Faksimile 0062 | Seite 60
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lauten
Lāūten, intr. (haben):
1) Laute von sich geben, in Lauten hörbar werden, vgl.: schallen, klingen, tönen etc. Zuw. ohne nähere Best. durch Adv. etc. (a, b, vgl. e), z. B.:
a) von Tonwerkzeugen: Dinge, die da l. und doch nicht leben, es sei eine Pfeife oder eine Harfe. 1. Kor. 14, 7; An welchem Ort ihr nun die Posaune l. höret. Neh. 4, 20; Mein Saitenspiel soll l. für und für, | o Herr, von dir. Opitz, vgl.: Was auch in irdischer Luft und Art | für Töne l. G. 4, 142 etc. So auch von Glocken wofür doch läuten (s. d.) üblicher ist —, z. B. sprchw.: Der Mann hat l. hören, aber nicht zusammenschlagen. L. 8, 31; 11, 527; Bülau GehGsch. (1855) 7, 385 etc. (vgl.: Sie hörten läuten, aber nicht zusammenschlagen. Gotter 3, 332; Hat läuten gehört, aber nicht anschlagen gesehn. V. Myth. 1, 45; Hat nur läuten hören, ohne im geringsten zu wissen, wo die Glocken (s. d. 1) hängen. L. 10, - 281; Die Heiden haben auch von der Höllenfahrt hören läuten. Matthestus Pr. 70 etc.); ferner: Die Glocken l. Göckingk 2, 138; Lieb. 82; IP. 3, 79; Tieck NKr. 2, 318; Hör es l. zu dem Osterfeste. Schefer Laienbr. 123, und: Die Glocken l. eine christliche Gemeine zusammen. G. Kestn. 115, vgl. mundartl. auch außer der Zsstzg. als tr.: Ein Glöckchen das allabendlich .. gelauten wird. Willkomm Sag. 1, 260. Ferner von dem glockenähnlichen Geschrei der Unken (s. Oken 6, 480): Die Unken lauteten, die Nachtigallen schlugen. Kosegarten Rh. 1, 60, vgl.: Drüben, wo die Wiese sumpfig ist, läuteten Unken. OLudwig Thür. 1, 241.
b) zuw. von lebenden Wesen, s. a von Unken: ferner weidm.: Die Hunde l., schlagen an, u. dichterisch von Pers.: Trocken ist Zung’ und Kehle, ja kaum noch lautet die Stimme. V. Ov. 1, 337; Sonst werd’ ich, weil noch l. kann mein Hals, | dir sagen etc. Sh. 3, 153 etc., ebenso aus-l. und vralt.: Der kein[en] Fluch von sich hat l. lassen. Matthesius Lthr. 211a. Gw. aber mit näherer Best., so:
c) bloß nach der Art des das Ohr treffenden Schalls: Bei Nacht lautet Alles stärker; Das um eine Terz transponierte Lied lautet minder angenehm; Daß, gut besaitet [wie eine Geige], ich Klänge habe, die anders l. Cham. 5, 106; Das Herz zittert .. als eine Saite . ., um lange wohl zu l., wenn die Hand der Harmonie sie hart anschlägt. IP. etc., auch: Was man von dir hört, dein Ruf, Lob lautet nicht fein (s. d), und nam. oft im (adjekt., zuw. mit dem Adv. inniger verschmelzenden) Partic., vgl. klingen 1f: Dumpf l–de Töne; Die hell, grell, schrill l–de Trompete; Gleich l–de, doch verschieden geschriebne Wörter; Diewohl-l–dsten Verse etc., und (vralt.) Sprachl.: Das e .. vor einem andern selbst-l–den Buchstaben. Opitz (Wackernagel 3, 1, 629 Z. 27); Ein Konsonant oder mit- l–der Buchstabe (630 Z. 35); Ein selbst-l–der, das andere ein doppelt-l–der Buchstabe (633 Z. 14) etc., s. Laut II. 3 etc.
d) (s. c) übertr., nach dem Eindruck auf den Hörer: Du bist ein Galiläer und deine Sprache lautet gleich also. Mark. 14, 70, man hört es deiner Sprache an, und namentl. (s. f und klingen 1c) in Bezug auf den Inhalt: Etwas lautet [ist nach des Hörers Ermessen] so und so; Es laut [spätre Lesart: klingt] zwar herrlich in den Ohren: | „zum Herrscher . . geboren.“ Haller 12; Das lautet nicht bitter. Hebel 3, 302; Das lautet zu seltsam. Luther 6, 232a; Darum l. die Gedanken .. in andern Ohren gar undeutlich und fremde. 267b [269b] etc. Seltner, wegen nahliegender Mißdeutung (s. c): Was wohl lautet. Phil. 4; 8, „was rühmlich ist“. Eß.
e) ohne Zusatz, prägnant zu e und d: Etwas lautet, es klingt (s. d. 1d), hat einen vollen, den rechten, harmonischen Laut etc., z. B.: Wo mein l–des [klangvolles, tönendes] Wort gleich-l–dem Worte begegnet. Platen 2, 217 etc.; Es laut nicht [ist nicht in der Ordnung, passt, stimmt nicht], daß ein Redener sich und sein Wort wollt nennen „wir“. Luther 8, 24b; Daß die Jüden hie geifern . ., Das laut nicht und hält nicht . . Viel weniger laut’s, da etc. . . Das ist noch viel fauler. 6, 544b; SW. 56, 29; Nachrichten über diesen Mann von berlinischen und andern Gemeindebrüdern wollen weder stimmen nóch l. Zelter 3, 261 etc.
f) ferner nam. oft in Bezug auf einen Inhalt, insofern er in bestimmten Lauten oder Worten (s. Laut II. 4, Wortlaut und vgl. d) ausgedrückt ist: Der Brief lautete also. 2. Kön. 5, 6; Die Stelle, unser Text lautet auf griechisch folgendermaßen: Wie lautet das erste Gebot?; Diese Verse l. in der ersten Ausgabe etwas anders; Eine gleich-l–de Abschrift; Die Abschrift lautet mit dem Original überein; Sein jetziges Anerbieten lautet anders, minder günstig; Seine Antwort lautet trotzig; Das Urtheil lautet auf 3 Jahr Gefängnis; Ebendahin l. auch die Worte Kalvin’s etc. Vralt.: Wie oblaut (s. Laut II. 4), vgl. obbesagt etc. 2) die Laute (s. d. 1) spielen.
Zsstzg. s. die von klingen, vón Laut II. und von läuten, z. B.: Áb-: den Ablaut haben: A–de Zeitwörter.
An-: Etwas zum Anlaut haben, den Anlaut bilden, ebenso aus-l.: Die Wörter, die plattdeutsch mit „sn“, lauten hochdeutsch. mit „schn“ an; A–des „st“ wird mit dem Zischlaut gesprochen, aus-l–des nicht; Im Deutschen sind Verbindungen gleich a–der Wörter, z. B. Kind und Kegel, Wind und Wetter, Feuer und Fett, Gift und G alle etc. häufiger, als die gleich auslautender, wie: Mit Hand und Mund etc., wenn bei diesen nicht Gleichheit des Inlauts hinzutritt, also der Reim, wie in: Gut und Blut etc.
Aūs-: s. 1b und an-l.: Die auf flüssige Buchstaben a–den Wörter etc.
Míss-: einen Mißlaut bilden, nicht stimmen: Nicht reizt Beide Dasselbe, darum mißlautet es zwischen | mir und dir. V. H. 2, 268. Uber das Partic. der Vergangenh. s. Miß. Am häufigsten: M–d; Ggstz. wohl-l–d. [1c]. Über-, tr.: an Lautheit übertreffen, vgl. über-tönen, -schrein: Mit dem Laut dich überlaut ich. V. Ar. 1, 113. Um-, intr.: den Umlaut annehmen, und tr.: mit dem Umlaut versehn (auch be-u.): Die Plurale auf „er“ mit umlautsfähigem Vokal lauten gewöhnlich um oder werden gewöhnlich umgelautet, z. B. Land, Länder, Dorf, Dörfer; Gut, Güter; Haus, Häuser; Aus dem alten beumlauteten Genitiv. Frommann 3, 288; Radlof 83 etc.; Die unumgelautete Form des Komparativs von glatt gilt bei Adelung als die alleinige etc.
Überēīn-: [1f].
Ver-:
1) verlautbaren (s. d.), kund, publik werden: Von dem Verhältnisse zu Eduard hatte zwar Etwas verlautet. G. 15, 215; Daß durch die Indiskretion des Arztes ihr Zustand in der Nachbarschaft hatte v. wollen. 17, 343; Von meinen Beiträgen zur Optik hatte auch Etwas verlautet. 25, 160; Da v. wollte, | daß etc. L. 2, 221; Sch. 644b; 645b etc., auch in Verbind. mit „lassen“: Laß Nichts davon v. Sch. 358b; Schweinichen 3, 61 u. v., seltner: Ich habe mich schon bei einer andern Gelegenheit Etwas von einer kleinen Naturgabe v. lassen. W. 16, V, was auf ein Trans. hinweist, ebenso wie das (pass. oder doch mit zu ergänzendem „sein“ verbundne) Partic.: Die gegen seinen Willen verlautete [kund gewordne] Thatsache. AMeißner FvH. 1, 12.
2) ungw. (vgl. lautbar 2) in Lauten od. Worten ausgedrückt kund werden: Buchstaben mögen eine schöne Sache sein und doch sind sie unzulänglich. die Töne auszudrücken; Töne können wir nicht entbehren und doch sind sie bei weitem nicht hinreichend, den eigentlichen Sinn v. zu lassen. G. 18, 35. Vōr-: Andres überlautend vortönen: Daß die betonten Silben v. müssen. Campe, s. auch vorlaut: Hörte einen Hund anschlagen, v. [vor den andern laut werden], dann mehrere. Gotthelf Oberamtm. 36. Wider- [1f]: widersprechen, gewöhnl. nur im Partic.: Was w–der Meinung ist. Spate 2, 193. Wōhl-: s. [1d und e], auch: Die Sprache dadurch zu be-w. [mit Wohllaut zu versehn]. Jahn M. 183. Zusámmen-:
1) [1f] zusammenstimmen: Wie die Saiten auf dem Psalter durch einander klingen und doch z. Weish. 19, 17; Wie treffend die Stimmungen des Geistes mit der Bewegung der Maschine z. Sch. 112b.
2) tr. [1a] lautend oder läutend zusammenrufen u. ä. m.