Lied
II. Līēd, n., –(e)s; –er; –chen, lein, Mz.:
–erchen, erlein; –es-, –er-: ein gesungnes Gedicht, dann auch einerseits: ein für den Gesang bestimmtes oder geeignetes Gedicht, andrerseits: eine Tonweise, Melodie, insofern ihr ein gedanklicher Inhalt zu Grunde liegt oder ihr unterzulegen ist oder damit verbunden gedacht wird, z. B.: Auf der Kulturstufe, wo Sänger und Dichter noch ungetrennt in einer Person vereinigt sind, ist jedes Gedicht auch ein L. und aus dieser Periode hat man z. B. epische L–er, wie im Deutschen das Nibelungen-L. und noch bei den Serben die Helden-L–er, welche die meistens blinden Sänger zur Gusla vortragen; wo aber die Dichtkunst selbständig geworden, versteht man unter L. gw. nur den kurzen lyrischen Erguß eines bewegten Gemüthes in der einfachen, dem Tone jener ältern L–er gleichen oder sich nähernden Weise, wodurch das L. sich von der kunstvolleren Ode, dem Hymnus etc. unterscheidet, obgleich in etwas weitrem Sinne auch wohl jedes lyrische Gedicht ein L. genannt wird. Wie nun solche L–er in Musik gesetzt werden, so haben umgekehrt, wenn auch seltner, manche Komponisten, z. B. F. Mendelssohn-Bartholdy „„L–er ohne Worte“ geschrieben, gleichsam Tonweisen, denen ein Dichter die Worte unterlegen könnte, wie man ganz gw. selbst den Gesang von Thieren ein L. nennt, nam. insofern er dem Hörer der Ausdruck eines best. Gefühls scheint, z. B.: das klagende L. der Nachtigall; des Hänflings muntres L.; das eintönige L. der Grille etc.; Ein L. singen, spielen, pfeifen, vor sich hinbrummen, summen; Geistliche, weltliche L–er; Bürger’s L. vom braven Mann; Schiller’s L. an die Freude; Ein L., im Freien zu singen; Das hohe [s. Anm. u. hoch 2a] L.; Das L. der L–er [das vorzüglichste etc.]; Singet ein L. von Zion! 137, 3; Da sang Mose und die Kinder Jsrael dies L. dem Herrn. 2. 15, 1; Ich will .. alle eure L–er in Wehklagen verwandeln. 8, 3; 10; Der Herr .. wird singen ein L., wie die Weintreter, über alle Einwohner des Landes, deß Hall erschallen wird bis an der Welt Ende. 25, 30; 48, 33 etc.; Hagedorn’s L. ist nicht das echte deutsche L., welches erst Goethe wieder erweckt hat, es ist nur chanson, es spielt nur mit den Gegenständen, es ergeht sich in Gegensätzen und Witzspielen und vor Allem ist es voll von Refrains, welche dadurch, daß sie immer wieder passend sind, den Verstand angenehm beschäftigen, — Alles Reize, welche das deutsche L., in welchem nur das Gemüth seinen Ausdruck sucht verschmähen kann. 125; Das L. des Kriegs soll durch die Berge gellen. 1, 429; Sie [die Revolution] singt ein L. . ., | daß euch das Herz, das feige Herz, das falsche Herz im Leibe bebt! | kein Klage-L! kein Thränen-L.! kein Lied um Jeden, der schon fiel! | noch minder gar ein L. des Hohns auf das verworfne Zwischenspiel | . .. Nein, was sie singt ... | ist Sieges-L., Triumphes-L., L. von der Zukunft großem Tag etc. Pol. 2, 7 ff.; Liebchen kommen diese L–er | jemals wieder dir zur Hand, | ... nur nicht lesen! immer singen, | und ein jedes Blatt ist dein. 1, 83; Selbst Philomele, die L–er- Göttin, | muß deinem [der Lerche] langen Gesange weichen. | Denn, ach, der Liebe, der Sehnsucht Klagen | in Philomelens Gesang ersterben; | das L. der Andacht, der Ton der Freude,| das L. des Fleißes hat langen Frühling. 15, 11; Nach Schwanes [s. d. und Schwanen-L.] Art | aufsingend ihrer Todesweise letztes L. 3, 83; Ihre ganze Seele war ein zartes L. geworden, ein einfacher Ausdruck der Wehmuth und Sehnsucht. 1, 28; So sind Heine’s meiste Gedichte nicht eigentliche L–er, im angenommenen Sinne des Worts, Poesien, in welchen eine Empfindung sich rein und ruhig ausspricht und voll austönt. 1, 1, 182); Jenen [hohen lyrischen Dichtern] ward bloß geistiger Reiz, des L–chens | leichter Takt nicht etc. 2, 194; Es war ihr L. echten Gefühlen geweiht 2, 232; Siegesthaten lebten in dem L. 23b; Ihm schenkte des Gesanges Gabe, | der L–er süßen Mund Apoll. 57b; In dem Hain erwachen L–er. 54a; Die Lerche .. singt ihr krauses L. mir für. 3, 50; Es wandelt Dieser mit dem Gesang eines L–es. Nachts. 218; L–er sind wir nur, Romanzen, | Alles nur von leichtem Schlag, | wie man’s singen oder tanzen, | pfeifen oder klimpern mag. VII; Ist denn im Schwabenlande verschollen aller Sang? | .. Man lispelt leichte L–chen etc. 411; Du kannst ja solche hübsche Liederchen auf dein Mädchen. Kom. Op. 3, 172 etc., s. z. B. noch. 3, 252 ff. und Abhandlungen von den L–ern der alten Griechen. 3, 199 ff. — Danach auch zuw. = Ggstd. des L–es, das Besungne, z. B.: Sie ist . . . | sein Denken, sein Gebet, sein Traum, sein L. Ros. 49 etc. und (vgl. Gassen-Spott-L. etc.): Ich bin ein Spott alle meinem Volk und täglich ihr L–lin. 3, 14; 33, 32 etc. Ferner sprchw.: Weß Brot ich esse, Deß L. ich singe, auf Dessen Seite stehe ich, für Den nehm’ ich Partei etc.; Immer das alte, dasselbe L., vgl.: die alte Leier (s. d. 1b), Litanei, Geschichte etc., z. B.: Ein abgedroschnes, altes L.; Da alle meine Widersacher fast immer einerlei L–lein mir vorgeleiert haben. 175b; Nichtswürdig Alle, — stets dasselbe L.! 5, 1, 26); Hier fang’ ich mein altes L. wieder an, das ich ewig anstimmen werde etc. 14, 95; 39, 360; Die immer .. ihr altes L–chen singt. 11, 15; Der wird nun aufs alte L. kommen [in die alten Streiche zurückfallen]. Schmj. 29; Es ist kein neu L., das er hält [die von ihm vorgetragne Ansicht ist nicht neu]. 1, 148a; Das ist das alte gemeine täglich L–lin, daß Keiner siehet, wo den Andern der Schuh drückt. 5, 183a; Sein L. war beständig. On ne vit qu’a Paris [Nur in Paris lebt man]. Ph. 2, 82; 5, 95; Wenn ihr nichts Anderes wisst, als das alte L.; so ist unsere Unterredung zu Ende. Hön. 175; Das alte L.! einmal für allemal! Nichts mehr von diesem thörichten Verdacht. 378a; So stimmt er schon sein altes L–chen an: | Wo bleibt mein Zaum? 11, 97 etc., vgl.: In Monatsfrist .. andere L–er! 5, 134 [soll’s anders lauten]; Lieber Leser, gehörst du vielleicht zu jenen frommen Vögeln, die da einstimmen in das L. von Byron’scher Zerrissenheit, das mir schon seit 10 Jahren in allen Weisen vorgepfiffen und vorgezwitschert wird? Reis. 3, 249; Da die Weiber, die am schlimmsten über diesen Punkt .. klagten, ihr L. darüber anders anstimmten [sich anders darüber äußerten]. 4, 248; 16 etc.; auch: Ich will ihnen dafür ein ander L–lin singen. 8, 214b, vgl.: aus einem andern Ton mit ihnen sprechen, ihnen anders aufspielen etc. Ferner: Das ist das Ende (s. d. 2f) vom L–e. Gal. 3, 1; U. 2, 59; Am Ende vom L. [zuletzt] habe man Nichts mehr etc. Sch. 231; Das ist immer das Ende vom immer neuen L., wenn etc. [Darauf läuft es immer wieder hinaus]. 3, 423. Ferner: Ein L. 6, 51; 17, 107; 22, 144 etc.), von Etwas singen können, ein L–chen Schmj. 183), L–lein Sch. 135) von Etwas zu singen wissen, aus selbst gemachter schlimmer Erfahrung davon mitreden können etc.; Das L. wollte meiner Stimme zu hoch werden. SW. 26, 53, ich konnte die Sache nicht durchführen.
Anm. Ahd. liod, mhd. liet, eine Gesangstrophe (welche Bed. noch durchschimmert in dem sprchw.: Jmmer dasselbe L. etc.), so daß urspr. die Mz. unsrer Ez. entspricht, vgl. goth. liuthon, singen. Vrkl. bei L–lin (s. o.); in der Volksspr.: L–el. Jun. 48. Selten doppelt vrkl.: Empfindende Liedleinchen. Lind. 4, 333; Mz. auch L–erchen, z. B.: Lieb. 7; 3, 145; 2, 63; Ar. 3, 318; Ländl. 1, 129 etc. In der oft als ein Wort geschriebnen Verbind.: „Das hohe L.“ werden doch beide Wörter (vgl.: Der Hohepriester, die Langeweile etc.) abgewandelt: Eine Übersetzung des Hohenlieds etc.; ugw.: Des Hohe-L–s. R. 7, 112 etc.
Zsstzg., vgl. die von Gedicht, Gesang etc., unerschöpflich, z. B. nach den Singenden, nach dem Inhalt oder dem Gefühl, dessen Ausdruck das L. ist, nach der es veranlassenden Gelegenheit, nach der Zeit, dem Ort etc.; leicht zu mehren und zu verstehn nach den folgenden: Umhallt vom Abend-L–e der Nachtigall. B. 26b; Jägers (G. 1, 79), Künstlers (2, 178), Abend-L.; [Wird das Gedicht] ein Abend-L. oder ein Morgen-L.? L. 1, 291; Nur dein Abend-L., o Grille, | tönt. Matthisson 9. — Abendmals-L. — Abschieds-L. Ausw. d. Lied. 325; H. 8, 131. — Das Ächze-L. Zelter 1, 398 (vgl. G. 1, 113 „Das Ächzen und das Krächzen | hast du heut Du haut schon abgethan“). — Advents-L. [für die Adventszeit]. — Amazonen-L–er v. ChFWeiße. — „Die Verderblichkeit einer Lehre, — Das ist das alte Ammen-L., womit man alte Kinder in den Schlaf zu lullen sucht. Börne 2, 27, s. Wiegen-L. — Die meisten Brautlieder solcher Nationen sind Aufmunterungs-, Trost- und halbe Trauer-L–er. H. Ph. 4, 175; Bänkelsänger-L. Sch. 109a. — Barden-L. G. 22, 107. — Das ist das Bauer-L–lin [das alte L.], das alle Geizwänste singen. Luther 5, 413b. — Begräbnis-L. V. 4, 77. — Des Knaben Berg-L. Uhland 27; Körner 39b. = Bergmanns-L. — Bettel-L. W. Luc. 3, 359. — Bier-L., s. Trink-L. — Blumen-L. Hölty 152. — Das geht wahrhaftig übers Bohnen-L. [s. Bohne 3], von dem bekanntlich 999 Verse existieren. Lubojatzky Ams. 125. — Boten-L–er nannte man die, in welchen Boten eingeführt wurden, die den Frauen Mittheilungen von den Rittern brachten. — Branntwein-L., s. Trink-L. — Komm, Küster, hier! komm mit dem Chor | und gurgle mir das Braut- L. vor. B. 14b. — Buhl-L–er und fleischliche Gesänge. Luther 8, 356a. — Der Heilige girrt Buhler- L–er. Hagedorn 3, 189. — Bundes-L. Auswahl der Lied. 3; 13; 25; G. 1, 95. — Burschen-L. (s. Studenten-L.). Vollmann 305. — Buß-L. L. 1, 291; V. 4, 167; s. Bußpsalm. — Reger Bienen Chor-L. B. 3b. — Dank-L. B. 12a. — Donner-L., von donnerndem Klang oder beim Gewitter zu singen, Wetter-L. — Dorf-L., wie es auf Dörfern gesungen wird, s. Stadt- L. — Drescher-L. V. 3, 137. — Ehren-L. JESchlegel 1, 374. — Einweihungs-L. Ausw. d. Lied. 186, s. Weihe-L. — Eis-L., beim Eislauf zu singen. — En- gels-L., s. Himmels-L. — Ernte-L. Hölty 28. — Faunen-L. Matthisson 156. — Feier-L. CRudolphi NGd. 16. — Feld-L. V. 4, 3, auf freiem Feld zu singen; auch: im Feld zu singen, Kriegs-L., vgl. Feldjäger- L. B. 112b. — Fest-L–er für Siegestage. Ausw. d. L. 120; 107 etc., und z. B. nach den verschied. Festen: Geburtstags-, Hochzeits-, Neujahrs-, Oster-, Pfingst-, Weihnachts-L. etc. — Fischer-L. Salis 76. — Frauen-L. So nennt man die kleinern Gedichte der Serben, weil viele, besonders die Liebes-L–er von Mädchen und Frauen gedichtet sind. Gerhard W. 2, 221. — Freiheits-L. für Schweizer. Matthisson A. 7, 51. — Gesellschafts-, Tisch-, Trink-, Freimurer-L–er. G. 31, 435. — Die Freuden-L–er und die Trauer-L–er. Hagedorn 3, 253. — Friedens-L., Ggstz. Kriegs-L. — [Der Vogel,]der munter | sein Früh-L. singt. Matthisson A. 8, 155. — Frühlings-L–er. Uhland 49. — Der Musen L. wird Furien- L. Freiligrath SW. 5, 8. — Die Garten- und Rosen- L–erchen. H. R. 7, 44. — Gärtner-L., s. Gewerks- L. — Die Zeus zur Schmach auf immerdar ersah, | ein Gassen-L. der Afterwelt zu sein. B. 173a; Wo ich Euch nicht Alle in Gassen-Ler bringe. Schlegel Heinr. IV. 1, 2, 2; W. 14, 191, s. Gassenhauer. — Alphabetische Ge- dächtnis-L–er [zum Auswendiglernen]. H. R. 7, 169. — Nach diesem Allen seh ich mich doch genöthigt, ein Ge- gen-L. von dem Lobe anzustimmen. Heinse A. 2, 30 (s. Palinodie), es zu widerrufen etc.; Wiewohl das Lied mit einer ungestümen Beschwörungsformel mich auffordert, ein Gegen-L. [vgl. Gegenlob etc.] zu singen. Platen 7, 79. — Gesang, | der wie ein Geister-L. das Ohr umschwebt. G. 8, 90. — P. Gerhard’s L–er sind nicht Gelegenheits- L–er, die nur auf einen Fall passen, nicht vage Gemeinplätze, die auf alle Fälle sich schicken, sondern sie geben der Besonderheit den Werth der Allgemeinheit. Gervinus Lit. 3, 365. — Die deutschen Gesellschafts-L–er des 16. und 17. Jahrhunderts. Hoffmann v. Fallersleben. — Die Insignien der Geusen getragen, Geusen-L–er gesungen. Sch. 858b. — Jagd-, Zunft- und Gewerks-L–er. Kretzschmer V. 2, 2, so Bergmanns-, Fischer-, Gärtner-, Hirten-, Jäger-, Weber-L. etc. — Mischt sich in ein Grab-L. Festestoben. Freiligrath SW. 5, 12, s. Begräbnis-, Leichen-, Todten-L., auch dumpf, jämmerlich tönendes L.: Schakal, der unter den Steinhaufen des Alterthums sein wildes Grab-L. heult. Hölderlin H. 1, 8. — Sammlungen, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter den Titeln Gras liedlein, Gassenhauer, Reuterliedlein im Notendruck herauskamen. Uhland V. 979. — Bei frühem Hahnen-L–e. Haug. — Handwerks-L–er, s. Gewerks-L. — Haupt-L., z. B. das vor der Predigt gesungne, als das hauptsächliche. — Haus-L., im Haus gesungen. — Kriegs- und Helden- L–er. Ausw. d. Lied. 3; 90; Gerhard W. 2, 220. — Herbst- L. Salis 57. — Heu-L., beim Heuen zu singen. — Hexen-L. Hölty 140. — O tönet fort, ihr süßen HimmelsL–er. G. 11, 34, s. Engels-L. — Zwo unterschiedene Arten von Hirten-L–ern: diejenigen, welche sie selber singen und die, welche man zur Nachahmung macht. Hagedorn 3, 254. — Unsres Volks Geschichte, | Das war das Hoch-L., das der Hochwald sang. Freiligrath Garb. 102; V. Th. 17, 8; Ar. 1, 185 etc., s. Hymne. — Unter einem Wuste alter Leichen- und Hochzeits-L–er. L. 8, 263; G. 1, 156; Hagedorn 3, 252; 272 etc., s. Braut-L. — Hohn- L., s. Spott-L. — Hummel-L. B. 89a, mit dem Anfang: Die Buben sind den Hummeln gleich etc. — Huren- L. — Jagd-L. G. 4, 11. — Jäger-L. Ausw. d. Lied. 62; Uhland 44 etc., s. auch Feldjäger-L. — Jakobs-L. Uhland V. 798, L. der Jakobspilger, vgl. Michaels-L. 807 etc. — Jahrmarkts-L., wie es auf Jahrmärkten von Bänkelsängern gesungen wird. — Jammer-L., s. Klage-L. — Ein selig Jubel-L. Günther 53; Friedensjubellieder. Tiedge 2, 199 etc.; auch ein Lied zur Jubelfeier. — Junggesellen-L–er von Franz Freih. v. Böcklin (1768). — Kanzel-L., gesungen, während der Prediger die Kanzel besteigt oder darauf steht. — Die Kern-L–er Luthers, kernige. — Kinder- L–er. Kretzschmer V. 2, 645 ff. — Kirchen-L., Ggstz. weltliches. — Die Klagelieder Jeremiä; Schäfers Klage- L. G. 1, 68 etc., s. Elegie; Auch ein Klag-L. zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich. Sch. 85a. — Kloster-L–er. Uhland V. 852 ff. — Kommersch-L., bei (Studenten-) Kommerschen gesungen. — Kriegs-L–er. Ausw. d. L. 3; 52 etc. — Künstler-L–er. G. 2, 192. — Land-L. Salis 70, s. Dorf-L. — Lebens-L. Matthisson 45. — Leib-L., Lieblings-L. — Leichen-L., Begräbnis-L. — Leid-L., Klage-L. um einen Todten. Opitz 2, 113. — Das berühmte Leier-L–chen ihres [savoyardischen] Landes. Pfeffel Pr. 10, 167. — Leierkasten-L., zum Leierkasten gesungen, Bänkelsänger-L. — Lenz-L., Frühlings- L. — Lerchen-L. — Liebes-L. Hagedorn 3, 253 etc., s. Minne-L. — Lieblings-L., das man besonders gern hat, Leib-L. — Lasst .. | dieses Fürsten Lob-L. hören. Hagedorn 3, 242. — Lügen- L–er. Uhland V. 629 ff., deren Inhalt Lügen sind. — Mai-L. G. 1, 58; 65; V. 3, 102; 145; Frühlings- L. . ., Maien-L. Herwegh 1, 62. — Das Mantel-L. aus Holtei’s Leonore, s. Ausw. d. L. 154. — Martins-L. Uhland V. 565, s. Martinsgans etc. — März-L. Salis 51. — Matrosen-L., s. Schiffer-L. — Meister-L., Lied eines Meisters, s. Meistersänger. — Metzelsuppen-L. Uhland 89. — Michaels-L., s. Jakobs-L. — Minne-L., s. Liebes-L. — Morgen- und Abend- L–er. Ausw. d. L. 363; Kriegers Morgen-L. 353 etc.; Pilgers Morgen-L. G. 2, 41; 173 etc., s. Früh-L. — Mühlen-L. Uhland V. 888. — Müller-L., s. Gewerks-L. — Muskateller-L. Ausw. d. L. 294. — Wanderers Nacht-L. G. 1, 78. — Nachtigallen-L. — Nachtwächter-L. — Die Marseillaise ist kein Volks-L. (s. d.), aber ein echtes National-L. — Neujahrs-L. Ausw. d. L. 319; V. 4, 19, s. Fest-L. — Das Nibelungen-L. (s. v.). — November-L. G. 1, 45. — Obst-L. V. 3, 162, bei der Obsternte. — Opfer-L. Matthisson 71. — Passions-L., s. Fest-L. — Pfingst-L., s. ebd. V. 3, 203. — Pflüger-L. Salis 79. — Phallos-L. W. 34, 276. — Pilger-L., Wallfahrts-L. — Diesem Pracht- L–e [prächtigen] das Leben einer Herz und Seele ergreifenden Melodie zu geben. Schwegler 2, 539. — Dem Ewigen murmelt ein Preis-L. Kosegarten Po. 1, 42; Platen 2, 243, Lob-L.; auch: ein Lied, dem der Preis zuerkannt worden. — Punsch-L. Sch. 51b, s. Trink-L. — Quartiers-L., auf Schiffen ein, wenn das Quartier (s. d.) oder die Wache aus ist, gesungnes Lied. — Die Thorheit singt das Raben-L. [das mißtönende, schkimme L.]. Günther 61; Platen 4, 135; Schlegel Sh. 8, 94. — Reise- L., s. Wander-L. — Reiter-L. Ausw. d. L. 350; Uhland V. 378 ff. — Das Rhein-L. von Nik. Becker. — Rheinwein-L. Ausw. d. L. 197, s. Trink-L. — Von Roland sang er .. | und als das Rolands-L. wie ein Sturm erscholl. Uhland 403. — Rosen-L., s. Garten-L. — Sauf- und Zech-L–er, s. Trink-L. — Zech- und Schalks-L–er. Kretzschmer V. 2, 2, s. Schelm-L. — Gegen Ungethüm und Graun | ein Schäfer-L–chen singen. V. 3, 145, s. Hirten-L. — Jene kleinen, meist vierzeiligen epigrammatischen L–chen, die auch als wesentlicher Bestandtheil des deutschen Volksliedes in ganz Süddeutschland, der Schweiz und Tirol unter vielerlei Namen (Gsetzl, Schnodahaggen, Schnaderhüpfel, Stückle u. s. w.) vorkommen und die wir mit einem weniger unbekannten Provincialismus Schämper-L–er benannt haben. MAGreguß Ungarische Volkslieder (1846) 14, s. Schamper (schles.) = Tanz. Weinhold und vgl. Schnitter-, Hüpfel, Schänscher-, Schlemper-, Schlumper-L. — Die Schande der Deutschen will ich besingen und die Kinder sollen mein Schand-L. auswendig lernen. Joh. Falk G. 119; Man sang Schand-L–er und Spottgedichte auf ihn. Droysen A. 2, 288 etc.; Sie pfeifen ein Schand-L. [vgl. Schelm-L.] im Kirchenton. Heine Lied. 22. — Wenn sie dann ein sogenanntes „Schänscher-L.“ mit ihren quiekenden Sopranstimmen in den höchsten Tönen gesungen haben, dann erfasst die Magd des Vormähders mit kräftigem Arm den ersten besten der Städter zum „Ringelreihn.“ Holtei Jahr 2, 37, s. Schämper-L. — Scheide-L. Ausw. d. L. 329, s. Abschieds-L. — Welche, Schelm-L–er singend, in den Tod gingen. G. 25, 75; Da sollen wir nun die neuen Psalmen nicht singen, aber Schelmen-L–er, soviel wir wollen. 9, 144 etc., s. Schalks-, Schlumper-L. — Scherz- und Liebes-L–er. Talvj 2, 1. — Schiffer-L. Körner 71a., Matrosen-L. — Schlacht-L. Ausw. d. L. 78. — Ein ferner Bach murmelte ihm mit einförmig wiederkehrendem Plätschern ein Schlaf-L. Tieck 16, 83. Schlummer-, Wiegen-L. etc. — Schleifer-L., s. Schlumper-L. — Alte Schlemper-L–er. Nicolai (L. 13, 558); IP. 31, 10 etc., s. Schlumper-L. — Schlummer-L., s. Schlaf- L. — Die Schnitterhüpflein .. auch unter dem Namen .. Schleifer-, Schlumper-, Schnapper-, Schelmen-, Schumper-L–lein. Schm. 4, 499, s. Frommann 3, 160; Gutzkow Unt. 2, 2, 376b etc., vgl. Schämper-L. — Schnitter-L. Hölty 37. — Er singt sein Schwanen-L. Sobald er ausgesungen, | zertrümmert er das Spiel [die Leier]. Brich, sagt er, wie mein Herz. Alxinger D. 270; B. 67b; Cham. 4, 61; Wann die geweihte Braut ihr Schwanen-L. gesungen | und die gerühmte Zell die Beute nun verschlungen. Haller 33 und o., von dem letzten Liede, s. „Lied“. WHumboldt 3, 83 (aus Äschylos) und vgl.: Es ist nicht ungegründet, was die alten Dichter sagen, daß sie [die Singschwäne] verwundet noch vor dem Tode ihre wie eine Silberglocke klingende Stimme hören lassen: „Süßer Gesang hebt an mit gemach absterbender Zunge | selber der Schwan, wenn er trauert um eigenen Tod“ etc. Oken 7, 483; Es erscholl fernher melodisches Tönen | .. Es waren die Stimmen der Schwäne, | welche geschaart die Luft durchsegelten etc. Kosegarten Dicht. 1, 32; Eppendorf 151; RyfTh. 112; V. Myth. 2, 125 ff.; nam. 133 etc.; W. Luc. 3, 296; 434; 446 etc.; auch: Es singt der Schwan im Weiher . . | Verklungen das Schwanen-L. Heine Lied. 163 u.: schwanenmäßig. — Schweizer-L. G. 1, 122, in Schweizer Mund- art. — Schwert-L. Körner 28b mit dem Anfang: Du Schwert an meiner Linken! etc. — Das hohe Seelen-L. [der Nachtigall]. CRudolphi NGd. 141. — Sieges-L. Freiligrath Pol. 2, 8 etc. — War’s nicht Dieser, der mir das Sirenen- L. [der Lockung] trillerte? Sch. 134a. — Soldaten-L. Ausw. d. L. 402. — Sommer-L. — Sonntags-L., s. Fest-L. — Spinn-L. V. 3, 81; Spinner-L. B. 29b, von Spinnerinnen gesungen (s. † die Ends. „in“). — Schrieb sehr gern die Siegs-L–er ab und fast noch lieber die Spott-L–er auf die Gegenpartei. G. 20, 52, s. Schand-L.; auch: Ich möchte nicht gern zum Spott-L. werden, s. Gassen-L. — Sprech-L. Ausw. d. L. 121, das gesprochen, nicht gesungen wird. — StadtL., das in den Städten gesungen wird etc.; Ggstz. Dorf-L. — Sterbe-L. Matthisson A. 7, 147. — Stiftungs-L. G. 1, 89. — Studenten-L. Ausw. d. L. 258; Günther 916; 923 etc., s. Burschen-L. — Wanderers Sturm-L. G. 2, 54. — Tafel-L. V. 3, 128; 187 etc., s. Tisch-L. — Tage-L–er. Uhland V. 161 ff.; 830, nam. ein L., womit der Tagesanbruch begrüßt wird, z. B. vom Wächter — oft die Schildrung des Abschieds zweier Liebenden enthaltend, s. Benecke 1, 985a und z. B.: Tag- oder Wächterlieder heißen diejenigen, welche den Schmerz über die Trennung der Liebenden besangen. Kurz Leitf. 18. — Tanz- L., zum Tanz gesungen, s. Ballade. — Thee-L. Uhland 87, vergl. Trink-L. — Thränen-L. Freiligrath Pol. 2, 7. — Tisch-L. G. 1, 98; Hagedorn 3, 208; V. 3, 100 etc., s. Tafel-L. — Fort mit Euch, Uhus [Unheilboten]! Nichts als Todes-L–er? Schlegel Rich. III., 4, 4. — Das Todten-L. muß noch in deinen Ohren murmeln, das deinem Vater zu Grabe hallte. Sch. 124a; 136a etc., s. Grab-L. — Todtengräber-L. Hölty 44. — Trau- L., bei der Trauung eines Brautpaars gesungen. — Trauer-L. Hagedorn 3, 257; 253 etc., s. Freuden-L. — Traum-L. G. 32, 28, das auf einem Traum beruht, einen Traum besingt etc. — Trink-L. Ausw. d. L. 207 etc., s. Sauf-, Zech-L. etc. und nach den versch. Getränken, z.B.: Bier-, Burgunder-, Champagner-, Muskateller-, Punsch-, Rheinwein-, Wein-L., zuw. auch von nicht berauschenden Getränken, s. Thee-L., wofür aber Trink-L. gew. nicht gilt. — Singe mir noch kein Triumph-L. W. 9, 238; Freiligrath Pol. 2, 8; IP. 22, 69 etc. — Trost- L., s. Aufmunterungs-L. — Erstes Turn-L. (1811) von E. F. August. Ausw. d. L. 360; Turner-L. etc. — Ur-L. Hungari 2, 572. — Vaterlands-L. Ausw. der Lieder 3. — Versammlungs-L. 18. — Man spricht so oft den Namen Volks-L–er aus und weiß nicht immer ganz deutlich, was man sich dabei denken soll. Gewöhnlich stellt man sich vor, es sei ein Gedicht aus einer, wo nicht rohen, doch ungebildeten Masse hervorgetreten; denn da das poetische Talent durch die ganze menschliche Natur durchgeht, so kann es sich überall manifestieren und also auch auf der untersten Stuse der Bildung. .. Nun aber möchte ich durch eine geringe Veränderung des Ausdrucks einen bedeutenden Unterschied bezeichnen, indem ich sage: Lieder des Volks, d. h. L–er, die ein jedes Volk, es sei dieses oder jenes, eigenthümlich bezeichnen und, wo nicht den ganzen Charakter, doch gewisse Häupt- und Grundzüge desselben glücklich darstellen. G. 33, 342, vgl. National-L. — Wächter-L., s. Tage- L. u. Nachtwächter-L. — Wald-L. Uhland 33. — Wallfahrts-L., s. Pilger-L. — Wander-L. Ausw. d. L. 163; 341; 347; G. 2, 114 etc., s. Reise-L. — Wasserzieher-L. Hagedorn 3, 261. — Weber-L. — Wechsel-L. zum Tanze. G. 1, 20; So wie am Festmahl | Jünglinge blühender Kraft zum Wechsel-L–e sich reizen. V. Ländl. 1, 129, wobei die Sänger abwechselnd fingen. — Weiber-L. — Weihe-L. usw. d. L. 165, s. Einweihungs-L. — Wein-L. Körner 52, s. Trink- L. — Wetter-L., s. Donner-L. — Wiegen-L. Körner 47; Platen 6, 24 etc., s. Ammen-, Schlummer-L. etc. — Willkomm-L. G. 7, 191, Bewillkommnungs-L. — Winter-L. B. 13a etc. — Winzer-L. — Weil ich sie gar wirksame Liebestränke und Zauber-L–er lehre. W. 22, 129; Matthisson 231 etc.; von zauberhafter Wirkung. — Zech-L. B. 50a; Uhland V. 584 ff., s. Trink-L. — Zigeuner-L. G. 1, 124. —Zoten-L. Schlegel Heinr. IV. 1, 3, 3. — Zunft-L., s. Gewerks-L. u. ä. m.
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