Faksimile 0190 | Seite 188
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Gemach
II. Gemách: 1) n. (m.), –(e)s; 0:
(veraltend) Bequemlichkeit, Behagen, Ruhe; Lage, in der man sich wohl und behaglich (a son aise) fühlt, und das Gute, das dies Gefühl in Einem erweckt: Was thut und duldet nicht der Mensch um gut G.? Logau (L. 5, 112); Jedermann sucht Ruhe, Friede, Lust, G. in seinem Leben. Luther 1, 87a; Jedermann fühlet allein sein Un-G. und gaffet auf des Andern gut G. 5, 183a; Sie schlief gar wenig und hatte nicht G–es. 6, 502a; Daß sie Friede und G. vor ihm haben, sicher wohnen und sich nähren können. 8, 251b; Ob zum G. dir oder Un-G–e. Rückert Mak. 1, 168 etc.; Mit G. [gemächlich]. Spee (Wackernagel 2, 275 Z. 22), s. Gemächlichkeit. Auch fem. (oder Mz.?): Unser täglich Brot und alle G. dieses Lebens. Luther SW. 21, 60, vgl. Un-G, Zinkgräf 1, 315. Häufiger der Ggstz. Un-G.: das Üble, die Widerwärtigkeit, welches die behagliche Ruhe gefährdet und stört, und der Zustand, in dem man solches Übel empfindet (s. o.): U. leiden. Hebr. 11, 25; Mit Mangel, mit Trübsal, mit U. 37; U–s genug .. ertrugt ihr. B. 152a; Alles U., das du auf sie geladen. 15b; Es machten ihm .. | viel U. die unbeschnittnen Hunde. Cham. 4, 74; Unter diesem Dach | ruht all mein Wohl und all mein U. G. 2, 32; Als der König den Bären in seinem Elend erblickte | . .. Erbärmlich | ist das U., das ihr erblickt. 5, 144; Tausend U. überstanden. Olearius Baumg. 67a; Der Widerhall nur ward vom Waffengruße wach, | kein andrer Widerpart schuf ihnen U. Rückert Rost. 37b; Und stürm’ auch etwas U. V. 3, 211; Daß sie die Ge- mächlichkeiten, die sie genießen, erst mit vielem U. erkaufen müßten. W. 13, 76; Viel lieber .. die äußerste U. des Kriegs als solche Schmach leiden. Zinkgräf 1, 315 etc. 2) n. (m.), –(e)s; Gemächer, (–e): Fach (s. d. I 2) oder Abtheilung eines Gebäudes, z. B.: Das Kloster .. schon bis in Dach und G. geführt. Stumpf 379a etc., auch: Es war dreier G. [Stock] hoch. Hes. 42, 6 etc., nam. aber: eine zum bequemen Aufenthalt hergerichtete umschloßne Räumlichkeit in einem Haus, vergl. (mehr der Umgangsspr. angehörig) Stube, Zimmer etc., erweitert dann auch v. Lauben etc.: Der Bräutgam gehe aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem G. Joel 2, 16; Warum verhüllet | ihr nicht G. und Saal mit schwarzem Krepp? G. 13, 285; Aus den verschwiegenen | Gemächern meines Frauensaals. Sch. 489a; 76b; Ihr Büsche, baut ein schattendes G., | mit holder Nacht sie heimlich zu umfangen. 47a; Und drunter tief ein schattiges G., | gebaut von dichtverwachsenen Gebüschen. Streckfuß Rol. 1, 37; In ihren Gemächern. V. Od. 16, 411; 17, 569; 24, 362 etc.; Das heimliche (s. d. 2) G., verhüllender Ausdr. für Abtritt. 2. Kön. 10, 27; Luther 1, 369a; 8, 25a; 284b; SW. 64, 50; W. 5, 256 etc. Die oberd. Mz. G–(e) z. B. 1. Chr. 29, 11; Hes. 40, 7 ff.; 41, 5 ff.; Am. 6, 10 etc.; Garzoni 621a; Ryff Th. 19; 320; Sp. 11b; 116a; Zwingli 2, 205 etc., ferner masc.: Ging .. zu Bett in den hohen königlichen G. Schaidenreißer 12b; 4a; 14a etc. Zsstzg. wie von Stube, Saal, Zimmer etc., z. B.: Weicht ihr ins Bei-G. [gew. Neben-G.]. Lohenstein JbrS. 87; Braut-Lein und Braut-G. war fertig. Kinkel 460; Die Burggemächer. Platen 4, 260; Daß sie die Jungfrau | siegreich führen zum kranzraubenden Ehe-G. V. 3, 21; Sich in den engen Raum eines Frauen- G–s einsperren lassen. W. 22, 119; 23, 67; G. 33, 278; Platen 4, 325; Sch. 238a; Gast-G. Spate; Daß jeder deutsche Kopf ein Ge- rümpel-G. [Rumpelkammer] von Büchern. Zimmermann Nat. 115; Gesinde-G. Spate; Hier im Laub-G. Daumer 1, 56; Sich in ein Neben-G. begeben. W. 22, 124; Wann die Mutter | schon ins Ober-G. aufstieg. V. Od. 2, 359; 16, 449 etc.; Die erleuchteten Pracht gemächer. G. 33, 137; Ins Prunk-G. wird er gebracht. 1, 189; Alxinger D. 179; Cham. 3, 59 etc.; Geräuschlos aufgethan ward Rostem’s Ruh-G. Rückert Rost. 7a, s. Schlaf-G.; Die Ampel ihres lauschigen Schlaf-G–es. Waldau N. 3, 21; Platen 4, 291; Sommer-G.; Am Plafond des Speise-G–s. Musäus Ph. 2, 54; Mit Ihnen hier in dem Vor-G–e einen elenden Schnickschnack zu halten, indeß der Prinz in dem G–e auf mich wartet. L. Gal. 4, 3, s. Antichambre; Nicolai 1, 15; 253; Thümmel 2, 20; W. 11, 187; 12, 13; 15, 49; 21, 244 etc.; Winter-G.; Das Zelt-G. Gutzkow R. 4, 12; Zwischengemächer [zwischen andern]. W. 17, 131 etc. 3) n., –(e)s; 0: das Machen, die Macherei, und (Mz. –e) das Machwerk, so auch: Das Gemäch. Fischart B. 36a etc., s. Gemächt.
Anm.
1) s. I; 2) s. 1 (bequeme Räumlichkeit) doch vgl. Gelaß.