läuten
Lǟūten, intr. (haben) und tr.:
von Glocken und Dingen ähnlichen Klangs: tönen — oder sie zum Schwingen und Tönen bringen, vgl. beiern, bimmeln, klingeln und Glocke und Zsstzg., z. B. Sau-, Schandglocke:
1) sowohl: Die Glocke oder es läutet (s. lauten 1a), als auch: Jemand, der Küster läutet, — die Glocke oder mit der Glocke, und so: Die Glocke, es, man etc. läutet in die oder zur Kirche, Messe, Mette, zum englischen Gruß, zum Gebet, zur Trauung, Hochzeit, zum Begräbnis, zur Trauer etc., auch mit Accus.: Es, man läutet [verkündet durch L.] Feuer, Sturm, den Schrecken (s. d.), die Thorsperre; Sobald die frühe Mette | geläutet ist. 11, 264 etc. Ferner mit persönl. Dat.: Einem den Lümmel (s. d. 2) l.; Die Glocken, mit denen man ihnen zu Grabe läutet. 9, 213; Die fürchterliche Glocke, die uns zur Trennung läutet. 209b; Wie eine dumpfe Glocke, | die einst dem abgeschiednen Freund geläutet. Sh. 6, 195; Dein letztes Stündchen läutet dir. Woch. 139; Ich läutete [klingelte] dem Aufwärter. 8, 259 etc., daneben zuw.: Bis ich ihn zu Grabe l. höre. Rh. 3, 187; Unseren Herrn Bauchpfaffen mit kupfriger Nase, den l. | bald die Pokale (s. 2) zu Grab. 2, 71; Als läutete die Abendglocke die Welt zur Ruhe. vgl.: Einen zur Ruhe singen etc. —
2) übertr. von der Glocke (Schelle etc.) auf ähnliche Klänge: Die Unken l., s. lauten 1a, auch: Wie der Rohrspatz läutet. Po. 1, 187; Das linke Ohr hat mir geläutet. U. 1, 379, s. klingen 1b; Fröhlich hallte der Pokale L. [s. o., klingender Zusammenstoß]. 49 etc., auch: Der Morgenwind ist der Küster, | der läutet frisch durchs All, | er läutet die Wipfel des Waldes, | er läutet den Wasserfall. G. 52, dagegen vralt. allgm.: Ein Thier .. wiehert oder kräht. | doch aber kann es nie ein Wort zu- sammen-l. — 3) dazu im subst. Infin.: Das L., das Feuer-, Sturm-, Trauer-, Wetter- L. [das L. beim Gewitter] etc.; seltner: Der Läuter, s. Aus-l. 2c, bei auch ,„Läuterer“.
Anm. Veralt. Partic.: gelitten, s. aus-l.; Ein- gelitten. B. 165b etc.
Zsstzg. vgl. die von klingeln etc., z. B.: Ab-: Den Markt a., seinen Schluß durch Läuten kund machen, aus-l., auch: Sich in öffentlichen Blättern a. Mendelssohn 5, 460, von sich reden machen etc. —
Än-:
1) intr.: an die Schelle oder Glocke ziehn, nam. um Einlaß. Skl. 1, 51; Nobl. 2, 125; Bild. 220 etc., so auch übrtr. = auf den Busch (s. d. 4) klopfen. rhD. 2, 30 etc. —
2) tr.: Etwas a., den Anfang desselben läutend ankünden, z. B.: Das Morgengebet 3, 438), den Markt, die Arbeitszeit im Bergwerk, das Mittagbrot a. etc. — Āūf-: Einen a., durch Läuten wecken etc. — Aūs-:
1) intr.:
a) zu Ende läuten: Es, die Glocke hat ausgeläutet, vgl.: Als Anna in die Kirche kam, hatte es verläutet. G. 250 und s. zusammen-l. 1, auch: Er hat ausgeläutet, ausgespielt, es ist mit ihm zu Ende; auch: Die Glocke und übertr. die Schaukel a. lassen, die in Schwung gesetzte sich überlassen und zur Ruhe kommen lassen; Rein a., die Glocke voll austönen lassen und übertr.: Rein ausgeläutet! rein, rund heraus mit der Sprache. —
b) Einem Verstorbnen a., zu seinem Begräbnis läuten. 3, 260, vgl. in vralt. mundartl. Form zu 2a: Wann Einer stirbt, so ist ihm die Meß ausgelitten. B. 36b etc., s. hin-l. und: Er konnte, wenn er starb, so wenig auf den Kirchhof kommen, als verläutet und begleitet werden. Ph. 3, 354. —
2) tr.:
a) den Schluß von Etwas durch Läuten anzeigen, s. ab-l.: Die Glocken läuteten das Hochamt aus. Hühn. 296; Bis der Jahrmarkt wieder ausgeläutet ist. NKr. 2, 12 etc., übrtr.: Doch ist die Geniezeit hier gleichsam ausgeläutet. Lit. 5, 655, zu Ende. —
b) läutend ausbreiten, verkünden: Wo die Glocken der Kirche den Frieden Gottes über die Natur ausläuteten. H. 2, 2, 206; Unsern Ruhm a. Fr. 1, 193; A. .. will ich’s, wie hochbeglückt ich bin. 2, 83) etc., vgl.: Hyacinthenglocken, | die echten Frühlingsduft ver-l. Laienbr. 228. —
c) Einen a., ihm zu Ehren läuten etc., s. be-l.; Dann werden mit den Klöpfeln | die Gläser umgekehrt. | Dann giebt’s ein helles Klingen, | dann werden Glocken draus, | dann läuten sie mit Singen | König und Herzog aus. .. | Dann singt ein jeder Läuter. 1, 105 etc. — Be-, tr.: über Etwas oder Einen läuten: Einen Sieg, ein Freudenfest, den Sieger, eine Leiche b.; Wie man bei uns beläutet und besinget die Todten. SW. 64, 191; Danach ließ ihn der Papst mit Glocken b. und mit Lichten von der Kanzel ausgelöscht werfen und verdammen. 26, 125 etc., s. aus-l. Auch: Das peinliche Gericht mit der gewöhnlichen Glocke b. § 82, die Hegung desselben an-l. — Eīn-, tr.: den Beginn von Etwas läutend verkünden: Das Fest W. 2, 43; Ferd. 1, 364), den Sonntag Südr. 1, 138), das Angelus Char. 1, 58), die Nacht 24, 212), die Messe, den Markt e.; auch übertr.: Schneeglöckchen läutet den Frühling ein; Ist nun doch, wo nicht ihre [der wälschen Sprache] letzte Stunde, wenigstens ihr letztes Jahrhundert eingeläutet. E. 1, 216; Eine eigne Art, wie der Frühling in den Alpen sich einzuläuten pflegt. Th. 232 etc., — und intr.: Zur Predigt 8, 208), zur Andacht Hint. 28) e.; [Zur Kirche] e. 46. — Hêr-, Hin- etc.: Aus dem . . Thal läutete [klang] ein Glöcklein herauf. 11, 270 etc.; Mich freut, daß ich euch hergeläutet [durch den Klang der Glocke hergerufen]. 12, 89; Es läutete schon Mittag in allen Dörfern, aber der Mittag läutete auch Nichts [die Erwarteten nicht] herbei. 3, 396 etc.; Hin-l., für einen Gestorbnen läuten. 3, 362; Das Hin-L. der Verstorbenen. Ph. 4, 62 etc. — z. B.: Dem Scheidenden, Geschiednen n., hinter ihm her läuten etc. — s. aus-l. 1a, b und 2b. — z. B. läutend vorhersagen etc.: So wird das Schicksal warnend vorgeläutet. Gd. 42. — mit Ungestüm läuten, fortfahren zu läuten: Er läutete zu wie toll. 5, 157 etc. — Zurück-, tr.: durch Läuten zurückrufen, z. B.: Meinen Sang, | der nicht umsonst mit seinem Klang | es [das Märchen] jetzt zurück euch läutet. 270. —
Nāch-: Ver-: Vōr-: Zū-: Zusámmen-: 1) intr.: (s. Vollgeläute) mit allen Glocken läuten: Laß alle Glocken z. 140a etc., nam. das letzte Zeichen zum Anfang einer feierlichen Handlung geben, aus-l. —
2) tr.: läutend zusammenrufen: Man läutet zum Grabe des tüchtigsten Bürgers die Stadt zusammen. Sch. 6, 221 etc. S. auch [2]. — u. ä. m.
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