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Mark
I. Márk, n., –(e)s; –e; -:
1) (ohne Mz.) in menschl. und thierischen Körpern die eigenthüml. Substanz in den Knochenhöhlen (Knochen-M.) und im Innern der Empfindungsorgane (Rücken-, Hirn- od. Gehirn- und Nerven-M.), jene nam. als Sitz der Kraft, diese als Sitz der innersten Empfindung angesehn und danach auch verallgemeinert und übrtr.:
a) als Sitz der Kraft, Mannhaftigkeit etc. (vgl. markig): Tondichtungen, die, locker und schwammig, das M. der Tapferkeit einsaugen. Börne 1, 103; Ein wackrer, m.-voller, edler Ritter. Cham. 5, 151; Verprasst sein M. in schnöder Wollust Schoß. Falk 11; Melodien .., | die gliederlösend uns das kräft’ge M. | einschläfern. Geibel Rod. 18; Nun fühl’ ich erst, daß mir das M. nicht mehr in den Knochen sitzt, wie vor Alters, daß mein Arm lahm ist. G. 8, 145; Ich habe nicht Arme, nicht M. wie ihr. 9, 222; Das Donnerwort, das mir alles M. aus meinen Gebeinen schlägt. 301; Hat das Entzücken dieses Augenblicks | das M. in meinen Gliedern aufgelöst? | es sinken meine Kniee. 13, 113; Der Titanen | kraftvolles M. war seiner Söhn’ .. Erbtheil. 16; Leider fehlte den [gezeichneten] Figuren das eigentliche M., so wie denn auch die Ausführung höchst nebulistisch war. 21, 163; Schallt der Hymnos der Erinnyen | .. des Hörers M. verzehrend. WHumboldt 3, 100; Der innre Grimm frisst an des Lebens M. Körner 141a; Bei diesem Anblick, der alles M. in meinen Gebeinen erkältet. Sch. 213a; Ist kein M. in dieser hohlen Kunst, | daß sie dir selbst Nichts gilt etc.? 366b; 491b; Kunstübungen des Gemüths, die den Menschen aushöhlen und am vollen M–e seines Lebens zehren. FSchlegel Luc. 27, 4; Unternehmungen voll M. und Nachdruck, | durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, | verlieren so der Handlung Namen. Schlegel Haml. 3, 1; In dir ist edles M., | ich fühl’s am Druck der Hand. Uhland 240; Die Liebe .. stärkt dem Beherzten M. und Bein [s. b], | schlägt den Verzagten vollends nieder. W. 11, 182 etc. So auch: Einem Knochen, und übrtr.: Einem, den Unterthanen, dem Lande das M. aussaugen (s. d. und vgl. a), Das, worauf des Landes beste Kraft beruht etc., auch: Das allzugeizende M.-Aussaugen eines Gedankens [den man ganz erschöpfen will]. JvMüller 6, 362 etc., ferner dichterisch für das Stärke Verleihende, stärkende Kost: Mehl, das-M. der Männer. V. Od. 2, 291; Weizen- und Gerstenmehl, der Männer M. zu bereiten. 20, 108 etc.
b) M. als das Innre, nam. auch in Bezug auf das Gefühl, die Empfindung: Etwas geht (Kl. Od. 1, 67), dringt (G. 7, 190), rieselt kalt (Freiligrath 1, 253), schauert (Hebel 3, 220) durch, durchdringt (Hebr. 4, 12; G. 9, 328; W. 12, 310), durchbohrt (Arndt 311), schüttelt zusammen (G. 13, 87) etc. Einem M. und Bein (s. d. 1a); Etwas geht, dringt etc. ins, bis ins, bis aufs, durchs M. etc.; Dein Geist des Eindringens bis in das innere M. der Wissenschaft. Fichte 8, 75; Von meinem Kuß | bis auf der Röhren M. durchdrungen. Göckingk 1, 83; Ihm drang durch M. und Leben | die verderblich holde Flamme. G. 2, 20; Es kocht | das innre M., die schmerzliche Begier | der Rache siedet schäumend in der Brust. 13, 146; Kränkung oder Schimpf. .. Jene dringt | ins tiefe M. und dieser ritzt die Haut. 193; Der Erde M. [vgl. e] mit Ahnungsdrang durchwühlen. 11, 144; Verdorben bis ins M. Hölderlin H. 2, 112; Wenn ich meinem Freunde ins M. seiner Seele [s. Geist 2c] sehe. JvMüller 13, 1; Euripides weiß .. bis ins M. der Seele zu dringen. FSchlegel GR. 1, 347; Die sich bis aufs M. aus[ge]krieget [durch den Krieg erschöpft]. Stumpf 323a; Dessen Händedruck mich bis ins innre M. durchschauerte. HVoß JP. 31; Röcheln, | das, leise zwar, ins M., ins innre, dröhnt. Werner Febr. 7; W. 12, 268 etc.
c) (s. b) prägn.: das Innre, der Mittelpunkt, von wo aus nach allen Seiten die Lebensthätigkeit ausströmt: Es giebt nur ein M. der Dinge, welches hier im Metall lastet und wieget, dort in der schwankenden Pflanze, im leichtsinnigen Vogel vom Urkern sich abzulösen ringt. Immermann M. 3, 149; Voll Muthes wird mein Geist sich in ihr Dunkel wagen | ünd bis ins M. des Stoffs verwegne Blicke tragen. W. 25, 55 etc.
d) Botan.: Das M. (medulla) ist nichts Anderes als das in der Mitte zurückgebliebene Zellgewebe, welches vertrocknet und sich mit atmosphärischer Luft füllt, weil ihm durch das verdichtete Zellgewebe in den Spiegelfasern kein Saft mehr zugeführt werden kann; es hat daher nichts mehr zu bedeuten und muß als ein abgestorbner Theil betrachtet werden. .. Am bekanntesten ist es bei den Binsen und bei dem Holunder. Oken 2, 23, s. G. 36, 26 etc. Dichter freilich (vgl. b und c) schildern auch hier oft das M. als Sitz der Empfindung und des Wachsthums, vgl.: Nicht im M–e lebt die schaffende Gewalt eines Stammes, wie der Dichter [Sch. 380b] mehr schön als wahr gesagt hat etc. Burmeister gB. 2, 208; Der Baum im tiefsten M. von Schauer ist durchzittert. Rückert BE. 28 etc.
e) das in Etwas Enthaltne, nam. insofern es als das bes. Werthvolle, als das Vorzügliche darin erscheint, z. B.: Das Gold, der Berge M. Opitz 1, 34 etc., ferner der fleischige Theil von Früchten und nam. der Rebensaft, z. B.: Du brausender und frischer Most, | du gärend M. der milden Reben. Hagedorn 3, 180; Uz 2, 49 etc. und allgm.: die beste Kraft, das Beste, Vorzüglichste von Etwas (vgl. Kern3, Fett II etc.): Ihr sollt essen das M. im Lande. 1. Mos. 45, 18; Jes. 25, 6; Wo viele Königlein | sich mit dem M. des Lands nähren [s. a]. Alxinger D. 207; Das M. des Landes vergeudet. Fallmerayer Morg. 1, 28; Der rechte Kern und M. unter allen Büchern. Luther SW. 63, 114; Des Weizens M. sie speisen. Mendelssohn Ps. 81, 17; Das M. zahlreicher Provinzen in eine Hauptstadt zusammenzuziehn. Möser Ph. 1, 170; Von seinem [des Landvolks] M–e zehren. Pfeffel Po. 3, 10; Nicht vergeblich sogst du mit Emsigkeit | das tiefste M. altgriechischer Bildung ein. Platen 2, 154; Den mit dem M–e wissenschaftlicher Forschung genährten und zur Männlichkeit herangewachsenen Geist. Schlegel Mißd. 7 etc.
2) (s. 1) ohne Mz.: M., gw. Stein-M., eine fein- erdige, staubige Art Thon, Oken 1, 212; Steinmarg dient das Feld zu düngen | und die Gar darein zu bringen. Brockes 9, 80, s. Mergel.
3) Färber.: (s. 1e) Bodensatz einer Farbenbrühe.
4) Zuw. = die Marke, das Zeichen: Sieh an der Mauer dort das M., | .. dort hemmte sein Zerstörungswerk | der alte Rhein vor sechzig Jahren. Freiligrath 2, 222 etc., vgl.: Das Merk auf einem Ballen Waaren. Adelung, s. Schm. 2, 613 und Brand-M.
5) M. oder Merk in einigen Zsstzg. als Pflanzenn., z. B. Hafer-M. oder -Mauch (Kohl Südr. 2, 119), -Maukel (Nemnich), -Milch (Ders.), Tragopogon pratense; Eppich-, Jungfer-, Wasser-M. (s. u.), Apium graveolens; Garten-M., A. dulce, vgl. bei Oken: Die Merk- oder Drosselbeerer, und zu dieser Zunft als Gattung: Der Amomen- (Sison), Fenchel- (Ptychotis), Futter- (Prangos), Knollen- (Arracacha), Kümmel-(Ammi), Myrrhen-(Smyrnium), Sichel- (Falcaria), Sumpf- (Helosciadium), Wasser-Merk (s. o.), Sium, wie auch: Stochermerk, Ammi visnaga etc.
6) s. Mähre, Anm.
7) s. Markt.
8) s. II.
Anm. Ahd. in Bed. 1 marag, mhd. marc (Gen. marger), s. Mar g. Schm. 2, 615. In Bed. 2 (vgl. Plinius hist. nat. 17, 4 das celt. marga, Mergel, s. d.) etwa (s. 1e) als das „Fett“ für den Acker, als das Düngende, s. mergeln. In Bed. 1 niederd. Nbnf.: Marks oder Marx. Fleming J. 377b und oberd. masc.: Wie eitler Fürsten Pracht den M. der Länder frisst. Haller 38. Vgl. in Mecklenb. etc.: Kein Murr in den Knochen haben (s. engl. marrow); Da ist kein Murr [keine Kraft] hinter etc.
Zsstzg. s. [2] und [5], ferner zu 1, z. B. nach den versch. Thieren: Pomade aus Rinder-M.; Löwen-M. etc., ferner: Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauern- M. hervor. Cham. 3, 303a; Die Knochen voll von Ritter- M. G. 1, 76 etc., und: Von Lieb’ ist Himmels Hirn durchduftet, | von Lieb ist Erden-M. durchmyrrhet. Rückert 2, 444, die Erde gleichsam als ein belebtes Ganze gedacht; ferner [1d]: Hanselmännchen .. aus Hollunder- M. und Blei. König Kl. 3, 61 etc., ferner, s. [1]: Knochen-M.; Ammen, die gräßliche Bilder in unser weiches Gehirn-M. drücken. Sch. 130b; Pochend mit der Jugend Nerven-M–e. 6a, hier zur Bez. der Jugendkraft; Fährt mir’s kalt durchs Rücken-M. hinauf. W. 11, 122 [in den Rückenwirbeln]; Ein fressendes Gift, das unsern Geist entkräftet, unser Lebens- M. verzehrt. W. 21, 218 etc. u. ä. m., ferner: Bránd- [4]: Brandmal: Welch Sanders, deutsches Wörterb. II. ein B.! Hamann Sib. 222; Nur der Tod kann das B. der Sünde an meiner Stirne auslöschen. Leisewitz Jul. 5, 6; Den Staubbesen mit dem B–e empfangen. Möser 4, 149; 145; 147; 2, 66; Seume Gd. 272 etc., auch masc.: Hierdurch allen Universitäten einen B. geben. Hippel l, 48, und fem.: Das ganze Stück hat mir immer wie eine galante B–e der gesunden Vernunft geschienen. H. Merck 1, 3; Drücke ihm die B–e auf die Stirn. Mosen (DMuseum 1, 1, 65) etc., s. brandmarken. Ge-: s. Gemerk.