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Kunst
Kúnst, f.; Künste; Künstchen, lein; -:
1) das „Können“, die Fertigkeit und Geschicklichkeit eines lebenden Wesens, zumal des Menschen, Etwas zu wirken oder hervorzubringen und die Lehre oder Anweisung, solche Fertigkeit zu erlangen:
a) allgm.: Abgenommen hat nicht die K. ihrer Könner. Rückert Mak. 2, 178; Die K., womit die Bienen ihre Zellen bauen; Die K. des Fechtens, Reitens, Schrittschuhlaufens, Schwimmens, Tanzens etc.; Die K. des Arztes erhöhet ihn. Sir. 38, 5; K. zu arbeiten allerlei Erzwerk. 1. Kön. 7, 14; Er schränkte den Schulunterricht . . auf die K. zu lesen, zu schreiben und zu rechnen ein. W. 8, 219; Makrobiotik oder die K. das menschliche Leben zu verlängern von Hufeland; Die K., Geld zu erwerben, mit Menschen umzugehen; Etwas nach der K., den Regeln der K. gemäß machen, fertigen etc.; Damit Einer sprechen könne, muß ein Andrer zu hören verstehen. Gut hören ist auch eine K. (s. b). Holtei Jahr. 2, 236 etc.; An Einem seine K. probieren oder beweisen, sehn oder zeigen, was man gegen ihn vermag; An Dem ist eure K. verloren! Sch. 408a; Bei Dem geht meine K. betteln. L. 1, 228 etc.; Unnütze, brotlose Künste, Geschicklichkeiten, Fertigkeiten etc. Diese allgm. Bed. liegt auch den folgenden Anwendungen zu Grunde, worin einzelne Nüancen schärfer hervortreten:
b) K. für: ein Hauptstück einer K.; Etwas, worauf sie wesentlich beruht, wodurch sich eben der Könnende oder die Kunst Verstehnde von dem Nichtkönnenden unterscheidet, vgl. Kunstgriff: Wer die K. versteht, verräth den Meister nicht; Einem die K. absehn, ablernen; Das ist eben die K. G. 17, 7 u. o., Das, worauf es hauptsächlich ankommt; Viel Reden ist umsunst, | Schweigen ist die K. Sprchw.; Zu dringen und zu weichen, | Das ist die größte K. G. 10, 234; Alle ihre K. ist: siehe da, was kommt Gutes aus der lutherischen Lehre? etc. Luther 6, 315b etc., und so nam. auch in Mz. von den kleinlichen oder ränkevollen Kunstgriffen und Praktiken, Etwas ins Werk zu setzen oder zu wirken: Die Künste der Koketterie, der Jntrigue, der Rabulisten etc.; Daß Gott den Menschen hat aufrichtig gemacht; aber sie suchen viel Künste. Pred. 7, 30; Und des Mädchens frühe Künste | werden nach und nach Natur (s. c). G. 1, 196; Und wozu alle diese kleinen niederträchtigen Künste? 29, 249; Sachwalterische Künste haste er. JvMüller 1, 484; 294 etc. Die vereinzelnde Kraft der Mz. zur Bez. der einzelnen Stücke einer Kunst (vgl. Kunststück, ferner Rechte und Recht, Freiheiten und Freiheit etc.) zeigt sich auch in Zsstzg., z. B. bez. Advokaten-K. die Gesammtheit Dessen, was ein Anwalt als solcher können muß, dagegen: Advokatenkünste, einzelne Kunstgriffe eines Anwalts. So z. B.: Der Heiden Dichter-K. Günther 221, die heidnische Dicht- K., Poesie; Zustand der deutschen Dichter-K. Leibnitz 2, 298 etc., dagegen: Märchen noch so wunderbar, | Dichterkünste machen’s wahr. G. 1, 136 etc.; Dazumal war’s eines Knappen Amt, | die Heil-K. mit der K. der Ritterschaft zu gatten. W. 20, 277; Meinen Körper hab’ ich durch meine Heilkünste wieder .. ziemlich hergebessert. IP. HV. 137 etc.; Die Wissenschaften durch eine gebildete Sprache der Rede-K., ja der Dicht-K. zu überliefern. G. 39, 308; Den absichtlichen Redekünsten Philostrat’s. 31, 116; Überall guckt hinter den schönsten Rednerkünsten nur Eigennutz hervor. Forster Br. 2, 484. Vgl. ferner: Fechter- oder Fecht-, Gärtner- oder Garten-, Jäger-, Weidmanns- oder Jagd-, Taschenspieler-K. etc. und Fechter-, Gärtner-, Jäger-, Weidmanns- oder weidmännische, Taschenspieler- Künste etc.
c) K. als das Gemachte, von Menschen Hervorgebrachte im Ggstz. zur Natur als dem von selbst Gewordnen, vom Menschen Unabhängigem: Ist diese Grotte ein Werk der K. oder der Natur?; Ausbilden kann die K., was dir Natur beschert hat, | doch niemals geben dir, was dir Natur verwehrt hat; Die K. als Nachahmung der schönen Natur; Natur und K., sie scheinen sich zu fliehen. G. 2, 229; 6, 354; Der . . Natur- und Konversationston, der .. höchst lobenswerth und erfreulich ist, wenn er als vollendete K., als eine zweite Natur hervortritt. 25, 203; Dagegen tritt nun die K. ein, denn indem der Mensch auf den Gipfel der Natur gestellt ist, so sieht er sich wieder als eine ganze Natur an, die in sich abermals einen Gipfel hervorzubringen hat. 30, 16; Jede Zucht und K. beginnt zu früh, wo die Natur des Menschen noch nicht reif geworden ist. Hölderlin H. 1, 139; Schauspiel-K., welche die K. der K., nicht die Darstellung der Natur, sondern die Darstellung einer andern vorhergegangenen künstlerischen Darstellung ist. WHumboldt 3, 156; Er hat die K. zu verbergen gewusst, es ist Alles Natur in seinen Arbeiten. Mendelssohn 4, 2, 213 etc., vgl.: K., hier als Ggstz. des Volksthümlichen [gleichsam von selbst Gewordnen]. Prutz GschTh. 242.
d) K., im Gegensatz zum Wissen (s. d.) und zur Wissenschaft (s. d.) als dem Theoretischen, in Bezug auf die praktische Aus- übung, vgl. auch Kunde 2: Daß selten ein und derselbe Mensch fähig ist, Jdeen zu schaffen und zugleich bildlich darzustellen, daß er Wissenschaft und K. vereint besitzt. Börne 5, 2; Die Theologie, früher eine göttliche K., wurde eine Wissenschaft, die der Fassungskraft des Volkes unzugänglich blieb. Frzfr. 65; Daß es dazu noch einer eigenen Wissenschaft des Handelns, die nur durch Übung zur Fertigkeit sich bildet, mit einem Worte, daß es dazu noch der K. bedürfe. Fichte 7, 11; Es ist demnach auch hier letzter Zweck keineswegs das Wissen, sondern vielmehr die K., das Wissen zu gebrauchen. 8, 100; Ich dächte, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wissen, K. dagegen wäre Wissenschaft zur That verwendet; Wissenschaft wäre Vernunft und K. ihr Mechanismus, deßhalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so wäre denn endlich Wissenschaft das Theorem, K. das Problem. G. 3, 234; 13, 119; 39, 19; Der Inbegriff der Erwägungssätze, die zur gewissesten Erkenntnis einer Sache übereinstimmen, nennt man Wissenschaft; der Inbegriff der Ausübungssätze aber, welche zur Erhaltung eines Endzwecks übereinstimmen, wird K. genannt. Mendelssohn 4, 2, 211; Wer aber die Wissenschaft einer K. besitzt, Der besitzt noch deßwegen die K. nicht; denn wenn er gleich eine Fertigkeit besitzt gewiß zu erkennen, so hat er doch deßwegen noch die Fertigkeit ohne Fehl zu thun nicht in seiner Gewalt. 4, 1, 113; Rückert Weish. 2, 12; W. Luc. 1, 244; Die Wissenschaft will vorzugsweise Wahrheit, die K. (s. e) vorzugsweise Schönheit. Raumer Päd. 3, 1, 53, vgl.: Die K. ist diejenige Thätigkeit, durch welche die Phantasie das innere Gebilde durch Bearbeitung eines sinnlichen Stoffes aus sich herausstellt und dadurch das im Innern des Menschengeistes befindliche Ideal vollständig zur Darstellung bringt. Philosophisch ausgedrückt ist Dies die Vereinigung der Objektivität und Subjektivität, als deren Produkt das Kunstwerk erscheint. Stahr (Nat.-Zeit. 10, 211) etc. Bei Frühern wurde K. auch für „Wissen, Kenntnis“ gebraucht, z. B.: Gott .. gab ihnen K. und Verstand in allerlei Schrift und Weisheit. Dan. 1, 17, bei Zunz: Es gab ihnen Gott Kenntnis und Einsicht in jedem Buche und in Weisheit; Die große K. macht dich rasend. Ap. 26, 24, bei Eß: Dein vieles Studieren bringt dich zum Wahnsinn, s. Zarncke Br. 355 etc.
e) K. (s. in d die Beisp. von Raumer u. Stahr) im Ggstz. zum Handwerk, insofern als dessen Endzweck das Nothwendige, das zu Benutzende erscheint, dagegen als Ziel der K. die Verwirklichung des Ideals, des Schönen. Dabei berührt sich Handwerk und K. (s. Halb-K. 1), insofern auch bei Hervorbringung des Nützlichen nach einem Jdeal, nach Schönheit gestrebt werden kann, wie z. B. in der Baukunst etc., und andrerseits bei Hervorbringung des Schönen der Stoff dem Künstler nothwendige Beschränkungen und Gesetze vorschreibt: Wie K. und Technik sich immer gleichsam die Wage halten und so nah verwandt immer eine zu der andern sich hinneigt, so daß die K. nicht sinken kann, ohne in löbliches Handwerk überzugehen, das Handwerk sich nicht steigern, ohne kunstreich zu werden. G. 19, 27; Was jetzo K. ist, muß Handwerk werden [insofern ein sich geltend machendes Bedürfnis, etwas Nothwendiges damit befriedigt werden muß]. 30; [Dann] werden die Handwerke sogleich für Künste erklärt und durch die Bezeichnung „strenge Künste“ von den „freien“ [s. u.] entschieden getrennt. 125; Obgleich diese Regeln [einer K.] nicht, wie die eines Handwerks, durchaus anerkannt und die Gesetze der sogenannten freien Künste nur geistig und nicht bürgerlich sind. 31, 423; 40, 289; Dienende K. und freie schöne K. Raumer Päd. 3, 2, 9; Von der Freiheit gesäugt, wachsen die Künste der Lust. Sch. 76a; 22bff. In diesem engern Sinne spricht man gw. von schönen Künsten oder von freien Künsten, welcher letztere Ausdruck auch die Künste als frei von dem Zunftzwang der Handwerke bez., ursprüngl. aber bei den Alten die Beschäftigungen, deren Ausübung den Freigebornen, wie die der übrigen Beschäftigungen und Gewerbe den Sklaven oblag. In diesem Sinne zählte man nam.: sieben freie Künste: Grammatik (Sprach-K.); Dialektik oder Logik (Vernunft-K.); Rhetorik (Rede-K.); Musik (Ton-K.); Arithmetik (Rechen-K.); Geometrie (Meß- K.); Astronomie (Stern-K.); Einen Magister (s. d.) der sieben freien Künste. Zinkgräf 1, 243; Die gewöhnlichen sieben Magisterkünste. H. Ph. 13, 105 etc., vgl. d, insofern die meisten dieser sog. Künste Wissenschaften bez., denen der Name K. nur in Bezug auf die praktische Ausübung gebührt.
f) in engrem Sinn zuw. K. für „bildende K.“ (s. bilden 3b), z. B.: Daß es dem Verfasser des Laokoon weit mehr um die Poesie als um die K. zu thun war. Guhrauer L. 1, 78; Denkmäler der alten K. etc.
g) insofern eine ungw. Geschicklichkeit nam. früher als übernatürlich und oft durch Beihilfe böser Geister erlangt erschien, gilt K. zuw. = Heren-, Zauber-, Teufels-, Höllen-K., z. B.: Wegen Zauberei, wegen angeschuldigter Künste (vgl. b) ist Manchem der Stab gebrochen worden. Tieck N. 4, 73, vgl.: Der Dauphin | verzweifelt an des Himmels Schutz und ruft | des Satans K. zur Hilfe. Sch. 462a, und so öfter mit einem Beiw.: Noch war zu Toledo in hohem Flor | die heimliche K. Chamisso 3, 224; Vorwitzige K. Apost. 19, 19 etc., nam. aber, insofern der Teufel auch der Schwarze heißt: Das Gaukelwerk der schwarzen K. lag auch darnieder und das Rühmen von ihrer K. ward zum Spott. Weish. 17, 7; Luther 8, 13b; SW. 60, 33; Ist’s schwarze K., was diesen Heiden schützt? W. 11, 116 etc., auch: Schwarz-K. (s. d. und vgl. weisheren), versch. h.
h) Schwarze K. (versch. g), eine Art der Kupferstech-K., wobei die Platte erst ganz rauh gemacht und dann auf diesem Grunde die Zeichnung gemacht und die hellen Stellen durch Beschaben und Glätten des Grunds herausgebracht werden, s. Sulzer 4, 347; Ein Blatt in schwarzer K. Engel 7, 174; G. 30, 345 etc.
i) K. zuw., nam. kollektiv, für Künstler: K. bettelt nicht, sagte er zu sich selbst im stolzen Gefühl, K. geht nach Brot. Hebel 3, 429; Thümmel 1, 14 etc.; Die K. muß darben; Die K. aufmuntern, belohnen und fördern etc.; andrerseits auch untersch.: Es ist noch die Frage, ob Mäcene, indem sie die Künstler unterstützen, auch wirklich die K. fördern. 2) K., in einzelnen Fällen eine künstliche Vorrichtung, nam. zur Entfernung des Wassers von seiner Stelle, so:
a) K., Wasser-K., ein Rüstzeug, das Wasser in die Höhe zu heben, z. B. nam. in Bergwerken (stehende Wasser-K.) oder um das Wasser als Fontäne springen zu lassen (springende Wasser-K.): Strahlen der Wasserkünste. Eichendorf Lärm 115; Die Wasser-K. spielen oder springen lassen etc.; Bergb. (s. c): Die K. hängen, die Maschine aufrichten; Die K. hat den Hub (s. d. 1) verloren, kollert (s. d. 4); Die K. ausschuhen, das Leder vom Kolben nehmen etc. (s. Zsstzg.); nam. auch als Bstw. in vielen Zsstzg., z. B. K.-Rad, -Stange, -Gestänge, -Zeug, -Steiger, -Knecht etc.
b) Bäcker.: K., Wasserseihe.
c) Bergb. (s. a): in einigen Zsstzg. K., eine künstl. Vorrichtung als treibende Kraft der Schachtfördrung, s. Göpel-, Treib-K. 3) insofern die Kunst lat. ars heißt, dient es auch als verhüllender Ausdruck für das deutsche Ars oder Arsch (s. d.), z. B.: So will ich .. meine Feinde in die lateinische K. weisen, dahin sie denn gehören. Luther SW. 60, 55; 73; Die K. daran zu wischen. 314; Wir sind wohl zu scheiden, wie ein reifer Unflath und ein weit K.-Loch .. dadurch ergehet. 61, 397 etc.
Anm. Mundartl. Bed. z. B. bei Stalder etc.
Zsstzg. unerschöpflich, insofern eben jede mit Fertigkeit geübte oder zu übende nicht rein mechanische Beschäftigung, wie die Art der Ausübung und der Weg zur Fertigkeit zu gelangen K. genannt werden kann, z. B. wobei die Bed. der Mz. zur Bez. der einzelnen Stücke einer Kunst zu beachten, s. [1b] und die Zsstzg. dort mit Bstw., die den Künstler oder allgm. den eine Beschäftigung Treibenden bez.: Advokaten-[1b]; Apotheker- (2. Mos. 30, 25 etc.); Bäcker-, Zuckerbäcker-; Barbier-; Bildformer-, Bildgießer- (s. u.); Bildhauer-; Bildner-; Buchbinder-; Buchdrucker-; Buhler-; Dichter- [1b]; Diebs- (Musäus Ph. 1, 179); Drechsler- oder Dreher-; Falkner-; Färber-; Fechter- (G. 27, 179); Gärtner- (G. Zelt. 3, 83); (Bild-, Erz-, Glocken-, Schriftetc.) Gießer-; Goldmacher-; Goldschmied-; Haarkräusler-; Hexen-, Hexenmeister- (Immermann M. 4, 233); Holzschneider-; Jäger-; Kupferstecher-; Luftspringer- (V. Sh. 3, 656); Maler-; Maurer-; Redner- (Forster Br. 2, 484); Reiter-; Schatzgräber (Heine Rom. 124); Schauspieler-; Schiemanns-; Schlosser-; Schmiede-; Schneider-; Starkenmanns- (Arnim 4; 6); Stempelschneider-; Steuermanns-; Taschenspieler- (Sch. 758b); Töpfer-; Walker-; Weidmanns-; Zimmermanns-K. etc., denen sich andre anschließen, worin das Bstw. (theils ein Hw., theils und noch häufiger ein Zeitw.) nicht die beschäftigte Pers., sondern den Ggstd. der Beschäftigung, vgl. Kunde 2 und die Zsstzg. von Kunde, z. B.: Ackerbau-; Ätz- oder Radier-; Auslegungs- (H. Ph. 10, 103); Bau- (s. u.); Befestigungs-; Beleuchtungs-; Bergbau-; Buhl- (W. 20, 293); Deichbau-; Deutungs- (W. 11, 164); Dicht-; Dinten- (gw. Schreib-K., Fischart, s. Gervinus Lit. 3, 126); Drechsel- oder Dreh-; Entbindungs- (Thümmel 4, 214); Erobrungs-; Erziehungs- (Pädagogik); Färbe-; Fecht- (G. 22, 111); Festungsbau-; Feuerwerks-; Garten- (Sch. 1235); Geschütz-; Gieß-; Glas(macher)- (G. 40, 104); Gold- (L. 5, 207, Alchymie, Goldmacher-K.); Heil- [1b]; Holzschneide-; Jagd-; Kriegs-; Kriegsbau-; Kupferstech-; Lehr- oder Unterrichts-; Liebes- (FSchlegel Luc. 62); Meß- (Geometrie); Orgelbau-; Rechen- (s. u.); Rede- (s. u.); Regierungs-; Reise-; Reit-; Schanz-; Schauspiel-; Schiff-; Schiffsbau-; Schmeichel- (Rachel 6, 620); Schreib-; Spiel-; Sprach-; Spür- (Sch. 435b); Staats- (787b, s. Politik); Stempelschneide-; Stern- (Astronomie); Stuccatur-; Tanz-; Ton- (Musik); Turn-; Verführungs- (W. 12, 55); Verhäßlichungs- (Karrikatur, G. 19, 357); Verschönerungs- (ebd.); Verheimlichungs- (39, 87); Vers(bau)- (Metrik); Verzierungs-; Wappen- (Heraldik); Zeichen- (s. u.) K. u. ä. m., wonach nur noch wenige einzelne zu erwähnen und zu erklären bleiben, so: Affen-: nachgeäffte Kunst: Mit solchen Affenkünsten. Droysen A. 2, 388.
Áfter-: falsche im Ggstz. der echten Kunst. Guhrauer L. 1, 110.
Āūshülfs-: Hilfs-K. Schubert Nachts. 32.
Bāū-: (s. oben) Architektur: Die B. erlernen; Bürgerliche, Kriegs-, Wasser-B. etc.; auch = Bauart, z. B.: Der Tempel .. Seine schlanke B. G. 23, 347; Sich im Hause umzusehen. Es war die reinste, schönste, würdigste B., die er gesehen hatte. 17, 290 etc.
Bāūm-: Kunst der Baum-Zucht und -Veredlung. Bǟūschel- [2a]: Wasser-K., wo das Wasser durch aneinandergereihte Bäusche, lederne mit Haaren gestopfte Kugeln (Paternosterkugel) oder Taschen gehoben wird oder vielmehr wurde, auch: Büschel-, Hängeseil-, Heinzen-, Paternoster-, Taschen-K. oder -Werk.
Bíld-:
1) (vralt.) Ikonologie. Adelung; Butschky Patm. 417 etc.
2) bildende Kunst. G. 4, 261; 33, 72 etc. Blénd-: Gaukel-K. Büchsen-: Kapsel-K. Büschel-: Bäuschel- K. Dénk-:
1) Logik (Wackernagel 3, 1, 997 Z. 17, 998 Z. 14 etc.). Leibnitz; IP. 41, 131 etc., vgl. Vernunft-, Schluß-K. und: Berlin, du Stadt der Hegel’schen Denkschaft [Philosophie]. Rosenkranz Centr. 94.
2) Gedächtnis-K. Dóppel-: doppelte, zweifache Kunst. JP. 8, 6. Eīmer- [2a]: Wasser-K., wodurch mit ein od. 2Eimern Wasser gehoben wird. Fēē(e)n-: die Kunst der Feeen, ihre übernatürliche Wirkung, Zauber-K. W. 12, 53. Fēīn-: Gervinus Sh. 2, 182. Fēūer-: Feuerwerks-K., Pyrotechnie: F. od. Chymie [vralt.]. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 1010 Z. 30); Recept zu mehreren Feuerkünsten. Holtei Jahr. 1, 219. Gāūkel-: gauklerisch täuschende Kunst, Blend-K.: Keine G. berückt | das Flammenauge, das ins Innre blickt. Sch. 443b; Wirkt der Hölle G. .. noch fort, uns sinnverwirrend zu bethören? 461b; Mit Gaukelkünsten zu täuschen. W. 34, 303 etc. Gedä́chtnis-: Mnemonik. Gȫpel- [2c]: Göpel. Hálb-: halbe Kunst, so:
1) eine zwischen Handwerk u. Kunst [1 d] in der Mitte stehende Beschäftigung: In seinem Handwerk, in seiner H., wie man es nennen will, [der Färberei]. G. 39, 410; 23, 172; 29, 172 etc.
2) eine das Wesen der Kunst nur halb erfassende Kunst oder vielmehr After-K. Kl. Od. 2, 29. Hánd-: Bez. kunstvollerer Handwerke etc. Hängeseil-: Bäuschel-K. Hāūpt-: hauptsächliche Kunst, im Ggstz. z. B. zur Hilfs-, Neben-K. etc. Hāūs-: zum Hausgebrauch dienend. Goltz 1, 47. Hēīnzen-: Bäuschel-K. Hērolds-: Heraldik (s. d.), Wappen-K. Canitz 283. Hílf-: die bei Etwas zur Hilfe dient, Aushilfs-K.: In der französischen Oper ist die Poesie weniger die H. L. 11, 152. Hōf-: Kunst, sich bei Hof zu benehmen etc.: Sie haben der biegsamen H. den ganzen Präsidenten [die Stelle] zu danken. Sch. 195a; Der mit verschlagner H. ihn beherrschte. 662a; Hofkünste [1b] und Intriguen. Höllen- [1g]: höllische, teuflische Kunst: Mich hat H. getäuscht! Mir sandte | der Abgrund den verstecktesten der Geister, | den lügenkundigsten etc. Sch. 383b; Durch Zaubertränke, | durch Höllenkünste das Gemüth verwirrend. 408b. Kápsel- [1b] Büchsen-, Klupp-K., Wasser-K., wo das Wasser mittels Kapseln gehoben wird. Kárten-: nam. in der M. = Kartenkunststücke (s. d.). Kásten- [1b]: Wasser-K., wo das Wasser mittels mehreren Kasten gehoben wird. Klēīn-: kleine, kleinliche Kunst: [Die Malerei] mit ihren frostigen Spielereien, mit ihren welken Kleinkünsten [1 b]. Heine Sal. 1, 114. Klúpp-: Kapsel-K. Magíster- [1e]. Ménschen-: Wo M. [menschliches Können etc.] nicht zureicht, hat der Himmel oft gerathen. Sch. 508b. Nāch-: Kunst aus einer nachfolgenden, wie ,,Vor-K.“ aus einer vorhergehenden Zeit: Indem jene Kunstliebhaber bei dem Fleiß, den sie dem Kölner Dom gewidmet, ihre Aufmerksamkeit zugleich auf die Vor- und N. richteten. G. 26, 256. Natūr-: auf natürlicher Anlage beruhend und daraus (gleichsam) von selbst hervorgehend, im Ggstz. der erlernten oder Schul-K.: Weibliche Naturkünste [welche die Natur selbst die Weiber gelehrt hat]. W. 9, 117. Nêben-: s. Haupt-, Hilfs-K. Nōth-: eine Kunst als Hilfsmittel in der Noth. Rollenhagen Froschm. 112. Paternóster-: Bäuschel-K. Prōbe-, Probīēr-: die Kunst den Metallgehalt nutzbarer Erze und den Feingehalt von Legierungen aus einer genommenen Probe zu bestimmen. Punktīēr-: die Kunst, Etwas „auszupunktieren“ durch Punkte in der Astrologie und Chiromantie auszuforschen. G. 39, 80; Platen 4, 12. Radīēr-: die Kunst des Radierens (s. d.), nam. als eine Art der Kupferstech-K., Atz-K. Réchen-: die Kunst des Rechnens: Wir können die Algebra in unsrer deutschen Sprache mit gutem Fuge eine All-R. heißen, zumalen wenn man die Buchstaben-R. mit dazu nimmt. Chr. Wolf Algebra 1550. Rêde-: Rhetorik, Beredsamkeit s. o., auch übrtr.: In der R. der Augen wohl geübt. W. 10, 105 etc.; ferner [1b]. Sātans-: Höllen-, Teufels-K.: Die Satanskünste schützen dich nicht mehr. Sch. 465b. Schāūfel- [1b]: Wasser-K., wo das Wasser mittels Schaufeln gehoben oder ausgeschöpft wird. Schēīde-: Chemie. Schlēīer-: die Kunst, Etwas zu verschleiern: Mit freiem Blick zu sehen, | was vor dem armen Volke | die Sch. versteckt. Tiedge 2, 202. Schlúß-: die Kunst, Schlüsse zu ziehn, Logik (s. Denk-K.). Musäus Ph. 4, 210. Schūl-: s. Natur- K. Schwárz-: schwarze Kunst [1h u. nam. 1 g]: Ergab ich mich ganz ... Schwarzkünsten und chemischen Studien. Platen 4, 12; Die [Dämonen] haben wohl ein Stück von Sch. dich gelehrt. Rückert Rost. 73a; Ohne Sch. und Magie. W. 12, 142 etc. Sétz-: nam. Kunst der Tonsetzung. W. 13, 204. Stángen- [2a]: Wasser- K., wo das Wasser mittels Stangen gehoben wird. Stéll-: (vralt.) Algebra. Stích-: Kupferstech- K. G. Zelt. 4, 234. Strēīt-: Polemik. Jahn M. 106. Sympathīē-: Zauber-K. Keller gh. 1, 199. Táfchen-: Bäuschel-K. Tǟūschungs- [1 b]: Feind aller Täuschungskünste. W. 17, 69. Tāūsend-: eine sich tausend-, d. h. sehr vielfach zu wenden wissende oder zeigende Kunst und Geschicklichkeit, wie sie nam. dem Teufel, Kobolden etc. zugeschrieben wird (s. Tausendkünst-ig, -ler): Der leidige Satan .. mit seiner geschwinden T., Mord und Lügen. Matthesius Pr. 210; An T. und Verwegenheit | und an Koboltgaukelein. V. Ar. 1, 116 etc. Tēūfels-: Satans-K.: Er ist gefroren [schußfest], mit der T. behaftet. Sch. 398a Trāūm-: Kunst der Traumdeutung: Die T. träumt und alle Zeichen lügen. Sch. 511b. Trēīb- [2c]: eine Vorrichtung, Erz aus den Schachten zu treiben oder zu fördern, insonderheit = Wassergöpel Karmarsch 1, 177. Úber-: übertriebne Kunst: Nach Lohenstein’scher Unnatur und Ü. Prutz GschTh. 228; Kehrte durch U. zur äußersten Natur zurück etc. FSchlegel GrR. 307. Un-: z. B. (veralt.) Jgnoranz, Ungeschicklichkeit etc.: So ein Arzt aus Unfleiß oder Unk. Jemand mit seiner Arzenei tödtet. Carolina § 134 etc.; ferner: Die deutsche Schriftstellerei, wie sie in weiten Kreisen getrieben wird, ist die freie Unk. [grade des Gegentheil der Kunst]. Monatbl. 2, 227a, s. W. Luc. 1, 247 etc. Ūr-: ursprüngliche, uralte Kunst: Jdealdichter, deren Jdeal Urschrei der Wildnis und Urk. des wildkräftigen Mittelalters unter dem Namen Romantik römelte. V. Ant. 1, 353. Vernúnft-: Denk-K. 1: Die V. oder Logik. Leibnitz 1, 376. Vōr-: eine nam. als Entwicklungsstufe einer andern vorangehende Kunst, s. Nach-K. Wāhn-: falsche, leere Kunst, s. Wahnkünstler. Wásser- [2a]. Wínd-: vom Wind getriebne Wasser-K. Wíß-: (vralt.) Mathematik. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 996), dazu: Die Wißkünstler, wie man Die, so mit der Mathematik beschäftiget, nach der Holländer Beispiel gefüglich nennen kann. ebd. Wúnder-: wunderbare Kunst. Schlegel Haml. 4, 7. Zāūber- [1g]: Zauberei. Sch. 433b; Die Z. der Liebe. W. 23, 312. Zēīchen-:
1) Kunst des Zeichnens. 2) (vralt.) Die Kabbala oder Z. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 996). u. v. ä.