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lösen
Lȫsen, tr. und refl., Löse-:
1) lose (s. los IV 1) machen, die bestehnde Verbindung theilweise oder, wenn ganz (s. ab-, los-l. etc.), allmählich und vorsichtig aufheben, im Ggstz. zum gewaltsamen und plötzlichen Losreißen: Nicht die Spangen einzeln erst zu l., | riß sie hastig in der Naht die Kleider. Cham. 6, 256; [Es soll] in einem Augenblick gehoben sein, | was Mühe kaum in Jahren l. könnte. G. 13, 176; Zerreißen soll das alte Band der Liebe, | nicht sanft sich l. Sch. 387a; Ich konnte nicht alle theuren Bande, die ich seit 18 Jahren in der Schweiz geknüpft habe, gewaltsam zerreißen, ich mußte sie erst k. Zwei Schwestern 3, 238; Das Angeklebte vorsichtig l. und dann losmachen, es los-l. etc., doch s. m., wo die Bed. des plötzlich Losgehn-Machens hervortritt, vgl. b etc., ferner n, o etc., die nicht zu lose, sondern zu los gehören. An die eig. Bed. schließen sich unmittelbar einige bildliche und übertr. Anwendungen:
a) Etwas Festsitzendes, Haftendes, Verbundnes, Bindendes, Haltendes, in einander Geschlungnes, Verschlungnes, Zusammengeflochtnes, Geknüpftes, Verwirrtes, Verworrnes etc., ein Siegel, ein Band, eine Verbindung, eine Schleife, Schlinge, einen Knoten, eine Verwirrung, ein Wirrnis etc. l. So auch refl.: Etwas löst sich, trennt sich, geht aus einander oder auf, los etc.; Die Gärtner l. die Rinde ein wenig vom Stamm, um das zu pfropfende Auge einzusetzen; Diese Arznei löst den auf der Brust festsitzenden Schleim; Der Schleim löst sich etc.; Gelöst wehn Schnur und Litze | um sein zerhaun Kollett. Freiligrath 1, 75; Von gelöstem Haar umwallt. Gottschall Gött. 50; Löste einen Zopf aus einander. Gutzkow R. 4, 160; Einen Vorderarm aus dem Ellenbogengelenk l. Hebel 3, 297; Was hinlänglich gelöst und unterfressen ist, stürzt zu Thal. Tschudi Th. 469; Schmeichelnd löst er den Gürtel. V. Od. 11, 245 etc., s. d. Folgende.
b) u. vgl. m (s. a): Die (durch die Sehnen gespannten) Glieder l., so daß sie schlaff werden, hinsinken, z. B. vom Schlaf und übertr.: Diese Melodien . ., die glieder-l–d uns das kräft’ge Mark | einschläfern. Geibel Rod. 18, ferner vom Tode etc.: Zuckte den erzgerüsteten Schaft und löst ihm die Glieder [tödtete ihn]. V. Il. 4, 469; 24, 498; Dann hätt’ ich die Kniee gelöset | Mancher. Od. 24, 381 etc. Auch (s. g): Die Glieder aber löste kalter Schauer. Scheling (Hungari 2, 378).
c) (s. a) Ein Band (s. d., eigentlich und übertragen), die Bande, Fesseln, Ketten etc. l.; Die strengen Bande | sind nun gelöst. G. 13, 87; Zuvörderst lös’ ich in des Fürsten Namen | das schwache Band, das dich zu fesseln schien. 192; Nun haben Sie die Bande der Verschwiegenheit gelöst (s. e). 16, 302; Sch. 425b; Es l. | sich alle Bande frommer Scheu. 80a; Mag der Welten Band | sich l. [die Welt aus einanderfallend untergehn]. 430a etc.; Etwas Bindendes, eine Verpflichtung, einen Kontrakt l., aufheben.
d) (s. c und vgl. g) Einen Gebundnen, etwas Gebundnes l., von dem Bindenden l., los, frei machen, z. B. weidm.: Die Hunde l.; Die Archen und Wildleinen l. Ferner: Einen Gefangnen von den Banden (Ap. 22, 30), die Gefangne (Ps. 146, 7), die Ochsen von der Krippe (Luk. 13, 15), eine Kranke, welche Satanas gebunden, von diesem Band (16), die Gespanne (V. Jl. 23, 11) oder Pferde l.; Einen von seiner Verbindlichkeit lösen; Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein und, was du auf Erden l. wirst, soll auch im Himmel los sein. Matth. 16, 19; Löst mir das Herz (s. g), daß ich das Eure rühre! | Wenn ihr mich anschaut mit dem Eisesblick, schließt sich das Herz mir schaudernd zu etc. Sch. 427b etc.; Löse meine Seele nun; [laß mich sterben]. G. 9, 136; Lös’ ihn von den Banden jenes Fluchs! 13, 54; Er wird dein Herze l. | von der so schweren Last. PGerhard (Wackernagel 2, 477) etc. In gehobner Rede auch mit Genitiv statt ,,von“: Löste das Band der starke Hephästos. | Als nun Beide gelöst der mächtigen Bande sich fühlten. V. Od. 8, 360; Löste [entband] er die Generalstaaten ihres Eides. Sch. 787a etc. Ugw. aber: Ein Würmchen zum Engel zu l. H. 15, 162, es l–d dazu machen, erheben etc.
e) (s. c und d): Das Band (s. d. 5d) der Zunge l:; Die Zunge l., z. B. einem Kind, einem Vogel, der sprechen lernen soll, indem man das Zungenband durchschneidet, ferner allgem.: Wie ist dir .. die Zunge gelöst, die schon dir im Munde | lange Jahre gestockt und nur sich dürftig bewegte! G. 5, 45; Indem du mir | in diesem Augenblick die Zunge lösest [mich reden heißest]. 13, 231; Endlich löst die Nothdurft mir die Zunge. Sch. 453a etc.
f) (s. c und d) Einen Bann (s. d.), Jemand aus dem Bann l.; Der Heimlichkeit urmächt’gen Bann | kann nur die Hand der Einsicht l. Novalis 1, 69; Den durch Zauberei gebannten oder gestellten Dieb l., frei lassen oder machen, ähnlich: Daß sich die Ziege „verstellt“ . ., wo sie sich weder vornoch rückwärts mehr getraut, bis der Geißbub sie entdeckt und zu „l.“ sucht. Tschudi Th. 601 etc.
g) (s. d) Etwas Starres, Festes l., häufiger auf-l., es zergehn machen, schmelzen, wobei es als das Feste, Starre wenigstens verschwindet, aufhört: Salz in Wasser l., Gold in Königswasser, Zinn in Salzsäure l. (s. d). Karmarsch 2, 189; refl.: Salz löst sich im Wasser auf etc. (vgl. über die Rektion des „in“ die Anm. zu „aufgehn“ und verlieren): Der starre Schmerz löst sich in milde Thränen [wird zu Thränen], in milden Thränen [schwindet allmählich dem Weinenden]; Stöhnte Gebete unter dem Alp; aber der Alp löste sich (vgl. f). Alexis H. 1, 1, 90; Dies Angstgefühl, ich hoffe, wird sich l. G. 13, 308; Ich löse | die neu erregten Zweifel deiner Brust (s. i). 123; Das Rohe zu mildern, das Wilde zu besänftigen, das Strenge zu l. 33, 10; Was löst diese Dissonanzen in einen reinen Accord? Gutzkow R. 8, 479; Alle ehrgeizigen Gedanken lösten sich [schwanden hin] in dieser weichen, balsamischen Luft. KönigKl. 2, 5; In milder Wehmuth wird der Schmerz sich l. Sch. 514a; Jede Kraft in meinem Busen | l. sie in weich em Schmerz, | schmelzen sie in Wehmuthsthränen. 474b; Kalkgestein, im thönernen Ofen gelöset [gebrannt]. V. Ov. 2, 14; So konnten sich die Härten l., die Schroffheiten glätten. Waldau (D Museum 1, 2, 137); Die Widersprüche l. (s. l). ausgleichen, aufheben etc.
h) (s. a) Das Siegel l., z. B. von einem Brief, ihn öffnen; Mächtig lösten wir der Dinge Siegel [gelangten zu den verschloßnen, zur Einsicht des Verborgnen], | zu der Wahrheit lichtem Sonnenhügel | schwang sich unser Flügel. Sch. 3b etc., auch: Ich löste die Siegel des Genusses [ich gab mich dem Genuß hin]. Rückert Mak. 1, 91 etc.
i) (s. a) Einen Knoten (s. d.) l., ihn aufmachen, so daß er verschwindet, nicht mehr da ist, vgl. k etc.: Er rühmt sich zweier Flammen [Liebschaften]! knüpft und löst | die Knoten hin und wieder! G. 13, 174; Die Knoten vieler Worte löst das Schwert | gar leicht und schnell. 181; 194; Daß er den Knoten löse, den wir verworren haben. Klinger Giaf. 544; Wie sich | der Knoten, der so oft mir bange machte, | nun von sich selber löset! L. Nath. 5, 4; Dieser Schicksalsknoten ist dir vorgelegt, | löse mild und hau ihn streng entzwei nicht. Rückert Mak. 1, 69 etc. k) (s. a und i) Etwas Verwickeltes, Verwirrtes, Verworrnes, Verwirrendes, eine Verwirrung l., entwirren, so daß die Verwirrung gehoben ist, verschwindet: O könnt’ ich ihm noch eine Botschaft bringen, | die Alles löste, was uns jetzt verwirrt. G. 13, 60; [Ich] verwirrte unklug, was du l. wolltest. 128; Das Verworrene zu l., das Entworrene zu genießen. 18, 237; Die Wirrnisse, die von oben kommen, werden alsdann auch dort oben ruhig gelöst worden sein. Heine Lut. 1, 201; Wie sich’s auch entwirren mag und l. Sch. 483a etc. l) übertr. zu i und k: Eine Schwierigkeit l., überwinden; Eine (schwierige) Aufgabe, ein Problem, eine Frage, ein Räthsel l., beantworten; Das Räthsel löst sich sehr einfach, es bleibt nichts zu Enträthselndes etc.; Könnt ihr mir diese drei Fragen nicht l., | so seid ihr die längste Zeit Abt hier gewesen. B. 66b; Das Räthsel lös’ ich. Cham. 6, 247; 26, 212; Welche das Räthsel, wohinter die Natur sich verbirgt, mehr zu verwickeln, als zu l. scheint. 31, 59; Rückert Mak. 1, 98 etc. m) (s. b) Den gespannten Bogen, die Sehne des Bogens l., losschießen, auch übertr. auf Feuergewehre, vgl. losbrennen: War auf dem Punkt, sein Gewehr auf mich zu l. Kosegarten Rh. 3, 191; Ich lösete das Pistol auf Einen. L. 1, 307; Olearius Reis. 277a; Wir löseten unsere Röhren auf sie. Man- Sanders, deutsches Wörterb. II. deslo 72b etc., heute bes. vom groben Geschütz: Man lösete die Kanonen. Forster Ans. 2, 60 etc. n) weidm.: Sich l., und ohne Obj.: l. (auch ohne Uml.), von 4füßigen Thieren sich der Exkremente entledigen, ihrer loswerden, vgl. o. Dazu: Losung (s. d. 1c) und Gelos. o) Wasser l., es durch Kanäle (Abzüchte, Lösungen, Losungen) fortschaffen und so: Bergb. etc.: L., losen, durch gewisse Vorrichtungen (Lösungen, Losungen) sich der schlechten Luft oder des Wassers aus den Gruben entledigen, vgl. n; auch: In Beziehung auf die Wasserhaltung werden 2 Arten von Kohlenablagerungen unterschieden:
1) Kohlen, welche mit einem Stollen gelöst werden können;
2) Kohlen, bei denen Dies nicht angeht. Wenn ein Kohlenlager ganz oder theilweise so über dem Niveau des Meeres oder eines benachbarten Flusses gelegen ist, daß ein Stollen ohne unverhältnismäßig großen Kostenaufwand bis in die Kohlen getrieben werden kann, so wird von allen den Kohlen, welche oberhalb der Ebene liegen, in welcher der Stollen die Kohlen durchschneidet, gesagt, sie seien „gelöst“; wenn dagegen die Wasser eines Kohlenfeldes, wennschon es über dem Niveau des Meeres liegt, wegen zu großer Kosten nicht mittelst eines Stollens abgeleitet werden können, sondern durch Maschinen gewältigt werden müssen, so wird ein solches Kohlenfeld „nicht gelöst“ genannt. Karmarsch 3, 383 (s. 4b). p) Schiff.: s. Löschen II. g) (s. d) Personen oder Ggstde aus Jemandes Besitz oder Gewalt oder seinem Anrecht darauf durch eine ihn dafür befriedigende Leistung los oder frei machen, so daß man es zu eigen bekommt, darüber schalten kann etc., s. aus-, einl. und vgl. das allgemeinere er-l.: Wenn dein Bruder verarmet und verkäuft dir seine Habe und sein nähester Freund kommt zu ihm, daß er’s löse. .. Wenn aber Jemand keinen Löser hat und kann mit seiner Hand soviel zuwegen bringen, daß er’s ein Theil löse etc. 3. Mos. 25, 25 ff.; 27, 13 ff.; Die Erstgeburt vom Esel sollst du l. mit einem Schaf etc. 2, 13, 13 ff.; Gefangne l., mit Lösegeld; Ein Pfand l., durch Geld oder z. B. beim Pfänderspiel durch eine dafür bestimmte Leistung, einen Kuß etc.; Sein Versprechen l., durch Erfüllung desselben; Sich l., sich von einer Verbindlichkeit durch eine entsprechende Leistung frei machen; An der Kasse ein Billett zum Theater l., es durch Bezahlung des dafür bestimmten Preises erwerben, sich zu eigen machen etc.; So hatte .. dieser Veteran unter Deutschlands Botanikern durch die Theilnahme an der wetterauischen Flora schon längst seinen Meisterbrief gelöst [erworben]. G. 26, 300; Meine Ehre steht zum Pfande, aber ich will sie l. Leisewitz Jul. 13; Der Verkäufer [der Rente] behielt sich den Wiederkauf bevor, damit er sich doch endlich von seiner Schuld wieder befreien könnte. Der Käufer hingegen konnte nicht l. Möser Ph. 4, 260 (s. Löse 1); Daß sofort jedes Kapital, wenn es gelöset wird, bezahlet werden solle. 2, 101; Als die Stadt von Lütfried Mötteli die Forsteck an sich löste. JvMüller 24, 278; Mit reichem Golde löst er den geliebten Sohn, | wenn er mich im Frankenlager lebend noch vernimmt. Sch. 464a; Versetzte Pfande zu l. Schweinichen 2, 271; Sobald die [versetzten] Kammergüter von Ihr. Fürstl. Gn. wiedergelöst werden sollten. 1, 371; Hatt’ er nicht Geld, so nahm er auf und „loßt“ es darnach zu guten Jahren wieder. Von Herr Rollen von Bonstetten „loßt“ er das Kirchenlehen zum Wildenhaus. Stumpf 378b; Abt Ulrich hat .. von Burkharten Schencken die 3 Vogteien .. an sein Kloster „gelößt“ .., welche Kaiser Karol der 4. verpfändt hat .. und Burkhart Schenck da dannen gelößt hat, doch dem Reich sein „Losung“ vorbehalten. 376b; Begehrte Erzherzog Ferdinand . ., daß sie ihm etlich versetzte Städt .. wieder-zu-l. geben, ward ihm aber abgeschlagen, aus Grund, daß sie ihnen ohne Vorbehaltung einiger Wiederlösung wären zugestellt worden. 765a; Nicht unwürdige Lösung mir bracht er .. Dein Sohn ist jetzo gelöst. V. Il. 24, 599; Zinkgräf 1, 280. r) (s. q) Ein Kaufmann löst Geld, nimmt es für dahingegebne Waare ein; Wenn die Narren zu Markt gehn, l. die Krämer Geld. Sprchw.; Ich habe heute noch Nichts, nur Wenig, viel Geld gelöst; Das erste Geld, das ich heut löse; So bekam eine Obsthändlerin daselbst manchen schönen Batzen von ihm zu l. Hebel 3, 81 etc., s. Erlös und er-l. 2. Verallgemeinert auch: Prügel, eine Tracht Schläge, eine Ohrfeige l., verdientermaßen bekommen. Dazu (s. die Bedd. von 1): 2) das verneinte Partic., z. B.: Ein ewig un- gelöstes Räthsel (1l). Cham. 4, 187; Die Aufgabe ist noch ungelöst (11); Entsanken den Armen .. von selbst ungelöset die Fesseln (1c). V.; Ein ungelöstes Versprechen (1q) etc.
3) Löser, s. z. B. 1q das erste Bsp.; Sie, die Löserin der Schmerzen (1g). H.; Da du ein heil’ger Mann, ein Beicht’ger bist, | ein Sündenlöser. Schlegel Sh. 1, 101 (s. 1d: Matth. 16, 19 etc.)
4) Lösung, f.; –en, auch in einzelnen Fällen mit der Nebenform Losung (s. d. und vgl. 1q): Die Lösung des Bands (1c), der Fessel (Forster Br. 1, 247), des Knotens (1i G. 18, 261), des Räthsels (1l), der Aufgabe, des Geschützes (1m Schlegel Heinr. 4, 1, 1, 1), der Kanonen (W. 33, 115), des Pfandes (1q), des Versprechens etc.; Unter allen Lösungen dieser mathematischen Aufgabe ist dies die eleganteste; Die leichteste Zweifel-L. CFBahrdt 3, 71 etc.; Die Lösung (1r) der Krämer auf dem Markt ist gering (s. Erlös und Losung); Lösung [mich von den Banden zu l.] gebot ich den Freunden. V. Od. 12, 193; [Ich komm] ihn zu erkaufen von dir und bring’ unendliche Lösung (1q Lösegeld). Il. 24, 502; 555; 3. Mos. 25, 52u. o. Auch:
a) (s. 1g): Ein Theil Gold wird in Königswasser gelöst und die erhaltene möglichst neutrale Lösung mit 360 Theilen Wasser verdünnt. Ferner löst man Zinn in Salzsäure und fügt zu dieser Lösung so lange eine Auflösung von Eisenchlorid. Karmarsch 2, 189; Beide Lösungen . ., die Zinnlösung mitjener Goldlösung. ebd. u. o.
b) (s. 1o) Dies ist ein sehr nützliches Werk für die innere Schiffahrt und Wasserlösung. Niebuhr Nachg. 195 und oft ohne Uml., nam. Bergb.: Wenn ein Stollen sowohl zur Wasserlosung als auch zur Kohlenförderung dienen soll. Karmarsch 3, 384; 1, 174; Unter Wetter versteht der Bergmann die in den Gruben befindliche oft mit der ungesunden irrespirablen oder brennbaren Gas- arten gemischte Luft, unter Wetterlosung das Verfahren, durch Cirkulation die dem Bergmann schädliche Luft wieder möglichst rein zu machen. . . Mittel der Wetterlosung .. bestehen in der Anlage von Wetterthüren, Wetterlutten, Wetteröfen, Wettersaugern und Wetterbläsern. .. Der sogenannte Harzer Wettersatz etc. ebd. So auch: Windlösung etc. und Nbnf.: Löse.
c) Der sogenannte Äußerproceß, welcher in Hamburg die Entsetzung oder Rettung, im Oldenburgischen die Lösung genannt wird. Möser Ph. 4, 267.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) Etwas lösen, so daß das früher Haftende, ab, getrennt ist, los-l. vgl. Mendelssohn 4, 1, 36: Die Zunge lösen, ein brandiges Glied a.; Löste er das Beiblatt [der Zeitung] ab. Auerbach Leb. 1, 105; Die abgelösten Schalen. Burmeister gB. 2, 271; Jene Vollendung der Menschheit, die sich von der Sinnenwelt nicht losgerissen, sondern abgelöst fühlt. Fichte 8, 296; [Die Wolke] löst sich langsam nicht zerstiebend, von mir ab. G. 12, 227; Die Flotte löset sich vom Hafen ab. 13, 341; Vier Polen begegnen ihm .., einer löst sich ab, geht an ihm vorbei. 27, 245; Das Wort muß sich a., es muß sich ver- einzeln, um Etwas zu sagen. 22, 81; Ein abgelöster Armstümmel. Hebel 3, 298; Die Finsternisse wichen von seinen Augen, indem sich .. glänzende Lichtflächen von den Äpfeln abtrennten. Immermann M. 3, 159; 149; Weil er dem Glauben seiner Jugend nicht mit ruhiger Wahl entsagt, weil er nicht gewartet hatte, bis seine reife, gereinigte Vernunft sich gemächlich davon abgelöst hatte, weil er ihm als Flüchtling entsprungen war. Sch. 73, 4; Einzusteigen und abzulösen die Seile. V. Od. 11, 637; 12, 145 etc.
a) Weidm.: A. ist zerschneiden, bei Zerlegen eines Wildes. Laube Brev. 234 etc.
b) Bergb.: Ein Gang, ein Gestein löst sich ab, trennt sich, sondert sich ab, durch eine Kluft oder etwas diese Ausfüllendes (die „Ablösung“, s. c).
c) dazu: Die Ablösung eines Theils vom Ganzen; Amputationen und Ablösungen brandiger Glieder etc., auch (s. b) Bergb.: An manchen Ablösungen gewahrte man Schwefelkies. G. 40, 217; Wo frische Brüche und Ablösungen an den Felswänden stattgefunden haben. Kohl A. 3, 234, auch ohne Uml.: Wagrechte, etwas in die Tiefe streichende Ablosungen. Forster Ans. 3, 162, s. Besteg.
2) s. 1 und [1q] durch eine Leistung als Ersatz sich von einer Verpflichtung los und sie aufhören machen: Frohnden, Servituten, die Jagdgerechtigkeit a.; Die Sporteln a. und fixieren; Die Ablösung der Frohnden, des Robots etc.; Ablösungsgesetz. Klencke Gsp. 1, 19; Die Ablösungssumme oder die Ablösung, mundartl. auch: Aloys gab die Kunkel frei und als Ablosung gab ihm das Marannele einen 22 rechtschaffenen Kuß. Auerbach D. 1, 11 etc.
3) (s. 2) Einen a., in Bezug auf gewisse Leistungen nach einer Zeit in Dessen Stelle treten, so daß er frei wird: Einen in der Arbeit, im Wachen, im Dienst, Schreiben, Vorlesen etc. a.; Einander oder sich, sich mit oder gw. unter einander a.; Eine Wache, die Schildwache, den Posten a.; „Wer hat die Wache an den Thoren?“ Tiefenbach. | Laß Tiefenbach a. unverzüglich | und Terzky’s Grenadiere aufziehn. Sch. 377b; 378b; auch ohne Obj. G. 20, 111 etc.; Die Nachtarbeiter lösten sich ab. Gutzkow R. 4, 295; Wenn er müde worden, | wer auf Erden löst ihn ab? Rückert Erb. 79; Ein Herkules, der ruhen muß, | giebt wenig Trost und ein Antonius, | der nur die Zähne weist, ist Jenen abzulösen, | nicht das geschickteste der Wesen. W. 12, 32 etc., auch zuw. von Sachen: Leid und Freud’ lösen einander im Leben ab, so (Deichb.): Ein abgelöster Deich, wovor ein neuer weiter hinaus angelegt ist, Schlafdeich etc. und (mundartl.): Entzücken löst mit Wehmuth ab. Haller 180, gew.: löst sich etc. Dazu:
a) Noch stand unser Musketier unabgelöst im Felde. Hebel 3, 306 etc.
b) Die Ablösung, sowohl das A., z. B.: Also ersuchte er nach der Ablösung den Unterofficier. Hebel 3, 165; Dank für die Ablösung. Schlegel Haml. 1, 1 etc., als auch: die a–de Mannschaft: Daß ich den Feind verhinderte, seine Ablösungen durch den Porton .. zu führen. G. 28, 81; Das Rufen der Wachen und Ablösungen. Gutzkow R. 5, 413; Höfer V. 120 etc.
4) (vralt.) s. 2 st. ein-l.: Ein Pfand, etwas Verpfändetes a.; Einen Bericht, ein Urtheil a., beim Gericht, durch Bezahlen der Gebühren die Einhändigung erlangen.
5) veraltend [1]: Das Geschütz, die Kanonen a., abschießen. Āūf-: Etwas lösen, so daß es auf-, aus einander geht, sich öffnet, sich zertheilt, aufgehoben ist etc.: 1) [1a] Etwas Verbundnes, Bindendes, Verschlungnes, Zusammengeflochtnes, Verwirrtes etc. a.; Das Band [1c] (Hiob 38, 31), die Bande (39, 5) oder Fesseln, den Gurt (Bar. 6, 44), die Riemen der Schuhe (Luk. 3, 16), die Schuhe (Ap. 13, 25), das Knieband (W. 11, 241), die Schnürbrust, das (zusammengeflochtene) Haar (Sch. 53a; W. 11, 240), das Siegel des Briefs (G. 18, 254) a. etc. Veralt.: Einen Gebundnen (st. seine Bande) a. Off. 9, 14; Schaidenreißer 51b etc., ebenso: Die Zunge [1e] a. etc. Voltaire hatte die alten Bande der Menschheit aufgelöst. G. 25, 157 etc.; Der Faden seines Schicksals hatte sich so sonderbar verworren, er wünschte die seltsamen Knoten [1a] aufgelöst oder zerschnitten. 16, 289; Alle sieben Weisen .. hätten den Knoten nicht besser a. können als ihn Schah Baham zerhieb. W. 13, 130; 20, 103 etc.; Gewisse Verwicklungen schlichten und bedenkliche Verknüpfungen a. G. 19, 54; Diese Zustände zu entwirren, aufzulösen, zu verknüpfen. 15, 293 etc.; Den Zauberbann [1f], wer wagt ihn aufzulösen? 13, 316; Den Bann, der auf unserer Liebe liege, aufzulösen. W. 19, 203; Die Bezaubrung a. Luc. 4, 245 etc.; Räthsel [1l, Weish. 8, 7; G. 39, 118; 453; Sch. 584a], ein Problem (1030b; G. 39, 164; 297) a.; Fragen, deren Auflösung gar nicht einmal möglich ist oder welche sich wenigstens nicht anders als durch einen kühnen Schnitt a. lassen. W. 7, 179 u. ä. m.; Löst die Erinnerung des gleichen Schicksals | nicht ein verschloßnes Herz zum Mitleid auf? (öffnet es, vgl. 3, schmelzend). G. 13, 76. Auch refl. 2) [1b] Der Schlaf löst die Glieder auf, z. B.: Jedes ihrer Glieder lag gefällig | aufgelöst vom süßen Götterbalsam | . .. Aufgelöst sind diese Zauberbande (s. 1) | deiner Arme, die mich sonst umschlingen. G. 2, 81; Schlummer . ., der .. die Glieder | sanft auflöst. V. Od. 20, 57; 23, 343 etc., vgl.: Hat das Entzücken .. | das Mark in meinen Gliedern aufgelöst? | Es sinken meine Kniee. G. 13, 113 etc. 3) Etwas Zusammengesetztes (in seine Theile) a., so daß die Zusammensetzung aufhört und nur die Theile bleiben; Etwas Bestehndes a., so daß dessen Bestand aufhört; Ein Gesetz a.; Das Ministerium, das Parlament, die Kammern, eine Ver-