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lüstig Lüstigkeit
Lüstig, a. (~keit, f.):
veralt. statt lustig (s. d.), z. B.: Schöne l–e Gärten. Luther SW. 63, 30; Solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade machet . . l. gegen Gott und Kreaturen. 125; Hitzig und l. [eifrig] in der heiligen Schrift. 26, 50 etc.
Zsstzg. z. B.: Ge-: voller Gelüste, lüstern: Schmeichler, welche nach den Tafeln der Reichen g. sind. Heinse Petr. 1, 10; K. 1, 162; Es ist mir ganz g. worden nach einem Weibchen. Keller LvS. 498; Das gemeine Volk müsse nicht g. gemacht werden, seinen Zustand mit dem Zustand anderer Stände zu vergleichen. Pestalozzi 4, 310; Rückert Nal 174; Mit dem sogen. g–en Wichtel [s. d.]. Waldau N. 2, 134; Wenn Klelien .. zu retten | nach einem Wagestück Sie so g. macht. W. 11, 215; 21, 303 etc.
Wól-:
1) Wollust (s. d. 1 und
2) empfindend, gewährend, davon erfüllt, davon zeugend, ihr gemäß und sie erregend, vgl. wonnig, angenehm, lüstern, geil etc.: W–e [geile] Personen, Gedanken, Romane, Stellungen, Tänze etc.; Süße w–e Luft .. schöpfen. Cronegk 2, 58; Den durstigen und den w–en Trinker. Engel 7, 203; Eine Art von Ohnmacht, die alle Glieder in w–er Erschlaffung hangen lässt. 272; Sich .. zu gleich sanften, heimlich w–en Empfindungen einzuwiegen. 8, 313; W. nur an meiner Seite | und sittsam, wenn die Welt sie sieht. G. 1, 35; Sie genießen es [das verbotne Naschwerk] mit einer solchen verstohlenen w–en Furcht, die einen großen Theil des kindischen Glücks ausmacht. 16, 14; Männer, welche von einer w–en Ruhe sich vorsätzlich entfernten. 27, 450; W. girren die Wogen. Heine Verm. 1, 141; Die nach dem w–en Geflüster blasender Instrumente einen Tanz aufführten, den uns der Wohlstand verbietet zu beschreiben. Klinger F. 341; Seelenvolle Harmonieen wimmeln,| ein w. Ungestüm | aus den Saiten. Sch. 3a; Die Schaubühne belohnt uns das augenblickliche Leiden mit w–en Thränen. 704a; Es war ein w–er Sommermorgen. Sturz 1, 7; Einer w–en Schwermuth nachzuhängen. W. 5, 21; Daß dieses Feuer sein ganzes Wesen mit einer w–en Wärme durchdrang. 2, 180; Eine Art von süßem Schmerz, der ihnen w–e Thränen aus den Augen presst. Luc. 1, 51; Der Kitzel leichtfertiger Tänze und w–er Lieder. 34 etc., auch: Sie fühlten sich .. w–lich verirrt in Ihrer Phantasie. W. 12, 326 etc. und: Ehrgeiz, Geldsucht, W–keit. Hammer RH. 273; Der Hang zu Demjenigen, was man W–keit der Seele nennen könnte. W. 5, 116 etc. 2) (s. 1 u. geil 1): allzu üppig wuchernd in seinem Wachsthum: Einen w–en Schößling schneidet der Gärtner in der Stille ab. L. 7, 221; Ihre besten Lustspiele würden uns ohne diesen Aushau des allzu w–en Wuchses unerträglich sein. 67; 57; Seine [des Genies] w–e Auswüchse beschneiden. 5, 357 etc.