Faksimile 0134 | Seite 132
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Lied
I. Līēd, n., –(e)s; –er, –e; –chen, lein; -, –er-:
Deckel, z. B.: Das Kannen-L. Fischart Garg. 93a; ferner von den Schaltern oder Laden der Fenster: Sieht durchs „Fensterliedt“ herfür, | durch das Gitter etc. Opitz 2, 18; gw. aber von dem „Augendeckel“ s. d. und vgl.: Als er aufschlug die Laden der Augen. Langbein 2, 27 und bei Shakspeare: She lifts the coffer–lids that close his eyes, was Freiligrath Ven. 69 übersetzt: Hebt seine Augenlider etc. So häufig (zuw. s. die mit * bez. Belege nam. in Bezug auf den Rand, vgl. Wimper), z. B.: Daß unser Augenlider mit Wasser fließen. Jer. 9, 18, öfter bei ihm die Mz.: Augenliede, z. B.: Ps. 11, 4; 132, 4; Spr. 6, 25; Hiob 16, 16; Seine Augen sind wie die Augenliede der Morgenröthe. 41, 9 (vgl.: [Sonne], du Tages Augenlied. Opitz), auch: Deine Augenlied. Spr. 6, 4; 4, 25 (s. Luther 1, 504b, wo in dieser Stelle sich die Schreibw.: Augenlid findet); Ihm fielen zu die matten Augenlieder. Cham. 4, 32; Mit feuchtem Augenliede *| begrüß ich Hain und Flur. Platen 1, 193; An meinen Augenlieden. Rückert 1, 144; Eröffnet ich die Augenlieder. 147; Meine Augenliede | geschlossen hielt der Friede. 359; Beide schlossen wieder | begnügt die Augenlieder. ebd.; Rührungsthau an Augenlieden *. 395; Blieb der Schlaf von meinen Augenlieden. Mak. 2, 65; Meiner Augenlieder* Bach. 72 etc.; Schloß .. | die kummerschweren Augenlieder. Sch. 31b; Da streifte des Schreckens kalte Hand ihre Augenliede auf. VWeber 2, 270; Von deinem Augenlied | . . . flieht | der Schlaf. W. 20, 180; Wer ihr ein wenig zu nah | und lang ins Augenliedlein sah. 10, 194 etc., auch: Als unsere Auglieder sich öffneten. Geßner 1, 54 u. übrtr. (s. u.): Der Mond schlug . . seine Wolken- Augenlieder auf. JP. 3, 105 etc. Auch ohne Bstw., zumal wenn dies aus dem Zusammenhang klar ist, z. B.: Schließt .. | der Augen müde Lieder zu. Brockes 9, 216; 5, 175; Mit gesenkten Lidern, den Ausdruck seiner Augen zu verhüllen. LDiefenbach Nov. 1, 289; Augen, deren halber Apfel hinter dem Liede steckt. Engel 7, 131; 326; Heiße Thränen sprangen durch die Lider. Freiligrath 2, 210; Ich reibe mir die Lider, | als wacht’ ich auf vom Schlaf. Garb. 85; Starrend mit halboffnen Lidern. H. 68; Das allmähliche Wachsthum der Augenhöhlen hat die Lieder nicht ausgedehnt. G. 29, 389; Sie hatte die Augen geschlossen, deren Lieder und lange Wimpern er leise küßte. Lewald Ferd. 2, 198; Den Schlaf auf seine Lieder ziehn. Nico- lai 1, 158; Die Augen .. haben Lieder. Oken 7, 1442; Auf welchen sie unter den seidenen Lidern * hervor nur dann und wann einen ... Blick zu werfen wagte. Scherr Pilg. 1, 46; 2, 70; 78; Bis Engelbert’s Lider vor Müdigkeit niedersanken. Schücking Sph. 57; Hob die Hand an das rechte Auge, um das Lid emporzuziehen. .. Die Lider. Stahr Par. 2, 309; Der Schatten des Lides. Waldau N. 1, 110; Daß er mich unter seinen gesenkten Lidern fixierte. 155; 2, 36; Mit seinen blonden Brauen und Lidern *. 147; Augen, deren Lider * einen geschlängelten Zug machten. Winckelmann 1, 195a etc. und danach übrtr.: (s. o.) in neuer Zsstzg.: Zieht der Himmel die thränenschweren Wolkenlider auf sein blaues Auge nieder. Waldau N. 1, 62.
Anm. Ahd. hlit, Deckel, mhd. lit, im zssgstzt. überlit, Decke (vgl. Inlid, s. Indel, Anm.). Daneben: Meiner Augen Gelieder. HSachs 1, 401b, s. Augenglied; Die Augglieder. Eppendorf 208; 221 etc. Schwanken der Orthographie und der Mz. zeigen die Beispiele. Zu L., insofern es (s. Fenster-L.) Laden bez., wohl auch die bei Adelung belegte Bed.: „Bank, worauf die Schlachter das Fleisch feil haben“.