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Leine
Lēīne, f.:
–n; Leinchen; Lein-, –n -:
1) ein langer, überall gleich starker Strick, schwächer als Seil“ oder „Tau“, stärker als ,,Schnur“, zu verschied. Gebrauch, s. Zsstzg., statt deren auch, wo die nähere Bestimmung nicht nöthig ist oder aus dem Zusammenhang erhellt, das Grundwort stehn kann, z. B.: Keinen Strumpf an den [Zeug-]L–n. Alexis Hos. 1, 1, 17; So sondierten wir Abends mit einer [Loth-]L. von 150 Faden. Forster R. 1, 79; Die Hunde, von der [Fang-]L. los, jagen kläffend den armen Hirsch. Tieck A. 2, 2, 101 etc. und danach übertr.: Jemand an der L. haben, wie einen Hund oder Pferd (s. Lauf-, Pferde-L. etc.), so daß er gehn muß, wie man es haben will, vgl. Faden 4f; Einen an der Schnur, am Strick haben etc.; Die L. straff anziehn etc.; Hatte man jedoch einen solchen Provincial-Kato endlich an der L. irgend einer kleinen menschlichen Schwäche gefangen. Gutzkow R. 1, 217; Hanover an der L–e der Willkürherrschaft [anspielend auf den Namen des Flusses, woran Han. liegt] etc.
2) Bergb.: eine zum Anhalten beim Auf- und Absteigen im Schacht befestigte Stange.
Anm. Ahd. linâ, mhd. line, vgl. Linie, ahd. linnâ aus lat. linea, welcher urspr. die Schnur zunächst wohl aus Lein oder Flachs bez. und z. B.: Dieses befestigte ich an eine ziemlich lange Hundelinie. Münchhausen 27 etc., plattd. Lien fem. und demgemäß nam. auch als Schiffsausdruck, obrd.: Die Leinen, vrkl.: Das Leinlein. Schm., wofür hochd. üblich Leinchen, vgl.: Hinten werden die Maschen an ein Leinichen gefasst etc. Döbel 2, 184a. Als Bstw. z. B. Lein-Läufer, - Pfad, -Straße, -Zieher neben Leinen- oder Lienen-Schießer, Leinen- (oder Seil-)Tänzer. Frisch.
Zsstzg. zu 1, z. B. nach der Zahl der Garne, aus denen sie zusammengedreht sind, bes. (Schiff.), Sechs-, Neun-, Zwölf-, Funfzehn-Garn-L. aus 3 Duchten von je 2, 3, 4, 5 Garnen. Enthalten die Duchten je 6, im Ganzen also 18 Garne, so heißt es nicht mehr L., sondern Tau, doch finden sich Abweichungen, s. z. B. Rüst-L. etc., ferner z. B.: Acker-: für Ackerpferde vorm Pflug.
Dressīēr-: für zu dressierende Hunde.
Eīnfaß-: zur Einfassung der Jagdtücher, Saum-L. Eīnkürzungs-(Schiff.) s. einkürzen 2.
Fáng-:
1) (Schiff.) ein dünnres Tau, womit außer dem Schlepptau das Boot bei starkem Winde ans Schiff gebunden wird. 2) (weidm.) F., Fangstrick, einen Hund daran zu führen. Laube Br. 251. Físch(er)-: an Fischernetzen. Gárten-: starke Schnur mit einem Pflock an jedem Ende, zum Abstecken von Beeten, Gängen etc. nach grader Linie, Gartenschnur. Gezélt-: Zelt-L. Hāūpt-: s. Ober- L. Húnde-: Fang-L. (2), s. [Anm.]. Jāgd-: zur Jagd dienend, z. B. Hunde-L., nam. aber die Leinen an den Jagdtüchern und Netzen, zum Anbinden derselben. Krēūz-: eine sich kreuzende Leine zum Lenken von Pferden, bei zweispännigen Wagen: Er kutschierte mit der K. vom ersten Sitz. Hackländer Hdl. 1, 230. Lāūf-:
1) Leine, woran man ein Pferd den Rundlauf machen lässt.
2) die durch die Endmaschen gehnde Leine bei Vogelnetzen, „Laufsieme“. Laube Br. 272, vgl. Laufdohne etc. Lēīk-: zum Leik eines Segels dienend. Lēīst-, Līēs-, Līēst-: Sechsgarn-L. zur Befestigung des Bonnets. Lóg(g)-: eine durch Knoten abgetheilte Leine, womit der Schiffer die Schnelligkeit seiner Fahrt bestimmt. Burmeister gB. 2, 28; Humboldt K. 2, 296, auch „Loglinie“, 472, s. Logg und Knoten I. 17. Lōth-: (Schiff.) die Leine, woran das Loth (s. d.) zur Bestimmung der Tiefe ins Wasser gelasen wird. Már-: (Schiff.) dünne getheerte Leine, nam. zum Marlen (s. d.) und Bindseln, „Marlien, Marling“. Öber-: die obre oder Haupt-Leine an Jagdtüchern, Netzen etc., im Ggstz. der Unter-L. etc. Pfêrde-:
1) Leine zum Lenken der vorgespannten Pferde.
2) (Schiff.) dünneres Kabeltau, zum Festmachen des Schiffs, zum Werpen etc., vgl. Stick-L. Rúck- (Gutzkow Unt. 2, 2, 105), Rǘck- (Döbel 2, 215a; Laube Br. 282): womit beim Vogelfang „gerückt“ d. h. die Schlaggarne zusammengezogen werden. Rúst-, Rüst- (Schiff.): ein dickes Tau, den gekippten Anker an der Seite des Schiffs gegen die Fockrüste zu befestigen. Sāūm-: „Leine, die in den obern und untern Saum der Jagdnetze zu deren bessrer Haltbarkeit eingenäht wird“. Laube Br. 284; Döbel 2, 38a. Schêr-: Schwicht-L. Schíffs-: auf Schiffen, oder zum Ziehn von Schiffen (Zug-L.) gebraucht. Schlāg-: eine mit Röthel oder Kreide bestrichne Leine, die gespannt gehalten und in der Mitte gehoben, durch ihren Aufschlag auf dem Holz die grade Linie zeichnet, wonach es gesägt werden soll. Schlápp-: (Schiff.) ein dünnes Tau am Fock- und Großsegel, die Mitte dieser Segel aufzuhissen, „,Durchgucktau, Kerkedortjen, Marlreep, Marltau.“ Schnéll-: zum Zusammenziehn der Vogelnetze. Laube Br. 287, s. Rück-L. Schwícht- (Schiff.): eine Leine oder Bindsel, 2 gespannte Taue im Zickzack mit einander zu verbinden und fester zusammenzuziehen (zu,,schwichten“), Scher- L. Spánn-: zum Anspannen z. B. eines Garns dienend. Winkell 2, 322. Stíck-: troßweise geschlagne dünne Leine zu starken Bindseln, vgl. Pferde- C ⏑) L. (2), die kabelweise geschlagen ist. Strēīch-: (Theater): zw. den Koulissen angebracht, zur Lenkung der Prospekte bei Verwandlungen. Trēīb-: langes Seil, um Lerchen zusammenzutreiben für die Klebnetze. Laube Br. 294. Trócken-: zum Aufhängen von etwas zu Trocknendem, z. B. nam. von Wäsche, Wäsch-Zeug-L. Trȫdel-: Zug-L. Unter-: s. Ober-L. Wä́sch-: s. Trocken-L. Wêbe-: dünne Leinen, quer über die Wanttaue gezogen, als die Stufen, worauf die Matrosen auf den Mast steigen, auch „Wewe-Lienen, Wewelings“ genannt: Die W–n an die Wanten schlagen („wewen“, weben). Wínd-: Seile, das Jagdzeug gegen den Wind zu befestigen. Laube Br. 302, s. Windhaar. Zélt-: zum Befestigen von Zelten. Zēūg-: Trocken-L. Zūg-: Etwas zu ziehn, nam. die Leine, woran die Leinläufer (s. d.) ein Schiff stromauf ziehn, mit Bezug auf die Langsamkeit auch „Trödel-L.“ u. ä. m.