Lüge
Lüge, f.; –n; –n:
täuschende, nam. absichtliche Unwahrheit: L–n erdenken, erdichten, ersinnen, vorbringen, ausbreiten, erzählen; Einen mit L–n berichten; Mit L–n umgehn; Sich mit L–n durchhelfen; L–n, ein Netz von L–n spinnen, weben etc.; Grobe, infame, schändliche, niederträchtige, unverschämte, boshafte, freche, giftige 8, 271), offenbare, wissentliche (5, 163a), handgreifliche L–n; Harmlose, arglose, unschädliche, unschuldige L–n etc.; Einen der L. zeihen, bezichtigen, beschuldigen Adelsb. 106), und nam. oft: ihn L–n strafen 24, 25; 4, 192; 361a; 480a; 639a etc.), wo „L–n“ Genit. ist, vgl.: So würde ich ihn auf alle Fälle der L–n strafen. 28, 241; Ich strafe indeß euch keiner L. Nath. 5, 8; Ward er boshafter L–n gestraft. Ant. 1, 391 etc., vralt.: Daß mir erlaubt sei, ihn um ein L–n zu strafen. 1, 162b), wie bei zur untrennbaren Zsstzg. verschmolzen: Was „lügenstraffen“ wir denn Gott in seinen .. Verheißungen? 5, 7b; Ich „lügenstraffe“.ihn ja nicht allein, denn er zürnet sehr, wenn ich ihn „liegen heiße“ etc. 6, 9b (s. lügen); 1, 406a; 8, 68a; 180a u. v., — auch mit sachl. Subj., nicht bloß: Daß er seine Lippen eine Knechtschaft bekennen ließ, die das stolze HerzL–n strafte. 793b etc., sondern auch: Wie dieser Krieg .. oft durch einen plötzlichen Zwischenfall alle Berechnungen der Staatskunst zu Schanden machte, so strafte auch hier der Erfolg die Erwartung L–n. 1000a; So .. straft die Anekdote sich selbst L–n [widerlegt sich selbst]. HB. 1, 89, ferner zuw. refl. mit abhäng. Genit.: Ich würde mich meines Wortes nicht L–n strafen. Lthr. 1, 298, mir ein Dementi (s. d.) geben, mein Wort zurücknehmen etc., vgl.: Auf den Mund (s. d. 1c) schlagen. — Sprchw.: L–n haben kurze Beine [reichen, helfen nicht weit]; Eine L. zieht andre nach sich etc.; Die L–n [s. Anm.] ist ein häßlicher Schandfleck an einem Menschen. 20, 26; Sie schießen mit ihrer Zunge eitel L–n und keine Wahrheit. 9, 3 etc.; Du bist es, Geist der L. [Teufel]. 4, 176; Lieb’, Ehre, Tugend, Alles Schein und L. 5, 1, 26); Weh der L! Sie befreiet nicht, | wie jedes andre, wahrgesprochne Wort | die Brust .. sie ängstet | Den, der sie heimlich schmiedet. 13, 57; Beehre mich mit einer feinern L–n. 1, 159; Wenn solche Sorge ihr Ernst und nicht eitel erstunken, faule grobe L–n wären. 6, 321b; Seinen erlogenen erstunkenen L–n. 482a; Das Netz der L. | .. spinnt um deines Auges | ewige Klarheit ihre falschen Schleier. 4, 342; Von dieser L–n schlaugewebten Banden | ward unser redlich Herz umstrickt. 30b; Das Gespinnst der L. umstrickt die Besten. 646b; Lernt die L–n kennen, | womit die Träume uns, die Seher täuschen! 511a; Eine L. aus Halbwahrheit und Verdrehung spinnen. DBl. 2, 82 etc.
Anm. Ahd. lugî, mhd. lüge, neben ahd. lugina, lug, mhd. lügene, luc (s. Lug I) vom Präter. von goth. liugan, ahd. liogan, mhd. liegen, wie noch bei etc. „liegen“, wofür — mit Rücksicht auf die Verwechslung mit liegen (s. d.) — jetzt lügen gilt, doch noch dichterisch (wie v. fliegen etc.): du leugst, er leugt, leug! — Veralt.: Die Luge. 2, 2 etc.; Ein Lugen. B. 209b; Lugenwerk. 158b; Die Lugend [Verdrehung von Legende]. 158b; Er ist an der Wahrheit, wir sind an der Lugen. Spr. No. 518, von einem Verstorbnen, und oft: Eine Lügen, wie bei 8, 23a; 24a u. o. noch 1, 159; 3, 61; 261 etc. — Verkl.: Lügelchen.
Zsstzg. z. B. Brīēf-: scherzh. Verdrehung von Privilegien. Wackernagel 3, 919 Z. 20; Zinkgräf 2, 54 etc. —
Brōt-: die man um seines Brots willen sagt: Noth- und B–n. —
Ehren-: die man zur Rettung der eignenEhre oder aus Rücksicht für fremde Ehre sagt. — Erz-. —
Hāār-: falsches Haar, Perücke. Campe. —
Hāūpt-: Keller gH. 2, 310. —
Nōth-: die man nothgedrungen sagt. —
Schánd-: schändliche. —
Schérz-: nur zum Scherz täuschend. —
Schmǟh-: lügenhafte Schmähung: Was für Lästerung und Sch–n erdenkt und sagt man von der rechten, reinen Lehre! Luther SW. 61, 24. u. ä. m.
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