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kriegen
II. Krīēgen, tr.:
bekommen, s. d. 1, wonach Bsp. nur nöthig sind, um das durchaus nicht seltne Vorkommen dieses in der Volksspr. so allgm. üblichen Worts auch in der gew. Schriftspr zu belegen: Wer sie [ein böses Weib] krieget (s. Anm.), Der krieget einlen] Skorpion. Sir. 26, 10; Einen treuen Freund (6, 16), Kinder (Ps. 45, 17), Beute (119, 162), neue Kraft (Jes. 40, 31), die Wehe[n] (66, 8), graue Haare (Hos. 7, 9), hundertfältig [die Aussaat] (1. Mos. 26, 12), Nichts (Spr. 13, 4) k. etc.; Einen kirr (Alexis H. 1, 2, 102), einen Hausgenossen (Brentano Wehm. 101), den grünen Zweig fest zu packen (B. 492a), das Vorgebrachte klar (Fichte 8, 64), Pen Mund voll Späne (Forster Br. 1, 282); Etwas nicht klein (Freiligrath SW. 3, 241), den ersten Preis (6, 96); Einen in seine Gewalt (G. 5, 197), die Ziege bei den Hörnern (7, 182); Etwas zu Gesicht (9, 60); Muth (378); Etwas nicht kurz [klein] (Goltz 3, 24), eine Art Fieber (Gotthelf G. 401); Eins [einen Schlag] aus dem Salz (359), ein Junges (Grimm M. 240); Zweifel in den Kopf und Messer in die Brust (Haller 56); Einen in den Kühltrog (Höfer V. 217); seine Strafe (Immermann M. 1, 283); Manschetten [Angst] (4, 145); Etwas spitz [klar, klein etc.] (Jahn M. 225); Lust (Lichtwer 49); Nichts als Püffe (Prutz Woch. 21); Magendrücken (3); Brocken, Brühe (Rückert Erb. 1, 21); Wind [Kunde] (Sch. 120a); Herzweh (579a); Einen in den Käfig (Wes Dian. 2, 4); Luft (W. 11, 171), des Weihrauchs so genug [satt] (12, 129); die Ruthe (27, 161), einen Ekel vor Allem in den Leib (Merck. 2, 133); Etwas wie Senf aufs Essen (Zelter 1, 387) k.; Alles was sie an uns von [gw.: von uns an] schwarzem Taffet und Bändern k. konnte. G. 8, 170 etc. Auch: Einen k., (gehörig) packen, fassen: Wart nur, du dummer Kerl, ich weiß dich schon zu k. G. 7, 82; Nu, warte nur, ich krieg ihn schon. 11, 90; Ha, ha! dachte ich, nun wollen wir dich bald k. Münchhausen 32 etc., vgl.: Fritz, ich kriege dich, piek! V. 2, 110 etc. und mehr mundartl.: Es kriegt u. haschet ste daselbst ein Jedermann, | der sie verfolget hat, wo sie nicht fliehen kann. Opitz 2, 45; ebenso: Heinrich bat ihn, Jemand für Lohn zu k. [gew. nehmen], der vollends mit der Deckerei ein Ende mache. Stiling 1, 143. Ferner (vgl. bekommen 1a): Sie sollen auch beschert k. G. 14, 126; Daß man aufgesagt kriegt. Immermann M. 4, 19 = daß Einem der Dienst aufgesagt wird etc., vgl.: Bat mich, ich wollt die Kunst nicht schweigen | ich sollt’ sie wohl belohnet kreigen (s. Anm.). Rollenhagen Fr. 160 = sie sollte mir wohl belohnt werden. Auch: Wenn ich nicht gehörig frühstücke, so krieg ich’s auch, daß mir schlimm wird. Klencke Gsp. 1, 40 etc.; Damals kriegte er es auch mit der See [faßte ihn die Vorliebe für die See]. Höfer Leb. 6. Im Wortsp. m. I.: Geld muß beim Krieger sein; man nennet ihn vom K., | dieweil er oftmals kriegt auch außer Schlacht und Siegen, | was Andern zugehört. Opitz 2, 263; Zinkgräf 1, 228 etc.
Anm. Plattd. (mitteld.) krigen m. starker Abwandlung, Impf. krēg, Partic. krëgen; dem gemäß auch hin u. wieder im ältern Hochd. kreigen, z. B. Rollenhagen (s. o.); Da kreig [kriegte] der junge Löwe wieder ein Herz. Luther SW. 64, 331 etc. und mundartl. im Impf. Konjunkt.: kräge. OLudwig Thür. 1, 89; 268; 270 etc. Sowohl plattd. als auch in der gew. hochd. Ausspr. gilt kurzes „i“ in d. 2. und 3. Pers. der Ez. des Präs. und hochd. ebenso in dem schwach abgewandelten Impf. und Partic.: Du kri(e)gst, er kri(e)gt; ich kri(e)gte; gekri(e)gt, wobei das „g“ wie „ch“ lautet. Einschaltung des Flexions-e ist heute ugw., findet sich z. B. in keiner der oben angeführten Belege außer bei Luther und in denen zu den Zsstzg. außer bei Opitz (s. weg-k.) und z. B.: Wie mein Verlangen nur dadurch mehr Hunger krieget. Lohenstein Ros. 47., vgl. Sanders Orth. 70 und 77, wo als Bsp. angeführt ist: Sie haben lange mit einander gekrieget (I) und am Ende hat keiner gekriegt, was er gewollt, od. der Ausspr. gemäßer: „gekricht“ (vgl.: „möchte, gemöcht“ neben „mögen“; „bráchte, gebrächt“ neben „bringen“, „Trächt“ neben „trāgen“ etc.). Vralt. Partic. ohne „ge“ Hos. 7, 9.
Zsstzg. s. bekommen 1b, welche Bsp. sämmtlich auch fürdie entsprechenden Zsstzg. von k. geltenund deßhalbhiernicht wiederholt werden u. vgl. die v. I, z. B. Áb: Kriegt er ’was ab [von der Strafe], so mag er es tragen. G. 5, 237; Mein Bein! Hat er’s doch auch brav abgekriegt [Prügel]. 10, 143; Wir kriegen’s ab für unsern Frevel. 34, 333; Ich bin hin! | Und ist er fort und hat Nichts abgekriegt? [bei dem Gefecht]. Schlegel Sh. 1, 86 etc. Vrsch. I.
An-: vgl. daran-k., versch. I.
Āūf-: Sie hat Sie wohl aufgekriegt [angeworben etc., bewogen], mich zu tödten. Klencke Parn. 2, 184; Nach einer Stunde | kriegten wir den Burschen [den Eber] auf. Müllner 2, 34, wir trieben ihn zur Jagd auf etc.
Āūs-: versch. II.
Be-: vralt. st. kriegen, s. Grimm; versch. I.
Bēī-: Den Brief und das Packet gleich b. [dabei kriegen] etc.
D(a)rán-: (s. daran) Einen d., zu fassen, zu packen kriegen, so daß er an Das, was man will, gehn muß: Wenn Ihr gleich die Andern fortgeschickt, so wird Euch doch Der vielleicht mit seinen Subtilitäten dran-k. G. 8, 164; Wenn man ihn haben will, so muß man etc. ... Es ist nicht das erste Mal, daß ich ihn auf diese Art drangekriegt habe. W. 13, 221, vgl.: Einen an-k., an ihn herangehn, um ihn dranzukriegen etc. Dúrch-.
Eīn-: Den denk’ ich einzukriegen [einzuholen], | der fliegt doch eben nicht so schnell. Gleim 3, 251; Um die Sporteln zweimal einzukriegen [zu erhalten, einzunehmen]. IP. 1, 59, versch. I. Empōr-. Er-:
1) tr.: veralt. st. kriegen (s. I). Sir. 6, 28; Jes. 11, 11; Der sein’ Freud’ und sein Vergnügen | will außerhalb sich selbst e. Weckherlin (WMüler Bibl. 4, 70) etc.
2) refl. mundartl. = sich erholen (von Krankheiten). Kinkel E. 80. Fórt-: (versch. I).Die Pferde kriegten den Wagen nicht fort. Alexis Dor. 1, K. 8. Hêr-, Hín- etc.: Wir wollen, sie zusammenwettern, daß sie nicht wissen, wo sie die Ohrfeigen her-k. Sch. 120betc.; Wie krieg’ ich aber die Blitzdinger wieder heraus? Lichtenberg 5, 256; Ein gutes Resultat heraus-zu-k. W. 23, 246 etc.; Sie hat darin die wunderbarsten Thiere | und kriegt sie ’rein, weiß selbst nicht wie. G. 2, 70; Ich werde das Mädchen schon ’rum-k. [andern Sinns machen, für mich gewinnen]. Immermann M. 4, 51; Er ist ihnen zu hochgestiegen | möchten ihn gern herunter-k. Sch. 320b etc.; Da kriegen mich keine Pferde hin; Ich bekomme das Wort nicht mehr in die Zeile hin, hinein; Sie ärgern mich täglich, sie werden mich bald hin-k. [ins Grab] etc. Hínter-: s. hinter, z. B.: Das Groß der Leser wird’s freilich nicht gar zu gut h. können. W. Merck 1, 249, hinunter-k. etc. Lōs-: So fest verhakt, daß er’s gar nicht l. konnte. Alexis H. 1, 1, 75; Einen Kunstgriff l. etc. Mít-: Jetzt freit seine Tochter. .. Die kriegt mit! Immermann M. 1, 263 etc., versch. I. Nāch-. Nīēder-. I. Úber-: Eins mit der Peitsche ü. etc. II. Über-: (mundartl.) überwinden, verschmerzen: Jch kann’s nicht ü., daß etc. Immermann M. 4, 246. Um-. Unter-: Daß am Ende die Pfassen ihn doch noch bezwängen, sein munteres Naturell unterkriegten. Ense Humb. 123; Nachdem die 2 Krieger .. vergeblich sich bemüht, einer den andern unterzukriegen. Heinse (Jacobi Ir. 8, 903); Der Träumer, den ich unter mir sah, kriegt mich unter. Lichtenberg 4, 373; V. Ar. 1, 154 etc. Vōr-: Nun wird’s aber Zeit, daß ich meine Tochter vorkriege [vornehme etc.]. G. 10, 201. Wég-: Astyanax, welchen Ulysses von der Mutter mit Zwange .. wegkrieget [wegführt]. Opitz 2, 107; Sucht den Zipfel ihres Kleides wegzukriegen und drückt einen Kuß darauf. Sch. 205b etc.; auch: Die innre Gelegenheit durch Kundschafter .. zu erfahren. ... Da hatten die Polen durch Verrath die Lage des .. Saales weggekriegt. Jahn (Herrig 24, 441) etc., vgl. weghaben. Wīēder-: So Etwas kriegt man nicht wieder. G. 5, 4 etc. Zū. Zurück. Zusámmen. Zwíschen- etc.