Faksimile 0190 | Seite 188
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gemach
I. Gemách, a.:
1) (veralt., mundartl.) bequem (s. d.), gemächlich (s. d.): G. leben; ein g–es Leben; ein g–er [die Bequemlichkeit liebender] Mensch. Adelung; Ein Hügel, | mählich erhöht, weichgrasig, g. dem müdesten Wandrer. Baggesen.
2) in der Bewegung langsam und sachte, sanft und gelinde, ruhig, ohne Heftigkeit und Ungestüm, allmählich, gw. adv.: Tob. 11, 3; Weish. 16, 18; 24; Du thust recht g. und lässt dir Zeit. Auerbach D. 4, 13; G.! g.! Das liegt noch fern. Cham. 3, 227; Die Seele gleitet hier von der Idee des Bleibens zur Jdee des Weggehens g. und stufenweise über. Engel 8, 287; Nur g.! G. 10, 151; G.! wirf mich nicht um! Hebel 3, 206; Wie traumhaft g., wie sabbathlich ruhig bewegen sich hier die Dinge! Heine Reis. 4, 160; Nu, nu! G.! g.! L. 1, 128; Wandelt geschwinde des Wunsches Weg, | doch in der Nähe des Ziels gemach! Platen 2, 59; Häuser .., | die nun verfallen und g. zerstieben. 107; Sprich g. [leise] .., | daß . dich Keiner hier vernehme. 4, 285; G. erschien der Morgenröthe | sanftes Licht. 295; Der im Traum von einem | hohen Thurm g., g. herabfiel. 297; Sah verfolgt sich und g. umzingelt. 350; 6, 209; Dem .. g. anwehte das Alter. V. Od. 1, 219; Die Ritter führen ihn am Arme ganz g. | den Bäumen zu. W. 20, 92; 25, 13 etc. Selten gesteigert: Gegen Abend ging es etwas g–er. Kohl Südr. 2, 211 und (veralt.) mit Uml.: Möchtest demnach wohl gem ächer thun. Schaidenreißer 74a etc. oder als Ew.: G–e [allmähliche] Ändrung etc. Schm. 2, 542. Verstärkt: Was gilt’s? der Herr Bruder ist als-g. vorausgegangen. Hebel 3, 266 etc., s. I. Als I; häufiger: All-g.: allmählich: Eswar kein Sturz .., es war ein sinkend Gleiten nach und nach, | ganz a. Baggesen 4, 93; G. 6, 175; Wie denn meine Unart .. mit den Jahren a. zugenommen hatte. 23, 17; Herwegh 1, 29; Olearius Ros. 16a; Die Cither, | deren Saiten a. verhallen. Platen 2, 57; Ihr kurzer Groll wird a. vertoben. 87; A. versagt die Kraft ihm. 4, 351; Die Zeit meldet sich a. bei mir, wo etc. Sch. 207a; Steigt | sie a. die lange Wendelstiege. W. 11, 187; Er wärmet .. die blassen Wangen, | .. bis endlich a. | von seinem zärtlichen Umfangen die Wangen und der Mund mit neuen Rosen prangen. 12, 195; Da ihr verdumpfter Sinn | sich a. entwölkt. 20, 233.
Anm. Ahd. kimah, mhd. gemach, auch als Hw. (s. II 1) = Ruhe, Bequemlichkeit, vergl. Schm. 2, 542 und Brem. Wörterb. 3, 113 ff.: mak. Nach Adelung Gemāch für I und II 1 und 2. Fortbild.: gemächlich, (all)mählich, gemachsam etc.