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Lassen
I. Láſſen, ließ; gelaſſen; läſſt, läſſt: Hilfszeitw.
(vgl. machen 1c), d. h. mit Jnfin. ohne „zu“ oder
vielmehr vollſtändig mit der Fügung des Accuſ. und
Infin. (1—9); tr. und refl. (10—21); intr. (haben)
(22 und 23): 1) Bed.: a) machen, bewirken, veran-
ſtalten (veran-l.), daß Etwas geſchieht. b) nicht
hindern, geſtatten, dulden (zu-l.), daß Etwas geſchieht,
ſich gleichgültig dagegen verhalten, ſich nicht darum
kümmern. S. Bſp. im Folgenden und vgl. die ab-
häng. Infin., z.B. gehen (1c), kommen (1d), liegen,
ſitzen, ſtecken, ſtehen ꝛc. 2) auf die Konſtruktion
übt l. keinen Einfluß, als daß das abhäng. Zeitw. im
Infin. und deſſen Subj. und Prädik. (ſ. 5) im Accuſ.
ſteht, alſo z. B.: Er ließ (1a) den Hund auf den Hinter-
beinen ſtehn; Er ließ (1b) Alles ſtehn und liegen ꝛc., und
daß ferner Fürw. beim abhäng. Jnfin., die das Subj.
von l. wiederholen, refleriv ſind, z. B.: L. (1a) Sie
mich von ſich hören, machen Sie, daß ich von Ihnen
höre; Er läſſt (1b) mich nichts Schlechtes von ſich ſagen,
er duldet nicht, daß ich Schlechtes von ihm ſage ꝛc.,
ſ. 4b. Iſt der abhäng. Infin. ein Tranſit., ſo hat
man vollſtändig zwei Accuſ., einen des Subj. und
einen des Obj. (was auch ein Satz ſein kann) vgl.
in Bezug auf refl. Zeitw.: 8 —, z. B.: Er läſſt (1a)
ſeine Schüler die Vokabeln auswendig lernen; Er läſſt (1b)
ſeine Schüler zu viel Unſinn machen; Ihr Benehmen läſſt
(1a) mich glauben, daß ich ihr nicht gleichgültig bin; Kaidl
hatte die Kinder glauben gemacht oder wenigſtens glauben l.
(1a und 9), daß ꝛc. Auerbach Leb. 1, 74; Der Dichter
läſſt (1a) ihn dieſe Worte ſterbend ſagen; Jch laſſe (1b)
die Leute ſagen, was ſie wollen, und thue, was Recht iſt;
Du läſſeſt (1a) mich erfahren viel und große Angſt. Pſ. 71,
20; Er ließ (1a) es die Leute fühlen. Richt. 8, 16; Freilich
ließen (1b) ihn die Folgen ſeiner Handelsweiſe keine Ent-
ſchuldigung aufbringen. G. 19, 375; Der Fürſt hatte ſie
bemerken l. (1a), wie ꝛc. 386; Die Schmähſucht läſſt (1b)
ſich doch den [oder von dem, durch den, ſ. 4b] Eifer nicht
bekehren. Günther 533; Ich habe mich wohl gehütet, den
jungen Kleiſt meine Empfindlichkeit darüber merken zu l. (1a).
L. 12, 148; Laß (1b) dich den [oder von dem, ſ. 4] Teu-
fel bei einem Haare faſſen und du biſt ſein. Gal. 2, 3;
Daß ich mich den [oder von dem, ſ. 4] Teufel reiten ließe (1b)
und einmal ſpielte. L. 13, 163 (Ebert); vgl.: Ich mich vom
Böſen blenden ließ. G. 6, 70; Seine eigene Einfalt den
armen Dichter entgelten zu l. (1a). Sch. 102b; Ein Kind,
das .. läſſt (1b) ſich Niemand [oder von Niemand, ſ. 4]
ſchweigen. Waldis Pſ. 131, 3; Sich Etwas oder durch
Etwas irren l.; Sich durch den Glanz des Goldes anködern
l. W. Luc. 4, 34 ꝛc. 3) ſtatt des (perſönl.) Subjekts-
Accuſ. neben dem Objects-Accuſ. wurde nach franz.
Muſter nam. früher auch der Dat. verwandt. So
haben wir viele Belege zuſammengeſtellt (Herrig 27, 233)
für die Fügungen: Ein em (ſt. des heute gw.: Ein en)
Etwas ahnen, blicken, empfinden, fühlen, entgelten, hören,
kennen, leſen, merken, (ver)miſſen, genießen, errathen, ſagen,
ſehn, verſpüren, abwägen, gewinnen, wiſſen, bezahlen l.,
vgl. 4a. 4) durch den Wegfall des eig. Subj.-
Accuſ. (wenn dies eine allgemeine unbeſtimmte Perſ.
iſt ſ. man, Einer oder eine, die man unbez.
laſſen will) gewinnt der abhäng. Infin. paſſ. Bed.,
wozu denn auch demgemäß die abhäng. Präpoſ. ,,von“
und „durch“ treten können, was nam. gern zur Ver-
meidung zweier perſönl. Accuſ. geſchieht (ſ. in 2 die
Bſp. aus Günther; L. Gal.; Ebert und Waldis), oder da,
wo nicht hervorgehoben werden ſoll, wer Etwas thut,
ſondern vielmehr, daß Etwas geſchieht, und nur neben-
bei, durch wen: a) (ſ. 1a) Er ließ mich danach fragen,
veranſtaltete, daß Jemand mich fragte, daß ich gefragt
wurde, und ſo: Er ließ mich durch einen Freund danach
fragen; Er ließ mir (durch ſeinen Bruder) ſagen, melden,
daß ꝛc.; Er ließ mir (von einem Bekannten) einige Zeilen
ſchreiben; Er ließ dem Armen durch einen Diener Brot geben;
Sich einen Zahn (vom Zahnarzt) ausziehn l.; Einem mit
Schlägen drohn l.; Der Iltis ließ einen fauchenden Ton
hören (ſ. d. 8c), machte, daß man ihn hörte, gab ihn
von ſich, und dazu refl.: Ein fauchender Ton, ein Knall
ließ ſich hören, erſcholl; Ein Sänger ließ ſich im Koncert
hören, veranſtaltete es, daß und damit man ihn höre
(ſ. auch b); In der Thierbude ließ man einen Tiger ſehn;
Der Zwerg läſſt ſich für Geld ſehn; Seit einigen Wochen
läſſt ſich ein Komet ſehn ꝛc. Man beachte den Unterſch.
des Infin. mit akt. und mit paſſ. Bed., z. B.: Die
Hypotheſe läſſt das ehemalige feſte Land nicht überſchwemmen
[pass.], ſondern mit allen ſeinen Einwohnern einbrechen
und verſinken [act.]. H. Ph. 13, 166; Er läſſt ſich nicht
lange bitten und nöthigen [pass.]; Mein Herr ſchickt mich
her und läſſt mich fragen [damit ich frage], oder: und
läſſt Sie fragen [damit Sie gefragt werden], ob ꝛc.; Ich
laſſe dich Etwas ſagen [veranſtalte, daß du es ſagſt],
und: Ich laſſe dir Etwas ſagen, veranſtalte, daß es dir
geſagt wird; Ich laſſe dich Nichts merken, mache es ſo, daß
du Nichtsmerkſt; Ichlaſſe mir Nichts merken (G. 20, 215;
28, 192; W. 27, 254 ꝛc.) oder abmerken (Cronegk 1, 103),
anmerken, anſehn, ich mache es ſo, daß man mir Nichts
(an)merkt, anſieht ꝛc. Freilich finden ſich (ſ. 3) Ab-
weichungen, doch ſteht trotzdem das Geſagte für den
heutigen Sprachgebrauch feſt, vgl.: Der Plan des Ver-
faſſers nöthigte ihn, verſchiedene Wahrheiten zu ſagen, die
in dem Munde einer Mannsperſon Beleidigungen geweſen
wären. Er mußte ſie alſo einem Frauenzimmer [gw. von
einem Fr.] ſagen l. L. 3, 161; Durch welches Wort habe
ich mich merken laſſen, daß ich ihn weiter als aus ſeinen
Büchern kenne? 8, 207; G. 28, 141 (vgl. Herrig l.l.). b)
(ſ. 1b), wobei man (ſ. a) ebenfalls den Unterſch. des
Infin. mit aktiv. u. paſſ. Bed. zu beachten hat, z.B.:
Ich ließ die Glocken läuten [pass.], den Kaiſer ſich in die
Kapucinerkirche begeben [act.], die Kurfürſten und den Kai-
ſer abreiſen [act.], ohne deßhalb einen Schritt von meinem
Zimmer zu thun. G. 20, 258; Ich laſſe meinem Bruder
Nichts zu nahe thun [pass.], und ihm Nichts zu nahe
geſchehn [act.]: ich dulde nicht, daß man ihm Etwas
zu nahe thue, daß ihm Etwas zu nahe gethan werde
oder daß ihm Etwas zu nahe geſchehe; Du läſſt dir auf
der Naſe ſpielen [pass.], Alles bieten [pass.], Alles ge-
fallen [act.] ꝛc. Und ſo nam. oft, indem das Subj.
von l. bei dem abhäng. (paſſ.) Infin. als reflexives
Fw. (ſ. 2) wiederkehrt, z. B.: Mit ſich reden, handeln
l.; Mit ſich umſpringen, Schindluder ſpielen l.; Holz auf
ſich hacken l.; Sich (Dat.) von Allen befehlen, übel mit-
ſpielen, ins Geſicht ſchlagen, die Thür vor der Naſe zumachen
l. ꝛc.; Sich (Acc.) abſchrecken, zurückweiſen, ſchlagen, treten,
en canaille behandeln, als Kuppler gebrauchen l. ꝛc.
Ferner: Sich gehn (ſ. d. 1c) l., vgl.: Das Pferd gehn l.,
wie es will, es nicht zügelnd oder lenkend ꝛc. Ferner,
wo die Bedd. 1a und 1b ineinander ſpielen: Sich auf
den Sopha fallen (ſ. d. 5d) l.; Schwäne, die ſich langſam
hingleiten ließen durch die Kühle der Fluth. Lewald W. 3,
288 = hinglitten ꝛc., minder gw.: Er ließ ſich durch
das Thor ins Freie wandeln. König Kl. 2, 320 = er wan-
derte, ſchlenderte; So ließ ſie ſich verhungern. Cham. 4,
73, hungerte ſich allmählich todt ꝛc., vgl. 6b. c) (ſ.
b) auch mit unperſönl. Subj.: Gold läſſt ſich dehnen,
iſt dehnbar; Die Klinge läſſt ſich biegen; Das iſt zu hart,
es läſſt ſich nicht ſchmieren ꝛc.; Solche Laſt läſſt ſich tragen,
ſie kann wohl getragen werden, iſt erträglich; Mit ihrer
Schönheit läſſt ſich Das noch halten (ſ. d. 5), ihre Schön-
heit iſt nicht unbändig (ſ. d.), übermäßig ꝛc.; Der
Wein läſſt ſich trinken [iſt trinkbar], die Speiſe läſſt ſich
eſſen, das Buch läſſt ſich leſen, der Vorſchlag läſſt ſich hören
[vrſch. a], darüber läſſt ſich weiter reden, ſprechen ꝛc., von
etwas einigermaßen Annehmbaren, das in ſich nicht
etwas an und für ſich gleich Hinderndes hat, weßhalb
man die Speiſe nicht eſſen, das Buch nicht leſen, den
Vorſchlag nicht anhören, darüber nicht weiter ſprechen
könnte u. A. m., auch verneint: Das läſſt ſich gar nicht
reden, iſt ganz unglaublich ꝛc., und mit vorangehndem
„es“ (ſ. d. 7 und 3): Es läſſt ſich hier gut tanzen, in
andrer Stellung: Hier läſſt ſich gut tanzen; Es läſſt ſich
hier noch die Frage aufwerfen, ob ꝛc. 5) iſt der abhäng.
Infin. ein Zeitw. mit doppeltem Nom., wie: ſein, wer-
den, bleiben, ſcheinen, ſo tritt das Prädik. wie das Subj.
in den Accuſ., z. B. ſprchw.: Gott einen guten Mann
ſein l., und ſo in vielen von mir (Herrig 18, 221; 21,
334 und Bd. 28) zuſammengeſtellten Beiſpiele, dar-
unter namentl. bei B., G., H., Luther (auch SW. 46,
339; 314 ꝛc.), Rückert, Sch. (auch 177a und 493a),
Schlegel (auch Sh. 7, 214: Laß deinen Knecht, nicht deinen
Herrn mich ſein), Uhland, V. und W., wie auch bei L. 1,
283; 373; 11, 528; Ließen den Berengarius einen Ketzer
bleiben. JvMüller 10, 3 ꝛc., vgl. nam. auch: Haſt uns
dein Sohn .. | zum Heiland l. werden. Waldis Pſ. 68, 11,
doch findet ſich auch das Prädik. im Nomin. (vgl. 7),
z. B.: Laß mir Alles, was geſchah, ein Traum bleiben.
Klinger Giaf. 447; L. 12, 505 und Gal. 1, 6, zu welcher
Stelle er 12, 348 den Accuſ. ſogar für „undeutſch“
erklärt, ſ. Ausführlicheres Herrig a. a. O. und vgl.
lehren 8e. a) zuw. ſt. Subj. und Prädik. dasſelbe
Wort, zur Bez. der völligen Gleichgültigkeit gegen
das Genannte, des Unbekümmertſeins darum (ſ. 1b),
z. B.: So ließ ich das Bild Bild ſein. Gutzkow R. 2, 151;
1, 401; Ich hätte Rauch Rauch ſein l. und gar Nichts dar-
aus geſchloſſen. L. 11, 189; Ließ die Mäuſe Mäuſe ſein |
und ſie die Stühl’ und Bänke nagen. Ramler F. 2, 458 ꝛc.
Daran ſchließt ſich prägnant: b) Einen ſein l., ihn
zufrieden, in Ruhe, ihn gehn l.; Laß mich ſein! ſo
wie ich bin, bekümmre dich nicht um mich und ſuche
mich nicht aus meinem Zuſtand, aus meinem Sein zu
bringen (vgl.: Außer ſich ſein), ſo auch: Laß mich! ſ.
10 und 13. c) Etwas ſein l., davon abſtehnd, es
nicht thun, ſich nicht damit befaſſen oder beſchäftigen,
vgl.: Etwas unter-l., es unterbleiben (ſ. d.) l., und
dafür denn auch: Es l. (ſ. 10 und vgl. 22a). S.
auch: Etwas gut (ſ. d. 1c), Etwas dahingeſtellt ſein l. ꝛc.
6) der abhäng. Jnfin. entſpricht einem unperſönl.
Zeitw. (ſ. Es und Herrig 18, 105ff.), deſſen Bed. ſich
die Verbind. mit l. nähert, und analog ſt. des „es“
mit einem allgm. Subj., nam. mit Etwas, Nichts,
Alles ꝛc.: a) (ſ. 1a): Es [d. h. ein Unbekanntes, nur
aus ſeinen Wirkungen Erkennbares] donnert, hagelt ꝛc.,
und dazu: Gott ließ (es) donnern (ſ. d. 1) und hageln,
Gott wirkte, daß die unbekannte Kraft donnerte es
donnerte, vgl.: Alle Tage, die Gott werden läſſt; Gott läſſt
die Sonne ſcheinen über Gute und Böſe ꝛc., dagegen (ſ.
1b): Wir müſſen es ruhig regnen l., können es nicht än-
dern ꝛc. b) mit rückbezügl. Fw., wo l. die Bed.
hat: ſich den Einwirkungen der unbekannten, nur aus
den Wirkungen erkennbaren Kraft hingeben, ſich ihnen
über-l., vgl.: Ich verlange (ſ. d.) nach Etwas; Es ver-
langt mich danach, etwas Unbekanntes, nur aus der Wir-
kung Erkennbares wirkt das Verlangen in mir; Jch
ließ mich einmal danach verlangen und nie wieder, ich über-
ließ mich jenem Unbekannten, das Verlangen in mir
Wirkenden, ſo daß dem Sinn nach die drei Wendun-
gen ziemlich Dasſelbe ſagen, ebenſo: Daß wir nicht uns
gelüſten laſſen des Böſen, gleich wie Jene gelüſtet
hat. 2. Kor. 10, 6; Sie ließen nach Gerechtigkeit ſich dür-
ſten. HSachs G. 1, 121; Du darfſt dich Das nicht wundern
l. W. Luc. 1, 52 ꝛc.; Sich Etwas einfallen (ſ. d. 6), träu-
men, in den Sinn kommen, beigehn l., ſich den Einfällen,
Träumen ꝛc. hingeben; Sich Etwas gefallen (ſ. d. 2d),
behagen, ſchmecken l., vgl.: Der Wein ſchmeckt mir, und:
Ich laſſe ihn mir ſchmecken, gebe mich ganz den wohl-
ſchmeckenden Einwirkungen desſelben auf mich hin;
Sich Etwas erbarmen (Simrock N. 2099), jammern, reuen,
verdrießen, anfechten, kümmern, freuen (W. Luc. 3, 372),
ſich die Luſt vergehn l.; Es ſich ſauer werden l.; Sich Etwas
geſagt ſein [vrſch. 7] l., das Geſagte hinnehmen und
den Einwirkungen desſelben Raum geben und einige
ähnliche, vom Sprachgebrauch feſtgeſetzte Verbindun-
gen, vgl. 4b. 7) in der aus 1 ſich entwickelnden
Bed.: Etwas als ſo oder ſo ſeind ſchildern, darſtellen,
und (nam. im Imper. oder in Verbind. mit wol-
len): annehmen, den Fall ſetzen, daß Etwas ſo oder
ſo ſei ſtimmt die Fügung mit dem Vorbemerkten
überein, nur daß das abhäng. Zeitw. auch im paſſiven
Jnfin. und im Infin. der Vergangenheit ſtehn kann,
z. B.: Die Sage läſſt Zeus den Kronos entthronen, läſſt
Kronos vom Zeus entthronen oder entthront werden; Der
Dichter läſſt beim Beginn ſeines Gedichts die meiſten troja-
niſchen Helden ſchon in ihre Heimath zurückgekehrt ſein; Laſſt
dieſen und jenen großen Gelehrten in einem andern Jahrhun-
derte geboren werden .. und ich zweifle, ob er Derjenige blei-
ben würde, für den man ihn jetzo hält. L. 11, 22; Es hat’s
Niemand geſagt, aber laß es Jemand geſagt haben oder laß
es geſagt (worden) ſein [vrſch. 6b]: was kümmert’s mich?;
Laß Andre vorher geſagt haben, was ſie wollten: iſt es nicht
ſchön .., Beſſeres zu ſagen? H. Ph. 13, 349; Laß ſein,
Geliebte, daß der Trübſal viel | noch auf uns harrt, ſie
nähert uns dem Ziel. W. 20, 255 = ſie mag immerhin
auf uns harren, und ſo auch im Gedanken an das
gleichbedeutende ,,mögen“ mit dem Prädik. im Nomin.
(ſ. 5), nam.: Laß Das [Das mag] immer der Fall
ſein ꝛc. S. ferner 8 und 9. 8) L. im Jmperat. der
Bed. 1a, 1b und 7 entſprechend, ſo kann z. B.: Laß
uns gehn bed.: (7) angenommen, geſetzt, wir gehn;
ferner [1b]: hindre uns nicht, zu gehn, unſres Weges
zu gehn, laß uns zufrieden, und endlich: eine Auf-
forderung an die Genoſſen zu gehn, mit dem ausge-
ſprochenen Willen des Sprechenden, ebenfalls zu gehn,
grammatiſch kurz als erſte Perſon der Mz. des Im-
perativs bez., vgl. „wir“ als ſog. Mz. von „ich“
(ſ. d.) alſo: geh(t) und ich will auch gehn; wir
wollen gehn, und dafür jetzt ſehr gw.: gehn wir! was
Adelung noch als oberd., Mendelsſohn 4, 2, 527 als ,,un-
erlaubte Neuerung“ (bei Jſelin) bez.: Laſſet uns die Dirne
rufen. 1. Moſ. 24, 57 = wir wollen ſie rufen, was
in anderm Zuſammenhang auch bed. kann: Veranſtal-
tet, daß ſie uns hergerufen werde ꝛc.; Laß euch, laß euch
wehren! G. 8, 148 (ob zweimal Druckf. ſtatt laſſt?);
Laß dir ſein, ich unterhalte dich perſönlich [es ſei dir, möge
dir ſo ſein, als unterhielt’ ich dich]. Lavater 1, XIII ꝛc.
Für die Form verdient der Fall Beachtung, wo bei
reflexiven oder bei reciproken Zeitw. dieſelbe Form des
perſönl. Fw. zweimal unmittelbar hinter einander
ſtehn müßte, wie z. B. Brockes 9, 574 in der That
ſchreibt: So laſſt uns uns annoch bemühn. Dieſe Härte
wird aber gw. vermieden (ſ. Du 8 und heißen I. 1,
z. B. auch: Hieß er mich augenblicklich zu einer Reiſe rüſten.
Höfer Leb. 251; Mach mich nicht erzürnen. Tieck 2, 21 und:
Ich will euch wachſen und mehren l. 3. Moſ. 26, 9 ſtatt
„euch mehren“ ꝛc.) entweder dadurch, daß zwiſchen die
beiden Fw. Etwas tritt, z. B.: Laß mich in Demuth |
mich verneigen | dem Herren mein. Cham. 3, 13; Laſſt uns
auf nächſten Samstag uns vertagen. 4, 77; Laß .. mich in
Hoffnung einer künft’gen | beglückten Auferſtehung mich be-
graben. G. 13, 352 ꝛc., oder durch den Fortfall des
einen Fw.: Pſ. 118, 24; 2. Kor. 6, 4; Laſſe ihn ſich ge-
baren, wie es ſeine Art iſt .. Und ſie ließen dich gebaren.
Alexis Dor. 1, Kap. 5; Laſſet mit Rebſchoſſen uns kränzen.
Geßner 2, 175; Moſen Ah. 95; Schlegel Sh. 6, 164; Tieck Makb.
2, 2; Viel Lärm 5, 3; Laß ewig treu dem Treuen mich ver-
einen. Werner Oſtſ. 1, 218; Laſſt hurtig uns entgürten. W.
Ober. 3, 55, wo die neuere Lesart geſchmeidiger lautet:
Laſſt hurtig euch entgürten ꝛc. 9) in Bezug auf die
Abwandlung des Hilfszeitw. iſt nur zu bemerken, daß
in den Zeiten der Vergangenheit das Partic. „l.“ lau-
tet, vgl. dürfen I., können I. ꝛc.: Er hat ihn kommen
l.; Nachdem er ihn hatte kommen l.; Daß Heine zuerſt Epi-
gramme gegen mich [hat] drucken l. Platen 7, 137; Die
Wahl, die man Sie [hat] blindlings treffen l., | war Ihre
Züchtigung. Sch. 307b; Da hab’ ich .. den großen Sumpf
l. austrocknen. 310a; Die Aufſchrift . ., | die Hektor in die
Klinge [hatte] graben l. W. 11, 146 ꝛc. Seltner: Et-
was, das ſie ſelbſt auf eigene Hand ſich ausgedacht oder ſich
einfallen gelaſſen haben [gw.: ſich haben einfallen l.].
Fichte 6, 378; Wo habt ihr ſie hängen gelaſſen. G. 5, 143;
Daß ihr den guten Wein ſtehen gelaſſen. Spindler Stadt 1,
51 ꝛc. Hängt von „ich will l.“ in Bed. 7 ein
Infin. Perf. Aktiv. ab, ſo findet ſich eine doppelte Form
des Partic., je nachdem haben voranſteht oder folgt,
z. B.: „Laß es ihn erreicht haben.“ Ich will es ihn erreicht
haben l., und: Ich will es ihn haben erreichen l. ꝛc.
Ein Paſſiv findet ſich nur ſelten, in der gw. Schreib-
weiſe, z. B.: Zu Ende dieſer Periode werden die Schlacken
durch Kalkzuſatz ſtreng flüſſiger gemacht und der Ofen ein
wenig abkühlen gelaſſen [gw.: man läſſt den Ofen ab-
kühlen]. Karmarſch 1, 251; Da wird .. genarrt, geäfft, am
Fädchen hin und her zappeln gelaſſen. Gutzkow FrGl. 169 ꝛc.
Aus den Bedeutungen des Hilfszeitw. (1a und b)
gehen die ſelbſtändiger tranſit. (und refler.) Zeitw.
hervor, die ſich durch Ergänzung eines Infin. erklären
(vgl. die Zſſtzg., bleiben ꝛc.). Wir behandeln zunächſt
l. mit bloßem Obj. (10—18), dann mit Obj. und
perſönl. Dat. (19), dann mit abhäng. Präpoſ. oder
entſprechenden Ortsadv. (20), dann mit einem dem
Obj. ſich anſchließenden Prädik. (21): 10) Einen oder
Etwas [ſein] l. (ſ. 5b und c), ſich davon abwenden,
ſich nicht damit befaſſen oder beſchäftigen, vgl. 11b:
Laß mich! (ſ. 13); Laß Das!; Die Katze läſſt das Mauſen
nicht. Sprchw., z. B. W. Merck 2, 70 ꝛc.; Dies ſoll man
thun und Jenes nicht l. Luk. 11, 42; Sie gehorchen oder l.
es. Heſ. 2, 5; 3, 11; Laß den Grimm [fahren]. Pſ. 37,
8; Jch war nunmehr auf mich ſelbſt zurückgewieſen, doch
konnte ich es nicht l. und ſetzte noch einigemal an. G. 39,
450 (vgl.: es nicht unter-l., nicht umhin können ꝛc.);
Laß die Mücken und die Juden! [ſprich nicht davon ꝛc.].
Heine Lied. 268; Wenn ihr doch eure Reden l. wolltet.
HKleiſt Kr. 84; Gürte mir das Schwert um, laß das Trau-
ern: Sch. 1a ꝛc. Mit ſachl. Obj. auch: L. Sie das Hei-
rathen unterweges. Iffland 9, 2, 53 ꝛc., vgl. unter-l.
Dazu auch oft der ſubſtant. Infin., verbunden mit dem
Ggſtz.: Nach dieſen Geſetzen war mein Thun und L.
eingerichtet. G. 15, 278; H. Phil. 13, 341; W. 27,
237 u. o. 11) Einen oder Etwas l., ſich da-
von entfernend es zurückbleiben l., beſtimmter: zurück-
l. (ſ. d. und hinter-l.), mit Bezug auf das Zurück-
bleibende, und ver-l. (ſ. d.) mit Bezug auf den ſich
Entfernenden: a) zurück-l.: Unſre beſten Thaten . . | l.
keine Spuren. Platen 6, 18; Ihre Blicke ließen nicht mehr
Narben | in ſeinem Aug’, als eine Roſe läſſt, | die man mit
Luſt an Naſ’ und Lippen preſſt. W. 11, 180 ꝛc. b)
Einen, Etwas ver-l., ſich davon entfernen, wegwenden,
vgl. 10 und 22a: Er ſoll ſie zum Weibe haben, daß er ſie
ſein Lebenlang nicht l. möge. 5. Moſ. 22, 19; 1, 28, 15;
Götzenhirten, die die Herde l. Zach. 11, 17; Das Werk dei-
ner Hände wolleſt du nicht l. Pſ. 138, 8; 27, 9; Warum
habt ihr den Mann gelaſſen [ſeid von ihm gegangen, habt
ihn dort gelaſſen], daß ihr ihn nicht ludet, mit uns zu
eſſen? 2. Moſ. 2, 20; Gnade und Treue werden dich nicht l.
Spr. 3, 3; Wenig Stunden ſchwinden, | da läſſt er ſeine
Haft. Freiligrath Garb. 97; Sie folgt | aus dem Palaſt mir
in die Hütte, läſſt | ein thöricht Leben, das ich ſelbſt ver-l.
G. 8, 23; Durch Krankheit, welche mich noch jetzt nicht gänz-
lich läſſt [vgl. 21: frei-l.]. Opitz 1, 10; Wir l. nun, um
weiter vorzugehn [in unſrer Erzählung] | die ſchöne Va-
ſtola. W. 12, 5 ꝛc. Auch: Das Leben l., es ver-l., aus
dem Leben ſcheiden, ſterben, aber auch mehr thätig:
es hingeben, es gleichſam mit dem Blute hinſtrömen
laſſen: Sie l. das Leben für ihn, vgl.: Gut und Blut für
Jemand l., hingeben, opfern (ſ. 12 und 17c). 12)
Einen fort-, weggehn, ſich entfernen l., beſtimmter:
fort-, (hin)weg-l. ꝛc.: „Laß mich gehen.“ .. Ich laſſe
dich nicht, du ſegneſt mich denn. 1. Moſ. 32, 26; Haltet mich
nicht auf . ., laſſet mich, daß [damit] ich zu meinem Herrn
ziehe. 1, 24, 56; vgl. (1b und 8): laſſet mich ziehn. 2,
7, 16; Ich will ſein Herz verſtocken, daß er das Volk nicht
l. wird. 2, 4, 21; Mein Bruder wird ihn nicht mit Willen
l. G. 13, 160 ꝛc. 13) Jemand ungehindert ſeines
Weges gehn, ihn in Ruhe ſein, ihn ſeinem Willen ge-
mäß handeln l., ihn nicht hindern und beläſtigen ꝛc.
(ſ. 1b; 5b und 10): Gehaſi trat herzu, daß er ſie ab-
ſtieße. Aber der Mann Gottes ſprach: laß ſie. 2. Kön. 4,
27; Laß mich [los ꝛc.], daß ich die Säulen taſte. Richt. 16,
26 ꝛc. 14) Etwas ſo, wie es iſt, bleiben l., es be-
l.: Man verändert, was man l. ſollte; läſſt, was man ver-
ändern ſollte. G. 15, 27 ꝛc., nam. oft mit Angabe des
Wie, ſ. 21. 15) durch Hergeben der nöthigen
Räumlichkeit ein Unterkommen finden laſſen, unter-
bringen, placieren, nam.: Sachen oder Perſ. (nicht) l.
können, zu l. wiſſen (ſ. Gelaß 1) und danach auch übertr.
aufs Geiſtige (refl.): Sich nicht zu l. wiſſen ꝛc., ganz
außer (ſ. d. †) ſich ſein oder gerathen, aus dem Häus-
chen ſein, z. B.: Er kann ſich für Freude nicht l. [iſt vor
Freude außer ſich]. G. 1, 140 ꝛc. und als Ggſtz. das
adjektiv. Partic.: Gelaſſen (ſ. d. unter II). 16)
Ein Frauenzimmer läſſt einen Mann [in fleiſchlicher Ver-
miſchung ſeinen Geſchlechtstrieb befriedigen] und refl.:
Sie läſſt ſich (von einem Mann) [als Werkzeug zur Be-
friedigung ſeines Geſchlechtstriebs gebrauchen], z. B.
Droyſen A. 3, 262 ꝛc., vgl.: Hure nicht und laß keinen
Andern zu dir (ſ. 20). Hoſ. 3, 3 und zu-l. 17) mit
einigen beſt. Hw. (oder ſvwdten) als Obj.: a) Einen
Magenwind, Furz ꝛc. [gehen, ſtreichen, fahren] l. Luther
8, 221b; Zinkgräf 1, 145 ꝛc., auch mit Verſchweigung
des Hw.: Einen (ſ. Ein II 2c) l.; So ließ | ich einen
tüchtigen, denn mir war der Bauch ſo voll. Droyſen Ar. 1,
190 ꝛc. Ahnlich auch: Einen Rülps, Rülz, Grülzen ꝛc. l.
b) (Sein) Waſſer l. (G. 5, 288 ꝛc.), es aus der Harn-
blaſe laufen l., ſein Waſſer abſchlagen, piſſen.
c) Blut (ſ. d. 2) l., es aus der geöffneten Ader
ſtrömen l., mittels eines Aderlaſſes (ſ. d. und vergl.
ſchwzr.: Blut uſe lah, aus-l. Gotthelf G. 151), auch
übertr., z. B. Forſter Br. 1, 286; HVoß JP. 63; W.
Merck 2, 68 ꝛc., vgl. d im ſelben Sinne: (zur) Ader
(ſ. d. 1a) l. ꝛc. G. 28, 180 und 183; ferner (veralt.):
Einem l. [ihm Blut entziehn] und l. [ſich Blut entziehn
laſſen], z. B.: Handwerksleut .. die ſollen wenig l. ..
Die einen blöden Magen haben .. ., Denen ſoll man nicht
l. Ryff Sp. 163a u. o., auch als ſubſtant. Infin.: Das
Ader-, Blut-L.; Meiſter, der des L–s geübet. Ryff Sp. 177b
ꝛc. und übertr.: Dies Lärchenholz hat auch Harz wie die
Tannen; ſo man ein Loch darein bohret, fleußt es heraus;
aber das Holz verleurt durch ſolch L. ſein Geſchmack, Kraft
und Stärke, gleichwie ein Menſch, dem man ſein Kraft und
Leben im Blut auslaſſt. Stumpf 607a. Vgl. ferner: Gut
und Blut, das Leben l., ſ. 11b. d) Haare (ſ. d. 1d) l.,
übertr. wie „Blut l.“ (c), empfindlichen Verluſt lei-
den, wohl hergenommen von dem gehetzten Haſen ꝛc.,
der, von den Hunden gepackt, ſich ihnen mit Verluſt
eines Stück Fells (Haare zurücklaſſend) entreißt, oder
Ahnliches, vgl. G. 5, 141 von Braun, der in Rüſte-
viels Block Haare vom Kopf zurückließ. e) ugw.:
Er gar demüthig die Worte ließ [von ſich gab, ſprach].
G. 2, 146. 18) vgl. die folgenden Fügungen mit
dem (zuw. fortbleibenden) perſönl. Dat. oder Prädik.
19) Einem Etwas [was er hat] l., es in ſeinem Be-
ſitz bleiben l., es ihm nicht fortnehmen, nicht von ihm
nehmen und: Einem Etwas [was er nicht hat] l., es
ihm zukommen, in ſeinen Beſitz übergehn l., es ihm
über-l., vgl. 20, z. B.: Wenn Sie mir die Waare nicht
billiger l. [über-, ab-l.] können, ſo muß ich ſie Ihnen l.
[in Jhren Händen l., kann ſie nicht von Jhnen nehmen
oder kaufen]; „Mein ſei dieſes Geſchöpf!“ . . | Nein, laß
es, laß es mir, Herr! [nimm es mir nicht]. H. 15, 7 ꝛc.;
Ihr ſollt nicht Alles genau aufleſen, ſondern ſollt es den Ar-
men .. [über-] l. 3. Moſ. 23, 22; Alles was meine Augen
[zu haben] wünſchten, ließ ich ihnen und wehrete meinem
Herzen keine Freude. Pred. 2, 10; Sie laſſen ihr Übriges
ihren Jungen. Pſ. 17, 14; Sie müſſen ihr Gut Andern l.
49, 11; Er ließ den Ring von ſeinen Söhnen .. den ge-
liebteſten. L. 2, 277; Ich will meine Ehre keinem Andern l.
[über-l.]. Jeſ. 48, 11; Jedem ſeine Ehre, das Seinige l.
[es ihm nicht nehmen]; Sobald der Handel und das Hand-
werk den Städten vorab gelaſſen und ihnen gleichſam ein
Monopolium im Lande eingeräumt wird. Möſer Ph. 1, 198;
Einem Gelegenheit zu Etwas, z. B. zur Entwicklung l., ſie
ihm geben, oder nicht entziehn; Seinen Gefühlen freien
Lauf l.; Dieſes Bewuſſtſein, womit man .. mit ſeinen Irr-
thümern ſcherzt und ihnen deſto mehr Raum und Lauf läſſt.
G. 39, 296; Ehe er dem Teufel Luft und Raum laſſe. Luther
6, 317a; Laß ihm den Zügel ein wenig [ſchießen]. V. Il.
23, 337; Einem Ruhe, Muße, Zeit l. [gönnen], auch:
Sich Zeit (zu Etwas) l. [ſich nicht übereilen]; Einem den
Vorrang l. [nicht ſtreitig machen]; Einem ſeinen (freien)
Willen l., ihn nicht beſchränken; Dem Pferde die Zügel
[ſchießen] l.; Einem das Reich zu beherrſchen l. Zinkgräf 1,
315; ihm die Herrſchaft l. ꝛc. Seltner: Einen ſich ſelbſt
l., gw. über-l., doch z. B.: Ich ſoll ganz mir ſelbſt ge-
laſſen ſein, hat er mir verſprochen. G. 14, 86; Gellert 1,
178 ꝛc. Auch zuw. mit Auslaſſung des perſönl. Dat.,
z. B.: Wie theuer l. Sie die Waare [dem Käufer]?; Da
läſſt denn der Verkäufer . . die Waare oft unter dem Preiſe.
Immermann M. 1, 258 ꝛc., und mehr mundartl.: (Den
Arbeitern) Feierabend, Schicht l. [oder geben] ꝛc. 20)
mit abhäng. Präpoſ. oder mit entſprechenden Ortsad-
verb., wobei derſelbe Unterſch. wie bei 19 hervortritt,
jenachdem Ruhe oder Bewegung bez. wird (beachte den
Dat. oder Accuſ. bei vielen Präpoſ.), z. B.: Etwas
Sanders, deutſches Wörterb. II.
hier, da, dort, an einem Ort [bleiben] l., es hier-, da-,
dorthin, an einen Ort [kommen] l.; Die Knaben haben kei-
nen Apfel auf dem Baum gelaſſen, ich will deßhalb künftig
keinen Knaben mehr auf den Baum l.; Den Degen aus der
Scheide [bleiben] l.; Den Vogel aus dem Käfig in die
Stube [fliegen] l.; Die Nummerkarten aus dem Spiel
[bleiben] l.; Etwas aus dem Spiel l., nicht mit ein-
miſchen; Laß unſern Herrgott aus dem Spaß! G. 11, 164;
Den Vogel im Käfig [bleiben] l.; Ein Schiff vom Stapel
[laufen oder ab-] l.; Etwas nicht von der Stelle l.; Zu
Hauſe oder daheim, nach Hauſe oder heim l., auch
übertr.: Etwas ſoll heimgelaſſen [wie: heimgeſtellt]
bleiben. Erbvergl. § 165 ꝛc.; Etwas draußen, drinnen, oben,
unten [bleiben, liegen] l. ꝛc.; es hin- (oder her-) aus,
-ein, -auf, -unter l.; Einen Eimer, eine Perſ., ſich an
einem Seil in den Brunnen l., herab-, hinunter-,
nieder-l.; Etwas vorn Befindliches vorn, etwas hinten
Befindliches vor-l.; Einen, Etwas dahinten l., hinter ſich
[zurückbleiben] l.; Freuden, die ſie große Sorge trugen,
nicht dahinten zu l. FHJacobi 5, 42; Daß er alle Mitſchüler
dahinden ließ. Schaidenreißer Vb; Meinen Mantel dahinten
[zu Hauſe ꝛc.] gelaſſen. 61b; Mein einziger Sohn, ich
möchte ihn einſt als einen glücklichen Menſchen hinter mir l.
W. 24, 9; 28, 80; Zinkgräf 1, 207; Ich ließ nach mir
[gw. ich hinterließ, ſterbend] wohl Bier und Brot. Oehlen-
ſchläger Gd. 45; Rückwärts ließ ich die griechiſche Fabel
[darüber hinausgehend]. Platen 2, 276 ꝛc.; Jemand vor
ſich, zu ſich [ſ. 16] l.; Einen zu dem Gelde, übers Geld l.;
Einen ewig in Unruhe l. Pſ. 55, 23; Einen in Ruhe, Frie-
den, veralt.: mit Frieden l., ihn zufrieden l. (ſ. 21); Einen
in der Patſche, in Verlegenheit, im Stich (ſ. d.) l.; Einen in
den Händen der Feinde l.; Ihm Etwas unter Händen l.; Daß
er in vielen Fällen, wo es nur auf ihn ankam, den Leuten den
Wahn .. zu benehmen, ſie abſichtlich auf [bei] ihrem Glau-
ben ließ. W. 18, 101; 100; Laß Diejenigen, die ſie für
todt halten, auf ihrer Meinung. 102; Es beim Alten l.
Werner Oſtſ. 1, 153; Die Gelegenheit aus den Händen l.;
Bier vom Faß l., ab-l., abzapfen; Einen Sack Korn vom
Boden l., nieder-l.; Sich aufs Knie [fallen, ſinken, nieder-]
l.; Bis dahin laſſen Sie die Geſchichte nicht weiter [kom-
men durch Erzählung]. Forſter Br. 1, 267; Bretter, Bal-
ken in einander [greifen] l., ſie zuſammenfügend, ſ. ein-
l. Veralt. refl.: Sich an (Zwingli 2, 12; 204 ꝛc.),
auf (3, 2; 9; Luther SW. 64, 86; Waldis Pſ. 20b, 6)
Einen, Etwas l. = ſich ver-l., eig. wohl: ſich daran
oder darauf ſtützend, ihm über-l. oder hingeben, vgl.
Anlaß; auch paſſ.: Auf Gott gelaſſen ſein. Zwingli 3,
7 ꝛc. 21) mit einem dem Obj. ſich anſchließenden
Prädik.: a) dem „Werden“ entſprechend: Einen frei,
los, ledig (Sch. 194b) l., ihn nicht halten, ihn ent-l., ſo
daß er frei ꝛc. wird, verſch.: frei machen, befreien. So
nam.: Einen Gefangnen frei l., ferner: Einen Sklaven,
Leibeignen frei l.; Ein Freigelaßner [früherer Sklave ꝛc.];
Die Freilaſſung eines Gefangnen, Sklaven ꝛc. (ſ. b).
b) öfter dem „Bleiben“ (ſ. d. 13) entſprechend,
nam. häufig mit dem durch „un“ bez. Ggſtz. eines
Partic.: Etwas unerörtert l., es nicht erörtern, die Er-
örterung unter-l.; Etwas unbeſprochen, ungeſagt, uner-
ledigt, unberückſichtigt, ungethan, einen Brief ungeſchrieben
l.; Einen unbefriedigt, ungeſchoren, ungehudelt l.; Einem
Etwas unbenommen l.; Das will ich ungeſagt l., darüber
halte ich meinen Ausſpruch zurück, weil ich nichts Ge-
wiſſes ſagen kann; Du laſſeſt es ungenoſſen. Geßner 1, 23;
Daß ſie dieſen Text mußten unumgeſtoßen l. Luther 8, 532a;
Solche Verſe läſſt ein Grammatiker wohl ungemacht. V.
Georg. 314, iſt nicht im Stande ſie zu machen ꝛc. Sel-
ten refl.: Schon Theſpis ließ ſich um die hiſtoriſche Richtig-
keit ganz unbekümmert. L. 7, 141, blieb, verhielt ſich un-
bekümmert. So auch: Die Thüre offen (oder auf-) l.,
ſie nicht zumachen; Sie zu-l., ſie nicht öffnen; Einen
ruhig [in Ruhe] l. Gotthelf Sch. 66; 172; ihn zufrieden
l., vgl. 20; (Einem) Etwas übrig l.; Einen Platz frei l.
(verſch. a), ihn nicht beſetzen; Platz, Raum frei, auf-l.
oder auch bloß: l. für zweiZeilen; Den Acker wüſt [liegen]
l.; Alles ſo l., wie es iſt ꝛc. c) (ſ. b) mit einem Hw.
als Prädik., das mit „als“ oder „zu“ angeknüpft
wird: Ich laſſe den Freund dir als Bürgen [zurück]; Etwas
als oder zum Pfand l. ꝛc. 22) intr.: a) Von Etwas
oder Einem l., ſich davon entfernend, es (ihn) l. (ſ. 10
e
und 11b) oder ver-l., ſ. ab-l. 7; Art läſſt nicht von Art;
Laß vom Böſen und thue Gutes. Pſ. 34, 5; Spr. 17, 14;
Der Gottloſe laſſe von ſeinem Wege und der Übelthäter ſeine
Gedanken [11b]. Jeſ. 55, 7; Wie man einen Knaben ge-
wöhnt, ſo läſſt er nicht davon. Spr. 22, 6; Von Deß Hauſe
wird Böſes nicht l. 17, 13; Läſſt du das Trinken nicht ſein
[5c] | und läſſt nicht vom leidigen Branntewein. Cham. 3,
190, vergl.: Laß die Hand von meiner Gurgel [bleiben,
nimm ſie weg]. Schlegel Sh. 3, 336 ꝛc. b) (niederd.)
Die Bienen l. [ihren Stock, ver-l. ihn], ſchwärmen.
23) intr.: das Ausſehn von Etwas haben, ſo oder ſo
ausſehn, vgl. machen 2c: a) Jemand oder Etwas läſſt
ſo und ſo, ſieht ſo aus, z. B.: Er läſſt jünger als vorher.
V. Sh. 1, 46; Das Feld ſieht jetzo traurig aus | . . Wie
weit betrübter läſſt dein Haus! Günther 160; So hoch Me-
lanie .. aufgeſchoſſen war, ſo behend ließen doch ihre Be-
wegungen. Gutzkow R. 1, 315. Auch: Was in meinen
Anmerkungen nach Sprachkritik läſſt. V. Georg. XXII; Das
ließe ja, als wenn man glaubte, daß ꝛc. Claudius 5, 135;
Es läſſt, ob [ſ. d., gw.: als] wäre die Natur bemüht.
Brockes 1, 38; Es würde l., als ob ich mich wer weiß wie
nothwendig glaubte. L. 12, 246; Es läſſt ja ungereimt,
wenn ꝛc. Lichtwer 3; Es läſſt recht lächerlich, wenn ꝛc. 103;
Es läſſt verdächtig, wenn ꝛc. Rabner 1, 152; Sturz 1, 178
ꝛc. Auch: Etwas läſſt ſo oder ſo, mit Bezug auf eine
Perſ. oder einen Ggſtd., woran es ſich findet, die aber
auch ungenannt bleiben können: Ordnung würde hier
viel zu dogmatiſch gelaſſen haben. L. 5, 60; Etwas Trotz
läſſt ſchön. Weſt Dian. 1, 1 ꝛc., nam. aber mit beigefüg-
tem (meiſt perſönl.) Dat.: Es läſſt ihm [er iſt] doch gar
hübſch. Gleim 3, 25; Die Frau betheuerte .., dieſe Tracht
laſſe [ſtehe, kleide] ihm vorzüglich gut. G. 16, 250; Ein
wildes Weſen, das ihm nicht übel ließ. 19, 292; Wie das
zarte Schwarz dem innen blendend weißen Marmor ſo lieb-
lich läſſt! Heinſe A. 1, 263; 2, 94; Lenau Sav. 166; Ich
wollte ſehn, | wie dieſer männerſcheuen Unholdin | der Braut-
ſtand läſſt. Sch. 597a; Waldau N. 1, 266; Ihr Aufzug ...
ließ ihr doch gar zu ſchön. W. 9, 170; 12, 260; Sie ſucht
die Miene, die ihr am beſten l. möchte. 15, 13; Was mir
an Ariſtipp gefällt, iſt, daß | ihm jede Farbe gut ließ. HBr.
1, 243 ꝛc. und prägn. = gut kleiden, wohl anſtehn,
z. B.: Weil doch am zweiten Hochzeittage | die Eheſcheidung
noch nicht läſſt. Burmann F. 142; 146; Das muß ſo ſein!
Das läſſt! Das thut Wirkung! G. 32, 5; Es würde nicht
l., wenn ꝛc. L. 7, 282; Bei Kindern läſſt Putz. Lichtenberg 1,
395; Ob es ſehr laſſe, ſo in den Garten zu laufen. IP. 22,
14 ꝛc. 24) Dazu: a) Das L., ſ. nam. 10 und 17c.
b) Laſſung, f.; –en: nur in Zſſtzg. (ſ. d., wie
auch 21a). c) Laſſer, m., –s; uv.: veralt. wie
das einfache l. [17c]: Einer der zur Ader läſſt, ſowohl
Andern (der Chirurg, Bader), als auch Der, dem ſo
Blut entzogen wird, z. B. (mit Uml.): Wo der Läſſer
verzagt und kleinmüthig wäre . ., ſoll er vor dem L. ein
Schnitt Brots (ge)nießen ꝛc. Ryff Th. 177b, ſo auch: Wie
die Operation . . dem Blutlaſſer wohl bekommt. Muſäus
Ph. 3, 80; Der Aderlaſſer ꝛc.; ferner in einigen andern
Zſſtzg.: Erblaſſer, Teſtator; der ein Erbe hinterläſſt;
ſeltner: Thronlaſſer, der den Thron hinterläſſt, Vor-
fahr des Thronnachfolgers ꝛc. Immermann 12, 367 ꝛc.,
ſ. ferner Zſſtzg. von l.; ſcherzh. auch von dem Hilfs-
zeitw., z. B.: Ich bin auch kein Herodes-Tyrann, | kein
Kinderabſchlachtenlaſſer. Heine Verm. 1, 200, der die Kin-
der abſchlachten läſſt.
Anm. Goth. lêtan, ahd. lâzan, mhd. lâzen, zſgzgn.
lân (vgl. I. Laß), ſo noch oft im ältern Nhd. z. B. Waldis
Pſ. 87, 3 ꝛc. und noch alterthümlich: Den Ring .. | hat ins
Meer ſie fallen lan. Uhland 469. Über die im ältern Hochd.
gewöhnlichen und noch, nam. bei Dichtern nicht ſeltnen gedehn-
ten Formen des Präſ.: Du läſſeſt, er läſſet, ſ. Sanders
Orth. 68 ff.; daneben (mehr mundartl.) ohne Uml.: Du
laſſeſt. Geßner 1, 23; Er laſſt. Hebel 3, 259; Spindler
Stadt 1, 182; Stumpf 609a ꝛc. Mundartl. Formen und
Bedd. z. B. Schm. 2, 492 ꝛc.
Zſſtzg. vergl. die von bleiben, gehn und kommen,
z. B.: Áb-, tr. (1—6) und intr. (7): 1) [20] Etwas
ab- [bleiben] laſſen, das Abgegangne, Abgenommene
nicht wieder anmachen, aufſetzen, befeſtigen: Den Knopf
a., nicht wieder annähen; Den Deckel des Glaſes a., nicht
aufſetzen ꝛc. 2) [20] Etwas a., es abgehn, von da,
wo es bisher geweſen, nam. zurückgehalten war, ſich
entfernen, ſich fortbewegen laſſen, zuw. auch meto-
nym.: Es iſt genug, laß nun deine Hand ab [nimm, zieh
ſie fort]. 2. Sam. 24, 16; Einen Eingeſperrten a. IP. Fat.
2, 122, gw. fort- oder ziehn laſſen; Ein Schiff a., vom
Stapel (laufen) l.; Schon ſeit langer Zeit ſteht ein Brief
an dich auf dem Stapel und es brauchte nur dieſe Erinnerung
um ihn abzulaſſen. G. Merck 2, 257; An Humboldt habe ich
einen langen Brief abgelaſſen. Sch. 6, 165 ꝛc. und allgm.:
Briefe ꝛc. a. (nam. in den Kanzleien) ſchreiben (aus-
fertigen) und abſenden, z. B. G. 18, 275; 21, 186;
L. 12, 363; Geſandte a. ans Volk. IP. 17, 163 ꝛc.; Wo
er die Hunde a. ſollte [entkoppelnd, auf das Wild]. Gott-
helf Oberamtm. 70; 81 ꝛc.; Das Waſſer aus dem Teich,
metonym.: Den Teich a.; Das Bier ꝛc. vom Faß, me-
tonym.: Das Faß a., abzapfen, ſo auch: Einem Blut a.,
es ihm durch Aderlaſſen entziehend; Den Wein a., von
den Hefen, ihn klärend; Den Pfeil vom Bogen a., ent-
ſenden, abſchnellen; Die geſpannte Sehne des Bogens,
meton.: Den Bogen a.; Die Feder des Schloſſes, das
Schloß a. (verſch. 1) ꝛc.; Das Erz aus dem Ofen a., ab-
ſtechen und laufen laſſen, meton.: Den Ofen a. (verſch.
8) ꝛc. 3) (Schuhmach.) Die Sohlen a., am Rand
abhängig ſchneiden, dünner machen. 4) Etwas an
dem zu Fordernden a., ſich Etwas davon abziehn laſſen;
Ich will Ihnen noch einen Thaler a. [weniger nehmen];
Ich ſoll von meinem Recht Etwas a. [nach-l.], aber wie-,
viel? Laſſe ich zu Viel ab, ſo thue ich meinem Rechte Ab-
bruch. Kant ph. Rel. 7. 5) (veralt., ſ. 4) Einem eine
Sünde a., ſie ihm er-l., ſie ,,ab und todt“ ſein laſſen,
vgl.: Ablaß (ſ. d. 4) heißt ſoviel als a. oder nach-l.; es
läſſet abe alles Gute und läſſet zu alles Unglück. Luther 1,
420a; 543b; Deine Sünden ſind dir abgelaſſen. Geiler Par.
173a ꝛc., vergl.: Den Zorn a. [fahren laſſen, nach-l.].
HSachs G. 1, 84. 6) Einem eine Waare ꝛc. a., die be-
ſeßne in ſeinen Beſitz übergehn laſſen, vgl. abtreten,
wobei das Beſitzthum an ſeiner Stelle bleibt und durch
das Zurücktreten des frühern Beſitzers dem neuen zum
Eintreten übergeben wird: Einem das Reich, die Krone,
ein Beſitzthum, gewiſſe Rechte ꝛc. abtreten; Einem Etwas von
ſeinem Vorrath, Waaren a.; Er verkauft (ſ. d.) eig. kein
Obſt aus ſeinem Garten, er hat mir aber aus Gefälligkeit
einige Metzen Äpfel abgelaſſen; Da die Beſitzerin dieſen
Schatz verkäuflich abzulaſſen geneigt war. G. 31, 340 ꝛc.,
vgl. über-l. und auf-l. 5. 7) [22a] Von Einem oder
Ⅰ2
Etwas a., vgl. (2): Die Hand a. ꝛc.; Laß ab von mir [ver-
folge mich nicht weiter ꝛc.], daß ich mich erquicke. Pſ. 39,
14; 2. Sam. 2, 21; 26; Ap. 5, 38; Von Etwas a. (ver-
alt. tr.), abſtehn, aufhören, das Begonnene nicht fort-
ſetzen, nicht weiter verfolgen, vgl.: Etwas unter-l.,
auch: es überhaupt nicht beginnen, es nicht thun: Vom
(mit Gotthelf Sch. 62) Weinen a.; A. zu weinen, zu klagen;
Laſſet ab vom Böſen, vom Frevel, vom Hader; Laß ab von
deinem Grimm, von deiner Ungnade; Laß nicht ab, den Kna-
ben zu züchtigen [züchtige ihn unabläſſig]; Daß ich nicht
abgelaſſen habe, drei Jahre, Tag und Nacht, einen Jeglichen
mit Thränen zu vermahnen; Da ließ ihr Zorn von ihm ab.
Bibel u. o., z. B. Cham. 4, 159; 6, 248; Wie Roſtem
matt ließ ab, fing muthig an Suhrab. Rückert Roſt. 90 ꝛc.
Auch von einem allmählichen Abnehmen, nach-l.: Die
Kälte läſſt [ſchlägt] ab; In dem Allen läſſet ſein Zorn nicht
ab. Jeſ. 5, 25; Daß die Rauhigkeit der Sitten abgelaſſen.
H. R. 8, 23 ꝛc., ſeltner: Der Tag läſſt ab [neigt ſich zu
Ende]. Richt. 19, 9 ꝛc. 8) (Glash. ꝛc.) Den Ofen a.
(verſch. 2), machen, daß ſeine Hitze etwas nach- oder
abläſſt (ſ. 7), kalt ſchüren. 9) ſelten: Daß ſie nicht..
abließen (7), wie ein treuloſer Abläſſer. Luther SW. 64,
18. An-: 1) ref. [23]: Sich ſo und ſo a., dem An-
ſchein nach ſo zu werden verſprechen; die Erwartung
erregen, daß es ſo wird; Etwas läſſt ſich gut, ſchlecht ꝛc.
an; Es läſſt ſich ganz danach an, als ob ꝛc.; Es läſſt ſich
zum Frieden, zum Krieg an; Meine Kinder laſſen ſich zu ge-
ſcheiten Jungen an. G. 17, 270; Da das Wetter ſich auf
das Herrlichſte anließ. 14, 184; Wenn das Geſchäft ſich
anders anläſſt, dieſe Sorge und Mühe einmal zu belohnen.
L. 12, 317; Daß dieſe [Geſchäfte] ſo gut nicht gehen oder
ſo gut ſich noch nicht a., als daß ꝛc. 359; Daß es ſich mit
ſeiner Beſſerung recht wohl anläſſt. 464; Wozu ſich auch be-
reits alle Umſtände anzulaſſen ſcheinen. Sch. 738b; Daß es
ſich ſeit geſtern Abend ruhiger anläſſt. G. 5, 206 ꝛc. Dann
auch ohne Bezug auf däs Künftige: ſo und ſo ausſehn,
erſcheinen oder (von Perſ.) ſich behaben ꝛc., z. B.:
Wo ſich bei jedem Schritt die Umgebung maleriſcher anließ.
G. 23, 346; Die Linden machen ſich ganz artig und bei
Mondenſchein läſſt ſich’s vielleicht noch ſchöner an. Gutzkow
R. 1, 23; Dennoch wollte ihn die Art, wie die ſchöne Frau
ſich anließ, befremden. Möricke N. 123; Er ſollte ſich gnädiger
a. Platen 7, 89; Bin ich auch ſchon zum Liebhaber zu ſchlecht,
vielleicht laß ich mich deſto beſſer als Kuppler an [ſchicke
mich, tauge dazu]. Sch. 201b ꝛc. (ſ. 5). Ferner tr.:
z. B.: 2) [20] Etwas a., an Etwas bleiben laſſen, nicht
abmachen oder abnehmen: Die ihr übliches Koſtüm ange-
laſſen [anbehalten] hatten. Gutzkow R. 4, 286; Einem den
Mantel a. ꝛc. 3) [20] an Etwas heran-kommen,
-laufen laſſen ꝛc. (vgl. heran-l.) und dann auch me-
ton., z. B.: a) Die Hunde a. aufs Wild ꝛc., ſie darauf
los-l., anlaufen laſſen, hetzend, ſo auch (veralt., mund-
artl.): Zu Etwas a., hetzen, locken, reizen, ſ. Schm. 2,
494. b) Waſſer a., in ein Waſſerbehälter, z. B. in
einen Teich laufen und dieſen dadurch anſchwellen laſſen,
meton.: Den Teich a.; Der Teich iſt von den Regengüſſen
hoch angelaſſen [angeſpannt] ꝛc., ſ. den Ggſtz. ab-l.
c) (ſ. b) in Salzw.: Eine Pfanne a., die leere mit
Soole füllen, vgl. nach-, zu-l. = nachfüllen. d)
(Kochk.) Eine Flüſſigkeit an Etwas, damit zu einem Teig zu
Rührendes a., und meton.: Etwas mit einer Flüſſigkeit zu
einem Teig a., ſ. b und Anlaß 3. e) Metalle a.,
wohl metonym.: die Hitze an die Metalle laſſen,
ſie erhitzen, z. B.: Eiſen beim Ausſtrecken a., es wieder-
glühen und ſo weich machen, nam. aber: Stahl a. oder
nach-l. (ſ. d. 4a „ent-l.“ Adelung, vgl. enthärten), ihn
durch Erhitzen bis zu einer beſt. Temperatur, die ſich
nach dem „Anlaufen“ (ſ. d. 2l) oder der Farbe beur-
theilen läſſt, minder hart und ſpröde machen, ſ. Kar-
marſch 1, 50; 3, 354; Mitſcherlich 2, 2, 128 (vgl. glas-
hart); Violett angelaßner Stahl ꝛc., ſ. 4. 4) (ſ. 3)
Eine Maſchine ꝛc. a., ſie durch Hinzulaſſen der bewegen-
den Kraft ꝛc. ihren Gang anfangen laſſen, ſie ſo in
Gang bringen: Die Mühle a., das Schutzbrett auf-
ziehend ꝛc.; Das Gebläſe a. Karmarſch 1, 584 und ſo
auch: Den abgewärmten und mit der Beſchickung gefüllten
Schmelzofen a., durch A. des Gebläſes oder bloß: A.
und danach übertr., z. B. (nach Jer. 6, 27): Der rechte
Schmelzer, durch den Gott zu unſern Zeiten gepochet und an-
gelaſſen. Mattheſius Luth. 201b; 199b ꝛc. 5) Einen ſo
und ſo a., ſich gegen ihn ſo und ſo a. (1) oder beneh-
men, z. B.: Unſer Held wurde von der Fürſtin noch freund-
licher angelaſſen als vom Fürſten. IP. 9, 81, gw. aber:
von der übeln Behandlung (Adelung, vgl.: das An-
laufenlaſſen des wilden Schweins auf das Fangeiſen),
z. B.: So wie ich nur den Mund aufthat, ward ich ja an-
gelaſſen [angefahren]. Ifland 3, 1, 24 ꝛc. und nam. mit
Adv.: Einen nicht allzu freundlich (W. 19, 213), ihn hart
(Sch. 712b; 312a; Tieck DBl. 2, 106), ſcharf (Auerbach
Barf. 84), übel (G. 25, 70), kalt und ſpröde (Gutzkow R.
5, 387), rauh (Sch. 797a), barſch (630a), unſanft a. ꝛc.;
Wie der Prinz den böſen Hauptmann | Chatelaine einſt an-
gelaſſen. Lenau 1, 320; Einen mit rauhen, harten, ſcharfen,
unfreundlichen Worten, Reden, mit Schimpfworten, Hohn,
Spott a.; Jch wurde mit einem ſolchen Zorn und Hohn an-
gelaſſen, daß ꝛc. Immermann M. 4, 53 ꝛc. 6) (mund-
artl.) Jene ernſte, heilige Empfindung der Natur, die den
unverdorbenen Menſchen anläſſt [ahnen läſſt], daß Etwas
Höheres in dieſer wundervollen Seelenneigung liegt. (G. 33,
340) Rheſa. 7) Doppelzſſtzg.: Ver-a.: a) den An-
laß (ſ. d. 6) zu Etwas geben oder abgeben: Etwas ver-
a., vgl. verurſachen; Einen zu Etwas ver-a.; Daher auch
das Phantaſtiſche lächerlich wird, weil es komiſche Verhältniſſe
veranlaſſt. G. 33, 343; Einen Cyklus der Liebe von
ihrer erſten Veranlaſſung bis zu ihrer Vollendung.
339; Der Schuldige wird beſtraft, aber die Veran-
laſſer dieſer Gerechtigkeit werden getadelt. 22, 199.
b) ſ. Anlaß 4. Āūf-, tr.: 1) [20] a) in
die Höhe, empor-l., aufſtehn laſſen: Einen Niedergeworf-
nen nicht wieder a. ꝛc. b) auf, d. h. außer dem Bette,
bleiben laſſen. 2) [20]: Die Mütze, den Hut a., auf
dem Kopf laſſen, nicht herunternehmen. 3) [21b]
offen laſſen: a) nicht zumachen: Eine Thüre, Stube, das
Haus a.; Sich eine Hinterthüre (ſ. d.) a.; Den Rock a.,
nicht zuknöpfen. b) unbeſetzt, unausgefüllt laſſen:
In dem zu ſchreibenden Kontrakt Platz für die Namen a.;
Dem abgehenden Kommis ſeine Stelle eine Zeitlang zum
Wiedereintritt a. ꝛc. 4) (Bergb.) Eine Grube a., ſie
nicht wieder mit Arbeitern beſetzen (ſ. 3b), ſie auf-
geben, „auffliegen (ſ. d. 1) oder auflaufen (ſ. d. 2g)
laſſen“ (vgl. 1): Wo Steinkohlenflötze „angefahren“ . .,
aber wegen Wohlfeilheit der Holzkohlen wieder „aufgelaſſen“
wurden. KCvLeonhardt (DViertelj. 1, 1, 74) ꝛc. Auch (ver-
alt., mundartl.) allgm. ſt. aufgeben (ſ. 5), wie auch
ohne Obj. = aufhören, ab-l. von Etwas, z. B.:
Darum wollen wir nicht a. und ſein Thorheit vollend aller
Welt fürſtellen. Mattheſius Lthr. 208 ꝛc., ſ. aufläſſig.
5) (Rechtsſpr.) das Eigenthumsrecht an unbeweglichen
Gütern aufgeben, damit ein Andrer in dasſelbe ein-
treten kann, ſ. 4, vgl. aufſenden, ab-l. 6 und: Daß
zur Übertragung und Erwerbung des Eigenthums an Grund-
ſtücken in vielen Landen eine Privatübergabe durch bloße Be-
ſitzeinräumung nicht hinreicht, ſondern eine gerichtliche Er-
klärung des bisherigen Eigenthümers . . erfordert wird. Man
nennt dieſe Handlung die gerichtliche Auflaſſung (re-
signatio s. investitura judicialis). Glück 8, 123; Seinen
Gewährsmännern, ſeinen gerichtlichen Auflaſſungen. Schlegel
Haml. 5, 1. 6) refl.: (ſchwzr.) groß thun, prahlen.
Gotthelf G. 182; Stalder. Aūs-, tr.: 1) Etwas aus-
bleiben (ſ. d.) laſſen, in Wörtern, Sätzen, Schriften ꝛc.,
vrſch.: fort-, weg-l., die ſich auch auf Etwas, was fort-
bleiben muß, nicht ſtehen darf, beziehen können: Man läſſt
von dem mit einem Particip verbundnen „geworden“ die erſte
Silbe fort [nicht: aus], dagegen widerſtrebt es dem heu-
tigen Gebrauch, ſie in Fügungen wie: Er iſt Miniſter ge-
worden, aus- (oder fort-) zulaſſen; Der Schreiber hat eine
Zeile ausgelaſſen [die ſtehen müßte]; Der Schreiber ſoll
alles im Koncept Durchſtrichne fort-l.; Der Setzer hat ſich
vor Auslaſſungen oder „Leichen“ zu hüten ꝛc. Ver-
alt.: Außen-l., a., fort-l., ſ. außenbleiben, z. B.:
Warum läſſt hie der Prophet den Pöbel außen [unbeachtet,
ſchweigt davon] und ſpricht allein die Könige und Regenten
an? Luther 8, 311a; 6, 405b; Läſſt Viel außen, was ſich
nicht hinſchicken will. Opitz (Wackernagel 3, 1, 623 Z. 35);
(630 Z. 36); Zinkgräf 1, XVI ꝛc. 2) ausgehn (ſ. d.
1) laſſen; die Erlaubnis zum Ausgehn geben: Er läſſt
ſeine Dienſtboten nur Sonntags aus ꝛc., ſo auch: Das
Vieh ꝛc. a., aus dem Stall, Joh. 10, 4, vgl. (9), da-
gegen veraltet, wie noch oft in der Bibel, ohne Bezug
auf das nur zeitweilige Verlaſſen und die Wiederkehr
(ſ. ein-l. 1) ſt. ent-l., z. B.: Die Frau mit einem Scheide-
brief a. [fortſchicken]. 5. Moſ. 24, 4 ꝛc.; Abraham ließ
Hagar aus [verſtieß ſie]. 1, 21, 14; Gefangne a. [frei
ziehn laſſen]. 5, 21, 14; Pſ. 105, 20; Zach. 9, 11 ꝛc.,
vgl. heraus-, hinaus-l. 3) (vralt.) Schriften im
Druck ausgehn laſſen. Luther 5, 1b; 4a; 145a u. o.;
Edikte, Befehle, Briefe ꝛc. a., z. B.: In dem Befehle, wel-
chen der Kaiſer ausließ. Möſer Ph. 3, 177 ꝛc., jetzt gw.
er-l. 4) etwas im Innern Befindliches aus-, her-
vorbrechen laſſen, z. B.: (vralt.) Die Jungen a. [gebä-
ren]. Hiob 39, 3; ferner von Gott ꝛc.: Seinen Odem
(Pſ. 104, 30), ſeinen Donner (18, 14 ꝛc.), die Blitze (Hiob
38, 35), das Waſſer [der Wolken] (12, 15) a.; vgl.:
Wenn Noah ſchwimmt | auf ausgelaßnen Meeren. Schubart
1, 92; Äolus läſſt ſeine Winde aus, vgl.: Äolus löſet | das
ängſtliche Band. G. 1, 54, ſeltner: Sein Zopf war nun
ausgelaſſen [aufgebunden]. Gutzkow R. 4, 167 (ſ. 9) ꝛc.;
ferner: Einen Schrei (Pfeffel Pr. 1, 96), ein Geſchrei (Fiſch-
art Garg. 106b), einen Brüll (Gotthelf G. 165), einen Seuf-
zer (Sch. 334) a., häufiger: ausſtoßen; nam. aber von
Ausbrüchen der Wuth, des Zorns und ähnlicher Lei-
denſchaften, dann aber auch allgemeiner von allem im
Jnnern Vorgehnden, inſofern es ſich in entſprechenden
Außerungen kundgiebt, das Obj. gw. mit poſſeſſ. (zuw.
mit demonſtrat.) Fw.: Seinen Grimm (2. Moſ. 15, 7),
ſein Gift (Luther 3, 48a), ſeinen Rauſch (G. 19, 86), ſeinen
übeln Humor über Kleinigkeiten (16, 148), die böſe Laune
an Einem (21, 84), ſeinen Unwillen gegen Einen (Tieck
14, 209), ſeine Wuth an Etwas (Sch. 113b) a.; An wem,
an was ſoll ich dieſe kochende Wuth a.? König Kl. 2, 188;
Laſſen Sie Ihren Schmerz in verdiente Verwünſchungen aus:
L. ꝛc., ſelten mit unperſönl. Subj.: Die Spannungs-
kraft der Federn fängt an, ihre Thätigkeit auszulaſſen. Kant
8, 141 ꝛc., dagegen: Seine Gefühle, Anſichten, Meinun-
gen, Gedanken ꝛc. und dafür allgm.: ſich über Etwas a.
(ſ. heraus-l.), z. B.: Auch, was Dies betrifft, darf ich mich
nicht weiter a. G. 18, 182; Auf mein eigenes Glaubensbe-
kenntnis habe ich mich bereits eingelaſſen, wenigſtens mich
darüber ausgelaſſen, denn zum Ein-l. gehören Zwei. L. 12,
541 ꝛc., dagegen als volles Refl.: Laute Klage, wie ſie
grimmig auch | ſich ausläſſt [äußert, ſ. d. 2], wird nicht
Furcht und niemals Argwohn | erregen. Böttger Byr. 8,
148 ꝛc. Ferner dazu: Daß in den humoriſtiſchen Aus-
laſſungen [Außrungen] manch ernſte Wahrheit enthal-
ten iſt. Pz 1, VII; Die Auslaſſungen zu Protokoll nehmen
ꝛc. 5) (Kochk.) Fett, Butter, Talg ꝛc. a., ausſchmel-
zen, zergehn laſſen. 6) (Schneider.) Einen eingelegten
Saum, ein Kleid a., es durch Auftrennung der einge-
ſchlagnen Naht weiter machen. 7) (Hüttenw.) Den
Ofen a., ausgehn laſſen, zu arbeiten aufhören.
8) (weidm.) Den Leithund a., ihm an der Leine mehr
Flucht laſſen. 9) dazu das adjekt. Partic. ausge-
laſſen, ungebunden, außer Rand und Band (vgl. 4
und z. B.: Laſſt Luſt und Sehnſucht aus und jagt euch um
die Wette! Günther 541 ꝛc.), nam. in der Luſt: Ein aus-
gelaſſenes, der Sitte ins Angeſicht trotzendes Leben. Fichte 6,
463; Manchmal mißfällt mir nicht ein luſtiger Abend mit
Freunden, ſelbſt ein ausgelaſſener. G. 29, 247; Die ausge-
laſſene Freude. Kant 10, 280; Ausgelaſſene Luſtigkeit. Pla-
ten 3, 169; So rachſüchtig und ausgelaſſen im Siege. Sch.;
Von der ausgelaſſenſten Sinnlichkeit bis zur geiſtigſten
Geiſtigkeit. FSchlegel Luc. 21; Ausgelaſſen vor Freude. W.
23, 317; 1, 119; Alle ausgelaſſene Leidenſchaften.
Winckelmann 4, 153 ꝛc. und dazu: Nur gleichſam der erſte
Grad .. des Lärmens und der Ausgelaſſenheit. G. 24,
226; Die unſchuldigen Sitten .. gingen in den ſtürmiſchen
Ausgelaſſenheiten einer Gemeinde von Handwerkern und Ma-
troſen verloren. JvMüller 1, 139; Sch. 828b; Tieck N. 5,
324; Durchſchänd’ ihn mit aller Ausgelaſſenheit der Dinte.
V. Sh. 2, 347 ꝛc. Āūßen-: ſ. aus-l. 1. Be-,
tr.: 1) Es bei Etwas b., bewenden laſſen, z. B. G. 18,
273. 2) in einem Zuſtande (ſ. 1), an einem Ort
bleiben laſſen: Dieſe kleinen Meiſterwerke in ihrer Kleinheit
b. Hartmann BB. 93; Man bringt das halbfertige Glas in
die Gießhäfen und beläſſt es in dieſen noch .. 16 Stunden.
Karmarſch 2, 153. Bēī-, tr.: 1) bei Etwas bleiben
laſſen, nicht davon abſondern. 2) beigehn (ſ. d.)
laſſen. 3) zu-l. (ſ.d. 2). Dúrch-: hindúrch-l.:
1) [1b] Niemand durchs Thor d.; Einem alle Fehler d.,
durchgehn, paſſieren laſſen (vgl. nach-l. 4b); Stiefel,
die kein Waſſer d. 2) [1a] Durch die Hecheln d., hin-
durchziehn. Fiſchart B. VIIIb; Erz d., das gepochte mit-
tels des Durchlaſſes (ſ. d. 2a) ſcheiden, auch durch den
Schmelzofen gehn laſſen; Gold ſo fein und durchgelaſſen.
Opitz Pſ. 119, 64; auch übrtr.: Die römiſche Hall [ſ.
Halde] kleinen, pochen, d. und ſchmelzen. Mattheſius Lthr.
202a ꝛc.; Zaine d., im Durchlaß (ſ. d. 2e) ſtrecken ꝛc.
Eīn-, tr. (1—2) und refl. (3): 1) [1b] den
Eingang verſtatten, eindringen laſſen: Einen e., ins
Haus, in die Stadt ꝛc.; auch mit dem Ggſtz.: Der Por-
tier läſſt Alle aus und ein ꝛc.; Er hält die Fenſter verſchloſ-
ſen, er läſſt kein Lüftchen ein ꝛc. 2) [1a] bewirken, daß
Etwas eingeht, einläuft, eindringt ꝛc., z. B.: a) in
ein Gefäß fließen laſſen, z. B. Soole in die Siede-
pfanne. Raabe Meckl. (1847) 128 ff. b) (Gärb.) Die
Blößen in den Äſcher e., einlegen. c) (Holzarb., Me-
tallarb.) Etwas ſo in einen Ggſtd. verſenkend befeſtigen,
daß keine Hervorragung entſteht: Schrauben, Nägel mit
eingelaßnem Kopf (ſ. d. 4g) ꝛc., ferner (ſ. einfugen und
vgl. einkeepen): Spiegel (G. 26, 91), Bilder (31, 254)
ſind in die Wand, Betten in die Schiffswände (Mügge Silt.
1, 33) eingelaſſen, doch auch: In der Wand war es [das
Bett] eingelaſſen. 48; Granitpfoſten, worin die Latten des,
Geheges eingelaſſen werden ſollten. G. 40, 282 ꝛc. Ubrtr.:
Geſchickt in den Text eingelaſſen. Augsb. Zeit. (44) S. 2249b.
d) Tuch ꝛc. e., einlaufen laſſen, krumpen. 3) refl.:
Sich auf oder in Etwas eingehend damit abgeben:
Sich tief e. Kant Kr. d. r. Vern. 817; Sich auf (Hackländer
Sold. 162; Hebel 3, 450; L. 12, 541 ꝛc.), in (G. 19,
24; 27, 182; Kant 8, 113; W. 1, 108 ꝛc.), über (L. 4,
88; Stolberg 8, 395 ꝛc.) eine Sache e., wozu noch treten
kann: mit Jemand, z. B.: Sich mit Einem in einen (Lie-
bes-)Handel e.; Es hat ſich noch Niemand mit ihm auf dieſe
Waffen eingelaſſen (Kant 8, 112) ꝛc.; aber auch: Sich
mit Jemand (z. B. G. 4, 19; 20, 87 ꝛc.) oder mit Et-
was (z. B. Kant SW. 1, 170; Tieck 1, 406) e., befaſ-
ſen ꝛc., ſeltner: Weil ich bei ihrer Tochter mich einließ mit
Liebe. Schweinichen 1, 344 ꝛc. und mit Infin.: Sich [dar-
auf] e., die Wahrheit .. auszumachen. Kant 8, 75, ſ. ab-
geben 4a ꝛc.; auch: Du ſiehſt, daß ich mich nicht e. will.
L. 1, 388. Im Infin. ohne ,,ſich“ (ſ. d. und aus-l.
4), vgl.: Eine gerichtliche Einlaſſung. Möſer Ph. 3,
109, Proceß ꝛc. Empōr-, tr.: ſ. auf-l. 1.
Ent-, tr.: 1) von etwas Bindendem, Einſchränken-
dem ꝛc. frei machend, fort-l., ſ. das vralt. aus-l. (2):
Die Truppen, das Heer, Sklaven, Gefangne e.; Der Fürſt
entließ [verabſchiedete] den Geſandten: Danke Gott, wenn
er dich preſſt, | und dank ihm, wenn er dich wieder entläſſt.
G. 4, 5; Aus dem Samen entwickelt ſie ſich, ſobald ihn der
Erde | ſtille befruchtender Schoß hold in das Leben entläſſt.
2, 291; 292 ꝛc. Das aufgelöſte Verh. ꝛc., aus dem
man ſcheidet, ſteht mit „aus“, „von“ (mehr örtl.)
oder im Genit.: Einen vom, aus dem Dienſt, ihn des
Dienſtes e.; Einen (aus, von) der Haft, aus dem Gefängnis
e.; Einen aller Verpflichtungen, des Eides, des Amtes, ſeiner
Stellung, ſeiner Lehnspflichten e. (oder er-l., ſ. d.), zuw.
örtl. mit Date: Entließ . . Aineien dem reichen | Tempel.
B. 227a, aus dem Tempel ꝛc. Dazu: Die Freilaſſung ſei-
nes Freundes zu bewirken .., die Entlaſſung. W. 6, 136;
Amts-, Dienſt-, Eides-, Hafts- (Möricke N. 343) Entlaſſung ꝛc.
2) ſ. an-l. 3. Er-, tr.: 1) Einen Befehl ꝛc. e.,
ſ. aus-l. (3). 2) ſ. ent-l. 1: Daß ſie mein müde wer-
den und mich e. ſollen. G. 9, 121; Eilig erlaſſ’ ihn [den
Leichnam des Hektor] .. und du empfahe die Löſung. V.
Il. 22, 554; 561; Verzögert würde vielleicht die Erlaſ-
ſung des Leichnams. 655; Sie erlaſſe ihn ſeines Verſpre-
chens. L. 1, ..
.; Ich erlaſſe ihn ſeines Danks. 11, 535;
Jch erlaſſe Sie deren [Ihrer Schuldigkeit]. Gal. 4, 6; Luther
Br. 5, 62; Murner Ul. 39; Olearius Baumg. 51a; Sim-
rock N. 767; Kaſpar erließ die Gotteshausleut ihrer Eide(n).
Stumpf 375a; Jch begehre, meines Amts e. zu ſein. Weiſe
Maſ. 12; Seines Dienſts e. Weidner 361 ꝛc., heute aber
gw.: Einem Etwas e., ihm erklären, daß er von einer
Verbindlichkeit oder von einer Strafe ꝛc. frei ſein ſoll;
Einem eine Schuld, Sünde, Strafe, Buße, die ausführliche
Schilderunge., vgl. ab-l. 5. Fāhr-: ſ. fahrläſſig.
Fórt-, tr.: weg-l.: 1) ſ. aus-l. 1: Die Textkritik ..
beſteht zumeiſt in Weglaſſungen. Uhland V. 982. 2) Einen
fortgehen laſſen; verſtatten, daß er fortgeht. Hēīm-
[2o]. Hêr-, Hín- ꝛc.: ſ. [2o], wonach wenige,
nam. die übertragenen Bedd. hervorhebenden Bſp. ge-
nügen: Er läſſt mich nicht hin [gehn], verſtattet mir
das Hingehn nicht; Er läſſt ſich auf ein Knie vor dem
Monarchen hin [oder nieder]. W. 20, 125. Einen oder
ſich an einem Seile aus dem Fenſter herab-, hinab-, her-
unter-, hinunter- (nieder-) l.; Etwas vom Preis herab- oder
herunter-l.; Sich zu Jemandes Standpunkt oder Stande
herab-l. (ſ. herab 1), z. B.: Der Lehrer muß ſich zu der
Faſſungskraft ſeiner Zuhörer herab-l.; Ich fühl es wohl, daß
mich der Herr nur ſchont, | herab ſich läſſt. G. 11, 133;
Der Treffliche ließ ſelber ſich herab, | die hohen Glaubens-
lehren mir zu deuten. Sch. 410a; Weil er ſich nie zu den
armen Bedürfniſſen dieſes Wortführers herabgelaſſen hat.
Tieck N. 2, 82 ꝛc. (ſ. herbei-l.). So nam. auch im adjekt.
Partic.: Herablaſſend (ſ. Sich): dauernd, ſeinem
Weſen nach mit Leuten niedrigern Stands leutſelig
verkehrend, doch mit Bewahrung ſeiner Würde und ſei-
nes Rangs (vgl. gemein 3c), z. B.: In dieſer Noth ließ
er ſich obgleich durchaus ſonſt nicht herab-l–d ſo weit
herab, ſeinem Bedienten gute Worte zu geben; Er giebt ſich
für einen Diener eines Jeden, er iſt nicht höflich, nicht herab-
l–d, nein, herabgeſunken und bedürftig. G. 16, 293 ꝛc.,
dazu: Herablaſſenheit (ſ. Bedeutend, Anm.) und
häufiger: Seine Leutſeligkeit und Herablaſſung. G. 16,
206; Gnaden und Herablaſſungen [einzelne Außerungen
und Akte derſelben] dieſer Art muß man ſo nehmen, wie
ſie geboten ſind. Gutzkow R. 5, 378; 3, 292; O, nicht dieſe
himmliſche Herablaſſung, | nicht dieſe Güte, Königin! Sch.
293a; An die Stelle | huldreich vertraulicher Herablaſſung|
ōD
war feierliche Förmlichkeit getreten. 383a; Die Dinge hatten
ihren Namen geändert, Niederträchtigkeit war Herablaſſung.
1075bꝛc. Etwas heraus- [gehn od. bleiben]l., z.B.:
Er öffnete die Thür und ließ den Hund heraus (ſ. d., Anm.);
Den „Hund“ muß ich aus der Überſetzung heraus-l. [darf
ihn nicht hinein nehmen]. B. 136b, vgl.: Die Nummer-
karten aus dem Spiel heraus-l.; Eigentlich ſollte man die
didaktiſche Poeſie aus dem äſthetiſchen Vortrage ganz heraus-
l. G. 32, 207 ꝛc.; auch refl.: Sich (über Etwas, gegen
Jemand, weitläufig ꝛc.) heraus-l., ſich aus-l. (ſ. d. 4) od.
äußern, ſich in Außrungen ergehn, z. B.: Worüber
ſich . . Franklin ſchon umſtändlich heraus gelaſſen hat. Forſter
R. 1, 146; Daß Eduard ſich zu Ottiliens Lobe weitläufig
herausließ. G. 15, 93; 16, 255; Jener ließ ſich deſto auf-
richtiger und weitläufiger heraus. 57; Unverſehens hatte ich
ſchon ſo weit mich herausgelaſſen, daß ich kaum hätte zurück-
halten können. 19, 152; Sich in weitläuftigen Erzählungen
des grenzenloſen Elends heraus-zu-l. 25, 263; 27, 196;
29, 96; Daß ſie über einige Bilder .. ſich gegen ihren Be-
gleiter mit Tadel herausließ. 30, 373; 33, 60; Klinger
Teutſch. 73; Merck’s Br. 2, 187; Sch. 724a; 736a; „Erſt
neulich,“ ließ ſich der Prinz .. heraus, „ſchickte ꝛc.“ 820b;
1126b; G. 1, 257; Thümmel 6, 21; W. 1, 75; 13, 149;
Nachdem ich mich einmal ſo freimüthig herausgelaſſen habe.
21, 115 ꝛc. Einen herbei-, hinzu-l., auchrefl. (vgl.:
ſich herab-l.): Als ſic ſich ſo bereitwillig auf Gottſched’s
Vorſchläge herbeiließ [einging]. Prutz GſchTh. 234; Sich
geſtern in eigener hoher Perſon herbeigelaſſen, den jungen
Briton bei der Tafel aufzuführen. Sealsfield Leg. 3, 111.
Einen in die Stube herein-, hinein-l.; vralt. refl.:
Sich zu den Juden in die Schrift hinein-l. [ſich mit ihnen
darauf ein-l.]. Zwingli 3, 3 ꝛc.; Den Vorhang herunter-
[fallen] l.; Von ſeinem ſtrengen Rechte [Etwas] herunter-
l. Fichte 6, 81; Wenn ſich der allvermögende Lord Leſter |
ſo tief zu mir herunterläſſt, ein ſolch | Bekenntnis mir zu
thun. Sch. 421b u. ä. m. Hintán-: ſ. hin-dann,
z. B.: Wir laſſen Nichts hindan. Opitz 1, 103 v. 489 ꝛc.
I. Hínter-, tr. [20]: nach hinten hin laſſen ꝛc.,
vgl. hinterbringen II. II. Hinter-: 1) intr.
(weidm.): Der Hirſch hinterläſſt, die Fährte des Hinter-
laufs erreicht die des Vorderlaufs nicht, ſ. Hinterlaß 2.
2) tr.: fortgehend Etwas nicht mitnehmen, ſon-
dern wiſſentlich weil man es ſo will oder nicht an-
ders kann da, von wo man weggeht, bleiben laſſen,
vgl. zurück- und ver-l. 2, z. B.: Ap. 25, 14; Der Be-
diente ging und hinterließ Wilhelmen eins von ſeinen Lich-
tern. G. 16, 189; Es ließe ſich noch Viel ſagen, Das will
ich aber Gelehrteren h. [gw.: über-l.]. 14, 270; Er hin-
terließ eine Wirthshausrechnung von cirka 24 Maß Wein.
Hebel 3, 451; Meine Kerle haben ihnen ein Andenken h., ſie
werden ihre neun Monate daran zu ſchleppen haben. Sch.
118a; Muſſt .. aus dem Land [fliehn] und das Haus mit
allen übrigen Gütern h. [gw. ver-l.]. Weidner 21; Er hin-
terließ den Befehl ihm Alles, was er aus Vergeßlichkeit etwa
zurückgelaſſen, ihm nach Berlin .. nachzuſenden ꝛc., nan.
aber: Etwas (ſterbend) h., vgl. hinterbleiben II. und
nach-l. 1: Einen guten Namen, ein großes Vermögen h.;
Er hinterließ ihm einen wohlbehaltenen Herd. Iffland 5, 1,
123; Die H–en; H–e Schriften von H. v. Kleiſt; Er hinter-
ließ der Folgezeit | zwar Muſter, aber nicht Geſetze. Hagedorn
1, 209 ꝛc. Lōs- [21a]: 1) tr., nicht weiter feſt-
halten, losgeben, freilaſſen, fahren laſſen ꝛc.: Den Ge-
fangnen l. G. 5, 267; Ramler F. 2, 549 ꝛc.; Die Veränd-
rung, ach, wie groß! | Liebe! Liebe! laß mich los! G. 1, 57;
Es reißt ſich los, was erſt ſich uns ergab; | wir laſſen los,
was wir begierig faßten. 13, 167; Das Buch war eins von
denen, die ein zartes Gemüth an ſich ziehen und nicht wieder
l. 15, 267; Daß einmal erkannte Perſönlichkeiten .. unſern
Antheil zeitlebens nicht l. 25, 186; Da die Furien jetzt von
ihren Feſſeln losgelaſſen zu werden knirſchten. Sch. 1074b;
Wie eine losgelaßne Hölle tobt | der Sturm. 480b; Werner
Febr. 47 ꝛc.; Er ließ (mich ſ. 3) los, da fiel ich hin.
2) tr., losgehn (ſ. d. 2 u. 3) laſſen: Ein Gewehr, Ge-
ſchütz l., übrtr.: Flüche; Donnerwetter; Billionenpfünder
und Wachteln (IP. 21, 191) auf Einen l.; Einen Witz l. ꝛc.;
Hunde l. (an-l. 3a) aufs Wild, vgl.: Den Hund fahren
laſſen, l.: ihn ohne Leine hinter dem Wild her-l. Laube Brev.
284; Laſſt denn einen Blaffer los! Er meldet doch, daß
Wild da ſei. V. Ant. 2, 104; Er ließ einen Hund auf das
5*
Wild los, der es packte und nicht wieder losließ [1]; Hab
ich von wegen meines ausgetauſchten Säckels einen Diener
auf Sie losgelaſſen. Cham. 4, 307 ꝛc. 3) intr. (zu 1,
ſ. d.), nicht halten, nicht haften: Der Leim, das Ange-
leimte läſſt los, vgl. nach-l. 5c und mundartl.: Die
Farbe läſſt. Schm.; Der ſaugende Blutigel läſſt los, wenn
man ihn mit Salz beſtreut; Ich laſſe nicht los (vgl. nach-l.
4d), bis mir mein Recht wird. Mít-: mitgehn laſſen.
Nāch-: tr. (1—4) und intr. (5): Ein Gegen-
ſtand läſſt Etwas nach, läſſt, indem er ſelbſt nicht bleibt,
doch etwas zu ihm Gehöriges bleiben: Daß auch der ab-
geriebne Klecks einen Flecken nachläſſt. V. Ant. 2, 119 ꝛc.,
ſ. zurück-l. So auch nam. von ſterbenden Perſonen:
Etwas Beſeßnes n., hinter-l. (ſ. d. II. 2): Ein Haupt-
mann, der einen andern erſtach, | ließ mir ein paar glückliche
Würfel nach. Sch. 319b; Nachgelaßne Schriften ꝛc.
2) etwas bisher Geübtes nachbleiben laſſen, es unter-
l., davon ab-l. (ſ. d. 4d): Dieſe Unart muſſt du n. ꝛc.,
dagegen vralt.: Etwas überh., von vorn herein unter-
l., z. B.: Den Wucher n. Neh. 5, 10, wie auch: etwas
Beſtehendes aufhören laſſen, es aufheben, z. B.: Einen
Bund n. Richt. 2, 1. 3) nachgehn laſſen: Er iſt im
Theater; laſſen Sie mich ihm nach!; Die Hunde (dem Wild)
n., ſie der Fährte nachgehn laſſen ꝛc. Ahnlich: Soole in
die Pfannen n., nachfließen laſſen, nachgießen, und me-
ton.: Die Pfannen n., nachfüllen, ſ. an-l 3c.
4) Dem Ziehnden das Seil n., es nicht ſtraff halten, ſon-
dern nachgebend es nach ſeiner Seite hin gehen laſſen,
und ſo im Ggſtz. zum ſtarken Anſpannen, kräftigen
Anziehn ꝛc.: Den Zügel anzuziehn oder nachzulaſſen. W. 7,
182; 32, 112 ꝛc.; Eine Schraube n., die feſtgeſchrobne
lockrer, loſer ſchrauben. Dazu: a) Stahl n., den zu
ſehr gehärteten durch Glühen minder hart machen, ihn
ent- oder an-l. (ſ. d. 3e). b) Einem Etwas n., nach-
giebig, nachſichtig ſeinen Neigungen und Wünſchen ꝛc.
in Bezug auf Etwas die Zügel ſchießen laſſen: Seine
Mutter iſt zu ſchwach, ſie läſſt ihm Alles nach (vgl. durch-l.
1), auch: Sich Etwas n., z. B.: Ich witzle mich mit mei-
nen Schmerzen herum; wenn ich’s mir nachließe, es gäbe
eine ganze Litanei von Antitheſen. G. 14, 107. c) von
dem Geforderten oder zu Leiſtenden, von dem Preiſe,
von einem Recht, von einer verhängten Strafe ꝛc. nach-
gebend Etwas ab-l., fahren laſſen: Ich kann Nichts mehr
am oder vom Preiſe n., ich habe Ihnen auf Ihr Markten
und Feilſchen ſchon zu Viel nachgelaſſen; Von 50 Thaler
20, bis auf 30 n.; Er trotzt ſie ihnen ab, ohne nur ein
Tüttelchen nachzulaſſen. Kohl E. 2, 380, auch ohne Obj.:
Das iſt keine Handelsmanier; ich habe [Etwas] zugelegt,
du muſſt.[Etwas] n. Temme SchwM. 2, 92, und ſo als
ſubſt. Infin. = Nachgiebigkeit. Pred. 10, 4, vgl.
ſchwzr.: Sich n. [nachgeben], z.B. Gotthelf G. 210.
5) intr.: a) ſ. 4c. b) (ſ. 2 und los-l. 3): weichend
ab-l. oder abſtehn von Etwas: Wir wollen mit oder in
der Verfolgung des Feindes nicht n.; nicht n., ihn zu ver-
folgen; nicht n., bis wir ihn ganz vernichtet ꝛc. (ſ. d).
c) Etwas, das feſt, dicht halten ſoll, läſſt nach, giebt nach
(ſ. d. 4), wird locker, loſe ꝛc., vgl. 4 und d: Die
Schraube, die Klammer läſſt nach; Die Fugen der Theile
hätten nachgelaſſen [wären aus einander gewichen]. Leiſe-
witz Jul. 6; Der Leim, Mörtel läſſt nach, hat nicht mehr
ſeine volle Bindekraft, vgl. los-l. 3. d) Etwas An-
geſpanntes läſſt nach, wird minder geſpannt, ſ. c u. 4,
z. B.: Dieſe Rückfälle müſſen uns nicht erſchrecken. Jede
Natur, die ſich aus einem geſunkenen Zuſtande erheben will,
muß oft wieder n., um ſich von der neuen, ungewohnten An-
ſtrengung zu erholen. G. 8, 185, und ſo: der Jntenſität,
der innern Stärke nach geringer werden: Der Sturm,
der Regen, die Kälte, die Hitze, die Krankheit, der Schmerz,
das Fieber, die Heftigkeit des Anfalls, der Eifer, der Zorn,
die Wuth, ſein Eifer, ſein Fleiß, ſein Widerſtand, ſein Eigen-
ſinn läſſt nach; Die Schmerzen haben nicht ganz aufgehört,
aber doch ſehr nachgelaſſen; Des Herrn Zorn wird nicht n.,
bis ꝛc. (ſ. b). Jer. 23, 20; Sein Lieb, gewahrend, wie ſo
wild er thut, | wird gütiger und nachläſſt ſeine Wuth. Frei-
ligrath Ven. 24 ꝛc., dann auch mit perſönl. Subj. (ſ.
b): Er hat in ſeinem Fleiß (Eifer ꝛc.), in ſeinem Widerſtand
ſchon nachgelaſſen. Auch: Eine ſolche Nachlaſſung der
Kräfte. Herrig 16, 283 ꝛc. e) das Partic. mit „un“:
Das un-n–de Streben. G. 30, 45; Was weilſt du | un-
n–d in mir? Kl. M.; Der un-n–de Sünder. Berſ. ꝛc.
Seltner ſo der ſubſtant. Infin.: Ein Un-N. der Kraft.
G. 26, 122 ꝛc. f) (Salzw.) Das Salz läſſt nach
[etwa: weicht den Einwirkungen der Hitze], ſetzt ſich.
Nīēder-: hernieder-, herunter-l.: Den Vorhang,
die Tiſchklappe, den Schlagbaum, die Segel n.; Einen oder
ſich an einem Seil n.; Ein Vogel, ein Luftballon läſſt ſich
nieder, ſenkt ſich zu Boden; So läſſt .. | die Hoffnung
ſich auf ſeinen Buſen nieder. W. 11, 175; vralt.: Nieder-
gelaßner Geiſt (im Ggſtz. zum „hochmüthigen“). Luther
1, 363a. Nam. auch: Sich n., ſich ſetzen; Wollen Sie
ſich n.?, auch: Sich wo häuslich n., ſeinen Wohnſitz dort
nehmen. Dazu: Die Niederlaſſung, das Sich-N.,
Sich-feſt-Setzen, z. B.: Daß er ſich gegen den Donau-
ſtrom ziehen ſolle, die gefährliche Niederlaſſung des Herzogs
von Weimar an Öſterreichs Grenzen zu hindern. Sch. 977a
ꝛc., aber auch (mit Mehrzahl) = Kolonie: Das Be-
dürfnis von Niederlaſſungen daſelbſt. Heeren 1, 636 ꝛc.,
wofür Campe das minder gewöhnliche Niederlaſs
empfiehlt. Rǘck-: ſ. zurück-l. und Zurück.
I. Über-, tr. [1a und b]: Etwas in dem Beſitz oder
in der Gewalt eines Andern ſein laſſen, ſei es, daß
man ſein Anrecht darauf Dieſem abgetreten oder nur
unfreiwillig aufgegeben hat oder daß man überhaupt
gar keine Anſprüche darauf machen kann und will:
Einem Etwas freiwillig, käuflich, durch einen Tauſch ü. (vgl.
ab-l.); Der fliehende König überließ dem Feinde die Haupt-
ſtadt, dem Sieger das Schlachtfeld ꝛc. [das er nicht behaupten
konnte]; Neckereien über einige Provincialreime .. mögen
unſern Kriticis . . ü. bleiben [ich erkläre, daß dgl. meine
Sache nicht iſt]. H. 13, 354 ꝛc.; Einem Etwas als oder
zur (Nicolai 1,-287) Beute ü.; Ü. Sie Das mir, meiner
Sorge [laſſen Sie es meine Sorge ſein ꝛc.]; Wir ü. es
Deinem Ermeſſen, Deiner Anordnung, Leitung; Wir wollen
ihn ſeinem Schickſal ü., uns nicht weiter um ihn küm-
mern; Ich bin mir ganz allein ü., kein Andrer kümmert
ſich um mich, leitet mich ꝛc. Auch: Sie marktete mit
ihnen, überließ aber, um ſich mit dem Gaſt zu unterhalten,
das Geſchäft an zwei Mädchen. G. 19, 133 ꝛc. Oft refl.
= ſich hingeben: Sich ſeinen Gedanken, einer Leidenſchaft,
dem Zorn, dem Schmerz, der Freude, Jemandes Leitung ü.;
Daß Sie ſich einer ſo unwahrſcheinlichen Mähre ſo unvor-
ſichtig ü. [ſie geglaubt] haben. Forſter Br. 2, 101; Darf
ich ohne Zittern mich der ſüßen | Gewalt des trunknen Her-
zens ü.? Sch. 492a ꝛc. Als tr. auch zuw. trennbar
(ſ. II.), zumal bei Dichtern (ſ. Adelung und Campe):
So laſſt es lieber | dem Dichter ü. Blumauer 1, 184; Brockes
9, 246; [Das] läſſt man dem Leſer ſelbſt zu unterſuchen
über. W. 3, 30 ꝛc., aber auch in der Proſa: Engel 6,
156; Jch thue, was mir recht ſcheint, und laſſe die Folgen
außer meinem Kreis Dem über, Der Alles leitet. Peſtalozzi 4,
328 ꝛc. II. Über-, tr.: 1) ſ. I. 2) übrig
laſſen: 2. Moſ. 12, 10; 3, 7, 15 ꝛc.; Nichts laſſen dieſe
Leute Einem über. Immermann M. 3, 201. 3) hinüber-
l., nam.: den Übergang über einen Fluß geſtatten.
Úm-, tr. [20]: Etwas um- [bleiben] laſſen: Laſſen
Sie mir den Mantel um! [ihn mich umbehalten].
I. Unter-, tr. [20]: Einen unter- [treten] laſſen, z. B.
unter das Obdach, den Schirm ꝛc. II. Unter-,
tr. [10]: Etwas, wozu man eine Beſtimmung fühlt,
nicht thun (vgl. ab-l. 7 und unterbleiben), mit Infin.
und „zu,“ worauf in bejahenden Sätzen ein vor-
bereitendes „es“ hinzuweiſen pflegt oder mit ſub-
ſtant. Jnfin. und ſvwdten Hw., wie auch mit dem gw.
von dem Ggſtz. „thun“ abhängigen Obj.: Ich unter-
laſſe nicht, die Anwendung .. umſtändlicher nachzuweiſen.
Uhland V. 987; Ich will, ich kann (es) nicht u., Dies nach-
zuweiſen; Ich unterlaſſe das Nachweiſen, die Nachweiſung,
den Nachweis; Er unterließ es, zu heirathen, das Hei-
rathen, die Heirath, die Ehe; Er unterläſſt (es) nie, dich zu
grüßen, die Grüße an dich; Unterlaſſe den Geſang (Hage-
dorn 2, 120), das Singen, die Anſpielungen, es, darauf
anzuſpielen; das Streiten, den Streit, alle Streitigkeiten ꝛc.;
Seine Pflicht, ſeine Schuldigkeit, das Rechte, etwas Gutes,
Böſes thun oder unter-l.; Er unterläſſt Nichts [thut Alles],
was mir ſchaden kann ꝛc. Veralt. dagegen: Gottes Bund
(1. Moſ. 17, 14), Gottes Wort (Ap. 6, 2) unterl. Auch
als ſubſt. Infin.: Was die Rebellen durch ihre Thaten,
haben die Übrigen durch ihr U. verſchuldet. Sch. 837a.
Ver-, tr. (1—3) und refl. (4): 1) [11b] von Etwas
weggehn, ſich wegwenden, nicht dort bleiben: a) all-
gem.: Ungern verließ er die Stadt, in der er ſo viele Freunde
zurückließ (ſ. d.); Einen Ort, das Schloß, das Zimmer,
den Kerker, den Tanzſaal, eine Geſellſchaft von Freunden.
ſeine Freunde, die Heimath ver-l.; Wir verließen nun die
Ebne und ſtiegen bergan; Wir ver-l. nun den Helden unſrer
Geſchichte und wenden uns zurück zu ſeinen Eltern ꝛc.; Das
Leben, die Welt verl., daraus ſcheiden, ſterbend; Verlaß
mich! geh weg von mir. Bei hinzutretendem Prädik.,
wenn Subj. und Obj. Perſ. ſind, doppeldeutig, vgl.:
Du verläſſt den Ort unbefriedigt [du biſt es] und: Ach, du
verläſſeſt mich ſo unbefriedigt [ich bin es]. | „Was für Be-
friedigung begehrſt du noch?“ Schlegel Sh. 1, 55 ꝛc. b)
mit dem ſchärfer hervortretenden Nebenſinn, daß die
Beziehungen der Gemeinſchaft und Zuſammengehörig-
keit, die zw. Subj. und Obj. bisher ſtatthatten, auf-
gehoben werden, vergl. aufgeben, im Stich laſſen ꝛc.,
z. B.: Vater und Mutter verl. und an ſeinem Weibe han-
gen. 1. Moſ. 2, 24; Matth. 19, 5; Wer verläſſet Häuſer
oder Brüder oder Schweſtern oder Vater oder Mutter oder
Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen. 29;
Bald verließen ſie ihre Netze [ihr Fiſchergewerbe] und folg-
ten ihm nach. 4, 20; Joſeph, ihr Mann, gedachte ſie heim-
lich zu verl. 1, 19; Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
26, 56; Ein Miethling verläſſet die Schafe und fliehet. Joh.
10, 12; Demas hat mich verl. und dieſe Welt liebgewonnen.
2. Tim. 4, 10; Vater und Mutter verl. mich, aber der Herr
nimmt mich auf. Pſ. 27, 10; Der Arme wird von ſeinen
Freunden verl. Spr. 19, 4; 27, 10; Gott verläſſt die Sei-
nen nicht; Den richtigen Weg; die rechte Bahn; die erſte
Liebe; den Bund des Herrn; den Herrn; ſein Geſetz, Gebot;
ſeine Befehle; die Furcht des Herrn; die heidniſche Weiſe;
das bisherige Leben; den Weg des Irrthums; der Sünde;
den Irrthum, die Sünde verl.; Sie folgt | aus dem Palaſt
mir in die Hütte, läſſt | ein thöricht Leben, das ich ſelbſt
verl. G. 8, 23 ꝛc., ſ. d. c) auch mit ſachl. Subj.,
nam. zu b: Meine Kraft (Pſ. 38, 11), mein Herz (40, 13)
hat mich verl., iſt von mir gewichen; Der Muth, die Be-
ſinnung, die Geiſtesgegenwart verläſſt Einen; Um, falls ſie
in dieſem Streben von geiſtiger Kraft oder dem Leben ver-l.
würden, Stellvertreter hinter ſich zu laſſen, welche ꝛc. Fichte
8, 99; Das Geſicht verläſſt mich, meine Augen werden
ſchwach; Ja recht, mein Gedächtnis verläſſt mich. Engel 1,
95 ꝛc.: auch: Die Krankheit, das Fieber verläſſt mich, ich
werde es los; So verläſſt mich jener Wahn. Platen 6, 6, vgl.:
[Dieſer Schnee] verlaſſt [verliert] gar die Natur und Eigen-
ſchaft des gemeinen Schnees und Eiſes, ja wirt ein verhartet
Eis. Stumpf 605b. d) Zu b das adjekt. Partic. verl.
= allein und hilflos ꝛc., vgl.: Von allen Freunden verl.;
Von Gott und Menſchen verl.; In der von Menſchen und
Gott v–ſten Wildnis. Kohl Jrl. 1, 21 ꝛc.; Eine arme, v–e
Waiſe; Traurig iſt es, durch die Welt, verl., | ungeſellig
allein ſich durchzuwinden. Platen 4, 278; In dem Palaſte, in
welchem der V–ſte, um ſeinen Schutz von der Gerechtigkeit
zu fordern, ſicher ſein ſollte. Sch. 1075bꝛc., auch in Zſſtzg.,
wo das Bſtw. einem Hw. mit „von“ entſpricht, z. B.:
Einem allverlaßnen Kinde | Vater und Verſorger ſein.
Daumer 1, 263, von Allen oder ganz verl.; Ein geiſt-
verlaßner körperlicher Traum. G. 13, 285; Der Fluch der
gottverlaßnen Unnatur. Hölderlin H. 2, 113; Geflohn |
von Freunden und Verwandten, welt-v. [von aller Welt
verl. ꝛc.]. Cham. 4, 111; 141; Laß welt-v. ſterben mich
allein. 163 ꝛc. Dagegen veralt.: Seid darum un-v.
[ohne Sorge]. Luther 6, 275b. Zu dem Ew.: verl.
gehört: Verlaſſenheit, der Zuſtand des V.-Seins,
z. B. Auerbach Barf. 220; Das deutſche Schauſpiel aus
der V–heit und Bedrängnis erhoben. Devrient 1, 230; Kinkel
E. 235; Keller LvS. 95; Kompert Pfl. 1, 182; Lewald W.
69; Solche V–heit von der Welt. Prutz Muſ. 3, 171; Die-
ſes Gefühl ſeines Nichts und ſeiner V–heit in der ungeheuren
Gotteswelt. Sealsſield Leg. 1, 240; Seume Sp. 12; Tſchudi
Th. 218; Unſere V–heit durch ſeine Beſuche zu erheitern.
W. 21, 43 ꝛc. e) Dieſe Treue muß auf den wahren
Charakter des Originals, nicht, mit Verlaſſung jenes,
auf ſeine Zufälligkeiten gerichtet ſein. WHumboldt 3, 16;
Nach Verlaſſung dieſer öden Gegend. Lichtenberg 4, 77;
Eine feigherzige Verlaſſung der guten Sache. W. 6, 138 ꝛc.
2) zuw. (veraltend) = zurück-, hinter-l. (ſ. d. II
2) ꝛc., z. B.: a) (ſ. 1) Wir verließen unſern Helden in
einer gefährlichen Lage, wandten uns in unſrer Erzählung
von ihm in dem Augenblick, wo er in der Gefahr war,
blieb; Nicht leicht verläſſt [baut, wirkt] die Biene ihren
Waben in einem todten Aas. Schlegel Sh. 6, 329; Doch die
Leiber der Rinder verlaß im laubichten Haine. V. Georg. 4,
543b; Dort im Haſelgeſträuche verließ ſie Zwillinge eben, |
ach, die Hoffnung der Trift, die auf harter Klippe ſie aus-
rang. Ländl. 1, 5 ꝛc. b) ſterbend hinter-l. (ſ. a): Hat
nicht ſo Viel verl., daß er unter die Erde gebracht werden
konnte. Gellert 3, 267; Wendet . . | zurück ins Leben euren
feuchten Blick, | zu jenes Mannes freundlicher Umgebung, |
die er, ihm ſelbſt geſchaffen, euch verläſſt. G. 6, 374; Leben
von meines Vatern verl. Gut. Schaidenreißer 3a; Karl V.
verließ ſeinem Nachfolger eine Gewalt in dieſen Ländern, die
ꝛc. Sch. 787b; Er verließ vier Söhn. Stumpf 215a; Er ver-
ließ ein unglückhaftig blutig Teſtament hinter ihm. 420b;
Nichts verließ er mir ſterbend | außer die Flut. V. Ov. 1,
190; Damit ihr euren Kindern groß Reichthum verl. mögt.
Zinkgräf 2, 96; 1, 321 ꝛc., vgl. Verlaſſenſchaft ꝛc.
c) (ſ. b) Daß die hiſtoriſchen Bücher vielerlei Beſchreibun-
gen guter und böſer Perſonen .. verl. [der Nachwelt über-
liefern]. Stumpf Vorr. 1a; Ryff Sp. 11 ꝛc. d) Einem
Etwas verl., über-l., z. B.: Jſegrimm hat vier tüchtige
Schuhe, da wär’ es wohl billig, | daß er ein Paar mir da-
von zu meinem Wege verließe. G. 5, 191; Wem verlaſſt
ihr eure Töchter? (ſ. b). H. Cid 58; In den Krieg gezogen
und ſein Haus andern Leuten verl. Schaidenreißer 67b ꝛc.
e) (ſ. d) Eine Waare verl., ab-l., verkaufen: So verläſſt
er ſie euch ums halbe Geld. Muſäus M. 4, 48; Aus welchem
man den Branntewein nur nach Krügen .. verläſſet. Olearius
(Wackernagel 3, 1, 680 Z. 42); Daß kein Exemplar unter
drei Reichsthaler verl. werden ſoll. L. 13, 297 (Reiske), vgl.
Guhrauer Beil. 2, 37. f) weggehend Etwas beordern,
verabreden (auch ohne Bezug auf das Weggehn, ſ.
Verlaß 3): Du weißt, wie wir es mit deinem Vater verl.
baben. Tob. 11, 2; Am Thor fand ſie .. die Älteſten, die
ihr[er] warteten, wie es verl. war. Judith 10, 7; Das achte
Exemplar für Meyer habe ich an Fräulein von Imhof abge-
geben, wie unſer Freund verl. Sch. G. 1, 248. 3) (ver-
alt.) Einem Etwas er-l.: Darum abſolviert und verläſſt
ihnen Gott, was ſie nicht genug thun. Luther 1, 72b; Die
Gnade, die zuvor die Schuld verläſſet. 543a ꝛc.; Keiner ſoll
ſein Geld empfangen können, ohne .. zu bekennen, daß er,
eine aufrichtige und vollkommene Verlaſſung thue. Möſer
1, 145. 4) Mundartl. ſ. Schm. und Brem. Wörterb.
5) refl.: Sich auf (veralt. an, z. B. Waldis Pſ. 71,
1) Etwas ver-l. (veralt. laſſen, ſ. d. 20), ſich darauf
ſtützen und dem ſichern Vertrauen hingeben, daß es
Einen nicht täuſchen, nicht in Stich laſſen werde: Sie
können ſich darauf, auf mich verl.; Hab ich mich auf Gott
und ſein Wort verl., er hat mich hergegen auch nicht verl.
(1b). Zinkgräf 2, 17 ꝛc.; Der Mann, der Gott nicht für
ſeinen Troſt hielt, ſondern verließ ſich auf ſeinen Reichthum.
Pſ. 52, 9; Jene verl. ſich auf Wagen und auf Roſſe. 20,
8; Narren verl. ſich auf Träume. Sir. 34, 1 ꝛc.; „Sie ver-
läſſt ſich | auf ſeine Redlichkeit.“.
Die Königin verläſſt
ſich | auf ihn und ich, Mylord, verlaſſe mich | auf mich und
meine beiden offnen Augen. Sch. 421; Ich verlaſſe mich dar-
über vollkommen auf den Schutz der Fee. W. 1, 51; ver-
alt.: Deß verl. wir uns zu dir. Schm., vgl. zuverläſſig.
Zuw. auch (ſ. Sich und Zu): Auf Äneens Ga-
lantrie | war ſich nicht zu verl. Blumauer 2, 15; Wieviel ſich
darauf zu verl. iſt. Zarncke Br. 413b. Vōr-, tr.: 1)
[20]. 2) in Jemandes Gegenwart, vor ihn laſſen:
Einen zur Audienz vor-l. ꝛc. Vorbēī-, Vorǖber-
[20]: vorbeigehn laſſen: Niemand ungenecktv.; Keine Ge-
legenheit unbenutzt v.; Ein kleines Abenteuer, das dein Un-
genannter nicht vorbeigelaſſen [in ſeiner Erzählung nicht
übergangen]. W. 16, 65; Ich laſſe vorüber, | von welchem
Hauſ’ und Stand’ ich bin. 10, 194; Dieſe Vorbeilaſ-
ſung [dies Übergehn]. L. 8, 42 ꝛc. Wég-: fort-l.
1 und 2, z. B.: Nicht vergeſſen, abſichtlich weggelaſſen.
Hackländer Erl. 1, 276; ſeltner: Es müſſe etwas Wichtiges
ſein, daß ſie ſich vom Ofen weggelaſſen [wegbegeben, weg-
gemacht]. Gotthelf Oberamtm. 101. Zer-: zergehn,
zerſchmelzen laſſen: Fett. Talg, Butter, Bleiz., auch übrtr.:
Ein blauäugiges Mädchen hat das eiskalte Herz Ihres Freundes
in Empfindungen z. Mendelsſohn 5, 259; Zerlaß die Kälte
[Dissolve frigus]. 328. Zū-, tr.: 1) nicht öffnen,
verſchloſſen laſſen: Den Kaſten z. 2) hinzu-l. zu Einem
oder Etwas, den Zugang verſtatten: Es wird Niemand
ohne Eintrittskarte zugelaſſen; Hatte ſich geweigert, ihn bei
der Probe zuzulaſſen. G. 16, 301; In ihre Geſellſchaft zu-
gelaſſen zu werden. Hartmann Erz. 30; Ob .. Rabbi Ben-
Iſrael ſollte zugelaſſen werden? Letztlich wurde er beige-
laſſen. Schuppius 721 ꝛc., ſo auch: Die Stute läſſt den
Hengſt zu (oder bei), zur Begattung, und: Der Be-
ſchälknecht läſſt den Hengſt zu (oder bei), zur Stute ꝛc.;
Die weiblichen Schaf’ und die Ziegen, | wenn von der Zu-
laſſung ſie gekehrt. V. Arat. 193. 3) (ſ. 2) Etwas
geſchehen oder gelten laſſen, es nicht hindern: Du haſt
es, wenn auch nicht ausdrücklich erlaubt, doch zugelaſſen; Alle
Farben ſind ihm wahr und entſpringen auf einerlei Weiſe,
doch läſſt er, um ſie erklären zu können, den Unterſchied zwi-
ſchen dauernden und vorübergehenden Farben einſtweilen zu.
G. 39, 187 ꝛc., auch mit perſönl. Dat., wo die Bed.
ſich mehr der des Erlaubens, Geſtattens nähert, z. B.:
Es läſſt ſich ein Jeder | Alles zu. G. 5, 224; Kaum ließ
mir noch ein halb erloſchner Strahl | von ferne zu, die Thüre
zu gewinnen. W. 12, 264 ꝛc. Dazu: Die .. es thaten |
aus Gottes Zulaſſung. Rückert Morg. 1, 83. Zu-
rück-, tr.: ſich fortbewegend Etwas zurückbleiben
laſſen, ſei es, daß Dieſes ſich nachbewege oder nicht, ſ.
hinter-l. II 2: Einen auf dem Wege überholen und hinter
ſich z.; Daß ich nur lächerlich bin, wenn ich will, und ſie als-
dann [in der Lächerlichkeit] weit hinter mir zurücklaſſe. G.
29, 266 ꝛc.; Daß er das Unbedeutende faſſt und das Theure
zurückläſſt [wider Willen]. 5, 8; Darüber habe ich die fünf
Strophen Ihrer Romanze zurückgelaſſen [bei Jhnen liegen
laſſen, vergeſſen]. Zelter 1, 22; Einem ein Andenken, Et-
was als Pfand z. oder hinter-l.; Beim Weggehn Beſcheid
für den Nachfragenden z. oder hinter-l.; Da du ſterbend deine
Reichthümer z. muſſt [ſie nicht mitnehmen kannſt], ſo
fragt es ſich, wem du ſie hinter-l. willſt [in weſſen Beſitz
du durch deine Verfügung ſie gelangen laſſen willſt] ꝛc.
Auch: Dem ſchroffen | Geſtein rücklaſſend ſeines Wandels
Spuren. Rückert 1, 164; In deſſen Hand ſie rückläſſt ihre
Lieben. 2, 92 ꝛc. Dazu: Zurücklaſſung, auch: So
löſt er ſich mit Rücklaſſung von wenig fettiger Subſtanz
.. auf. Karmarſch 1, 281. Zuſámmen-, tr.: 1)
zuſammenkommen laſſen, die Zuſammenkunft verſtatten.
2) zuſammenbleiben laſſen, nicht trennen oder aus
9.
einander bringen.