Faksimile 0179 | Seite 177
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lugen
Lūgen, intr. (haben):
den Blick wohin richten, um zu sehn, nam. spähend oder aus einem Verstecke etc. hervor sehen, so auch mit sachl. Subj., zunächst obrd. 23 (s. Schm. und Stalder), aber auch ins Hochd. übergegangen: Der Hals lugte aus dem Mieder. Alexis H. 1, 1, 14; Sie lugten, sie suchten | nach Trug und Verrath. Ausw. d. L. 162; Wollt l., wie die Schiffe den Main heraufgingen. Berlichingen 114; 176; Lugt mit hellen Augen | schelmisch in die Höh. Daumer 1, 244; Baumhoch stieg er, hin- über zu l. 266; Ins Innre l–d, | verfault erfand ich alles Wesens Kern. Geibel (DMus. 5, 1, 26); Giesebrecht Ep. 44; Gotthelf Sch. 7; 104 etc.; Aus dem dunkeln Gewölk | der Halbmond lugte scheu. Heine Rom. 81; Durch einen Felsenriß | lugt blauer Himmel in die grausen Räume. Reithard XIII; Wohl lugt er her und lugt er hin. 23; Der Jäger lugt mit scharfen Blicken | da plötzlich sieht nach langem Spähn | er etc. 27; Er lugt umher, allein dem Späher | verschwimmt Berg und Thal. 31; Er lugt dem Ritter glotzend ins edle Angesicht. 45; 65; 91; Drehte den Kopf und lugte hinweg. 249; 365 etc.; Nach Lust und eitlem Tand nur l–d. Roquette Waldm. 6; 71; Lug, Seppi, ob das Vieh sich nicht verlaufen. Sch. 517a; Mit hohlem Aug’ ins Schwarze l–d. Schwab 97; Denen lugten die Fürsten .. durch die Finger. Stumpf 343a; 374a; Lugt das Thier fleißig auf ihn, ob es möge zwischen dem Jäger und dem Felsen hindurchsehen. 609a etc.; Auf die Eisen l., d. i. auflauern. V. 1, 186; Die Abendsonne luget | so traulich drein. Werner Osts. 1, 95; Zwingli 2, 15. Dazu imperat. Hw.: DerLug-ins-Land, Wartthurm, Warte. G. 12, 280; Der viereckige Thurm mit den vier Erkern, das ist der Lug- ins-Land. Hagen Nor. 6; Reithard 139 etc., s. Aus-l. u. „Lugger: ein kleiner, stumpfer, vorspringender Thurm“. Brugger 2, 247, wohl Luger.
Anm. Ahd. luogên, mhd. luogen, engl. look, schwzr. luegen. Gotthelf Sch. 382; G. 62; 287 etc. und im häufigen Imper.: Lue! [sieh!] 265; Sch. 106; 373; 41 etc., engl. lo! S. auch Loch, Anm., Luchs, Luchsen etc. Schles.: Der Lug = Augenblick. Weinhold.
Zsstzg. s. die von sehen, kucken, schauen etc., z. B.: Áb-: Einem Etwas a.
Än-: Die jungen Amseln lugten ihn mit ihren .. Augen verwundert an. Auerbach Ab. 204; Jtzt könnt ihr die Welt recht a. Kohl Alp. 2, 50; Der lugte sie so sinnig aus treuen Augen an. Reithard 63 etc.
Āūf-: Träg lugt er auf vom Platz. 379.
Āūs-: Lugt zum Laden aus. Uhland V. 90 etc.; oft als imperat. Hw., s. Ausguck: Lugaus halten. Linck Schl. 77; HSmidt (Hausbl. 58), 2, 93 etc. und: Daß kein andrer Geier spähend | hoch von seinem luft’gen Lug-aus (–⏑) | sieht den Niederstoß. Freiligrath H. 251; Die Pförtnerin saß in ihrem Lugaus. Scherr Sch. 2, 148 etc.
Be-: Das goldene Zifferblatt b. Goltz 1, 48; Der Mensch belugte mich von dem .. Haarschädel .. bis auf die Scharivari. Seume Sp. 41 etc.
Dúrch-: hindurch-l. Er-: erschauen, erblicken. Gotthelf Sch. 119. Hêr-, Hín- etc.: s. o. Daumer, Reithardt; Unter der gewölbten Stirne lugen helle blaue Augen heraus. Auerbach Ab. 192; Heine Sal. 1, 60; Da der Thurmwart hinauslugte. Alexis H. 1, 1, 300; Er mußte nun über seine Mappe hin wenigstens zu dem Gesellen . einmal hinüber-l. Gutzkow R. 1, 19; Wie fein lugt da die Schalksnatur Hebel’s hervor! Auerbach SchV. 348; Zwei Löcher, woraus die Augen gespenstisch hervorlugten. Heine Lut. 2, 1 etc.
Umhêr-: s. o. Reithardt.
Ver-: Eh man sich’s verlugt [versieht]. Auerbach D. 1, 140.
Zū-: Mag auch nit leiden, daß ihm Jemand zuluge. Stumpf 607b.