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Kunst
Kúnſt, f.; Künſte; Künſtchen, lein; -: 1) das
„Können“, die Fertigkeit und Geſchicklichkeit eines
lebenden Weſens, zumal des Menſchen, Etwas zu wir-
ken oder hervorzubringen und die Lehre oder Anwei-
ſung, ſolche Fertigkeit zu erlangen: a) allgm.: Abge-
nommen hat nicht die K. ihrer Könner. Rückert Mak. 2, 178;
Die K., womit die Bienen ihre Zellen bauen; Die K. des
Fechtens, Reitens, Schrittſchuhlaufens, Schwimmens, Tan-
zens ꝛc.; Die K. des Arztes erhöhet ihn. Sir. 38, 5; K. zu
arbeiten allerlei Erzwerk. 1. Kön. 7, 14; Er ſchränkte den
Schulunterricht . . auf die K. zu leſen, zu ſchreiben und zu
rechnen ein. W. 8, 219; Makrobiotik oder die K. das menſch-
liche Leben zu verlängern von Hufeland; Die K., Geld zu er-
werben, mit Menſchen umzugehen; Etwas nach der K.,
den Regeln der K. gemäß machen, fertigen ꝛc.; Damit Einer
ſprechen könne, muß ein Andrer zu hören verſtehen. Gut hören
iſt auch eine K. (ſ. b). Holtei Jahr. 2, 236 ꝛc.; An Einem
ſeine K. probieren oder beweiſen, ſehn oder zeigen, was
man gegen ihn vermag; An Dem iſt eure K. verloren!
Sch. 408a; Bei Dem geht meine K. betteln. L. 1, 228 ꝛc.;
Unnütze, brotloſe Künſte, Geſchicklichkeiten, Fertigkeiten ꝛc.
Dieſe allgm. Bed. liegt auch den folgenden Anwen-
dungen zu Grunde, worin einzelne Nüancen ſchärfer
hervortreten: b) K. für: ein Hauptſtück einer K.; Et-
was, worauf ſie weſentlich beruht, wodurch ſich eben
der Könnende oder die Kunſt Verſtehnde von dem Nicht-
könnenden unterſcheidet, vgl. Kunſtgriff: Wer die K.
verſteht, verräth den Meiſter nicht; Einem die K. abſehn, ab-
lernen; Das iſt eben die K. G. 17, 7 u. o., Das, worauf
es hauptſächlich ankommt; Viel Reden iſt umſunſt, |
Schweigen iſt die K. Sprchw.; Zu dringen und zu weichen, |
Das iſt die größte K. G. 10, 234; Alle ihre K. iſt: ſiehe
da, was kommt Gutes aus der lutheriſchen Lehre? ꝛc. Luther
6, 315b ꝛc., und ſo nam. auch in Mz. von den klein-
lichen oder ränkevollen Kunſtgriffen und Praktiken, Et-
was ins Werk zu ſetzen oder zu wirken: Die Künſte der
Koketterie, der Jntrigue, der Rabuliſten ꝛc.; Daß Gott den
Menſchen hat aufrichtig gemacht; aber ſie ſuchen viel Künſte.
Pred. 7, 30; Und des Mädchens frühe Künſte | werden nach
und nach Natur (ſ. c). G. 1, 196; Und wozu alle dieſe
kleinen niederträchtigen Künſte? 29, 249; Sachwalteriſche
Künſte haste er. JvMüller 1, 484; 294 ꝛc. Die verein-
zelnde Kraft der Mz. zur Bez. der einzelnen Stücke
einer Kunſt (vgl. Kunſtſtück, ferner Rechte und Recht,
Freiheiten und Freiheit ꝛc.) zeigt ſich auch in Zſſtzg.,
z. B. bez. Advokaten-K. die Geſammtheit Deſſen, was
ein Anwalt als ſolcher können muß, dagegen: Advoka-
tenkünſte, einzelne Kunſtgriffe eines Anwalts. So z. B.:
Der Heiden Dichter-K. Günther 221, die heidniſche Dicht-
K., Poeſie; Zuſtand der deutſchen Dichter-K. Leibnitz 2,
298 ꝛc., dagegen: Märchen noch ſo wunderbar, | Dichter-
künſte machen’s wahr. G. 1, 136 ꝛc.; Dazumal war’s eines
Knappen Amt, | die Heil-K. mit der K. der Ritterſchaft zu
gatten. W. 20, 277; Meinen Körper hab’ ich durch meine
Heilkünſte wieder .. ziemlich hergebeſſert. IP. HV. 137 ꝛc.;
Die Wiſſenſchaften durch eine gebildete Sprache der Rede-K.,
ja der Dicht-K. zu überliefern. G. 39, 308; Den abſicht-
lichen Redekünſten Philoſtrat’s. 31, 116; Überall guckt hin-
ter den ſchönſten Rednerkünſten nur Eigennutz hervor. Forſter
Br. 2, 484. Vgl. ferner: Fechter- oder Fecht-, Gärtner-
oder Garten-, Jäger-, Weidmanns- oder Jagd-, Taſchen-
ſpieler-K. ꝛc. und Fechter-, Gärtner-, Jäger-, Weid-
manns- oder weidmänniſche, Taſchenſpieler- Künſte ꝛc.
c) K. als das Gemachte, von Menſchen Hervorgebrachte
im Ggſtz. zur Natur als dem von ſelbſt Gewordnen,
vom Menſchen Unabhängigem: Iſt dieſe Grotte ein Werk
der K. oder der Natur?; Ausbilden kann die K., was dir Na-
tur beſchert hat, | doch niemals geben dir, was dir Natur
verwehrt hat; Die K. als Nachahmung der ſchönen Natur;
Natur und K., ſie ſcheinen ſich zu fliehen. G. 2, 229; 6,
354; Der . . Natur- und Konverſationston, der .. höchſt
lobenswerth und erfreulich iſt, wenn er als vollendete K., als
eine zweite Natur hervortritt. 25, 203; Dagegen tritt nun
die K. ein, denn indem der Menſch auf den Gipfel der Natur
geſtellt iſt, ſo ſieht er ſich wieder als eine ganze Natur an, die
in ſich abermals einen Gipfel hervorzubringen hat. 30, 16;
Jede Zucht und K. beginnt zu früh, wo die Natur des Men-
ſchen noch nicht reif geworden iſt. Hölderlin H. 1, 139;
Schauſpiel-K., welche die K. der K., nicht die Darſtellung der
Natur, ſondern die Darſtellung einer andern vorhergegangenen
künſtleriſchen Darſtellung iſt. WHumboldt 3, 156; Er hat
die K. zu verbergen gewuſſt, es iſt Alles Natur in ſeinen Ar-
beiten. Mendelsſohn 4, 2, 213 ꝛc., vgl.: K., hier als Ggſtz.
des Volksthümlichen [gleichſam von ſelbſt Gewordnen].
Prutz GſchTh. 242. d) K., im Gegenſatz zum
Wiſſen (ſ. d.) und zur Wiſſenſchaft (ſ. d.) als dem
Theoretiſchen, in Bezug auf die praktiſche Aus-
übung, vgl. auch Kunde 2: Daß ſelten ein und derſelbe
Menſch fähig iſt, Jdeen zu ſchaffen und zugleich bildlich dar-
zuſtellen, daß er Wiſſenſchaft und K. vereint beſitzt. Börne 5,
2; Die Theologie, früher eine göttliche K., wurde eine Wiſ-
ſenſchaft, die der Faſſungskraft des Volkes unzugänglich blieb.
Frzfr. 65; Daß es dazu noch einer eigenen Wiſſenſchaft des
Handelns, die nur durch Übung zur Fertigkeit ſich bildet, mit
einem Worte, daß es dazu noch der K. bedürfe. Fichte 7,
11; Es iſt demnach auch hier letzter Zweck keineswegs das
Wiſſen, ſondern vielmehr die K., das Wiſſen zu gebrauchen.
8, 100; Ich dächte, Wiſſenſchaft könnte man die Kenntnis
des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wiſſen, K. dagegen
wäre Wiſſenſchaft zur That verwendet; Wiſſenſchaft wäre
Vernunft und K. ihr Mechanismus, deßhalb man ſie auch
praktiſche Wiſſenſchaft nennen könnte. Und ſo wäre denn
endlich Wiſſenſchaft das Theorem, K. das Problem. G. 3,
234; 13, 119; 39, 19; Der Inbegriff der Erwägungs-
ſätze, die zur gewiſſeſten Erkenntnis einer Sache übereinſtim-
men, nennt man Wiſſenſchaft; der Inbegriff der Ausübungs-
ſätze aber, welche zur Erhaltung eines Endzwecks übereinſtim-
men, wird K. genannt. Mendelsſohn 4, 2, 211; Wer aber
die Wiſſenſchaft einer K. beſitzt, Der beſitzt noch deßwegen die
K. nicht; denn wenn er gleich eine Fertigkeit beſitzt gewiß zu
erkennen, ſo hat er doch deßwegen noch die Fertigkeit ohne
Fehl zu thun nicht in ſeiner Gewalt. 4, 1, 113; Rückert Weish.
2, 12; W. Luc. 1, 244; Die Wiſſenſchaft will vorzugsweiſe
Wahrheit, die K. (ſ. e) vorzugsweiſe Schönheit. Raumer Päd. 3,
1, 53, vgl.: Die K. iſt diejenige Thätigkeit, durch welche die
Phantaſie das innere Gebilde durch Bearbeitung eines ſinn-
lichen Stoffes aus ſich herausſtellt und dadurch das im Innern
des Menſchengeiſtes befindliche Ideal vollſtändig zur Darſtel-
lung bringt. Philoſophiſch ausgedrückt iſt Dies die Vereini-
gung der Objektivität und Subjektivität, als deren Produkt
das Kunſtwerk erſcheint. Stahr (Nat.-Zeit. 10, 211) ꝛc.
Bei Frühern wurde K. auch für „Wiſſen, Kenntnis“
gebraucht, z. B.: Gott .. gab ihnen K. und Verſtand in
allerlei Schrift und Weisheit. Dan. 1, 17, bei Zunz: Es
gab ihnen Gott Kenntnis und Einſicht in jedem Buche und
in Weisheit; Die große K. macht dich raſend. Ap. 26, 24, bei
Eß: Dein vieles Studieren bringt dich zum Wahnſinn, ſ. Zarncke
Br. 355 ꝛc. e) K. (ſ. in d die Beiſp. von Raumer u. Stahr)
im Ggſtz. zum Handwerk, inſofern als deſſen Endzweck
das Nothwendige, das zu Benutzende erſcheint, dagegen
als Ziel der K. die Verwirklichung des Ideals, des
Schönen. Dabei berührt ſich Handwerk und K. (ſ.
Halb-K. 1), inſofern auch bei Hervorbringung des
Nützlichen nach einem Jdeal, nach Schönheit geſtrebt
werden kann, wie z. B. in der Baukunſt ꝛc., und
andrerſeits bei Hervorbringung des Schönen der Stoff
dem Künſtler nothwendige Beſchränkungen und Geſetze
vorſchreibt: Wie K. und Technik ſich immer gleichſam die
Wage halten und ſo nah verwandt immer eine zu der andern
ſich hinneigt, ſo daß die K. nicht ſinken kann, ohne in löb-
liches Handwerk überzugehen, das Handwerk ſich nicht ſteigern,
ohne kunſtreich zu werden. G. 19, 27; Was jetzo K. iſt, muß
Handwerk werden [inſofern ein ſich geltend machendes
Bedürfnis, etwas Nothwendiges damit befriedigt wer-
den muß]. 30; [Dann] werden die Handwerke ſogleich für
Künſte erklärt und durch die Bezeichnung „ſtrenge Künſte“
von den „freien“ [ſ. u.] entſchieden getrennt. 125; Ob-
gleich dieſe Regeln [einer K.] nicht, wie die eines Handwerks,
durchaus anerkannt und die Geſetze der ſogenannten freien
Künſte nur geiſtig und nicht bürgerlich ſind. 31, 423; 40,
289; Dienende K. und freie ſchöne K. Raumer Päd. 3, 2, 9;
Von der Freiheit geſäugt, wachſen die Künſte der Luſt. Sch.
76a; 22bff. In dieſem engern Sinne ſpricht man gw.
von ſchönen Künſten oder von freien Künſten, welcher letz-
tere Ausdruck auch die Künſte als frei von dem Zunft-
zwang der Handwerke bez., urſprüngl. aber bei den
Alten die Beſchäftigungen, deren Ausübung den Frei-
gebornen, wie die der übrigen Beſchäftigungen und
Gewerbe den Sklaven oblag. In dieſem Sinne zählte
man nam.: ſieben freie Künſte: Grammatik (Sprach-K.);
Dialektik oder Logik (Vernunft-K.); Rhetorik (Rede-K.);
Muſik (Ton-K.); Arithmetik (Rechen-K.); Geometrie (Meß-
K.); Aſtronomie (Stern-K.); Einen Magiſter (ſ. d.) der
ſieben freien Künſte. Zinkgräf 1, 243; Die gewöhnlichen ſie-
ben Magiſterkünſte. H. Ph. 13, 105 ꝛc., vgl. d, inſo-
fern die meiſten dieſer ſog. Künſte Wiſſenſchaften bez.,
denen der Name K. nur in Bezug auf die praktiſche
Ausübung gebührt. f) in engrem Sinn zuw. K.
für „bildende K.“ (ſ. bilden 3b), z. B.: Daß es dem
Verfaſſer des Laokoon weit mehr um die Poeſie als um die K.
zu thun war. Guhrauer L. 1, 78; Denkmäler der alten K. ꝛc.
g) inſofern eine ungw. Geſchicklichkeit nam. früher
als übernatürlich und oft durch Beihilfe böſer Geiſter
erlangt erſchien, gilt K. zuw. = Heren-, Zauber-,
Teufels-, Höllen-K., z. B.: Wegen Zauberei, wegen an-
geſchuldigter Künſte (vgl. b) iſt Manchem der Stab gebrochen
worden. Tieck N. 4, 73, vgl.: Der Dauphin | verzweifelt
an des Himmels Schutz und ruft | des Satans K. zur Hilfe.
Sch. 462a, und ſo öfter mit einem Beiw.: Noch war zu
Toledo in hohem Flor | die heimliche K. Chamiſſo 3, 224;
Vorwitzige K. Apoſt. 19, 19 ꝛc., nam. aber, inſofern
der Teufel auch der Schwarze heißt: Das Gaukelwerk der
ſchwarzen K. lag auch darnieder und das Rühmen von
ihrer K. ward zum Spott. Weish. 17, 7; Luther 8, 13b;
SW. 60, 33; Iſt’s ſchwarze K., was dieſen Heiden ſchützt?
W. 11, 116 ꝛc., auch: Schwarz-K. (ſ. d. und vgl. weis-
heren), verſch. h. h) Schwarze K. (verſch. g), eine
Art der Kupferſtech-K., wobei die Platte erſt ganz rauh
gemacht und dann auf dieſem Grunde die Zeichnung
gemacht und die hellen Stellen durch Beſchaben und
Glätten des Grunds herausgebracht werden, ſ. Sulzer 4,
347; Ein Blatt in ſchwarzer K. Engel 7, 174; G. 30,
345 ꝛc. i) K. zuw., nam. kollektiv, für Künſtler:
K. bettelt nicht, ſagte er zu ſich ſelbſt im ſtolzen Gefühl, K.
geht nach Brot. Hebel 3, 429; Thümmel 1, 14 ꝛc.; Die K.
muß darben; Die K. aufmuntern, belohnen und fördern ꝛc.;
andrerſeits auch unterſch.: Es iſt noch die Frage, ob Mä-
cene, indem ſie die Künſtler unterſtützen, auch wirklich die K.
fördern. 2) K., in einzelnen Fällen eine künſtliche
Vorrichtung, nam. zur Entfernung des Waſſers von
ſeiner Stelle, ſo: a) K., Waſſer-K., ein Rüſtzeug, das
Waſſer in die Höhe zu heben, z. B. nam. in Berg-
werken (ſtehende Waſſer-K.) oder um das Waſſer als Fon-
täne ſpringen zu laſſen (ſpringende Waſſer-K.): Strahlen
der Waſſerkünſte. Eichendorf Lärm 115; Die Waſſer-K. ſpie-
len oder ſpringen laſſen ꝛc.; Bergb. (ſ. c): Die K. hän-
gen, die Maſchine aufrichten; Die K. hat den Hub (ſ. d.
1) verloren, kollert (ſ. d. 4); Die K. ausſchuhen, das Leder
vom Kolben nehmen ꝛc. (ſ. Zſſtzg.); nam. auch als
Bſtw. in vielen Zſſtzg., z. B. K.-Rad, -Stange, -Ge-
ſtänge, -Zeug, -Steiger, -Knecht ꝛc. b) Bäcker.:
K., Waſſerſeihe. c) Bergb. (ſ. a): in einigen
Zſſtzg. K., eine künſtl. Vorrichtung als treibende Kraft
der Schachtfördrung, ſ. Göpel-, Treib-K. 3) inſo-
fern die Kunſt lat. ars heißt, dient es auch als ver-
hüllender Ausdruck für das deutſche Ars oder Arſch (ſ.
d.), z. B.: So will ich .. meine Feinde in die lateiniſche
K. weiſen, dahin ſie denn gehören. Luther SW. 60, 55; 73;
Die K. daran zu wiſchen. 314; Wir ſind wohl zu ſcheiden,
wie ein reifer Unflath und ein weit K.-Loch .. dadurch er-
gehet. 61, 397 ꝛc.
Anm. Mundartl. Bed. z. B. bei Stalder ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpflich, inſofern eben jede mit Fer-
tigkeit geübte oder zu übende nicht rein mechaniſche Be-
ſchäftigung, wie die Art der Ausübung und der Weg
zur Fertigkeit zu gelangen K. genannt werden kann,
z. B. wobei die Bed. der Mz. zur Bez. der einzel-
nen Stücke einer Kunſt zu beachten, ſ. [1b] und die
Zſſtzg. dort mit Bſtw., die den Künſtler oder allgm.
den eine Beſchäftigung Treibenden bez.: Advokaten-[1b];
Apotheker- (2. Moſ. 30, 25 ꝛc.); Bäcker-, Zuckerbäcker-;
Barbier-; Bildformer-, Bildgießer- (ſ. u.); Bildhauer-;
Bildner-; Buchbinder-; Buchdrucker-; Buhler-; Dichter-
[1b]; Diebs- (Muſäus Ph. 1, 179); Drechsler- oder Dre-
her-; Falkner-; Färber-; Fechter- (G. 27, 179); Gärtner-
(G. Zelt. 3, 83); (Bild-, Erz-, Glocken-, Schrift- ꝛc.)
Gießer-; Goldmacher-; Goldſchmied-; Haarkräusler-; Hexen-,
Hexenmeiſter- (Immermann M. 4, 233); Holzſchneider-;
Jäger-; Kupferſtecher-; Luftſpringer- (V. Sh. 3, 656);
Maler-; Maurer-; Redner- (Forſter Br. 2, 484); Reiter-;
Schatzgräber (Heine Rom. 124); Schauſpieler-; Schie-
manns-; Schloſſer-; Schmiede-; Schneider-; Starkenmanns-
(Arnim 4; 6); Stempelſchneider-; Steuermanns-; Taſchen-
ſpieler- (Sch. 758b); Töpfer-; Walker-; Weidmanns-;
Zimmermanns-K. ꝛc., denen ſich andre anſchließen, worin
das Bſtw. (theils ein Hw., theils und noch häu-
figer ein Zeitw.) nicht die beſchäftigte Perſ., ſon-
dern den Ggſtd. der Beſchäftigung, vgl. Kunde 2 und
die Zſſtzg. von Kunde, z. B.: Ackerbau-; Ätz- oder Ra-
dier-; Auslegungs- (H. Ph. 10, 103); Bau- (ſ. u.); Be-
feſtigungs-; Beleuchtungs-; Bergbau-; Buhl- (W. 20, 293);
Deichbau-; Deutungs- (W. 11, 164); Dicht-; Dinten- (gw.
Schreib-K., Fiſchart, ſ. Gervinus Lit. 3, 126); Drechſel-
oder Dreh-; Entbindungs- (Thümmel 4, 214); Erobrungs-;
Erziehungs- (Pädagogik); Färbe-; Fecht- (G. 22, 111);
Feſtungsbau-; Feuerwerks-; Garten- (Sch. 1235); Geſchütz-;
Gieß-; Glas(macher)- (G. 40, 104); Gold- (L. 5, 207,
Alchymie, Goldmacher-K.); Heil- [1b]; Holzſchneide-;
Jagd-; Kriegs-; Kriegsbau-; Kupferſtech-; Lehr- oder Unter-
richts-; Liebes- (FSchlegel Luc. 62); Meß- (Geometrie);
Orgelbau-; Rechen- (ſ. u.); Rede- (ſ. u.); Regierungs-;
Reiſe-; Reit-; Schanz-; Schauſpiel-; Schiff-; Schiffsbau-;
Schmeichel- (Rachel 6, 620); Schreib-; Spiel-; Sprach-;
Spür- (Sch. 435b); Staats- (787b, ſ. Politik); Stem-
pelſchneide-; Stern- (Aſtronomie); Stuccatur-; Tanz-; Ton-
(Muſik); Turn-; Verführungs- (W. 12, 55); Verhäß-
lichungs- (Karrikatur, G. 19, 357); Verſchönerungs- (ebd.);
Verheimlichungs- (39, 87); Vers(bau)- (Metrik); Verzie-
rungs-; Wappen- (Heraldik); Zeichen- (ſ. u.) K. u. ä. m.,
wonach nur noch wenige einzelne zu erwähnen und zu
erklären bleiben, ſo: Affen-: nachgeäffte Kunſt: Mit
ſolchen Affenkünſten. Droyſen A. 2, 388. Áfter-: falſche
im Ggſtz. der echten Kunſt. Guhrauer L. 1, 110.
Āūshülfs-: Hilfs-K. Schubert Nachtſ. 32. Bāū-:
(ſ. oben) Architektur: Die B. erlernen; Bürgerliche,
Kriegs-, Waſſer-B. ꝛc.; auch = Bauart, z. B.: Der
Tempel .. Seine ſchlanke B. G. 23, 347; Sich im Hauſe
umzuſehen. Es war die reinſte, ſchönſte, würdigſte B., die
er geſehen hatte. 17, 290 ꝛc. Bāūm-: Kunſt der
Baum-Zucht und -Veredlung. Bǟūſchel- [2a]:
Waſſer-K., wo das Waſſer durch aneinandergereihte
Bäuſche, lederne mit Haaren geſtopfte Kugeln (Pater-
noſterkugel) oder Taſchen gehoben wird oder vielmehr
wurde, auch: Büſchel-, Hängeſeil-, Heinzen-, Paternoſter-,
Taſchen-K. oder -Werk. Bíld-: 1) (vralt.) Ikono-
logie. Adelung; Butſchky Patm. 417 ꝛc. 2) bildende
Kunſt. G. 4, 261; 33, 72 ꝛc. Blénd-: Gaukel-K.
Büchſen-: Kapſel-K. Büſchel-: Bäuſchel-
K. Dénk-: 1) Logik (Wackernagel 3, 1, 997 Z. 17,
998 Z. 14 ꝛc.). Leibnitz; IP. 41, 131 ꝛc., vgl. Vernunft-,
Schluß-K. und: Berlin, du Stadt der Hegel’ſchen Denk-
ſchaft [Philoſophie]. Roſenkranz Centr. 94. 2) Ge-
dächtnis-K. Dóppel-: doppelte, zweifache Kunſt.
JP. 8, 6. Eīmer- [2a]: Waſſer-K., wodurch mit
ein od. 2Eimern Waſſer gehoben wird. Fēē(e)n-:
die Kunſt der Feeen, ihre übernatürliche Wirkung, Zau-
ber-K. W. 12, 53. Fēīn-: Gervinus Sh. 2, 182.
Fēūer-: Feuerwerks-K., Pyrotechnie: F. od. Chy-
mie [vralt.]. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 1010 Z. 30); Re-
cept zu mehreren Feuerkünſten. Holtei Jahr. 1, 219.
Gāūkel-: gaukleriſch täuſchende Kunſt, Blend-K.:
Keine G. berückt | das Flammenauge, das ins Innre blickt.
Sch. 443b; Wirkt der Hölle G. .. noch fort, uns ſinnverwir-
rend zu bethören? 461b; Mit Gaukelkünſten zu täuſchen. W.
34, 303 ꝛc. Gedä́chtnis-: Mnemonik. Gȫ-
pel- [2c]: Göpel. Hálb-: halbe Kunſt, ſo:
1) eine zwiſchen Handwerk u. Kunſt [1 d] in der Mitte
ſtehende Beſchäftigung: In ſeinem Handwerk, in ſeiner
H., wie man es nennen will, [der Färberei]. G. 39, 410;
23, 172; 29, 172 ꝛc. 2) eine das Weſen der Kunſt
nur halb erfaſſende Kunſt oder vielmehr After-K. Kl.
Od. 2, 29. Hánd-: Bez. kunſtvollerer Handwerke
ꝛc. Hängeſeil-: Bäuſchel-K. Hāūpt-:
hauptſächliche Kunſt, im Ggſtz. z. B. zur Hilfs-, Ne-
ben-K. ꝛc. Hāūs-: zum Hausgebrauch dienend.
Goltz 1, 47. Hēīnzen-: Bäuſchel-K. Hē-
rolds-: Heraldik (ſ. d.), Wappen-K. Canitz 283.
Hílf-: die bei Etwas zur Hilfe dient, Aushilfs-K.:
In der franzöſiſchen Oper iſt die Poeſie weniger die H. L. 11,
152. Hōf-: Kunſt, ſich bei Hof zu benehmen ꝛc.:
Sie haben der biegſamen H. den ganzen Präſidenten [die
Stelle] zu danken. Sch. 195a; Der mit verſchlagner H.
ihn beherrſchte. 662a; Hofkünſte [1b] und Intriguen.
Höllen- [1g]: hölliſche, teufliſche Kunſt: Mich hat
H. getäuſcht! Mir ſandte | der Abgrund den verſteckteſten der
Geiſter, | den lügenkundigſten ꝛc. Sch. 383b; Durch Zauber-
tränke, | durch Höllenkünſte das Gemüth verwirrend. 408b.
Kápſel- [1b] Büchſen-, Klupp-K., Waſſer-K.,
wo das Waſſer mittels Kapſeln gehoben wird. Kár-
ten-: nam. in der M. = Kartenkunſtſtücke (ſ. d.).
Káſten- [1b]: Waſſer-K., wo das Waſſer mittels
mehreren Kaſten gehoben wird. Klēīn-: kleine,
kleinliche Kunſt: [Die Malerei] mit ihren froſtigen Spiele-
reien, mit ihren welken Kleinkünſten [1 b]. Heine Sal. 1,
114. Klúpp-: Kapſel-K. Magíſter- [1e].
Ménſchen-: Wo M. [menſchliches Können ꝛc.]
nicht zureicht, hat der Himmel oft gerathen. Sch. 508b.
Nāch-: Kunſt aus einer nachfolgenden, wie ,,Vor-K.“
aus einer vorhergehenden Zeit: Indem jene Kunſtliebhaber
bei dem Fleiß, den ſie dem Kölner Dom gewidmet, ihre Auf-
merkſamkeit zugleich auf die Vor- und N. richteten. G. 26,
256. Natūr-: auf natürlicher Anlage beruhend
und daraus (gleichſam) von ſelbſt hervorgehend, im
Ggſtz. der erlernten oder Schul-K.: Weibliche Natur-
künſte [welche die Natur ſelbſt die Weiber gelehrt hat].
W. 9, 117. Nêben-: ſ. Haupt-, Hilfs-K.
Nōth-: eine Kunſt als Hilfsmittel in der Noth.
Rollenhagen Froſchm. 112. Paternóſter-: Bäu-
ſchel-K. Prōbe-, Probīēr-: die Kunſt den
Metallgehalt nutzbarer Erze und den Feingehalt von
Legierungen aus einer genommenen Probe zu be-
ſtimmen. Punktīēr-: die Kunſt, Etwas
„auszupunktieren“ durch Punkte in der Aſtrologie und
Chiromantie auszuforſchen. G. 39, 80; Platen 4, 12.
Radīēr-: die Kunſt des Radierens (ſ. d.), nam. als
eine Art der Kupferſtech-K., Atz-K. Réchen-:
die Kunſt des Rechnens: Wir können die Algebra in unſrer
deutſchen Sprache mit gutem Fuge eine All-R. heißen, zu-
malen wenn man die Buchſtaben-R. mit dazu nimmt. Chr.
Wolf Algebra 1550. Rêde-: Rhetorik, Beredſamkeit
ſ. o., auch übrtr.: In der R. der Augen wohl geübt. W.
10, 105 ꝛc.; ferner [1b]. Sātans-: Höllen-,
Teufels-K.: Die Satanskünſte ſchützen dich nicht mehr.
Sch. 465b. Schāūfel- [1b]: Waſſer-K., wo das
Waſſer mittels Schaufeln gehoben oder ausgeſchöpft
wird. Schēīde-: Chemie. Schlēīer-: die
Kunſt, Etwas zu verſchleiern: Mit freiem Blick zu ſehen, |
was vor dem armen Volke | die Sch. verſteckt. Tiedge 2,
202. Schlúß-: die Kunſt, Schlüſſe zu ziehn, Logik
(ſ. Denk-K.). Muſäus Ph. 4, 210. Schūl-: ſ. Natur-
K. Schwárz-: ſchwarze Kunſt [1h u. nam. 1 g]:
Ergab ich mich ganz ... Schwarzkünſten und chemiſchen Stu-
dien. Platen 4, 12; Die [Dämonen] haben wohl ein Stück
von Sch. dich gelehrt. Rückert Roſt. 73a; Ohne Sch. und
Magie. W. 12, 142 ꝛc. Sétz-: nam. Kunſt der Ton-
ſetzung. W. 13, 204. Stángen- [2a]: Waſſer-
K., wo das Waſſer mittels Stangen gehoben wird.
Stéll-: (vralt.) Algebra. Stích-: Kupferſtech-
K. G. Zelt. 4, 234. Strēīt-: Polemik. Jahn M.
106. Sympathīē-: Zauber-K. Keller gh. 1, 199.
Táfchen-: Bäuſchel-K. Tǟūſchungs- [1 b]:
Feind aller Täuſchungskünſte. W. 17, 69. Tāūſend-:
eine ſich tauſend-, d. h. ſehr vielfach zu wenden wiſſende
oder zeigende Kunſt und Geſchicklichkeit, wie ſie nam.
dem Teufel, Kobolden ꝛc. zugeſchrieben wird (ſ. Tau-
ſendkünſt-ig, -ler): Der leidige Satan .. mit ſeiner ge-
ſchwinden T., Mord und Lügen. Mattheſius Pr. 210; An T.
und Verwegenheit | und an Koboltgaukelein. V. Ar. 1, 116
ꝛc. Tēūfels-: Satans-K.: Er iſt gefroren [ſchuß-
feſt], mit der T. behaftet. Sch. 398a Trāūm-: Kunſt
der Traumdeutung: Die T. träumt und alle Zeichen lügen.
Sch. 511b. Trēīb- [2c]: eine Vorrichtung, Erz
aus den Schachten zu treiben oder zu fördern, inſonder-
heit = Waſſergöpel Karmarſch 1, 177. Úber-: über-
triebne Kunſt: Nach Lohenſtein’ſcher Unnatur und Ü. Prutz
GſchTh. 228; Kehrte durch U. zur äußerſten Natur zurück ꝛc.
FSchlegel GrR. 307. Un-: z. B. (veralt.) Jgno-
ranz, Ungeſchicklichkeit ꝛc.: So ein Arzt aus Unfleiß
oder Unk. Jemand mit ſeiner Arzenei tödtet. Carolina §
134 ꝛc.; ferner: Die deutſche Schriftſtellerei, wie ſie in
weiten Kreiſen getrieben wird, iſt die freie Unk. [grade des
Gegentheil der Kunſt]. Monatbl. 2, 227a, ſ. W. Luc.
1, 247 ꝛc. Ūr-: urſprüngliche, uralte Kunſt:
Jdealdichter, deren Jdeal Urſchrei der Wildnis und Urk. des
wildkräftigen Mittelalters unter dem Namen Romantik rö-
melte. V. Ant. 1, 353. Vernúnft-: Denk-K. 1:
Die V. oder Logik. Leibnitz 1, 376. Vōr-: eine
nam. als Entwicklungsſtufe einer andern vorangehende
Kunſt, ſ. Nach-K. Wāhn-: falſche, leere Kunſt,
ſ. Wahnkünſtler. Wáſſer- [2a]. Wínd-:
vom Wind getriebne Waſſer-K. Wíß-: (vralt.)
Mathematik. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 996), dazu: Die
Wißkünſtler, wie man Die, ſo mit der Mathematik beſchäf-
tiget, nach der Holländer Beiſpiel gefüglich nennen kann. ebd.
Wúnder-: wunderbare Kunſt. Schlegel Haml. 4, 7.
Zāūber- [1g]: Zauberei. Sch. 433b; Die Z. der
Liebe. W. 23, 312. Zēīchen-: 1) Kunſt des Zeich-
nens. 2) (vralt.) Die Kabbala oder Z. Leibnitz (Wacker-
nagel 3, 1, 996). u. v. ä.