einer M. | das zarte leicht verletzliche Geschlecht. G. 13, 132; Hektor, den Ruhm seines Geschlechts, die M. von Troja. H. 4, 55; Der Staat; er ist die M. um den Garten menschlicher Früchte und Blumen. Hölderlin H. 1, 53; Schlegel Sh. 7, 21; Mit blankem Schilde Mann und Mann | steht m.-gleich des Grafen Bann | . .. So schütze Habsburg fort und fort | lebend’ger M. starker Hort! Simrock; An der ehernen M. dieser schlachtgehärteten Krieger. Stahr Par. 2, 111; Da der Danaer M. Achilles | hinsank. V. Od. 2, 307; Die Männer zu Fuße, die vielen und tapfern, | M. zu sein des Gefechts. Il. 4, 299; Dies sei die wahre M. | von Erzt: nichts Böses sich bewusst sein. W. HB. 1, 51; Deinen Mantel zu einer M. zwischen uns zu machen, aus Furcht, daß ich dich etwa berühren möchte [vgl. Scheidewand]. Luc. 3, 387 etc.
Anm. Aus lat. murus, ahd. mûra, mhd. müre, vgl. die Formen bei Luther und z. B. die Mz.: Mauren. Forster R. 1, 27; Kl. Od. 2, 56; V. H. 2, 220 etc. (versch.: Der Maure. G. 32, 268, Mz.: Die Mauren als Völkername, z. B. Fichte 8, 473; Eh Ferdinand mit frommer Wuth | die Mauren von sich stieß. Pfeffel etc., dafür ungew.: Der Maurer. Klinger Gris. 8 etc.; dazu: maurisch, a. etc., s. Mohr II), wie auch als Zeitw.: mauren neben mauern (s. R) und so gew.: Maurer. Verkl. gw. mit Uml., z. B. Mäuerchen. G. 5, 67; 14, 40; 25, 21; 28; 100; 28, 328; König Leb. 2, 79 etc. Als Bstw. gw. uv., doch in un- echter Zsstzg. z. B. M–n-Pfeiler. G. 11, 167.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach dem Umschloßnen: Brunnen-, Burg-, Feld-, Festungs-, Garten-, Haus-, Hof-, Kerker-, Schloß-, Stadt-M. etc., ferner nach dem Stoff: Feldstein-, Backstein-, Granit-M. etc., ferner leicht zu mehren nach den folg.: Bérg- [2a]: Falmerayer Or. 1, 78; H. Ph. 3, 42, s. Gebirg-M.
Bōgen-: gemauerter Bogen. Thümmel 6, 152.
Bránd-:
1) eine Mauer als Schutz gegen das Feuer: B–n in den Küchen; in den Schmelzöfen vor dem Blasebalg etc.; Ein Feuer in einer B., das brennt schon aus, ohne Lärmschlagen. Engel 12, 85 etc., übertr.: Eine B. oder ein Ofenschirm ihrer in sich selbst zurückbrennenden Freiheitslohe. IP. 10, 96; 53, 27 etc.
2) (vergl. Brand 12b und Brandsohle) die äußern Mauern eines Gebäudes, die man nach ihrer Lage als Vorder- (Front-, Stirn-), Hinter-M. und Seiten-M–n untersch., Ggstz. Scheide-M.: Zwischen seinen B–n ein einsames Leben führen. G. 21, 31; Die vier B–n. Immermann M. 2, 286 etc. Cyklōpen-: in Griechenland aus großen unregelmäßig behauenen Felsstücken ohne Mörtel aufgeführt, im Volksglauben ein Werk der Cyklopen, vgl. Teufels-M. Eīsen- [2a]: Der rüstgen Krieger E. Félsen-: aus Felssteinen. Sch. 60a, aber auch [2a]: Von den Hängen der nahen F–n brausen wilde Runsen (Bergbäche). Tschudi Th. 14 etc. Fénster-: durchbrochne Mauer mit Fenstern, z. B.: Sprang er auf ein Fenstermäuerchen, das im Saal war. G. 29, 17. Fēūer-: Brand-M.: Das Gesimse einer F. L. 10, 235, nam. Schornstein: Wenn ich die Feuermäuer kehre. Weise Abs. 283. Frónt-: Stirn-M. Füll-: die zwischen zwei Strebepfeilern befindliche, den Einschluß eines Fensters oder einer Thür bildende, insgemein leichte Mauer. Otte Kunstarch. 346. Fútter-:
1) eine als Futter oder Bekleidung, Ausfüllung dienende Mauer, z. B. (Festungsb.) = Mauermantel, Bekleidung der Erdwerke; (Hüttenw.) eine Mauer zwischen den Ofenpfeilern etc.
2) F., Kasten-M., zwischen den regelmäßig aufgeführten Außenseiten innen mit Steinen, Kalk etc. ausgeschüttet oder gefuttert, vgl. Guß- M. Gebirg- [2a]: H. Ph. 3, 50, s. Berg-M. Gêgen-: als verstärkender Schutz neben einer andern, auch übertr. (vgl. Vor-M.): Schutz gegen Etwas. Gēīstes-: die geistige Bewegung absperrend: Österreich verharrt absolut monarchisch in seiner chinesischen G. Vischer Ästh. 2, 289. Gīēbel-: Vorder-M. eines Giebelhauses; der den Giebel bildende Theil eines Hauses. Grénz-: Die weißgetünchte G. des Hofes. Gartenlaube 9, 18a; Als ob das Glück der Schweden an dieser äußersten G. scheitern sollte. Sch. 946a. Grúnd-: Fundament. G. 30, 114. Gúß-: wo der Bretterverschlag mit Kalk, Steinen etc. ausgeschüttet ist, s. Futter-M. 2. Hāūpt-: im Ggstz. zu Neben- M–n, z. B. Vorder-M. Hinter-: s. Brand-M. 2. Kásten-: s. Futter-M. 2. Kérker-: auch übertr.: Zwingt doch der irdische Gefährte | den gottgebornen Geist in K–n ein. Sch. 12a. Klótz- [2a]: (schwzr.) Mauer aus Felsklötzen oder Blöcken im Gebirge. Kohl A. 3, 279. Másken-: (s. Maske 8c) Das Brescheschießen gegen die M. zwischen der Kontregarde und dem Ravelin. Nêben-: s. Haupt-M. Quêr-: quer in der Richtung gegen die Haupt-M. Fallmerayer Or. 1, 82. Rāūh-: das äußre Mauerwerk bei Kalk-, Hohöfen etc. im Ggstz. zu dem innern Ausbau, der Schacht-M. Karmarsch 1, 570; 2, 332. Rīēsen-: kolossale Mauer. Alexis H. 2, 2, 181. Ríng-: Etwas als Grenze des Bezirks rings einschließend: Innerhalb der R–n [der Stadt]. Forster A. 1, 90; Luther 8, 229b; Lauf Sturm wider die R. [des Schlosses]. Sch. 140a; Pilger, der gesättigt aus den R–n eines Klosters ging. 1040a; In einerlei R–n beisammenleben. W. 8, 220 etc. Rück-: Mauer als Schutz und Rückenhalt, nam. [2b]: R. des Papsts. Luther SW. 60, 251 etc. Sánd-: Steile S–n, .. die Dünen. Goldammer Lith. 4. Schácht-: s. Rauh-M. Schēīde-: Etwas von einander scheidend, eig. und übertr., s. Scheidewand: Die Sch–n im Innern eines Gebäudes, im Ggstz. zu den Brand-M–n; Die Sch. zwischen China und der Tartarei; Sie kann die Menschen nicht vereinigen, .. ohne Sch–n durch sie hin zu 33* ziehen. L. 10, 269, minder gut: Schied-M. Sēīten-: s. z. B. Brand-M. Stírn-: s. Brand- M. 2, auch hervorragende Mauer, z. B. Widerlager bei Tonnengewölben. Stütz-: stützende oder Unterstützungs-Mauer: An der St., welche die geheiligte Runde umschließt. Stahr Par. 1, 171. Tēūfels-: Name mehrerer nach dem Volksglauben vom Teufel gebauten Felsen-M–n. Trócken-: Stieg über die T. des Vierecks. Fallmerayer Or. 1, 101. Ūfer-: Kai. Umfássungs-. Unter-: Grund-M.; An den U–n und Sockeln der Kirche. Grube 3, 51. Unterstützungs-: Stütz-M. Vōr-: eine vor Etwas befindliche schützende Mauer, nam. übertr. [2b], vgl. Bollwerk, Schutzwehr etc.: Wo das Volk noch einer solchen V. gegen den Despotismus bedarf. Fichte 6, 152; Der Papst, dem ihre Tapferkeit zur V. gegen Griechen und Ungläubige dienen sollte. Sch. 1041a; 1086b; Er sah die Höflichkeit für eine V. der öffentlichen Ruhe, für den stärksten Damm gegen alle Arten von Beleidigungen an. W. 8, 222; Du Stütze von Athen und V. des ganzen Griechenlandes. Luc. 1, 96 etc. Vórder-: s. Brand-M. etc.