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lang
I. Láng, a. längst:
1) bez. die Ausdehnung einer Linie oder die lineare Ausdehnung von Flächen und Körpern, vgl. breit womit es oft verbunden wird dick, hoch etc., zunächst als Maß:
a) im Vergleich: Der Stock ist ebenso l., (um) einen Zoll länger als jener; Breit (s. d. 1a) wie l. G. 2, 251; 34, 308 etc.; Fiel zur Erde so:l. er war [seiner ganzen Länge oder Ausdehnung nach]. 1. Sam. 28, 20; W. 11, 114 etc.; Daß ich mich, l. wie ich bin, in dem Koth messe. HKleist E. 1, 25 etc., vgl.: Fiel die Länge l. darnieder. Gellert 1, 7; Daß ich mich die Länge l. auf die Erde warf. G. 20, 257 etc. (veralt.: Fällt die l–e Läng’ an Rucken. Matthesius Luth. 142b) und verschmelzend: Lagert sich länge-l. in ihren Schatten. Gleim 3, 427; Der Längste lege länge-l. sich hin. G. 12, 287; H. 4, 32; Die Hörner .. länge-l. ausmessen. 210; 11, 276 etc.; niederd.: lingelang oder: Ling und l. todt bleiben. Jahn M. 204, ähnlich: Befand sich strecke-l. [der Länge nach hingestreckt, herausgeworfen] außerhalb der Thüre. Musäus M. 5, 88, versch. strecken-l., s. d.
b) mit Maß-Best. im Accus., vgl. fragend: Wiel.?: Zehn Ellen l. 2. Mos. 26, 16 etc.; Die ganze fast 600“ l–e, 150“ breite Halle. Stahr Jahr. 2, 265; Gang, | der durch den Felsen .. sich windet und mehr als 100 Stufen l. W. 20, 213; Der Brief ist eine Seite, einen Bogen l. etc.
c) zuw. (nam. bei Altern und oberd.) mit Genit. der Maß-Best.: Einer Hand l. und breit. 2. Mos. 39, 9; Einer Ehle l. Hebel 3, 12; Wunde, die eines Nagels tief und eines Gliedes l. ist. Schot- tel 326a; Dreier Spannen l. Eppendorf 8; Zinkgräf 1, 192 etc., auch beim Kompar.: Eines Hauptes länger als die Ritter alle. W. 11, 111; Des ganzen Kopfs länger. 15, 225 etc.
d) oft verschmilzt die Maß-Best. (s. b und c) mit l. (vgl. Ein 1k), z. B.: Wenn .. die Sonn’ aus meinem Schatten | einen acker-l–en Riesen macht. Göckingk Lieb. 44, vgl.: Seinen riesen-l–en Schatten [der die Länge eines Riesen hat]. Zachariä Tag. 68; Bogen-l–e Briefe. Gutzkow R. 4, 27; Der ehlen-l–e Rekrut [der Neugeborne] ist angekommen. Hebel 3, 319; Mein Bart ist auch wieder fingers-l. Sch. 192, sehr l., dagegen zur Bez. eines kurzen Zwischenraums, auch zeitl. (s. 2): Wo man .. alle Fingers-l. einkehrt. Gotthelf Sch. 96; Alle Fingers-l. muß ich ins Schloß. 29, ebenso: Alle Nas-l. [alle Augenblicke] etc.; Fuß-l–e Kasten; In die Gestalt von glieds-l–en Stiften gebracht. G. 23, 345; Hand-l–e Streifen; Machte Lieder, klafter-l. W. 9, 34; Wie die Heuschreckwolke .. meilen-l. (s. e) die Felder bedeckt. Sch. 450b; Meilen-l–e Räume. B. 6b; Spannen- l–er Hansel. Rank Arm. 81; Etwa spannen-l. G. 27, 292; Strecken-l. (s. e) Nichts als Sand, auch zeitl.: Damals konntet ihr strecken-l. sehr mürrisch sein. Immermann M. 1, 160 etc., versch. strecke-l. s. a; Legt stunden-l–es Sumpfland trocken. Zschokke 8, 20 (versch. zeitl., s. 2b); Mit fast zoll-l–er Flügelschraube. Franke Buchdr. 34 etc. Ähnlich auch: himmel-l., bis an den Himmel reichend, sehr lang oder groß: Ein himmel-l–er Mohr. W. 11, 83; G. 31, 99 etc.
e) als Adv. (s. d: meilen-, strecken-l. und h) die ununterbrochne Ausdehnung in einer Richtung bezeichnend, so auch: Immer grade die oder der (Gutzkow R. 2, 67) Nase l. gehn, immer grade- aus in der Richtung, wohin die Nase weist, der Nase nach, vgl. mundartl.: L.-aus, immer in grader Linie fort, s. Schm., auch substantivisch: Die Langaus [Kegelbahn]; Der Langaus [Tanz], z. B.: Daß es ihr manchmal schien, die Tannen höben die Füße und tanzten Langaus um sie herum. Gotthelf U. 1, 270, vgl. Kehraus und: Der sogenannte l–e Tanz. Schütze 1, 161.
f) zuw. mit Präpos. bei der Maß-Best., z. B.: Wallfische, von 15 ⏑1 bis 20“ lang [gew.: Länge]. Forster R. 1, 36; In diesen Wäldern | von 10, 12 Meilen l. und breit. Werner Osts. 1, 89 etc. g) ferner von Dem, was eine große Ausdehnung in der gedachten Richtung der Länge hat (s. den Ggstz. kurz und zunächst die Beisp. dort unter 1): Ein l–er Stock, Strick, Band; L–e Stange, Bank, Reihe, Linie, Straße, Handschuhe; L–e [weitreichende] Hände, Arme haben (eig. und übertr.); Kein Hall den langen Gang durchlief. Schwab 255 etc.; Das Haar l. wachsen lassen; Der Bart wächst ihm länger und länger. G. 1, 140 etc.; ferner mehr übertr. (vgl. 2): L–e Gedichte, Briefe, Reden [von großem Umfang, sich sehr ausdehnend] etc., dazu (ver- altend): Es wäre l. [zu weitläuftig] zu erzählen etc. Berlichingen 6; Schaidenreißer 47b; Zwingli 2, 2 u. v.; oft in best. techn. Anwendung, z. B.: L–e Brühe (s. d. 4b und kurz 4a, auch übertr.); L–es Feld (s. d. 6g), Futter (s. kurz 10); L–er Herd, Art Schlämmherd; L–e Latten, quer durch den Seidenweberstuhl gehend; L–es Loth (Bergb.), Erze, ohne Gehalt an edeln Metallen [etwa: wo man lange suchen kann, ehe man ein Loth Metall erhält? vgl. 2]; L–er Pfeffer, Stangenpfeffer, Piper longum; Etwas dem l–en Steg nach (Franke Buchdr. 206), den l–en Weg (264) falzen, der Länge nach; L–e Waaren, s. kurz 7a; L–er Zapfen (Uhrmach.): der Zapfen des Minutenrads. Ferner: Der Wein, die Milch (Schütze 3, 11) wird l., zäh, verdorben, und sprchw.: Eine Speise wird Einem l. im Hals, erregt Einem, während man sie im Munde hat, Ekel, so daß man sie kaum herunter bekommen kann. Ferner sprchw.: Etwas auf die l–e Bank (s. d. 3e) schieben, und vralt.: In die l–e Truhe legen (Franck Last 3b), bringen (Schweinichen 2, 48) etc.; L–e Finger [s. d. 2f] machen; Mir ist von l–er Hand (s. d. 4a) | das Wie und Wann der Sache wohl bekannt. W.; Mit l–er Nase [s. d.] abziehn. Sch. 107a etc.; Ein l–es Gesicht machen (z. B. Kant Anthr. 280 etc.), wenn man sich in seinen Erwartungen getäuscht sieht; Zusehens wird auch ihr Gesichtchen länger [als Zeichen von Verdruß und Langweile]. W. 11, 170 (vgl. länglich, verlängern und Kinn 1); Unserm jungen Herrn | begannen allgemach die Zähne l. zu werden. 237, er fühlte gierige Ungeduld, vgl.: Mit l–en Zähnen [gierig] essen etc. Ferner: L. und breit: Ein L–es und Breites [s. d. 2b] etc., in großer Ausführlichkeit, auch nam. schwzr. —: Nun erzählte er ihm des L–en eine Geschichte. Gotthelf Sch. 98; U. 2, 78, vgl.: Ohne l–e Brühe, | mit wenig Worten. Körner 252a etc. Ferner in sprchw. Verbind. mit kurz (s. d. 3a). h) zuw. neben Maßbestimmungen, die nicht wirklich länger als andre desselben Namens sind (wie z. B.: Die l–e Elle im Vergleich zur kurzen etc.), sondern nur dem ans Ziel, ans Ende Verlangenden als besonders l. vorkommen, sich weit hindehnend, ebenso zeitlich s. 2d: Nun habe ich noch zehn l–e Meilen (oder Stunden) zu gehen, ehe ich nach Hause komme, vgl. c. i) Jelängerjelieber, s. Je 9.
2) übertr. auf das Zeitliche, vgl. den Ggstz. kurz, oft sich sehr nahe mit 1 berührend, vgl. z. B.: Dem Hofbauer wurde die Zeit sieben Ellen l. vHorn rhD. 2, 33 etc. Zunächst als Maß:
a) (s. 1a) Beim Frühlingsanfang ist Tag und Nacht gleich l., dann werden die Tage länger als die Nächte; Der längste Tag ist hier etwa um 8 Stunden länger als der kürzeste; Eine Nacht, wie Erntetage l. Haller 210 etc.
b) mit Maß-Best., gw. im Accus. (s. 1b): Eine Zeit l., seltner: Ein Zeitlang. Bode Empfind. 2, 143; Einen Tag, zwei Tage l. warten; So geht ihr Gesang | Tage l., halbe Nächte l. G. 11, 145 etc. Seltner: Auf etliche Augenblicke l. Forster R. 1, 272 etc. Oft damit verschmelzend als Adv. u. adjektivisch: so l–e Zeit während, z. B.: Ich wünschte so zu stehn | äonen-l., bis ich mich müd’ an ihr gesehn. W. 12, 257; Ich mußte noch eine äonen-l–e [s. d] Stunde warten. 27, 244; 10, 145 etc.; Mit jahre-l–er Reu .. abgebüßt. Sch. 408a; Platen 2, 143; Als Ergebnis einer jahrhundert-l–en Entwicklung. Volkszeit. 8, 9; Lebens-l–er Kerker | sei der Lohn des Hochverraths. Platen 4, 335; Lebens-l. zu Podagra [einem Podagristen] .. sich eingescharrt zu sehen. W. 11, 179, und substantiv.: Auf Lebens-l. 12, 72; All dein Leben-l. 5. Mos. 4, 9 etc.; Wenn der Priester sich sein Leben-l. | der unsichtbaren Gottheit niederbeugt. G. 13, 353; Für sein Leben-l. Hebel 4, 105; Sein Lebe-l. Danzel 212, und schwzr.: Ihrer Lebe-l. hätte es ihr Niemand so . . gemacht. Gotthelf U. 1, 296, vgl.: Ihrer Lebtag nie. 327 etc.; Ein minuten-l–es Schweigen; Kröte, die .. monat-l–es [genauer: monat-l.] Gift sog ein. Sch. 572b; Nur stunden-l. geflügelt, büßt die Larve | der Ephemer’ ein monden-l. Gelüste. Platen 2, 26; Der sekunden-l–e Fall eines Fallbeils. Kürnberger Am. 400; Wenn man Vernunft gesprochen stunden-l. Sch. 369b; Nach einem stunden-l–en | reuvollen Flehn. W. 11, 250 etc., auch: Stunden-l–e Fürsten [deren Herrschaft eine Stunde währt]. H. R. 7, 338 etc., vrsch. räuml., s. 1d; Durch das tage-l–e [wochen-, monat- l–e] Warten verdrießlich etc.; auch: Hoffen alle Bäume doch, | die des Herbstes Wind verheert, | hoffen mit der stillen Kraft | ihrer Knospen winter-l. [den Winter hindurch]. Rückert, dagegen: Die winter-l–e Nacht (s. a und c), die l–e Winternacht; Den sommer-l–en Tag. Simrock Nib. 2022 etc.
c) (s. 1g) von Dem, was sich der Zeit nach sehr hinzieht, ausdehnt: L–e Zeit, Frist, Weile, Reise, Fahrt, Pause; Die l–e Nacht der Polarländer; Die l–e Nacht der Juden, das Versöhnungsfest als Fasttag, wohl insofern die Zeit des Ent- oder Vernüchterns (s. d.) sich sehr hinausschiebt; L–e Wechsel oder Wechsel von l–er Sicht (s. kurz 7b); Eine l–e Schicht, bei den Bergleuten, von 12 Stunden, auch ,,Kuhschicht“; L–e Silben, s. kurz 14; Nach nicht l–er Zeit etc.; Er hat sich längere [ziemlich l–e] Zeit dort aufgehalten, dagegen (s. a): längere Zeit als er ursprünglich wollte, als du etc.; So seid ihr die längste Zeit Abt hier gewesen. B. 66b, ihr werdet es dann nicht weiter bleiben; So ging es vor und um mich l–e Längen [Zeiten]. Rückert 1, 167; Zu l–er Schmerz für solche kurze Lust; Das Land, das .. | der edeln Freiheit längsten [dauerndsten] Sproß genährt. G. 6, 369 etc. Auch substant.: Wenn nur der Ausgang der Entscheidung sich nicht ins L–e hinausziehet. L. 13, 549 etc. u. (vgl. 3): Schon von L–em her. W. 1, 12; 11, 212; 12, 200; 14, 23; 24, 195; 32, 44; Seit L–em. Tieck N. 5, 8 etc.; (vralt.) Nach L–em [nach l–er Zeit]. Stumpf 390b etc. über das Adv. s. 3.
d) (s. 1h) oft zur Bez. nicht sowohl des l. Seinden als des l. Erscheinenden: Dreißig l–e Jahr’ | Enthaltung und Verdienst so schändlich zu verlieren. W. 12, 106; L–e [viele] Jahre hindurch; L–e Tag und Nächte [„Tage-l., Nächte-l. G. Merck 1, 98; Lav. 22] stand mein Schiff befrachtet. G. 2, 58; Hier .. stand ich l–e Tage. Cham. 4, 28; Lärmet den ganzen lieben l–en Tag. Höfer Volk 197; Um manche liebe l–e Nacht | in meines Buhlers Arm .. zu liegen. Nicolai 2, 19, vgl. mundartl.: Die leid-l–e Nacht. Schm. etc.; Er liegt drei ewig l–e [währende] Stunden, | noch mehr gequält von Sorgen als von Wunden. Alxinger D. 307 etc., und nam. mit „werden“, z. B.: Kathrinentag, der sonst im ganzen Jahr | von Alters her der kürzsten einer war, | wird für ein schönes Kind . durch einen solchen Zwang | bei solchem Zeitvertreib nun freilich mächtig l. W. 11, 170 etc., bes.: Einem wird die Zeit (G. 9, 59; W. 11, 210 etc.), die Weile, Zeit und Weile (Stilling 2, 176) l., bis oder ehe Etwas eintritt, vor Ungeduld, auch vralt.: Ich bitt, du wollest mich wieder in mein Vaterland fördern, denn mir darnach mein Weil fast l. ist. Schaidenreißer 63a (s. verlangen etc. und schwzr. Längiziti = Sehnsucht. Gotthelf G. 339; Sch. 83); dann auch allgem., von dem Unbehagen und der Unbefriedigung der Leere in der Zeit, die durch nichts das Interesse Anregendes ausgefüllt ist: In seiner Gesellschaft wird mir die Zeit nie l. etc., auch verstärkt: Die Zeit wurde dem Matthes sterbens-l. [zum Sterben l.]. Auerbach D. 1, 126 etc., vgl.: Wer will ein Hirte sein, | l–e Zeit er hat. G. 10, 279, Muße, die der Ausfüllung durch Zeitvertreib bedarf; Auszufüllen die Leere der Stunden | und die l–e unendliche Zeit. Sch. 497a; Erzählt, so schön ihr wollt, | ihr macht die Weil’ ihr l., und sprächt ihr lauter Gold, | sie gähnt. W. 12, 317 etc. So nam. auch: L–e Weile (s. d. und vgl. Langweile und hoch, Anm.) haben, empfinden, fühlen; Einem l–e Weile machen, seltner geben (G. 8, 81); Etwas aus l–er Weile (vgl.: zum Zeitvertreib) thun; Es versteht sich, daß Sie Ihre Arbeit nicht für die l–e Weile thäten, sondern sich die Bezahlung gefallen ließen. L. 12, 390; Nicht für [vor] l–er Weil. W. 11, 190 etc.; Er sollte mit vornehmen und reichen Leuten die l–e Weile theilen, indem man auf ihn das Zutrauen setzte, daß er sie vertreiben werde. G. 15, 21; In Ekel und Unmuth der Welt, in Eitelkeit und gelehrter L–en-Weile [l–er Weile]. H. R. 7, 104; Die l–e Weile flieht und nur zu leicht beschwingt | entfliehen jetzt, man weiß nicht wie, die Stunden. W. 12, 134; 136 etc.
3) als Adv.:
a) zu 1, s. 1e, sonst im Allgm. unüblich, s. kurz.
b) zu 2, z. B. in der Verbind.: über kurz (s. d. 2a) oder l., vgl. vralt.: Ungefährlich über so l., als Einer ein gutes Mahl hätt’ mögen empfahen, schoß mein zerbrochenes Schiff aus dem Rachen Charybdis. Schaidenreißer 54a, nach so l–er Zeit; Über l. [nach einiger Zeit] sahen sie das Haus Circes. 42b; Berlichingen 122 etc., und noch schwzr.: Der Kecke soll es büßen und traun nicht über l. Reithard 81; ferner: Mag Alles über-l. [auf die Länge] nicht wohl beständig sein. Rachel 1, 188. Nam. aber in der Form lange = l–e Zeit, z. B.: L–e vorher, nachher, vor (nach) diesem Ereignis; Wie l–e lästert mich das Volk und wie l–e wollen sie nicht an mich glauben! 4. Mos. 14, 11; Ach, wie lang’ ist’s, daß ich walle! Sch. 54 u. o., als Ausruf, ebenso als Frage: Wie l–e gehst du auf eine Meile? etc.; So l–e bin ich bei euch und du kennest mich nicht! Joh. 14, 9; Wirken, so l–e es Tag ist. 9, 4 etc.; So l–e verzehren dein Gut ..die Freier, als etc. V. Od. 2, 124 etc., und alterthümelnd: So komm’, als lang’ ihr Dessen harrt, | kein Messer über meinen Bart. W. 11, 60 etc.; auch: Ihren Haufen zerstreuend, wie lang’ er und sorglich gethürmt war. G. 5, 111 etc.; So l–e, bis. Römer 11, 25 etc., vralt.: Bis so l–e. Luther 5, 531a; Schaidenreißer 46a etc. Ferner: L–e leben, dauern, währen, bleiben; Er wird nicht l–e sein [ausbleiben]. Gellert 3, 6; Er kann l–e bitten, ehe ich wieder gut werde. Benedir 5, 141; Er dich fragen? Ja, da kannst du l–e warten! Stilling 1, 13 etc.; Da fragen sie nicht l–e .., sondern machen kurzen Proceß. Hebel 3, 101 etc.; Es währte nicht l–e, so etc., oder: Nicht l–e, so gesellte sich der Sohn zum Vater. G. 18, 224; Nicht l–e, so entehrt Thyest des Bruders Bett. 34, 164 etc.; Es ist schon l–e her; zuw.: Blieb l–e-hin sichtbar. Gervinus Lit. 3, 200 etc. Mundartl. = endlich, am Ende: Ihr gebt mir Eure Tochter l. noch. Weiße KomOp. 3, 22 = doch oder für gut noch; Du wirst dich aber doch l–e einmal in Damenkleider werfen müssen, wenn du in die Stadt kömmst. 223; Ich werde ihn l–e noch selber machen müssen, wenn er fertig werden soll. 294 etc. Auch gesteigert: Er blieb länger als er ursprünglich wollte, als ich etc.; Ich hab es schon länger [längre, d. h. einige Zeit] bemerkt etc.; Ich kann es nicht länger [mehr, ferner] verschweigen; Der Mantel zerstückt, | er könnte sie länger nicht fassen. G. 1, 140; Länger hält die Mutter nicht das Zürnen. 193 etc.; Ehrlich währt am längsten; Ihre Republik wird am längsten gedauert haben [bald ein Ende haben]. Stahr Rep. 2, 301 etc.; Wie l. wir leben? .. Gern zum längsten trieben wir’s. G. 1, 91. Zuw. abhäng. von Präpos.: „Auf wie l–e wollen Sie das Geld haben?“ Auf so l–e, als Sie es entbehren können; Auf l–e führt man so Etwas nicht weg. Ruge Rev. 2, 220 etc.; ungw.: Die Äpfel wollen bis l–e [verlangen noch l–e Zeit] zur Reife. Gutzkow R. 9, 359, vgl. bis-l.; Er war seit l–e nicht vorbeigegangen. Tieck A. 2, 171; Seit l–e küss’ ich sie. Uhland 32; Über l., s. o.; Der Auftrag ist nur ein wenig von l–e her. L. Gal. 1, 2 etc.; Mein Weib starb vor nicht l–e [gw.: vor nicht l–er Zeit]. Gutzkow R. 2, 38 etc.
c) L–e, Superlat.: längst (= sehr l–e) = seit l–er Zeit etc.: Ich hab es l–e (längst) vorhergesehn; Das hättest du l–e (längst) merken müssen, wissen können; Ich hab es l–e (längst) sagen wollen; Der arme Knabe wartet l–e, | der darf nicht ungetröstet gehn. G. 11, 75; Schon l–e verflucht’ ich mein ehliches Glück. 1, 142 etc. Auch: Alcestens Geld, das er nicht lang’ [= vor nicht l–er Zeit, neulich] erhielt, | ist miteinander fort. G. 7, 73 etc.; Ich hab’ ihn nicht längst (od. unlängst) erst gesehn = vor Kurzem etc. Dagegen ugw.: Doch schon längst, daß liebe Pforten | mir auf ihren Angeln schwiegen. G. 4, 15. S. auch e. Vergl. die Zsstzg. des Superl., z. B.: Mein Neffe, der ohnlängst von weiten Reisen | zurückgekehrt. Sch. 419a, gw. unlängst, (s. o.) vor Kurzem. Die urlängst [vor uralter Zeit] durch Schnattern das Kapitol retteten. Immermann M. 1, 24 etc. Denn zu Grund ging | ich vor- längst (⏑–) schon. G. 10, 305, vor (sehr) langer Zeit; Ist’s nicht vorlängst [seit lange] am Tage? Klinger Th. 2, 231; Daß man die Kinderpossen .. | vorlängst schon ausgeschwitzt. Lichtwer 87; Musäus Ph. 1, 142; Schon vorlängst vergaben wir | Evchens Apfelessen dir. V. 4, 44; 1, 20; Od. 17, 366; 23, 29; W. 12, 195 etc., vgl. vralt.: Wie du unsern Vätern „vor langs“ geschworen hast. Micha 7, 20; „Vor lengest“ gestorben. Luther 8, 277a; „Verlengest“. 5a; Wir waren im Irrthum vorlangst [lange]. Waldis Ps. 71, 8 etc. Macht fort! Ihr habt zulängst [die längste Zeit] hier auf dem [Richter-]Stuhl gesprochen. HKleist Kr. 84.
d) Längstens, adv., ungw. statt längst (s. d), so lautet z. B. die dort unter „,vorlängst“ angeführte Stelle von Lichtwer: Daß man die Kinderpossen | .. schon längstens ausgeschwitzt. Ramler Lichtw. 79, vgl.: Sein Name wird noch blühn, wenn längsten [spätre Les- art: l–e] schon verweht | des Märtrers Asche etc. Haller 80. Dagegen gw. (wie mundartl. lang = spät. Schm. 2, 480, vgl. langsam 2) = spätestens vgl. frühestens (s. frühe 3), höchstens, mindestens etc. = gewiß nicht länger, zur Angabe des äußersten Termins: Daß auch der Brief längestens in diesem Jahre, wo nicht noch vorher, geschrieben worden. L. 8, 363; In Jahr und Tag längstens schreibe ich dir aus einem andern Ort. 12, 395; 436; 441; 460; 462; Ihre Wiederkunft, welche längstens in dreien Tagen erfolgen sollte. W. 5, 151; 22, 197 etc.
e) Lange mit folgender Verneinung = bei Weitem: Das ist l–e noch nicht die Hälfte [es fehlt Viel daran, daß es die Hälfte sei]; Diese noch l–e nicht erwiesene Verwandtschaft. G. 10, 104; Von Blech und l–e nicht von Silber. Gutzkow R. 3, 172; War noch l–e kein vornehmer Bürger. L. 6, 293 etc.; zuw. auch: Daß ich l–e zu wenig [nicht genug], gesagt. H. 15, 88 und im Superl.: Das Leben unsrer eingebüßten Leute | wiegt solche kleine Summe längst nicht auf. Schlegel Sh. 8, 116; Doch taug ich längst nicht, Königin zu sein. 270.
f) L–e, hinlänglich, zur Genüge, ausreichend: Man lässt Gottseligkeit Gottseligkeit sein und ist l–e [sehr] zufrieden, wenn man es nur zur Geldseligkeit zu bringen im Stande ist. Gotthelf; Das Stück ist für uns l–e gut. Zelter 1, 227 etc., vgl. überlang 3.
Anm. Goth. laggs, ahd., mhd. lanc, vgl. lat. longus, wohl mit dem Grundbegriff des sich Ausdehnens, Hinstreckens, Hinreichens (z. B.: Ich lange dir Etwas hin = reiche es hin, und: Es langt dazu hin reicht dazu aus, vgl. 3f), s. auch mhd. lingen, vorwärtsgehn, dazu gelingen (ahd. gilingan), von Statten gehn etc. und vgl.: Sie kopflangs [1a] in die Pferdeschwemme stürzen. JG Müller Lind. 4, 221, für das gew. köpflings etc., ferner: lungern, Anm., schlank, Schlange, schlingen etc., auch: lenken. Schwzr. im Posit. mit Uml., z. B. Gotthelf G. 201 etc. neben dem Superl.: langist. Zwingli 2, 2; 12. Das unverlängerte l. lautet räumlich (in Bed. 1) lank, dagegen zeitlich mit weichem ,„g“, s. Sanders Orth. 77, vgl.: Diese Bank | ist so l., und: Klag ich ban g, | weil du l. | weilst entfernt etc.
Zsstzg. s. 1b und 2b, ferner: Áb- [1]: oblong, mehr lang als breit, länglich: Ablangsrund als wie ein Ei. Logau (L. 5, 304); In ablänger oder Ovalform. Garzoni 661b; Ablänglich. Döbel 3, 147; Ablänglicht. Olearius Reis. 302b. Bis- [2]: adv., bisher: Ungemachs genug .. ertrugt ihr schon b. B. 152a; Freiligrath Ven. 66; Grabbe Herm. 76; Keller LvS. 409; gH. 4, 10; 18; 107; 200; Klencke Gsp. 1, 59; GRaimund Nov. 5, 70; 83; 106; 6, 90; 152; 161; 183 etc.; Scherr Sch. 1, 175 etc.
Ent-: adv., in die Länge sich erstreckend, hindehnend, s. längs: 1) räumlich: a) neben Präpos.: Nieder trieb mich die grausige Lust | am Strom der Wildnis e. Cham. 2, 37; Sie säuselt am Bächlein e. Salis 10; An den Armen e. erdunkelte leichtes Geflügel. V. Ov. 1, 111 etc. b) mit vorangehndem Acc. (s. 2): Streift nun der Wind die Haide e. Cham. 3, 223; 166; Vertheilten sich den Strand e. die Mannen. 4, 153; Den ganzen Berge. | strömt ein wüthender Zaubergesang. G. 11, 173; Herwegh 1, 14; Wir heben die Reusen | den Schilfbach e. Salis 76; Streifen | die Welt e. Sch. 323b; Er trieb sich allerwegen | Gebirg und Wald e. Uhland 424 etc., und verschmelzend: Feld-e. Talvj 2, 284. c) zuw. mit nachfolgendem Acc.: Es rollten die Wogen e. ihr Gleis. B. 36a; Es weht ihr Duft e. den Felsenpfad. Freiligrath Garb. 66 etc. d) mit vorangehndem Genit.: Tanzten vorüber des Weges e. Mülner 1, 44 etc. e) häufiger mit folg. Genit.: Die dort e. | des schönen Stroms lustwallt. Grün Gd. 333; Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt | e. des Waldgebirgs. Sch. 495b etc. f) mit vorangehndem Dat.: Dem Beet e. Gutzkow Liesli 33; Hackländer Tag 2, 201; König Jer. 2, 14; Lewald W. 2, 387; Neuffer (Sch. Mus. 85); Reithard 68; Sealsfield Leg. 1, 99; 192; 2, 29; Waldau N. 2, 216 etc. g) zuw. mit folgendem Dat.: Wallt’ ich e. dem wilden Fluthgeschäume. Reithard X; Gingen wir e. dem Strom. Streckfuß Rol. 6, 34 etc. h) ohne abhäng. Verhält.: Daß noch manches Wasser e. laufen muß [etwa: sein Bett e. etc.]. Prutz GschTh. 277. i) zuw. in Form des Superl. entlängst (vgl. längs mit Nbnf. längst): Indem ich das Wasser entlängst (s. b) schlich. Fouqué 8, 47; In der Nähe des Rheins und den Strom entlängst. Immermann M. 3, 411; Entlängst der Hecke (s. e). 354; 198, vgl.: Entlangs an einem Flusse. Werder Ar. 20, 102 und: Entlangs mit nachfolg. Dat.: Forster Jt. 1, 26; 208; 2, 55; 128; 134; 182 etc. 2) zeitl. = hindurch (s. 1b): Er schwebt heran .. | um Stirn und Brust den Frühlingstag e. G. 3, 344; Manchen jugendlichen Tag e. in den Paradiesen des Orients mich ergangen. 4, 263; So kosten sie die Nacht e. Langbein Schmolke; Du schlugst dich unverwüstlich noch greise Jahr’ e. Uhland 411 etc. Hálb- [1a]: von mittlerer Länge, z. B.: H–e Handschuhe etc. Hímmel- [1b]. Lä́nge-, Línge- [1a].
Öhn-: adv., un-l. Schaidenreißer 1b etc. Rīēsen- [1b].
Sēīt-: adv., seitlich der Längenrichtung nach: Er reißet s. die Furchen. Zachariä Tag. 7, vgl.: Hinter- oder seitlängs den bäuerlichen Gehöften. Körner Sch. 2, 354 etc.; Jetzt kam das Boot wieder langseit [ans Schiff]. Gerstäcker BlW. 221; Hatten das Boot langseit geholt. Flatb. 185; Um einen etwa geworfenen und getödteten Fisch langseits zu nehmen. Ders. (Hausbl. 57 1, 41). Sēīten- [1b]. Sómmer- [2b]. Stérbens- [2d]. Strécke- [1a]. Strécken- [1d].
ūber-:
1) allzulang, übermäßig lang:
a) räuml.: Ü–e Posaunen. G. 31, 96 etc.
b) zeitl.: Ü–e Nächte. B. 55b; Im Unbehagen, die Tafelzeit ü. verschoben zu sehen. G. 18, 135; O haltet mich nicht ü.! Schlegel Sh. 7, 327 etc.
2) s. [3b].
3) (vralt.) s. [3f] Überläng, über das Ausreichende vorhanden. 4. Mos. 3, 46 ff.; 2, 26, 12. Un-: (ver- altend) adv. der Zeit: nicht lange, z. B.: Patroklos harrte sein u–e bloß. Platen 2, 264 = kurze Zeit; Unl. [kurz darauf] nahm er eine Schale voll Weins. Schaidenreißer 9b; 46a; Also war seine Rede, unl. erschien die Morgenröth. 63a; Unl. darnach. 53b etc. Am gewöhnlichsten noch = vor Kurzem, neulich: Ich bin unl. auf einen Felsen gestiegen. 42a; Noch u–e. Wurm Spr. 77 etc., zumeist im Superl.: Unlängst, s. [3c], Nbnf.: Es würde seine That ohn-l. [bald] gerochen werden. Schaidenreißer 1b; auch als Ew.: Mit Verkündigung der u–en [baldigen] Wiederkunft. 13b. Wínter- [2b] u. ä. m.