Faksimile 0045 | Seite 43
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Laub
II. Lāūb, n., –(e)s; (–e, Läuber; Läubchen, lein); -, (–er-):
1) veralt., mundartl., mit Mz. und Verkl.: Blatt, Schm. 2, 409, so z. B. noch: Daß sie frische saftige Läublein verschmausten. Auerbach Gv. 120; Jedes Läublein spricht: Gott grüß | zu dem L. daneben. Geibel Jun. 61; Darfst du vom Kranz der Ehren | ein Läublein nur begehren? Uhland 296 etc.; Wo aus Keimen Keime dringen, | bezeugt dich jedes Frühlings-L. . .. Eine Kron ist jedes Läubchen. Rückert Erb. 2, 6 und sprchw.: Zittern (Gotter Sch. 31), beben (W. 11, 67) wie ein L. [oder zu 2: wie L. Rückert Mak. 1, 85], wie ein [oder zu 2: wie das Cham. 3, 198 oder wie W. 9, 79] Äspen-L. Matthesius Pr. 70. Auch, wo jedoch der kollektive Sinn von 2 schon vorblickt: Alle die Läuber, die Völker im Fahnentuch führen! | die Olive des Griechen, das Kleeblatt des Jren | und vor Allem germanisches Eichengeflecht. Freiligrath 2, 105.
2) (s. 1) gw. kollektiv (s. Ge-L.): eine Gesammtheit von Blättern (s. d. 1) im Ggstz. zu den Nadeln od. Tangeln oder Blattwerk nam. an Holzpflanzen (Bäumen und Sträuchen), z. B.: Die Bäume bekommen wieder L.; Das L. fällt von den Bäumen; Das L. abstreifen. Dan. 4, 11; Ein Cedernbaum .. dick von L. Hes. 31, 3; Wo .. im dunkeln L. die Goldorangen glühn. G. 1, 137; Sch. 47b; Das L. am Baum | saust ihm Entsetzen zu. Hölty 31 etc. und in Vergleichen: So zahlreich wie im Walde sonst das L., | wie kommt’s, daß ihre Zahl wie L. zerstiebt? Cham. 4, 89 und so sprchw.: Geld wie L. haben (Hebel 3, 436), verdienen (Pestalozzi 1, 21) etc., auch übertr.: Mein Liebchen! . . | du meines L–es Blume (s. d. 2m). Cham. 3, 45 etc. Ferner in zahllosen Zsstzg. nach Analogie der folgenden, vgl. Blatt 1: Ein dunkles Vließ von Ahorn- und Ul- men-L. wallte dicht und ohne Lücke über die breite Wölbung. Fallmerayer Or. 1, 141; Euch mit Eichen-L. umkränzen. Gleim 4, 202; G. 13, 120; Aus dem frischgrünen Kastanien-L. hervor. Heine Sal. 1, 123; Wo einst an jedem ersten Maitag grünes Mai-L. für sie geprangt hatte. Kinkel E. 261; Wenn das Mai-L. wieder den Hain umrauscht. Matthisson 201; Ein grünes Lorber-L. geflochten um die Wiegen. Opitz 1, 10; Reb-L. in dem Haar, tanz! Platen 2, 168; Mit dem nüchternen Minerven-L–e [von dem der Minerva heiligen Olbaum], | das fette Beeren birgt im blassen Grau. Rückert (Wackernagel 2, 1537); Violen- L. und Eppich | durchwirken reich | mit Blumen mir zum Sitz den grünen Teppich. Tiedge 2, 89; Von der aonischen | Göttinnen Kampfarbeit und Siegs-L. [womit der Sieger im Dichterkampf gekrönt wird]. V. 3, 5; Kl. Od. 1, 278 etc.; Blumenschnur aus Immergrün-L. und Vergißmeinnichten. Zschokke 1, 195 etc.
3) in Zsstzg. als Pflanzenname (Mz. –e), z.B. Haus-L., Semperaevum tectorum, auf Dächern wuchernd, auch „Hauslauch“; „Hauslauf“. Gutzkow R. 5, 386; I-L., Epheu (s. Eibe, Anm.); Johannis-L., Abele; Wein-L. [2], After- ahorn, wegen der Gestalt der Blätter etc.
4) die künstlerische Nachbildung des Laubs, z. B. (Maler) = Baumschlag; (Bauk.) = Blätterwerk an Säulen, Friesen etc.; (Schlosser), z. B. Wasser-L. (Mz. –e): laubförmige Verzierungen mit welligen (,,gewässerten“) Vertiefungen. 5) Forstw.: von Laubhölzern: Der Schlag steht im zweiten, dritten L., ist so viel Jahr alt, s. 6 und Krone 15g. 6) Weinb.: Wein vom vergangnen L. [Jahr, s. 5]. Schm., wo auch „die L.“ als Zeit des Blattens angeführt ist, vgl.: Wein von drei Blättern (s. Blatt 1) und: Zwei-, Dreiläuber als Bez. der zwei- oder dreijährigen Fächser (s. d.). Nemnich, wie schwzr. Dreiläubriger Wein [dreijähriger, Dreiferner]. Stalder. 7) eine Farbe im deutschen Kartenspiel, Grün (s. d. 9): Das Kreuz, das L., Herz und Eckstein. Auerbach Dicht. 1, 152. 8) (veralt.) der zu einem Gut gehörige Antheil von Brennholz im Walde. Frisch und Schm. 2, 410.
Anm. Goth. laubs (m.), ahd., mhd. loup, vgl. litth. lapas (Blatt). Kollektiv auch (mundartl.): Die Weingarten dick mit Laubich. Berlichingen 137. Die Mz. (s. 1) noch in dem Bstw. van Lauberhütte. Dazu: Die Laube (Läube), ahd. laub(j)a, woraus kurwälsch loupia (Empor-Kirche, -Laube), it. loggia, frz. loge etc. = Zelt, Hütte, Gallerie etc. (s. Loge) hervorging, s. Diez 207; ferner: lauben (III), ahd. loupên, mhd. louben; laubig (mhd. loubec) etc.
Zsstzg. s. 2, 3 und 4, ferner: Ge-: kollektiv = [2], vgl. [1]: Das zierliche Spielen der Vögel am G–e. Droysen A. 1, XIII; 332; Das G. der Bäume. Kürnberger Am. 426 etc., auch = Laube (s. d. 1): Lasset sie irren | durch lichtes webendes G–e. Grohmann bei Campe.