Faksimile 1040 | Seite 1032
Faksimile 1040 | Seite 1032
Faksimile 1040 | Seite 1032
kriegen
II. Krīēgen, tr.: bekommen, ſ. d. 1, wonach
Bſp. nur nöthig ſind, um das durchaus nicht ſeltne
Vorkommen dieſes in der Volksſpr. ſo allgm. üblichen
Worts auch in der gew. Schriftſpr zu belegen: Wer ſie
[ein böſes Weib] krieget (ſ. Anm.), Der krieget einlen]
Skorpion. Sir. 26, 10; Einen treuen Freund (6, 16), Kin-
der (Pſ. 45, 17), Beute (119, 162), neue Kraft (Jeſ. 40,
31), die Wehe[n] (66, 8), graue Haare (Hoſ. 7, 9), hundert-
fältig [die Ausſaat] (1. Moſ. 26, 12), Nichts (Spr. 13, 4)
k. ꝛc.; Einen kirr (Alexis H. 1, 2, 102), einen Hausgenoſſen
(Brentano Wehm. 101), den grünen Zweig feſt zu packen (B.
492a), das Vorgebrachte klar (Fichte 8, 64), Pen Mund voll
Späne (Forſter Br. 1, 282); Etwas nicht klein (Freiligrath
SW. 3, 241), den erſten Preis (6, 96); Einen in ſeine Ge-
walt (G. 5, 197), die Ziege bei den Hörnern (7, 182);
Etwas zu Geſicht (9, 60); Muth (378); Etwas nicht kurz
[klein] (Goltz 3, 24), eine Art Fieber (Gotthelf G. 401);
Eins [einen Schlag] aus dem Salz (359), ein Junges
(Grimm M. 240); Zweifel in den Kopf und Meſſer in die
Bruſt (Haller 56); Einen in den Kühltrog (Höfer V. 217);
ſeine Strafe (Immermann M. 1, 283); Manſchetten [Angſt]
(4, 145); Etwas ſpitz [klar, klein ꝛc.] (Jahn M. 225);
Luſt (Lichtwer 49); Nichts als Püffe (Prutz Woch. 21);
Magendrücken (3); Brocken, Brühe (Rückert Erb. 1, 21);
Wind [Kunde] (Sch. 120a); Herzweh (579a); Einen in
den Käfig (Weſ Dian. 2, 4); Luft (W. 11, 171), des Weih-
rauchs ſo genug [ſatt] (12, 129); die Ruthe (27, 161),
einen Ekel vor Allem in den Leib (Merck. 2, 133); Etwas
wie Senf aufs Eſſen (Zelter 1, 387) k.; Alles was ſie an
uns von [gw.: von uns an] ſchwarzem Taffet und Bän-
dern k. konnte. G. 8, 170 ꝛc. Auch: Einen k., (gehö-
rig) packen, faſſen: Wart nur, du dummer Kerl, ich
weiß dich ſchon zu k. G. 7, 82; Nu, warte nur, ich krieg
ihn ſchon. 11, 90; Ha, ha! dachte ich, nun wollen wir dich
bald k. Münchhauſen 32 ꝛc., vgl.: Fritz, ich kriege dich, piek!
V. 2, 110 ꝛc. und mehr mundartl.: Es kriegt u. haſchet
ſte daſelbſt ein Jedermann, | der ſie verfolget hat, wo ſie
nicht fliehen kann. Opitz 2, 45; ebenſo: Heinrich bat ihn,
Jemand für Lohn zu k. [gew. nehmen], der vollends mit
der Deckerei ein Ende mache. Stiling 1, 143. Ferner (vgl.
bekommen 1a): Sie ſollen auch beſchert k. G. 14, 126;
Daß man aufgeſagt kriegt. Immermann M. 4, 19 = daß
Einem der Dienſt aufgeſagt wird ꝛc., vgl.: Bat mich,
ich wollt die Kunſt nicht ſchweigen | ich ſollt’ ſie wohl be-
lohnet kreigen (ſ. Anm.). Rollenhagen Fr. 160 = ſie
ſollte mir wohl belohnt werden. Auch: Wenn ich
nicht gehörig frühſtücke, ſo krieg ich’s auch, daß mir ſchlimm
wird. Klencke Gſp. 1, 40 ꝛc.; Damals kriegte er es auch mit
der See [faßte ihn die Vorliebe für die See]. Höfer Leb.
6. Im Wortſp. m. I.: Geld muß beim Krieger ſein;
man nennet ihn vom K., | dieweil er oftmals kriegt auch
außer Schlacht und Siegen, | was Andern zugehört. Opitz 2,
263; Zinkgräf 1, 228 ꝛc.
Anm. Plattd. (mitteld.) krigen m. ſtarker Abwandlung,
Impf. krēg, Partic. krëgen; dem gemäß auch hin u. wieder
im ältern Hochd. kreigen, z. B. Rollenhagen (ſ. o.); Da
kreig [kriegte] der junge Löwe wieder ein Herz. Luther SW.
64, 331 ꝛc. und mundartl. im Impf. Konjunkt.: kräge.
OLudwig Thür. 1, 89; 268; 270 ꝛc. Sowohl plattd. als
auch in der gew. hochd. Ausſpr. gilt kurzes „i“ in d. 2. und
3. Perſ. der Ez. des Präſ. und hochd. ebenſo in dem ſchwach
abgewandelten Impf. und Partic.: Du kri(e)gſt, er kri(e)gt;
ich kri(e)gte; gekri(e)gt, wobei das „g“ wie „ch“ lautet.
Einſchaltung des Flexions-e iſt heute ugw., findet ſich z. B.
in keiner der oben angeführten Belege außer bei Luther und in
denen zu den Zſſtzg. außer bei Opitz (ſ. weg-k.) und z. B.:
Wie mein Verlangen nur dadurch mehr Hunger krieget.
Lohenſtein Roſ. 47., vgl. Sanders Orth. 70 und 77, wo als
Bſp. angeführt iſt: Sie haben lange mit einander gekrieget
(I) und am Ende hat keiner gekriegt, was er gewollt, od.
der Ausſpr. gemäßer: „gekricht“ (vgl.: „möchte, gemöcht“
neben „mögen“; „bráchte, gebrächt“ neben „bringen“,
„Trächt“ neben „trāgen“ ꝛc.). Vralt. Partic. ohne „ge“
Hoſ. 7, 9.
Zſſtzg. ſ. bekommen 1b, welche Bſp. ſämmt-
lich auch fürdie entſprechenden Zſſtzg. von
k. geltenund deßhalbhiernicht wiederholt
werden u. vgl. die v. I, z. B. Áb: Kriegt er ’was
ab [von der Strafe], ſo mag er es tragen. G. 5, 237;
Mein Bein! Hat er’s doch auch brav abgekriegt [Prügel].
10, 143; Wir kriegen’s ab für unſern Frevel. 34, 333;
Ich bin hin! | Und iſt er fort und hat Nichts abgekriegt?
[bei dem Gefecht]. Schlegel Sh. 1, 86 ꝛc. Vrſch. I.
An-: vgl. daran-k., verſch. I. Āūf-: Sie hat Sie
wohl aufgekriegt [angeworben ꝛc., bewogen], mich zu
tödten. Klencke Parn. 2, 184; Nach einer Stunde | kriegten
wir den Burſchen [den Eber] auf. Müllner 2, 34, wir trie-
ben ihn zur Jagd auf ꝛc. Āūs-: verſch. II.
Be-: vralt. ſt. kriegen, ſ. Grimm; verſch. I. Bēī-:
Den Brief und das Packet gleich b. [dabei kriegen] ꝛc.
D(a)rán-: (ſ. daran) Einen d., zu faſſen, zu packen
kriegen, ſo daß er an Das, was man will, gehn muß:
Wenn Ihr gleich die Andern fortgeſchickt, ſo wird Euch doch
Der vielleicht mit ſeinen Subtilitäten dran-k. G. 8, 164;
Wenn man ihn haben will, ſo muß man ꝛc. ... Es iſt nicht
das erſte Mal, daß ich ihn auf dieſe Art drangekriegt habe.
W. 13, 221, vgl.: Einen an-k., an ihn herangehn, um
ihn dranzukriegen ꝛc. Dúrch-. Eīn-: Den
denk’ ich einzukriegen [einzuholen], | der fliegt doch eben
nicht ſo ſchnell. Gleim 3, 251; Um die Sporteln zweimal
einzukriegen [zu erhalten, einzunehmen]. IP. 1, 59,
verſch. I. Empōr-. Er-: 1) tr.: veralt. ſt.
kriegen (ſ. I). Sir. 6, 28; Jeſ. 11, 11; Der ſein’ Freud’
und ſein Vergnügen | will außerhalb ſich ſelbſt e. Weckherlin
(WMüler Bibl. 4, 70) ꝛc. 2) refl. mundartl. = ſich
erholen (von Krankheiten). Kinkel E. 80. Fórt-:
(verſch. I).Die Pferde kriegten den Wagen nicht fort. Alexis
Dor. 1, K. 8. Hêr-, Hín- ꝛc.: Wir wollen, ſie
zuſammenwettern, daß ſie nicht wiſſen, wo ſie die Ohrfeigen
her-k. Sch. 120bꝛc.; Wie krieg’ ich aber die Blitzdinger wieder
heraus? Lichtenberg 5, 256; Ein gutes Reſultat heraus-zu-k.
W. 23, 246 ꝛc.; Sie hat darin die wunderbarſten Thiere |
und kriegt ſie ’rein, weiß ſelbſt nicht wie. G. 2, 70; Ich werde
das Mädchen ſchon ’rum-k. [andern Sinns machen, für
mich gewinnen]. Immermann M. 4, 51; Er iſt ihnen zu
hochgeſtiegen | möchten ihn gern herunter-k. Sch. 320b ꝛc.;
Da kriegen mich keine Pferde hin; Ich bekomme das Wort
nicht mehr in die Zeile hin, hinein; Sie ärgern mich täglich,
ſie werden mich bald hin-k. [ins Grab] ꝛc. Hínter-:
ſ. hinter, z. B.: Das Groß der Leſer wird’s freilich nicht
gar zu gut h. können. W. Merck 1, 249, hinunter-k. ꝛc.
Lōs-: So feſt verhakt, daß er’s gar nicht l. konnte. Alexis
H. 1, 1, 75; Einen Kunſtgriff l. ꝛc. Mít-: Jetzt freit
ſeine Tochter. .. Die kriegt mit! Immermann M. 1, 263 ꝛc.,
verſch. I. Nāch-. Nīēder-. I. Úber-:
Eins mit der Peitſche ü. ꝛc. II. Über-: (mundartl.)
überwinden, verſchmerzen: Jch kann’s nicht ü., daß ꝛc.
Immermann M. 4, 246. Um-. Unter-: Daß
am Ende die Pfaſſen ihn doch noch bezwängen, ſein munteres
Naturell unterkriegten. Enſe Humb. 123; Nachdem die 2
Krieger .. vergeblich ſich bemüht, einer den andern unterzu-
kriegen. Heinſe (Jacobi Ir. 8, 903); Der Träumer, den ich
unter mir ſah, kriegt mich unter. Lichtenberg 4, 373; V. Ar.
1, 154 ꝛc. Vōr-: Nun wird’s aber Zeit, daß ich
meine Tochter vorkriege [vornehme ꝛc.]. G. 10, 201.
Wég-: Aſtyanax, welchen Ulyſſes von der Mutter mit
Zwange .. wegkrieget [wegführt]. Opitz 2, 107; Sucht
den Zipfel ihres Kleides wegzukriegen und drückt einen Kuß
darauf. Sch. 205b ꝛc.; auch: Die innre Gelegenheit durch
Kundſchafter .. zu erfahren. ... Da hatten die Polen durch
Verrath die Lage des .. Saales weggekriegt. Jahn (Herrig 24,
441) ꝛc., vgl. weghaben. Wīēder-: So Etwas
kriegt man nicht wieder. G. 5, 4 ꝛc. Zū. Zurück.
Zuſámmen. Zwíſchen- ꝛc.