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lang
I. Láng, a. längſt: 1) bez. die Ausdehnung einer
Linie oder die lineare Ausdehnung von Flächen und
Körpern, vgl. breit womit es oft verbunden wird
dick, hoch ꝛc., zunächſt als Maß: a) im Vergleich: Der
Stock iſt ebenſo l., (um) einen Zoll länger als jener; Breit
(ſ. d. 1a) wie l. G. 2, 251; 34, 308 ꝛc.; Fiel zur Erde
ſo:l. er war [ſeiner ganzen Länge oder Ausdehnung
nach]. 1. Sam. 28, 20; W. 11, 114 ꝛc.; Daß ich mich, l.
wie ich bin, in dem Koth meſſe. HKleiſt E. 1, 25 ꝛc., vgl.:
Fiel die Länge l. darnieder. Gellert 1, 7; Daß ich mich die
Länge l. auf die Erde warf. G. 20, 257 ꝛc. (veralt.: Fällt
die l–e Läng’ an Rucken. Mattheſius Luth. 142b) und ver-
ſchmelzend: Lagert ſich länge-l. in ihren Schatten. Gleim
3, 427; Der Längſte lege länge-l. ſich hin. G. 12, 287; H.
4, 32; Die Hörner .. länge-l. ausmeſſen. 210; 11, 276 ꝛc.;
niederd.: lingelang oder: Ling und l. todt bleiben. Jahn
M. 204, ähnlich: Befand ſich ſtrecke-l. [der Länge nach
hingeſtreckt, herausgeworfen] außerhalb der Thüre. Muſäus
M. 5, 88, verſch. ſtrecken-l., ſ. d. b) mit Maß-Beſt.
im Accuſ., vgl. fragend: Wiel.?: Zehn Ellen l. 2. Moſ. 26,
16 ꝛc.; Die ganze faſt 600“ l–e, 150“ breite Halle. Stahr
Jahr. 2, 265; Gang, | der durch den Felſen .. ſich windet
und mehr als 100 Stufen l. W. 20, 213; Der Brief iſt eine
Seite, einen Bogen l. ꝛc. c) zuw. (nam. bei Altern
und oberd.) mit Genit. der Maß-Beſt.: Einer Hand l.
und breit. 2. Moſ. 39, 9; Einer Ehle l. Hebel 3, 12;
Wunde, die eines Nagels tief und eines Gliedes l. iſt. Schot-
tel 326a; Dreier Spannen l. Eppendorf 8; Zinkgräf 1,
192 ꝛc., auch beim Kompar.: Eines Hauptes länger als
die Ritter alle. W. 11, 111; Des ganzen Kopfs länger. 15,
225 ꝛc. d) oft verſchmilzt die Maß-Beſt. (ſ. b und
c) mit l. (vgl. Ein 1k), z. B.: Wenn .. die Sonn’
aus meinem Schatten | einen acker-l–en Rieſen macht.
Göckingk Lieb. 44, vgl.: Seinen rieſen-l–en Schatten
[der die Länge eines Rieſen hat]. Zachariä Tag. 68;
Bogen-l–e Briefe. Gutzkow R. 4, 27; Der ehlen-l–e
Rekrut [der Neugeborne] iſt angekommen. Hebel 3, 319;
Mein Bart iſt auch wieder fingers-l. Sch. 192, ſehr l.,
dagegen zur Bez. eines kurzen Zwiſchenraums, auch
zeitl. (ſ. 2): Wo man .. alle Fingers-l. einkehrt. Gotthelf
Sch. 96; Alle Fingers-l. muß ich ins Schloß. 29, ebenſo:
Alle Nas-l. [alle Augenblicke] ꝛc.; Fuß-l–e Kaſten; In
die Geſtalt von glieds-l–en Stiften gebracht. G. 23, 345;
Hand-l–e Streifen; Machte Lieder, klafter-l. W. 9, 34;
Wie die Heuſchreckwolke .. meilen-l. (ſ. e) die Felder be-
deckt. Sch. 450b; Meilen-l–e Räume. B. 6b; Spannen-
l–er Hanſel. Rank Arm. 81; Etwa ſpannen-l. G. 27, 292;
Strecken-l. (ſ. e) Nichts als Sand, auch zeitl.: Da-
mals konntet ihr ſtrecken-l. ſehr mürriſch ſein. Immermann M.
1, 160 ꝛc., verſch. ſtrecke-l. ſ. a; Legt ſtunden-l–es
Sumpfland trocken. Zſchokke 8, 20 (verſch. zeitl., ſ. 2b);
Mit faſt zoll-l–er Flügelſchraube. Franke Buchdr. 34 ꝛc.
Ähnlich auch: himmel-l., bis an den Himmel rei-
chend, ſehr lang oder groß: Ein himmel-l–er Mohr. W.
11, 83; G. 31, 99 ꝛc. e) als Adv. (ſ. d: meilen-,
ſtrecken-l. und h) die ununterbrochne Ausdehnung in
einer Richtung bezeichnend, ſo auch: Immer grade die
oder der (Gutzkow R. 2, 67) Naſe l. gehn, immer grade-
aus in der Richtung, wohin die Naſe weiſt, der Naſe
nach, vgl. mundartl.: L.-aus, immer in grader Linie
fort, ſ. Schm., auch ſubſtantiviſch: Die Langaus [Kegel-
bahn]; Der Langaus [Tanz], z. B.: Daß es ihr manch-
mal ſchien, die Tannen höben die Füße und tanzten Langaus
um ſie herum. Gotthelf U. 1, 270, vgl. Kehraus und:
Der ſogenannte l–e Tanz. Schütze 1, 161. f) zuw. mit
Präpoſ. bei der Maß-Beſt., z. B.: Wallfiſche, von 15
⏑1
bis 20“ lang [gew.: Länge]. Forſter R. 1, 36; In dieſen
Wäldern | von 10, 12 Meilen l. und breit. Werner Oſtſ. 1,
89 ꝛc. g) ferner von Dem, was eine große Ausdeh-
nung in der gedachten Richtung der Länge hat (ſ. den
Ggſtz. kurz und zunächſt die Beiſp. dort unter 1): Ein
l–er Stock, Strick, Band; L–e Stange, Bank, Reihe, Linie,
Straße, Handſchuhe; L–e [weitreichende] Hände, Arme
haben (eig. und übertr.); Kein Hall den langen Gang
durchlief. Schwab 255 ꝛc.; Das Haar l. wachſen laſſen; Der
Bart wächſt ihm länger und länger. G. 1, 140 ꝛc.; ferner
mehr übertr. (vgl. 2): L–e Gedichte, Briefe, Reden [von
großem Umfang, ſich ſehr ausdehnend] ꝛc., dazu (ver-
altend): Es wäre l. [zu weitläuftig] zu erzählen ꝛc. Ber-
lichingen 6; Schaidenreißer 47b; Zwingli 2, 2 u. v.; oft in
beſt. techn. Anwendung, z. B.: L–e Brühe (ſ. d. 4b
und kurz 4a, auch übertr.); L–es Feld (ſ. d. 6g), Futter
(ſ. kurz 10); L–er Herd, Art Schlämmherd; L–e Latten,
quer durch den Seidenweberſtuhl gehend; L–es Loth
(Bergb.), Erze, ohne Gehalt an edeln Metallen [etwa:
wo man lange ſuchen kann, ehe man ein Loth Metall er-
hält? vgl. 2]; L–er Pfeffer, Stangenpfeffer, Piper lon-
gum; Etwas dem l–en Steg nach (Franke Buchdr. 206), den
l–en Weg (264) falzen, der Länge nach; L–e Waaren, ſ. kurz
7a; L–er Zapfen (Uhrmach.): der Zapfen des Minutenrads.
Ferner: Der Wein, die Milch (Schütze 3, 11) wird l., zäh,
verdorben, und ſprchw.: Eine Speiſe wird Einem l. im
Hals, erregt Einem, während man ſie im Munde hat,
Ekel, ſo daß man ſie kaum herunter bekommen kann.
Ferner ſprchw.: Etwas auf die l–e Bank (ſ. d. 3e) ſchie-
ben, und vralt.: In die l–e Truhe legen (Franck Laſt 3b),
bringen (Schweinichen 2, 48) ꝛc.; L–e Finger [ſ. d. 2f]
machen; Mir iſt von l–er Hand (ſ. d. 4a) | das Wie und
Wann der Sache wohl bekannt. W.; Mit l–er Naſe [ſ. d.]
abziehn. Sch. 107a ꝛc.; Ein l–es Geſicht machen (z. B.
Kant Anthr. 280 ꝛc.), wenn man ſich in ſeinen Erwar-
tungen getäuſcht ſieht; Zuſehens wird auch ihr Geſichtchen
länger [als Zeichen von Verdruß und Langweile]. W.
11, 170 (vgl. länglich, verlängern und Kinn 1); Un-
ſerm jungen Herrn | begannen allgemach die Zähne l. zu
werden. 237, er fühlte gierige Ungeduld, vgl.: Mit l–en
Zähnen [gierig] eſſen ꝛc. Ferner: L. und breit: Ein L–es
und Breites [ſ. d. 2b] ꝛc., in großer Ausführlichkeit,
auch nam. ſchwzr. —: Nun erzählte er ihm des L–en
eine Geſchichte. Gotthelf Sch. 98; U. 2, 78, vgl.: Ohne
l–e Brühe, | mit wenig Worten. Körner 252a ꝛc. Ferner
in ſprchw. Verbind. mit kurz (ſ. d. 3a). h) zuw.
neben Maßbeſtimmungen, die nicht wirklich länger als
andre desſelben Namens ſind (wie z. B.: Die l–e Elle
im Vergleich zur kurzen ꝛc.), ſondern nur dem ans
Ziel, ans Ende Verlangenden als beſonders l. vor-
kommen, ſich weit hindehnend, ebenſo zeitlich ſ. 2d:
Nun habe ich noch zehn l–e Meilen (oder Stunden) zu gehen,
ehe ich nach Hauſe komme, vgl. c. i) Jelängerjelie-
ber, ſ. Je 9. 2) übertr. auf das Zeitliche, vgl. den
Ggſtz. kurz, oft ſich ſehr nahe mit 1 berührend, vgl.
z. B.: Dem Hofbauer wurde die Zeit ſieben Ellen l. vHorn
rhD. 2, 33 ꝛc. Zunächſt als Maß: a) (ſ. 1a) Beim
Frühlingsanfang iſt Tag und Nacht gleich l., dann werden
die Tage länger als die Nächte; Der längſte Tag iſt hier etwa um
8 Stunden länger als der kürzeſte; Eine Nacht, wie Erntetage
l. Haller 210 ꝛc. b) mit Maß-Beſt., gw. im Accuſ.
(ſ. 1b): Eine Zeit l., ſeltner: Ein Zeitlang. Bode Empfind.
2, 143; Einen Tag, zwei Tage l. warten; So geht ihr Ge-
ſang | Tage l., halbe Nächte l. G. 11, 145 ꝛc. Seltner:
Auf etliche Augenblicke l. Forſter R. 1, 272 ꝛc. Oft damit
verſchmelzend als Adv. u. adjektiviſch: ſo l–e Zeit wäh-
rend, z. B.: Ich wünſchte ſo zu ſtehn | äonen-l., bis ich
mich müd’ an ihr geſehn. W. 12, 257; Ich mußte noch eine
äonen-l–e [ſ. d] Stunde warten. 27, 244; 10, 145 ꝛc.;
Mit jahre-l–er Reu .. abgebüßt. Sch. 408a; Platen 2,
143; Als Ergebnis einer jahrhundert-l–en Entwicklung.
Volkszeit. 8, 9; Lebens-l–er Kerker | ſei der Lohn des
Hochverraths. Platen 4, 335; Lebens-l. zu Podagra [einem
Podagriſten] .. ſich eingeſcharrt zu ſehen. W. 11, 179, und
ſubſtantiv.: Auf Lebens-l. 12, 72; All dein Leben-l. 5. Moſ.
4, 9 ꝛc.; Wenn der Prieſter ſich ſein Leben-l. | der unſicht-
baren Gottheit niederbeugt. G. 13, 353; Für ſein Leben-l.
Hebel 4, 105; Sein Lebe-l. Danzel 212, und ſchwzr.:
Ihrer Lebe-l. hätte es ihr Niemand ſo . . gemacht. Gotthelf
U. 1, 296, vgl.: Ihrer Lebtag nie. 327 ꝛc.; Ein minu-
ten-l–es Schweigen; Kröte, die .. monat-l–es [ge-
nauer: monat-l.] Gift ſog ein. Sch. 572b; Nur ſtunden-l.
geflügelt, büßt die Larve | der Ephemer’ ein monden-l.
Gelüſte. Platen 2, 26; Der ſekunden-l–e Fall eines Fall-
beils. Kürnberger Am. 400; Wenn man Vernunft geſprochen
ſtunden-l. Sch. 369b; Nach einem ſtunden-l–en | reuvollen
Flehn. W. 11, 250 ꝛc., auch: Stunden-l–e Fürſten [deren
Herrſchaft eine Stunde währt]. H. R. 7, 338 ꝛc., vrſch.
räuml., ſ. 1d; Durch das tage-l–e [wochen-, monat-
l–e] Warten verdrießlich ꝛc.; auch: Hoffen alle Bäume
doch, | die des Herbſtes Wind verheert, | hoffen mit der ſtil-
len Kraft | ihrer Knoſpen winter-l. [den Winter hin-
durch]. Rückert, dagegen: Die winter-l–e Nacht (ſ. a
und c), die l–e Winternacht; Den ſommer-l–en Tag.
Simrock Nib. 2022 ꝛc. c) (ſ. 1g) von Dem, was ſich
der Zeit nach ſehr hinzieht, ausdehnt: L–e Zeit, Friſt,
Weile, Reiſe, Fahrt, Pauſe; Die l–e Nacht der Polarländer;
Die l–e Nacht der Juden, das Verſöhnungsfeſt als Faſt-
tag, wohl inſofern die Zeit des Ent- oder Vernüchterns
(ſ. d.) ſich ſehr hinausſchiebt; L–e Wechſel oder Wechſel
von l–er Sicht (ſ. kurz 7b); Eine l–e Schicht, bei den
Bergleuten, von 12 Stunden, auch ,,Kuhſchicht“; L–e
Silben, ſ. kurz 14; Nach nicht l–er Zeit ꝛc.; Er hat ſich
längere [ziemlich l–e] Zeit dort aufgehalten, dagegen (ſ.
a): längere Zeit als er urſprünglich wollte, als du ꝛc.;
So ſeid ihr die längſte Zeit Abt hier geweſen. B. 66b, ihr
werdet es dann nicht weiter bleiben; So ging es vor und
um mich l–e Längen [Zeiten]. Rückert 1, 167; Zu l–er
Schmerz für ſolche kurze Luſt; Das Land, das .. | der edeln
Freiheit längſten [dauerndſten] Sproß genährt. G. 6, 369 ꝛc.
Auch ſubſtant.: Wenn nur der Ausgang der Entſcheidung
ſich nicht ins L–e hinausziehet. L. 13, 549 ꝛc. u. (vgl. 3):
Schon von L–em her. W. 1, 12; 11, 212; 12, 200; 14,
23; 24, 195; 32, 44; Seit L–em. Tieck N. 5, 8 ꝛc.;
(vralt.) Nach L–em [nach l–er Zeit]. Stumpf 390b ꝛc.
über das Adv. ſ. 3. d) (ſ. 1h) oft zur Bez. nicht
ſowohl des l. Seinden als des l. Erſcheinenden: Dreißig
l–e Jahr’ | Enthaltung und Verdienſt ſo ſchändlich zu ver-
lieren. W. 12, 106; L–e [viele] Jahre hindurch; L–e Tag
und Nächte [„Tage-l., Nächte-l. G. Merck 1, 98; Lav. 22]
ſtand mein Schiff befrachtet. G. 2, 58; Hier .. ſtand ich l–e
Tage. Cham. 4, 28; Lärmet den ganzen lieben l–en Tag.
Höfer Volk 197; Um manche liebe l–e Nacht | in meines
Buhlers Arm .. zu liegen. Nicolai 2, 19, vgl. mundartl.:
Die leid-l–e Nacht. Schm. ꝛc.; Er liegt drei ewig l–e
[währende] Stunden, | noch mehr gequält von Sorgen als
von Wunden. Alxinger D. 307 ꝛc., und nam. mit „wer-
den“, z. B.: Kathrinentag, der ſonſt im ganzen Jahr | von
Alters her der kürzſten einer war, | wird für ein ſchönes Kind
. durch einen ſolchen Zwang | bei ſolchem Zeitvertreib nun
freilich mächtig l. W. 11, 170 ꝛc., beſ.: Einem wird die
Zeit (G. 9, 59; W. 11, 210 ꝛc.), die Weile, Zeit und
Weile (Stilling 2, 176) l., bis oder ehe Etwas eintritt,
vor Ungeduld, auch vralt.: Ich bitt, du wolleſt mich
wieder in mein Vaterland fördern, denn mir darnach mein
Weil faſt l. iſt. Schaidenreißer 63a (ſ. verlangen ꝛc. und
ſchwzr. Längiziti = Sehnſucht. Gotthelf G. 339; Sch.
83); dann auch allgem., von dem Unbehagen und der
Unbefriedigung der Leere in der Zeit, die durch nichts
das Intereſſe Anregendes ausgefüllt iſt: In ſeiner Ge-
ſellſchaft wird mir die Zeit nie l. ꝛc., auch verſtärkt: Die
Zeit wurde dem Matthes ſterbens-l. [zum Sterben l.].
Auerbach D. 1, 126 ꝛc., vgl.: Wer will ein Hirte ſein, |
l–e Zeit er hat. G. 10, 279, Muße, die der Ausfüllung
durch Zeitvertreib bedarf; Auszufüllen die Leere der Stun-
den | und die l–e unendliche Zeit. Sch. 497a; Erzählt, ſo
ſchön ihr wollt, | ihr macht die Weil’ ihr l., und ſprächt ihr
lauter Gold, | ſie gähnt. W. 12, 317 ꝛc. So nam. auch:
L–e Weile (ſ. d. und vgl. Langweile und hoch, Anm.)
haben, empfinden, fühlen; Einem l–e Weile machen, ſeltner
geben (G. 8, 81); Etwas aus l–er Weile (vgl.: zum Zeit-
vertreib) thun; Es verſteht ſich, daß Sie Ihre Arbeit nicht
für die l–e Weile thäten, ſondern ſich die Bezahlung gefallen
ließen. L. 12, 390; Nicht für [vor] l–er Weil. W. 11,
190 ꝛc.; Er ſollte mit vornehmen und reichen Leuten die
l–e Weile theilen, indem man auf ihn das Zutrauen ſetzte,
daß er ſie vertreiben werde. G. 15, 21; In Ekel und Un-
muth der Welt, in Eitelkeit und gelehrter L–en-Weile [l–er
Weile]. H. R. 7, 104; Die l–e Weile flieht und nur zu
leicht beſchwingt | entfliehen jetzt, man weiß nicht wie, die
Stunden. W. 12, 134; 136 ꝛc. 3) als Adv.: a) zu
1, ſ. 1e, ſonſt im Allgm. unüblich, ſ. kurz. b) zu
2, z. B. in der Verbind.: über kurz (ſ. d. 2a) oder l.,
vgl. vralt.: Ungefährlich über ſo l., als Einer ein gutes
Mahl hätt’ mögen empfahen, ſchoß mein zerbrochenes Schiff
aus dem Rachen Charybdis. Schaidenreißer 54a, nach ſo l–er
Zeit; Über l. [nach einiger Zeit] ſahen ſie das Haus Cir-
ces. 42b; Berlichingen 122 ꝛc., und noch ſchwzr.: Der
Kecke ſoll es büßen und traun nicht über l. Reithard 81; fer-
ner: Mag Alles über-l. [auf die Länge] nicht wohl beſtän-
dig ſein. Rachel 1, 188. Nam. aber in der Form lange
= l–e Zeit, z. B.: L–e vorher, nachher, vor (nach) dieſem
Ereignis; Wie l–e läſtert mich das Volk und wie l–e wollen
ſie nicht an mich glauben! 4. Moſ. 14, 11; Ach, wie lang’
iſt’s, daß ich walle! Sch. 54 u. o., als Ausruf, ebenſo
als Frage: Wie l–e gehſt du auf eine Meile? ꝛc.; So l–e
bin ich bei euch und du kenneſt mich nicht! Joh. 14, 9; Wir-
ken, ſo l–e es Tag iſt. 9, 4 ꝛc.; So l–e verzehren dein Gut
..die Freier, als ꝛc. V. Od. 2, 124 ꝛc., und alterthü-
melnd: So komm’, als lang’ ihr Deſſen harrt, | kein Meſſer
über meinen Bart. W. 11, 60 ꝛc.; auch: Ihren Haufen
zerſtreuend, wie lang’ er und ſorglich gethürmt war. G. 5,
111 ꝛc.; So l–e, bis. Römer 11, 25 ꝛc., vralt.: Bis ſo
l–e. Luther 5, 531a; Schaidenreißer 46a ꝛc. Ferner: L–e
leben, dauern, währen, bleiben; Er wird nicht l–e ſein [aus-
bleiben]. Gellert 3, 6; Er kann l–e bitten, ehe ich wieder
gut werde. Benedir 5, 141; Er dich fragen? Ja, da kannſt
du l–e warten! Stilling 1, 13 ꝛc.; Da fragen ſie nicht l–e ..,
ſondern machen kurzen Proceß. Hebel 3, 101 ꝛc.; Es währte
nicht l–e, ſo ꝛc., oder: Nicht l–e, ſo geſellte ſich der Sohn
zum Vater. G. 18, 224; Nicht l–e, ſo entehrt Thyeſt des
Bruders Bett. 34, 164 ꝛc.; Es iſt ſchon l–e her; zuw.:
Blieb l–e-hin ſichtbar. Gervinus Lit. 3, 200 ꝛc. Mundartl.
= endlich, am Ende: Ihr gebt mir Eure Tochter l. noch.
Weiße KomOp. 3, 22 = doch oder für gut noch; Du
wirſt dich aber doch l–e einmal in Damenkleider werfen müſ-
ſen, wenn du in die Stadt kömmſt. 223; Ich werde ihn l–e
noch ſelber machen müſſen, wenn er fertig werden ſoll. 294 ꝛc.
Auch geſteigert: Er blieb länger als er urſprünglich
wollte, als ich ꝛc.; Ich hab es ſchon länger [längre,
d. h. einige Zeit] bemerkt ꝛc.; Ich kann es nicht länger
[mehr, ferner] verſchweigen; Der Mantel zerſtückt, | er
könnte ſie länger nicht faſſen. G. 1, 140; Länger hält
die Mutter nicht das Zürnen. 193 ꝛc.; Ehrlich währt
am längſten; Ihre Republik wird am längſten gedauert
haben [bald ein Ende haben]. Stahr Rep. 2, 301 ꝛc.; Wie
l. wir leben? .. Gern zum längſten trieben wir’s. G. 1, 91.
Zuw. abhäng. von Präpoſ.: „Auf wie l–e wollen
Sie das Geld haben?“ Auf ſo l–e, als Sie es entbehren
können; Auf l–e führt man ſo Etwas nicht weg. Ruge Rev.
2, 220 ꝛc.; ungw.: Die Äpfel wollen bis l–e [verlangen
noch l–e Zeit] zur Reife. Gutzkow R. 9, 359, vgl. bis-l.;
Er war ſeit l–e nicht vorbeigegangen. Tieck A. 2, 171; Seit
l–e küſſ’ ich ſie. Uhland 32; Über l., ſ. o.; Der Auftrag
iſt nur ein wenig von l–e her. L. Gal. 1, 2 ꝛc.; Mein Weib
ſtarb vor nicht l–e [gw.: vor nicht l–er Zeit]. Gutzkow R.
2, 38 ꝛc. c) L–e, Superlat.: längſt (= ſehr l–e) =
ſeit l–er Zeit ꝛc.: Ich hab es l–e (längſt) vorhergeſehn;
Das hätteſt du l–e (längſt) merken müſſen, wiſſen können;
Ich hab es l–e (längſt) ſagen wollen; Der arme Knabe war-
tet l–e, | der darf nicht ungetröſtet gehn. G. 11, 75; Schon
l–e verflucht’ ich mein ehliches Glück. 1, 142 ꝛc. Auch:
Alceſtens Geld, das er nicht lang’ [= vor nicht l–er Zeit,
neulich] erhielt, | iſt miteinander fort. G. 7, 73 ꝛc.; Ich
hab’ ihn nicht längſt (od. unlängſt) erſt geſehn = vor Kur-
zem ꝛc. Dagegen ugw.: Doch ſchon längſt, daß liebe Pfor-
ten | mir auf ihren Angeln ſchwiegen. G. 4, 15. S. auch e.
Vergl. die Zſſtzg. des Superl., z. B.: Mein Neffe, der
ohnlängſt von weiten Reiſen | zurückgekehrt. Sch. 419a,
gw. unlängſt, (ſ. o.) vor Kurzem. Die urlängſt [vor
uralter Zeit] durch Schnattern das Kapitol retteten. Immer-
mann M. 1, 24 ꝛc. Denn zu Grund ging | ich vor-
längſt (⏑–) ſchon. G. 10, 305, vor (ſehr) langer Zeit;
Iſt’s nicht vorlängſt [ſeit lange] am Tage? Klinger Th. 2,
231; Daß man die Kinderpoſſen .. | vorlängſt ſchon aus-
geſchwitzt. Lichtwer 87; Muſäus Ph. 1, 142; Schon vor-
längſt vergaben wir | Evchens Apfeleſſen dir. V. 4, 44; 1,
20; Od. 17, 366; 23, 29; W. 12, 195 ꝛc., vgl. vralt.:
Wie du unſern Vätern „vor langs“ geſchworen haſt. Micha
7, 20; „Vor lengeſt“ geſtorben. Luther 8, 277a; „Verlen-
geſt“. 5a; Wir waren im Irrthum vorlangſt [lange].
Waldis Pſ. 71, 8 ꝛc. Macht fort! Ihr habt zulängſt
[die längſte Zeit] hier auf dem [Richter-]Stuhl geſprochen.
HKleiſt Kr. 84. d) Längſtens, adv., ungw. ſtatt
längſt (ſ. d), ſo lautet z. B. die dort unter „,vorlängſt“
angeführte Stelle von Lichtwer: Daß man die Kinderpoſſen |
.. ſchon längſtens ausgeſchwitzt. Ramler Lichtw. 79, vgl.:
Sein Name wird noch blühn, wenn längſten [ſpätre Les-
art: l–e] ſchon verweht | des Märtrers Aſche ꝛc. Haller 80.
Dagegen gw. (wie mundartl. lang = ſpät. Schm. 2,
480, vgl. langſam 2) = ſpäteſtens vgl. früheſtens
(ſ. frühe 3), höchſtens, mindeſtens ꝛc. = gewiß
nicht länger, zur Angabe des äußerſten Termins: Daß
auch der Brief längeſtens in dieſem Jahre, wo nicht noch vor-
her, geſchrieben worden. L. 8, 363; In Jahr und Tag läng-
ſtens ſchreibe ich dir aus einem andern Ort. 12, 395; 436;
441; 460; 462; Ihre Wiederkunft, welche längſtens in
dreien Tagen erfolgen ſollte. W. 5, 151; 22, 197 ꝛc.
e) Lange mit folgender Verneinung = bei Weitem:
Das iſt l–e noch nicht die Hälfte [es fehlt Viel daran, daß
es die Hälfte ſei]; Dieſe noch l–e nicht erwieſene Verwandt-
ſchaft. G. 10, 104; Von Blech und l–e nicht von Silber.
Gutzkow R. 3, 172; War noch l–e kein vornehmer Bürger.
L. 6, 293 ꝛc.; zuw. auch: Daß ich l–e zu wenig [nicht
genug], geſagt. H. 15, 88 und im Superl.: Das Leben
unſrer eingebüßten Leute | wiegt ſolche kleine Summe längſt
nicht auf. Schlegel Sh. 8, 116; Doch taug ich längſt nicht,
Königin zu ſein. 270. f) L–e, hinlänglich, zur Ge-
nüge, ausreichend: Man läſſt Gottſeligkeit Gottſeligkeit ſein
und iſt l–e [ſehr] zufrieden, wenn man es nur zur Geldſelig-
keit zu bringen im Stande iſt. Gotthelf; Das Stück iſt für uns
l–e gut. Zelter 1, 227 ꝛc., vgl. überlang 3.
Anm. Goth. laggs, ahd., mhd. lanc, vgl. lat. longus,
wohl mit dem Grundbegriff des ſich Ausdehnens, Hinſtreckens,
Hinreichens (z. B.: Ich lange dir Etwas hin = reiche es hin,
und: Es langt dazu hin reicht dazu aus, vgl. 3f), ſ. auch
mhd. lingen, vorwärtsgehn, dazu gelingen (ahd. gilingan),
von Statten gehn ꝛc. und vgl.: Sie kopflangs [1a] in
die Pferdeſchwemme ſtürzen. JG Müller Lind. 4, 221, für das
gew. köpflings ꝛc., ferner: lungern, Anm., ſchlank,
Schlange, ſchlingen ꝛc., auch: lenken. Schwzr. im Poſit.
mit Uml., z. B. Gotthelf G. 201 ꝛc. neben dem Superl.:
langiſt. Zwingli 2, 2; 12. Das unverlängerte l. lautet
räumlich (in Bed. 1) lank, dagegen zeitlich mit weichem ,„g“,
ſ. Sanders Orth. 77, vgl.: Dieſe Bank | iſt ſo l., und:
Klag ich ban g, | weil du l. | weilſt entfernt ꝛc.
Zſſtzg. ſ. 1b und 2b, ferner: Áb- [1]: oblong,
mehr lang als breit, länglich: Ablangsrund als wie ein
Ei. Logau (L. 5, 304); In ablänger oder Ovalform. Gar-
zoni 661b; Ablänglich. Döbel 3, 147; Ablänglicht.
Olearius Reiſ. 302b. Bis- [2]: adv., bisher: Un-
gemachs genug .. ertrugt ihr ſchon b. B. 152a; Freiligrath
Ven. 66; Grabbe Herm. 76; Keller LvS. 409; gH. 4, 10;
18; 107; 200; Klencke Gſp. 1, 59; GRaimund Nov. 5,
70; 83; 106; 6, 90; 152; 161; 183 ꝛc.; Scherr Sch. 1,
175 ꝛc. Ent-: adv., in die Länge ſich erſtreckend,
hindehnend, ſ. längs: 1) räumlich: a) neben Präpoſ.:
Nieder trieb mich die grauſige Luſt | am Strom der Wildnis
e. Cham. 2, 37; Sie ſäuſelt am Bächlein e. Salis 10; An
den Armen e. erdunkelte leichtes Geflügel. V. Ov. 1, 111 ꝛc.
b) mit vorangehndem Acc. (ſ. 2): Streift nun der
Wind die Haide e. Cham. 3, 223; 166; Vertheilten ſich den
Strand e. die Mannen. 4, 153; Den ganzen Berge. | ſtrömt
ein wüthender Zaubergeſang. G. 11, 173; Herwegh 1, 14;
Wir heben die Reuſen | den Schilfbach e. Salis 76; Strei-
fen | die Welt e. Sch. 323b; Er trieb ſich allerwegen | Ge-
birg und Wald e. Uhland 424 ꝛc., und verſchmelzend:
Feld-e. Talvj 2, 284. c) zuw. mit nachfolgendem
Acc.: Es rollten die Wogen e. ihr Gleis. B. 36a; Es weht
ihr Duft e. den Felſenpfad. Freiligrath Garb. 66 ꝛc.
d) mit vorangehndem Genit.: Tanzten vorüber des Weges
e. Mülner 1, 44 ꝛc. e) häufiger mit folg. Genit.:
Die dort e. | des ſchönen Stroms luſtwallt. Grün Gd. 333;
Wir hatten ſchon den ganzen Tag gejagt | e. des Waldge-
birgs. Sch. 495b ꝛc. f) mit vorangehndem Dat.:
Dem Beet e. Gutzkow Liesli 33; Hackländer Tag 2, 201;
König Jer. 2, 14; Lewald W. 2, 387; Neuffer (Sch. Muſ.
85); Reithard 68; Sealsfield Leg. 1, 99; 192; 2, 29;
Waldau N. 2, 216 ꝛc. g) zuw. mit folgendem Dat.:
Wallt’ ich e. dem wilden Fluthgeſchäume. Reithard X; Gin-
gen wir e. dem Strom. Streckfuß Rol. 6, 34 ꝛc. h) ohne
abhäng. Verhält.: Daß noch manches Waſſer e. laufen
muß [etwa: ſein Bett e. ꝛc.]. Prutz GſchTh. 277.
i) zuw. in Form des Superl. entlängſt (vgl. längs
mit Nbnf. längſt): Indem ich das Waſſer entlängſt (ſ. b)
ſchlich. Fouqué 8, 47; In der Nähe des Rheins und den
Strom entlängſt. Immermann M. 3, 411; Entlängſt der
Hecke (ſ. e). 354; 198, vgl.: Entlangs an einem
Fluſſe. Werder Ar. 20, 102 und: Entlangs mit nachfolg.
Dat.: Forſter Jt. 1, 26; 208; 2, 55; 128; 134; 182
ꝛc. 2) zeitl. = hindurch (ſ. 1b): Er ſchwebt heran
.. | um Stirn und Bruſt den Frühlingstag e. G. 3, 344;
Manchen jugendlichen Tag e. in den Paradieſen des Orients
mich ergangen. 4, 263; So koſten ſie die Nacht e. Lang-
bein Schmolke; Du ſchlugſt dich unverwüſtlich noch greiſe
Jahr’ e. Uhland 411 ꝛc. Hálb- [1a]: von mitt-
lerer Länge, z. B.: H–e Handſchuhe ꝛc. Hím-
mel- [1b]. Lä́nge-, Línge- [1a].
Öhn-: adv., un-l. Schaidenreißer 1b ꝛc. Rīēſen-
[1b]. Sēīt-: adv., ſeitlich der Längenrichtung
nach: Er reißet ſ. die Furchen. Zachariä Tag. 7, vgl.: Hin-
ter- oder ſeitlängs den bäuerlichen Gehöften. Körner Sch.
2, 354 ꝛc.; Jetzt kam das Boot wieder langſeit [ans
Schiff]. Gerſtäcker BlW. 221; Hatten das Boot langſeit
geholt. Flatb. 185; Um einen etwa geworfenen und ge-
tödteten Fiſch langſeits zu nehmen. Derſ. (Hausbl.
57 1, 41). Sēīten- [1b]. Sómmer-
[2b]. Stérbens- [2d]. Strécke- [1a].
Strécken- [1d]. ūber-: 1) allzulang, über-
mäßig lang: a) räuml.: Ü–e Poſaunen. G. 31, 96 ꝛc.
b) zeitl.: Ü–e Nächte. B. 55b; Im Unbehagen, die
Tafelzeit ü. verſchoben zu ſehen. G. 18, 135; O haltet mich
nicht ü.! Schlegel Sh. 7, 327 ꝛc. 2) ſ. [3b].
3) (vralt.) ſ. [3f] Überläng, über das Ausreichende vor-
handen. 4. Moſ. 3, 46 ff.; 2, 26, 12. Un-: (ver-
altend) adv. der Zeit: nicht lange, z. B.: Patroklos
harrte ſein u–e bloß. Platen 2, 264 = kurze Zeit; Unl.
[kurz darauf] nahm er eine Schale voll Weins. Schaiden-
reißer 9b; 46a; Alſo war ſeine Rede, unl. erſchien die Mor-
genröth. 63a; Unl. darnach. 53b ꝛc. Am gewöhnlichſten
noch = vor Kurzem, neulich: Ich bin unl. auf einen Felſen
geſtiegen. 42a; Noch u–e. Wurm Spr. 77 ꝛc., zumeiſt im
Superl.: Unlängſt, ſ. [3c], Nbnf.: Es würde ſeine That
ohn-l. [bald] gerochen werden. Schaidenreißer 1b; auch
als Ew.: Mit Verkündigung der u–en [baldigen] Wieder-
kunft. 13b. Wínter- [2b] u. ä. m.