Faksimile 0088 | Seite 86
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lehnen
II. Lêhnen, tr.: ſelten ſt. des gw. leihen (ſ. d. 1),
z. B.: Die den päpſtlichen Rechten alle ihre Macht und
Autorität lehnet und verleihet. Fiſchart B. 48a; Bis ihm der
Marſchall 2000 Louisd’ors gelehnt. JvMüller 14, 140; Jch
habe ſie [die Nadel] ihm gelehnt. Rückert Mak. 1, 64; Er
lehnte ſie [die Bücher] dem Schulmeiſter. Stilling 2, 79;
Seinen Körper; er betrachtete ihn als ein gelehntes Haus.
4, 129 (vgl. Lehnpferd, Miethpferd 69); Wer gern hat
zu ſchaffen, | Der lehn Herren und Pfaffen. Weidner 259;
Meinem [Lehns-] Herrn den Mund, ſowie den Arm, zu l., |
iſt meine Pflicht. W. 20, 125; O lehnte Thomſon mir | nur
dieſesmal den ſeelenvollen Pinſel! 25, 297 ꝛc. Dazu:
Wer borget iſt des „Leheners“ Knecht. Spr. 22, 7, vgl.
gw.: Dem Leiher wie dem Borger. Jeſ. 24, 2.
Zſſtzg. ſ. die außer bei be-, ent- und (veralt.) vor-
l. dafür üblicheren von leihen und vgl. die in der Bed.
verſch. von I, z. B.: Áb-: ableihen, abborgen, ent-
l.: Da er doch Beide ſehr ſtark genützt und ihnen die feinſten
Bemerkungen abgelehnt hat. Herder’s Lebensb. 1, 2, 163.
Be-: mit einem Lehen (ſ. d.) verſehn: (veralt.: Be-
lechnen. Stumpf 314a): Einen mit einem Fürſtenthum, Bis-
thum b.; Ich will dich [als Abt] b. mit Ring und mit Stabe.
B. 67b; O Volksgebieter, merke, | du trägſt, belehnt in
Pflicht, | des Volks Gewalt und Stärke, | zu ſchützen Recht
und Licht. V. 4, 49 ꝛc.; Einen Herzog zu ſetzen, deſſen Be-
lehnung, als Zeichen der oberſten Hoheit, Jnnocentius dem
Kaiſer ſtreitig macht. Sch. 1043a. Auch (ſ. Zſſtzg. von
Lehen): Beafter-l., begnade-l. Schottel 622b und
öfter: Ein Afterbelehnter; Kein geborner Erbherr, ſondern
einGnadenbelehnter. H. ꝛc. Ent-: 1) Einem Et-
was oder es von ihm e., es von ihm zum Gebrauch ent-
nehmen, ſo daß er das Eigenthumsrecht daran behält,
eig., wo noch der Begriff hinzutritt, daß man die
Verpflichtung der Rückgabe hat, und übertr. ohne dieſen
Begriff, z. B.: Laſſt uns Geld e. auf Zinſe [von] dem
Könige auf unſere Äcker. Neh. 5, 4; Geld (Platen 7, 40), ein
paar Thaler (Roquette E. 159) e.; Schon lange mußte ich
[Geld] e. Platen 7, 43; Vieh von ſeinem Nächſten (2. Moſ.
22, 14), ein Beil (2. Kön. 6, 5) e.; Bücher von oder aus
der Bibliothek e. ꝛc. Übertr.: Einen Ausdruck, Vers, ein
Gleichnis dem oder von aus dem Homer e. ꝛc.; Als
hätt’ er von dem Nord | das raſche Flügelpaar entlehnet, |
ſtürmt Doolin her. Alxinger D. 160; Daß meine Dankbar-
keit den Flor der Nacht e. muß. Sch. 420b ꝛc. Selten:
Lies mir jene Worte vor, die du dir [= für dich] entlehnt
haſt. Gutzkow R. 7, 461, die du dir geliehn haſt.
Dazu: Taufnamen, die dem Kalender oder der Modeſprache
abentlehnt ſind. Frommann 6, 305; Thom. Plater 189 ꝛc.;
Die Entlehnung; Auswärtige Entlehner [von Büchern]. Petz-
holdt Bibl. 203. Ver-: ſt. des gw. verleihen (ſ. d.).
Fiſchart B. 16a (Verlehnung. 138b); Weidner 3, 11 ꝛc.;
Solche Ämter erblich verliehen . .. In den verlechneten
Plätzen. Stumpf 394 ꝛc. Vōr-: (veralt.) als Dar-
lehn vorſchießen. Schweinichen 1, 245; 322 ꝛc.