Faksimile 0040 | Seite 38
Faksimile 0040 | Seite 38
Faksimile 0040 | Seite 38
lässlich
Lä́ſslich, a.: 1) (kirchl.) er-l., was erlaſſen wer-
den kann, nam.: L–e (oder Laß-) Sünde, die leicht ver-
geben werden kann im Ggſtz. der Todſünde (ſ. d.) und
ſo = verzeihlich, ſo daß es ein mildes Urtheil, eine
milde Behandlung beanſpruchen darf ꝛc.: Laſſet auch die
Farben | mich nach meiner Art verkünden, | ohne Wunden,
ohne Narben, | mit der l–ſten der Sünden. G. 40, 3;
Warum will man nicht eine Äußerung l. oder erträglich fin-
den, die man denn doch mehr oder weniger ſich von Zeit zu
Zeit ſelbſt erlaubt? 18, 212; Väterlicher Milde bleibt Nichts
übrig, als die Fehler der Kinder, wenn ſie traurige Folgen
haben, zu bedauern ..; gehen ſie l–er, als zu hoffen war,
vorüber, ſie zu verzeihen. 263; Eine l–e [kleine] Bosheit.
20, 199; Begehrſt du, daß in meinem Alter ich | den l–ſten
Gewöhnungen entſage? Platen 3, 128; Was Liebe wagt, iſt
ſtets ein l–es Verbrechen. W. 12, 117 ꝛc. 2) (ſ. 1) auch
aktiv: nicht ſtreng, keine ſtrengen Anſprüche machend,
milde in der Beurtheilung oder Behandlung des Vor-
liegenden, Manches durchgehen laſſend, z. B.: So
ſtrenge Grundſätze .., während ich doch in allen übrigen
Dingen ſo l. denke. Eckermann G. 1, 142; Die Pflege des
ſtrengen gerichtlichen Rechts, des l–ern, wo Klugheit und
Gewandtheit dem Ausübenden zur Hand geht. G. 18, 101;
Mit Bildhauern verfahren wir ſchon l–er, am l–ſten mit
Malern, ſie dürfen Dies und Jenes verſuchen. 307; Die
Malerei iſt die l–ſte und bequemſte von allen Künſten; die
l–ſte, weil man ihr . . Vieles zu Gute hält und ſich an ihr
erfreut. 3, 157; Wir haben l–e Geſetze, um nach und nach
ſtrenger werden zu können. 19, 121; Auch was die Menſchen
thaten und trieben, ſah ich l. an. 20, 194; Obgleich unſer
Dienſt, ſehr l. iſt. 23, 130; L–e Amtsbeſchäftigung. 21,
249; Bis ſein Schickſal entſchieden wäre, hielt man ihn l.
25, 32; 216; 27, 157; 32, 305; 35, 399; [Dies]
macht jeden Ausdruck l., es wird eig. durch das Wort Nichts
beſtimmt, bepfählt und feſtgeſetzt. 39, 97; 13, 310 ꝛc.;
Die reichen Juden .. waren in dieſer Hinſicht die l–ſten [tole-
ranteſten]. HHerz 118; Ein Widerſtand, den er um ſo här-
ter empfand, je l–er die Eltern ſich bis dahin gegen ihn be-
wieſen hatten. Lewald Leb. 1, 25 ꝛc. 3) Dazu: Läß-
lichkeit: a) (ſ. 1) etwas L–es: Aus Anſichten und Rede-
weiſen, Gelüſten und L–keiten. Schöll (D Muſ. 1, 1, 4); Hüten
wir uns dieſer Selbſtanklage .. einen ſchwereren Fehl zu
Grunde zu legen als den einer L–keit. HHerz 34 ꝛc. b)
(ſ. 2) ohne Mz.: l–e Beurtheilung, Behandlung ꝛc.:
Eine gewiſſe L–keit .. ließ mich die .. Mängel wohlwollend
überſehen. G. 27, 371; 31, 388 ꝛc.
Anm. Bei Adelung und Campe nur in Bed. 1 und auch
hier nur als oberd.
Zſſtzg., theilweiſe ohne Uml., vgl. die von läſſig,
z. B.: Ab-: gw. nur: Un-a.: 1) ohne abzulaſſen,
unabläſſig: Wollen wir nach deinem Wink | un-a. ſtreben.
G. 1, 103; L. 6, 390; Mit un-a–em Eifer. Perthes Leb. 2,
42 ꝛc. 2) (vralt.) ſo daß Nichts abgelaſſen wird:
Zehn Mark .. un-a. zu bezahlen. Carolina IV. Än-:
bei einem Anlaß, gelegentlich: Es ſei uns vergönnt, hier
a. zu bemerken. Tſchudi Th. 522, und mit Genit.: = auf
Anlaß von dem Genannten; ſeltner: A. [als Anlaß]
mitwirken. Happel Denkw. 1, 535b. Eīn-: einläſſig
(ſ. d.): E. antworten. Gotthelf U. 1, 165; E–er Beſcheid.
2, 206; 265; G. 106; E–ere Berückſichtigung finden.
Vogt Köhl. XXXV; Lebhaft und e. diskutiert. Derſ. (Demokr.
Stud. 114); Un- e. antworten. Gotthelf U. 2, 275; Un-e–e
Redensarten. Sch. 356 ꝛc. Er-: ſo daß es erlaſſen
werden kann (erlaßbar), z. B.: Es dünkt dein Spruch
uns ſehr e. [wir erließen ihn dir gern, du könnteſt ihn
ſparen]. Geibel Jun. 248; So wird das Treffen des Gegen-
ſtandes [beim Witz] wieder e. [nicht nothwendig]. Viſcher
Aſth. 1, 434 und namentl. [1]: verzeihlich: E. ſcheint’s, |
wenn auf kurze Minuten das ſchwelgende Herz um euch |
ſelbſt Sankt Peter vergiſſt. Platen 2, 215, beſonders
im Ggſtz.: Jenes un-e. [ganz nothwendig] geforderte
Ebenmaß. G. 3, 154; Zuletzt iſt un-e., | daß der Dichter
Manches haſſe. 4, 7; Seine un-e–en Bedürfniſſe. 39, 80;
18, 236; 33, 227; Welche Sünd’ iſt un-e–er? [weniger
zu erlaſſen]. Rückert Mak. 1, 174; Tieck GſN. 1, 23 ꝛc.;
Unterricht im Franzöſiſchen zu nehmen, deſſen Un-E–keit ſie
im Laden der Putzhändlerin wohl gewahr worden. G. 20,
224; Ein Jnbegriff von hundert großen und kleinen Un-
E–keiten [un-e–en Dingen, Nothwendigkeiten]. Kapper
Chr. 2, 215 ꝛc. Oft ohne Uml.: Deine unerlaßliche
Pflicht. Fichte 6, 178; 30; Die Unerlaßlichkeit dieſes Be-
ſtandtheils. 7, 410; Gutzkow R. 1, 279; Zaubr. 1, 345;
3, 142; Die erſte und unerlaßliche Bedingung. WHumboldt.
3, 324; 1, 1; 10; HKleiſt E. 1, 233; Raumer Päd. 3, 1,
107; Schleiermacher 3, 2, 226; Tieck N. 1, 75; NKr. 3,
30 ꝛc.; Von der Unerlaßbarkeit der Strafen. CFBahrdt
3, 68. Nāch-: wovon Etwas nachgelaſſen werden
kann, nachlaſsbar, gw. im Ggſtz.: Auch das Einzelne
un-n. zu überliefern verpflichtet. G. 32, 101; Doch fordert
Laſt
dieſen die Kunſt un-n. Sch. 1126a; Die Schönheit ihrer
Form wird durch den un-n–en phyſiſchen Zweck .. bedingt
und beſchränkt. 1235b; 1241b; Ein un-n–es Erfordernis.
W. 23, 320 ꝛc., auch ohne Uml.: Meine unnachla ßliche
Pflicht. Fichte 6, 143; Kant Metaph. d. Sitt. 23; FNicolai
Möſ. 22 ꝛc. Unter-: was unterlaſſen werden kann,
unterlaſsbar. Im Ggſtz. ohne Uml.: Ununterlaß-
lich geſtraft. Luther 6, 5a, (ſo daß Nichts davon herunter-
(od. ab-) gelaſſen wird. Ver-: zuverläſſig. Gutzkow
R. 1, 387; Heine Sal. 1, 11; Hettner gR. 277; Höfer V.
69; Hausbl. (56) 1, 178; Kapper Chr. 1, 52; Lewald Ad.
170; Ferd. 3, 50; Leb. 2, 3; W. 4, 164; Linck Schl. 74;
Littrow 709; Monatbl. 2, 47a; Scherr Gr. 2, 198; Pilg.
1, 239 ꝛc. (ſeltner: verlaſsbar. Hausbl. (56) 1, 190).
Ggſtz.: Un-v. Karmarſch 1, 786 ꝛc. Zū-: zulaſs-
bar, zuläſſig, im Ggſtz.: Wie un-z. dies Stück [auf der
Bühne] ſei. G. 27, 281.