mähen
Mǟhen: 1) tr. u. intr. (haben):
Gras u. Feldfrüchte mit der Sense abhauen, wie „schneiden“ mit der Sichel, — ein Unterschied, der jedoch (ebenso bei Mäh(d)er und Schnitter) nicht immer streng beobachtet wird (s. u. Gras, Heu, Korn, Roggen, Weizen etc. und meton.: die Wiese, das Feld m. und ohne Obj.; dann auch übrtr., z. B. auf den Tod mit der Hippe, auf die das Gras etc. abrupfende Herde (s. etc.: Das Erz, das liebreich uns den üpp’gen Wuchs der Saat, | des Weinstocks abzumähn, Natur verliehen hat, | mäht Glieder [Soldaten] statt der Saat. Mensch 119; Schon reihenweis liegt ausgestreckt Getödtetes, | wie hinter emsig M–den das Blumengras. 6, 303; Daß, wenn der Bauer mit seinen Leuten m. will, er voraus mäht und nicht hinterdrein. G. 31; Dort wurde eben die Wiese gemäht. Jer. 2, 68; Der sammetweiche frischgemähte Plan. W. 2, 378; Der Würger . ., | der .. mit Schergenfaust Italiens Blüthe mäht. 6, 6; Ein Feld tiefwallender Saat, wo die Schnitter | mäheten, jeder die Hand, mit schneidender Sichel bewaffnet. .. Hinter den Mähern | sammelten Knaben die Griff’ etc. Il. 18, 550 ff.; Wie .. Claudius ... Vorderreihe zur Erd’ und Nachreihe | mähete. H. 1, 288; Schrecklich, wenn des Todes Sense die frischgrüne Ähre mäht [wenn der Tod die Jugend dahinrafft]. JP. 88; Herden, die den Klee | entlegner Fluren mähn [abrupfend fressen]. HB. 1, 155, s. fort-m. 2 etc. — Sprichw.: Das ist ihm eine gemähete Wiese [ein gefunden Fressen]. 4, 131; 377 etc.; Was dahinten ist, ist gemäht. G. 184, was einmal vorbei ist, ist vorbei; geschehen Ding ist nicht zu ändern etc. — 2) s. mäh.
Anm. Ahd. mâhan, mhd. majen, niedrd. und vralt. mei(g)en, z. B.: Wir eben unser Korn gemeiet. 7, 431, vgl.: Kein „Meyer“ erntet ein, | so daß die Ähren selbst die Körner wieder streun. 1, 8) etc., s. 3, 112 und ab-m. Vielleicht vrwdt. mit lat. metere.
Zsstzg., s. zu [2] die von bellen etc., ferner zu [1], vgl. die von schneiden, z. B.: Áb-: Den Weizen a.; Auf dürren abgemähten Wiesen. Börne 2, 132; Im abgemähten Felde. Gutzkow R. 2, 370; Der Zeit verherende Sichel, | was sie an Jahren lässt, mäht sie an Freuden uns ab. Knebel 1, 19; Aus Hippokrates glaubte ich in einem Tag, was historisch ist, a. [excerpieren, vgl. einheimsen] zu können. Jv Müller 35, 222; Hätte nicht der grimme Tod | sie abgemäht. Pfeffel Po. 3, 95; Uhland 280; Einem der Fakirn mit einem großen Gartenmesser seinem Lingam abzumähen [sein männl. Glied abzuschneiden]. W. 9, 105; Den Bart mit einer Schafschere bis an die Wurzel a. Luc. 1, 443 etc.; Die Abmähung des Korns ꝛc; Die reife Saat ist abgemeit. Brockes 7, 332; Der Henker meit sie abe. Logau 2, 2, 100; Hohenstein Soph. IV.; Mühlpforth Leich. 191; Geistl. 6; Opitz W. 1, 41; 2, 15; Tscherning (Matthisson A. 1, 138) etc. —
Án-: ansangen zu mähen: Wenn der Roggen angemäht ist. Höfer V. 247; Ihr lasst heute ja wohl a. 246 etc. —
Āūs-: z. B.: übrtr.: Grünplüschene Hosen, aus deren Wiesengrund die Sense der Zeit ganze lange grüne Ränder noch nicht ausgemähet hätte. IP. Fat. 1, 91. —
Be-: gew. ab-m.: Wie ich .. | rüstig die Zwiebeln bemähte. Seume Gd. 114. —
Dúrch-: von Anfang bis zu Ende mähen: Erst als F. die volle Ackerlänge durchgemäht hatte. Auerbach D. 4, 197. —
Ent-: weg-m., fortschneiden: So entmäht ihm | Chromis das Haupt mit dem Schwert. V. Ov. 1, 259; Schon entmähst du dir gern den verzottelten Bart mit der Hippe. 2, 319 etc. —
Fórt-:
1) fortfahren zu mähen. —
2) hinweg-m.: Waldweide, auf der die Schafe die so eben hervorgelockten Grasspitzen weggemäht hatten. — Hêr-, Hín- etc.: Der Akademieen Arme mähen über die ewig nachsprossenden Felder des Wissens unablässig hin. 9, 7, intr.: fahren mähend darüber hin, und tr.: Glückliche, die durchs Schwert hinsanken! .. | Jene wurden schneller hingemäht | als Feldes Frucht. R. 7, 182. — Viele Halmen mähet das Erz herab auf den Boden. Jl. 19, 222. — Was damit in den Beutel hinein-zu-m. ist [vgl. einheimsen etc.]. 2, 13; Um das Ostermeßheu in die Panse des Bücherschranks hinein-zu-m. 3, 129 etc. — Drei ältre Brüder hat der Tod vor mir | hinweggemäht. 456a; H. 2, 347, s. fort-, weg-, zusammen-m. etc. — Nāch-: z. B.: das Nachheu mähen; ferner: dem Vormähenden mähend nachfolgen etc. — Nīēder-: mähend niederstrecken, eig. und übrtr.: Die von dem gräßlichen Zahn des Ebers niedergemähten Hunde. A. 1, 188; So waren mir in kurzer Zeit die schönen bunten Wiesen in den Gründen des deutschen Parnasses, wo ich so gern lustwandelte, unbarmherzig niedergemäht. 21, 48; Ehe ich nach Neapel reise, muß die Ernte wenigstens niedergemäht [das zu Sehende absolviert] sein; sie in Garben zu binden [die Eindrücke zu ordnen, den Stoff zu bewältigen etc.] werden auch schon gute Tage kommen. 23, 211; Das Volk der Schnitter, | das die Fluren niedermäht. Hint. 289. — Um-: mähend um-, zu Boden werfen: Ich mäh ihn [den Teufel] um und um. 5, 140, bewältige, besiege ihn durch die Arbeit des Mähens etc. — Vōr-: den andern Mähdern zur Nachfolge vorangehn etc.; übrtr.: den Vorgang oder Anfang machen (allgem.). Sch. 220. — Wég-: hinweg-, fort-m.: Des Todes Sense klirrt, | Eins von uns wegzumähen. 29b; Ein Geschlecht wird weggemäht und das andere sprosst auf. 16, 307; [Die Kühe] mähn das Gras mit scharfer Zunge weg. 32; Die Sorge, die ihr tragt, | die Dornen wegzumähn vor unsern Füßen. Sh. 8, 76 etc. — Zusámmen-:
1) gemeinschaftlich mähen. —
2) mähend zusammenhauen: Wenn .. | der Orkus Groß und Klein zusammenmäht. HB. 2, 137, vgl.: Mäht der Tod doch | Großes und Kleines hinweg. H. 2, 347 etc.
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