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lechzen
Léchzen, intr. (haben):
lechen (s. d.), unter dem die Säfte austrocknenden Einfluß brennender Hitze nach Erfrischung, Labung, Kühlung etc. schmachten, z. B. von dem durch die Hitze sich spaltenden Erdboden (s. zer-l.); von der in der Dürre hinschmachtenden Vegetation; von Menschen und Thieren, die vor Durst oder vor brünstigem Verlangen, offnen Mundes, rasch und kurz athmen (jappen, keuchen) oder (allgemeiner) eine heiße Begierde nach Etwas kund geben:
1) ohne Angabe eines Ggstds, wonach man l–d verlangt: Es schien das öde Land | beraubt des Schmuckes, l–d zu erblassen,| ein ausgebrannter, windbewegter Sand. Cham. 4, 29; So lechzet oft in der gesengten Rinde | der zarte Zweig, durch keine Fluth erquickt. Nicolai 1, 148; Es l. alle Felder. Schwab 182 etc.; Wie ein Wild, wenn es vor großer Brunst lechzet. Jes. 2, 24; Sir. 26, 15; L–d hing die Zung’ am Gaum. B. 72b; Den heißen Durst des L–den zu stillen. Cham. 4, 189; 42; Engel 7, 205; Tausend Wimpel, scharlachrothe | Mastzungen leckten hoch im Blau. | Sie hatten Durst wohl bei der Hitze, | sie flogen l–d. Freiligrath Garb. 109; 115; Des Durstes L. G. 7, 247; Seine Lippen lechzten, seine Glieder zitterten vor Verlangen. 6, 81; 228; Es war, als wenn die Lippen sich l–d öffneten, jene süßen Töne in sich zu schlürfen. 14, 107; In muthigem Drange | schreiten sie l–d heran, der Todesgefahren begierig. 5, 108; Im Brande des Mittags l–d. H. R. 7, 7; Ob der Becher überströme? genug habe? oder lechze [zu wenig habe, s. 2: G. 24, 112]. 54; 52; Daß ich kaum l. und Odem holen konnte. Luther SW. 60, 108; Bis der Mittag an zu l. [zu brennen, jede Spur von Feuchtigkeit aufzusaugen] fing. Michaelis 40; Wo mein L. die Reben laben. Rückert Mak. 1, 102; Da hört’ ich Etwas „lechtsen“ | kläglicherweis, seufzen und ächzen. HSachs G. 167; Da reichtet ihr [, o Künstler,] aus frischer Quelle | dem L–den die Lebenswelle. Sch. 25a; Wie auch mein l–d Herz nach Labung schmachtet. 550b; W. 16, 195; Wenn ihr Auge schwimmt, wenn im halboffnen Munde | die blasse Zunge lechzt, dann schlägt die Schäferstunde. 12, 185; L–d von des Tages strengem Brand. 20, 283; 193; Saugt des Maulthiers Zunge, | so l–d, als ein ausgebrannter Stein | den .. Thau .. ein. 94; L–d, die dürre Zung’ am Gaumen etc. 14, 95 etc.
2) Nach Etwas l., dürsten, heiß und brünstig verlangen, sich sehnen etc., z. B.: Eine nach Regen l–de Saat. L. 5, 70 etc.; [Die Fische] liegen | l–d nach salziger Fluth, .. im Sande. V. Od. 22, 387; Nach Wein l. G. 1, 113 etc.; Nach geistiger Nahrung l. Kinkel E. 313; Nach Liebe l. Gutzkow R. 6, 358; Nach Lob l. Ramler F. 2, 289; Nach Blut l. 22, 337; Platen 6, 19; Tieck Cymb. 5, 3;W. 10, 115; 28, 8 etc. Der Menschheit . ., die rastlos nach Befreiung lechzt. Freiligrath Pol. 2, 9; Nach frischen Thaten lechzt das Herz. 12; Mein Herz, ach, lechzt nach dem Gesang. G. 7, 185; Er, ein seltsames Gefäß, das immer leer und inhaltsbedürftig nach Gegenständen lechzte, die er sich aneignen könnte. 24, 112 [s. 1: H. R. 7, 54]; Wie dürres Land lechzt mein. Gemüth nach dir. Mendelssohn Ps. 143, 6; Von jetzt an lechzte ich nach dem Tage meiner Freiheit, wie ich nach Rache lechzte. Sch. 707b etc. Auch mit abhäng. Jnfin.: Meine Seele | lechzt lange schon, dein Angesicht zu schauen. W. 28, 10 etc.
3) in gehobner Rede zuw. mit Accus., zuw. dem „vor“ entsprechend: Wer Durst lechzt. Kl. Od. 2, 47, gewöhnlicher dem „nach“: Die blut-l–den Speere unsrer Verbündeten. Grabbe Herm. 65; Nimmer lechzte mein Schwert Hader noch Bruderblut. Kosegarten Po. 1, 251; Ruh-l–d. 2, 288; Liebe lechzten deine Flammentriebe. 171 etc.
4) Dazu: Schöpfe, Lechzer, schöpfe tief und hell. ebd.; 314; Rh. 2, 210 etc.
Anm. S. lechen. Bei Lohenstein Soph. 94av. 527 ,lächst“ als Reim auf „wächst“. Mundartl. Bedd.: a) von Holzgefäßen, „so eintrocknen, daß die Fugen den festen Schluß verlieren und Flüssiges durchlassen“. Schm., „leck“ (niederd. „spack“) werden, auch in Zsstzg. wie „ent-, er-, ver-l.“ Schm., vgl.: Verspaakte Handspritzen. Goltz 2, 379 etc. b) von lebenden Wesen: erregt, rasch athmen (allgm.), z. B.: Es klopft das Herz in unsrer Brust | vor Freud’ und Lust, | wir l. vor Vergnügen. Brockes (Weichmann 1, 21). c) statt lecken (s. d. 5), emporzüngeln, s. auf-, hervor-l.
Zsstzg. s. Anm. (a), ferner z. B.: An-, tr.: Etwas a., sich lechzend danach hinwenden; Ha, dann blick’ und lechz’ ich mit Entzücken | jede Blume deiner Schönheit an. B. 99a.
Āūf-: [Anm. c] Wie Meereswogen | im Sturme hoch-a–d. Mosen Ah. 163.
Aūs-:
1) intr.:
a) nach Etwas lechzend ausblicken: Der Bach . ., nach dem ich in den brandmarkenden Sommern | Bengalens . .. auslechzte. Freiligrath SW. 4, 211.
b) nicht weiter lechzen.
2) tr.:
a) Die Zung’ aus seinem Mund | a–d [lechzend ausstrecken]. Baggesen 4, 218.
b) lechzend ausschlürfen: Einen Becher a. Meine Seele lechzt | mit Ungeduld der Todesstund’ entgegen, | wie Einer, den des Mittags strengste Glut | auf dürrem Sand gesengt, nach einer Quelle lechzet. W. 28, 75. Er-, intr. (sein): lechzend werden: Daß sie vor Hitze fast erlechzten. Schwab (Gude 1, 157) und refl.: So habe ich mich herzlichst erlechzt [brünstig gesehnt], einmal wieder wahrhafte Leidenschaften .. zu sehn. Zelter 2, 10. Hervōr- [Anm. c]: Ein gewaltiges Feuer lechzte unter den dunkeln Brauen hervor. Auerbach Dicht. 2, 83, hervorsprühen. Ver-, intr. (sein): lechzend zu Grunde gehn, z. B. austrocknen, s. [Anm. a]: Wie ein versiegter Brunn, wie ein verlechzter Eimer. G. 14, 105 (s. Pred. 12, 6) etc. und nam. von lebenden Wesen = verschmachten. Engel 1, 319; Keinen Bissen | bringst du zum verlechzten Mund. G. 12, 270; H. 15, 352; Sich so ausgetrocknet und verlechzt fühlen. W. 24, 27; Den verlechzten Wandrer anzufrischen. 14, 95; Einem ans Ufer ausgeworfnen halbverlechzten Fische. 21, 231; 20, 264 etc. Zer-, intr. (sein): ganz verlechzen (auch refl.): Was ist’s, wonach das Herz zerlechzet? | Es lechzet, ach, nach Liebe. Kosegarten Po. 2, 186; Das Sehnen, drin ihr Herz zerlechzt. 1, 316; Das ist . . Den Durstzerlechzten Quellenkühl. Rh. 1, 53; Dicht. 1, 34, nam. auch vom Erdboden: Risse bekommen und zerspringen, gw. vor Hitze: Ringsum zerlechzet der Grund. V. Ov. 1, 86; Wann in Gluth ausdampfet der Pfuhl und die Erde zerlechzet. Georg. 3, 432 etc., seltner vor Frost: Felsenberge, deren gefrorene Erdrinde zerlechzt. Georg. 255 etc.
Entgêgen-: