Faksimile 0205 | Seite 203
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mager
I. Māger, a.:
Ggstz. von fett (s. d.): 1) eig, v. Menschen und Thieren: wenig Fleisch und Fett auf den Knochen habend, s. hager, entfleischt etc.: So m., daß man die Rippen durch die Haut zählen kann; M., fast Nichts als Haut und Knochen; M–e Kühe (s. d.), auch übrtr. (2b) sprchw. nach 1. Mos. 41, 3 ff.; Ein m–er Hund (s. d. 1f); Mein Fleisch ist m. und hat kein Fett. Ps. 109, 24; Jes. 17, 4 etc.; Nicht m., sondern so recht, wie aus Weizenmehl gewälzt. Klencke Gsp. 1, 70 etc.
a) zuw. faktitiv.: m. machend: In magrer Schwind- und Lungensucht. Brockes 9, 300; Wer wird bei vollen Flaschen | .. die Stirn in Falten ziehn und magre Grillen haschen? W. 12, 179 etc. 2) (s. 1):
a) zunächst vom Fleisch, wenig Fett-Theile enthaltend: Das Fleisch, der Braten ist m.; Nur das M–e vom Schinken essen etc. So sprchw.: Einem ans M–e kommen, ihn empfindlich treffen (insofern das Fett unempfindlich ist). Dann von Speisen überh.: wenig Fett enthaltend u. (verallgemeinert) kärglich, ärmlich (s. b): Zuerst werden die m–n Käse bei gelindem Feuer gemacht. Grube 3, 338; Die m–sten Spittelsuppen der christlichen Barmherzigkeit. Heine Verm. 1, 70; Ein m–es Gericht gekocht. Müllner 5, 98; Ich bin ein m–es Morgenbrot für euren Walfischbauch. Musäus M. 1, 12; Bei m–m Kohl. W. 12, 47; Bei so m–er Diät. 99; Bei Kohl und m–n Schoten. 20, 215 etc.
b) (s. a und
1) ärmlich, kärglich, kümmerlich, winzig, dürftig, armselig etc.: Sprchw.: Fette (oder feiste. Schottel 1136a) Küche, m. Erbe; Ein m–er Vergleich [bei dem man Wenig hat] ist besser als ein fetter Proceß etc.; Da sie sich aber aus dem Hause wenig entfernen konnte . ., so wurde denn doch der Zeitvertreib etwas m. G. 21, 83; Die Kunst hatte sich von der m–n [der Fülle ermangelnden] Steifheit jener byzantinischen Schule losgesagt. 31, 51; Jedoch würden beide Bemühungen nur ein m–es Interesse bewirken. 133; Wie das Wahre bei einer so getreuen genauen Behandlung so m. bleiben, ja werden kann, daß es fast null wird. 39, 268; Eine gewisse Zurückhaltung .. macht besonders Das, was er von deutscher Literatur sagt, äußerst m. Sch. 2, 47; Gewisse Rubriken, die sehr m. ausfallen, .. zu bereichern 5, 137; Zwei m–e, düster brennende Talglichter. Höfer V. 3; So ist mit Eins jene m–e Kürze seiner Fabel verschwunden. L. 7, 142; Nur feirt des Junkers magrer Herd. Pfeffel Po. 3, 15; Von der m–n Gabe | zwackst du noch ab. Ramler F. 3, 59; Ein m–es Almosen. Sch. 109a; Waren’s doch nur 100 m–e VO Zechinen. 149b; Hier .. musst’ ich, | ein Bettler, flehen um die magre Kost [s. a]. 583a; Dieses m–e Geschenk. 740a; Mit seinem m–en Beutel. Schlegel Sh. 8, 10 etc., u. faktitiv (vgl. 1a): [Kind,] das, wenn der reiche Sommer glüht, den m–n Frost nicht kommen sieht. Nicolai 1, 104; In einem m–n Jahr, | wo andre Nahrung selten war. W. 11, 266; M–e Stellen, Pfarren, Ämter etc., s. c etc. c) s. b) vom Boden: nur wenig Nahrung für Pflanzen enthaltend, und von Pflanzen: kümmerlich und dürftig im Wachsthum etc.: Ob das Land fett oder m. 4. Mos. 13, 21; Die 7 m–n Ähren. 1, 41, 7; Hütten, m. umgrünt. König Kl. 3, 223; Die Kieferbäume, diese immergrünen Tröster magrer nordischer Erde. Laube Band. 1, 1; Das Wachsthum des m–n Baumes auf dürrer Sandheide. 69; M–e Weide; die Saat steht m. etc. d) (s. a und b) M–er Formsand, der wenig Thon hält; M–er Kien, der wenig Harz hält; M–es Erz, von wenig Gehalt etc.; M–er Wein, der wenig „,Körper“ (s. d. 5) hat: Weine, die .. leicht, aber auch nicht zu m. sind. Karmarsch 3, 617; Bauk.: M–e Steine, Zapfen etc., die zu klein, ihren Platz nicht ausfüllen u. ä. m.
Anm. Ahd. magar, mhd. mager, vgl. lat. macer.
Zsstzg. außer bloßen Zusammenstellungen wie: Ein lang-m–er . . Jüngling. Heine Reis. 2, 19; Derb-m–e Rosse. Rückert Nal 231 etc., bes. verstärkend [1]: Bein-, (Tschudi Th. 427) knochen-, hunds-m. Frommann 3, 360.